Kay Martinen <
use...@martinen.de> wrote:
>> in iX 07/1991 gibt es ab Seite 32 einen Artikel "Oberweite 128" mit
>
> Liegt dir die Quelle vor?
Ja.
> Nur das die 486 m.E. damals noch nicht wirklich auf ein Multi-CPU System
> hin optimiert waren. Da dürfte viel Energie in die Cache-kohärenz
> geflossen sein und das nicht eine CPU gegen die anderen arbeitete.
Ersteres weiss ich nicht, letzteres wurde im Artikel nicht erwähnt.
> Sonst dürfte auch ein besserer Bus wenig helfen.
Dieser Bus bezog sich vermutlich nur auf die Anbindung der Peripherie.
> Ich würde einer CISC CPU eine höhere Leistung zugestehen wenn es darum
> geht EIN Programm ohne Störungen (Taskwechsel z.b.) durch zu arbeiten.
> Das ginge aber nur mit einem Singletask System denke ich.
Warum?
> Aber: Zählst du oben jetzt 128 User und 200 Clients zu 328 Benutzern
> zusammen? Ich denke das paßt nicht.
Das Zusammenzählen ist bereits im Artikel erfolgt. Ich habe dies 1:1 zitiert.
> Den Vorteil dieses Konzepts der RISC CPU sehe ich eher darin das die
> Taskwechsel in einem Multitasking-System schneller von statten gehen
> könnten. Wenn ein Befehl nach einem Takt abgearbeitet ist dann kann man
> wechseln. Bei CISC muß man ggf. warten bis der eine Befehl nach X Zyklen
> abgearbeitet ist. Oder ihn nach dem Wechsel erneut beenden wenn der
> Scheduler hart abbricht.
Bei dem verwendeten 486 mit 33 MHz war die Zykluszeit bei ca. 30 ns. Selbst
komplexe Befehle wie Wurzelziehen, die meinetwegen 100 Zyklen bräuchten, sind
damit noch immer in wenigen µs abgearbeitet und wirken sich m. E. nicht auf
das Multitasking per se aus.
Kein mir bekannter Scheduler arbeitet mit derart kleinen Zeitfenstern. Wenn
ich nach einem CPU-Befehl den nächsten Task drankommen lasse, wird ja auch ein
Großteil der Caches mit neuen Befehlen überschrieben.
Ich denke daher nicht, dass Dein Argument sticht. :-)
> Die c't z.b. erscheint 14 Tägig. Damit wäre eine 07/91 der c't schon
> eher eine April-Ausgabe (Jan-März=6 Hefte, 07 als Erstes im April). Bei
> iX weiß ich nicht ob die auch diese Erscheinungsweise übernahmen.
Die iX erscheint seit langer Zeit monatlich, das tut sie noch heute. iX und
c't miteinander zu vergleichen bringt an der Stelle nichts.
> Wieso denn. Das R steht doch für Reduced, das C in CISC für Complex.
> Logischerweise müßte eine RISC CPU ggf. mehrere Befehle brauchen um die
> Wirkung eines CISC Befehls zu erreichen.
Wenn das die ganze Wahrheit wäre, bräuchte man kein RISC. So wie ich das
verstanden habe, sind RISC-CPUs zwar eingeschränkter was den Befehlssatz
betrifft, aber die vorhandenen Befehle werden im Regelfall in sehr wenigen
Zyklen abgeschlossen, was bei CISC-CPUs eher nicht der Fall sein soll. Das
Versprechen damals war, dass die RISC-CPUs im Schnitt schneller wären als die
CISC-Pendants, weil komplexe Befehle vergleichsweise selten im
"haushaltsüblichen" Programmcode vorhanden wären. Diese müsste man den
Compiler in die einzelnen RISC-Opcodes zerlegen lassen, die aber wiederum in
RISC-manier in wenigen Zyklen abgeabeitet wären und damit nur unwesentlich
langsamer im Vergleich zu einer CISC-Implementation wären. Die meisten anderen
Befehle würden von der RISC-CPU in weniger Taktzyklen abgearbeitet im
Vergleich zu einer CISC-Implementation.
Das RISC-Konzept erwuchs aus einer Studie von IBM (!), die existierenden Code
untersucht hatten:
---8<---
The design was based on a study of IBM's extensive collection of statistics
gathered from their customers. This demonstrated that code in high-performance
settings made extensive use of processor registers, and that they often ran
out of them. This suggested that additional registers would improve
performance. Additionally, they noticed that compilers generally ignored the
vast majority of the available instructions, especially orthogonal addressing
modes. Instead, they selected the fastest version of any given instruction and
then constructed small routines using it. This suggested that the majority of
instructions could be removed without affecting the resulting code. These two
conclusions worked in concert; removing instructions would allow the
instruction opcodes to be shorter, freeing up bits in the instruction word
which could then be used to select among a larger set of registers.
---8<---
Quelle:
<
https://en.wikipedia.org/wiki/Reduced_instruction_set_computer#IBM_801>
> OBTW. Der 486(DX) wurde seinerzeit nicht nur mit der eingebauten FPU
> beworben. Sondern auch damit das er viele Befehle schneller (idealfall:
> nur ein Takt) ausführte. War er damit nicht der Erste der CISC durch
> internes RISC ersetze? :-)
In der iX und den c't Heften aus der Ära wird tatsächlich in mehreren Artikeln
genau das behauptet.
>> Geschweige denn dass sie 1993/1994 die Hardwarebasis der AS/400 auf RISC
>> (PowerPC AS) ugestellt hätten, *das* Multiuser-System der "mittleren
>> Datentechnik" schlechthin.
>
> Naja. Der IBM PC war ja auch nicht unbedingt ein Leuchtfeuer der
> Spitzenleistung.
Das war 10 Jahre vorher. Was erwartest Du?
Zudem war IBM-PC war alles, aber keine echte IBM-Entwicklung. Du vergleichst
gerade Äpfel (PC-Technik) mit Birnen (Server-Technik). :-)
[...] a proposal by Lowe that by forming an independent internal working group
and abandoning all traditional IBM methods, a design could be delivered within
a year and a prototype within 30 days.
vs.
The public responded to these rumors with skepticism, owing to IBM's tendency
towards slow-moving, bureaucratic business practices tailored towards the
production of large, sophisticated and expensive business systems. As with
other large computer companies, its new products typically required about four
to five years for development, and a well publicized quote from an
industry analyst was, "IBM bringing out a personal computer would be like
teaching an elephant to tap dance."
Quelle: <
https://en.wikipedia.org/wiki/IBM_Personal_Computer#History>
> Ich vermute der Artikel ist entweder ein nicht-bekannter Aprilscherz oder
> schlichtweg daneben gewesen.
Nicht unbedingt der ganze Artikel, aber die zitierte Behauptung finde ich
schon abenteuerlich in ihrer Begründung. Ich scheine mit dieser Einschätzung
nicht alleine zu sein.
:wq! PoC