Dennis Grevenstein <
dennis.gr...@gmail.com> wrote:
> Ist ja auch kein Wunder, weil so ein Krankenhaus ein typischer
> Anwendungsfall ist, wo alles so teuer ist, dass die Windows-Lizenz am Ende
> nicht mehr ins Gewicht fällt. Die ganzen Mitarbeiter müssen alle durch
> Schulungen durch, um das Zeug zu benutzen. Natürlich bringen die eher eine
> mobile app raus als eine neue client-Plattform zu unterstützen, die kaum
> einer im Einsatz hat.
Jetz kommen wir langsam in eine gemeinsame Richtung!
> Aber stell Dir nur mal vor, Du würdest sowas auf Linux hochziehen.
Kurz: Das kannste vergessen.
> Als Alternative kann man sich nun einen freies Windows-clone vorstellen, der
> stabil und sicher funktionert (gibt es nicht)
Das ließe sich ändern. Die Basis existiert.
> und von einer Firma supported wird, der alle vertrauen, dass man da X Jahre
> lang ein gutes Produkt kaufen können wird (gibt es auch nicht).
Der springende Punkt an dieser Stelle ist: Nicht mal von Microsoft!
Preisfrage: Wer sagt, das das eine Firma machen muss? Wer sagt, dass das nur
*eine* Firma machen muss?
> Selbst wenn es das alles geben würde, dann wäre das nicht billiger als
> echtes Windows und das ist alles, was die Erbsenzähler am Ende des Tages
> interessiert.
Der Erbsenzähler ist aber schon Stand heute per Gesetz dazu verpflichtet,
datenschutzkonforme Lösungen zu berücksichtigen. Es gibt nur keine, weswegen
ganz viele Leute ganz viele Augen zudrücken und MS gewähren lassen.
Andererseits ist nuch icht jede kommerziell genzutzte Windows-Installation
datenschutzrelevant.
> CGM Medico ist ja auch ein schönes Bespiel, weil es tatsächlich eine
> brauchbare, in M$ Word integrierte Arztbriefschreibung hat, also nicht nur
> alles in einem eigenen Interface anzeigt. So Zeug müsste man erstmal mit
> Libreoffice so nachbauen, dass es komplett austauschbar mit Windows clients
> funktioniert.
Richtig!
> Bei Deiner freien Windows-Alternative hättest Du auch ständig das Problem,
> dass einer zertifizieren muss, dass es kompatibel ist bei jedem update.
Das ist bei Windows auch von Microsoft nicht "zertifiziert" der Fall, soweit
ich weiss.
> Den Vorteil eines freien Windows, um dann trotzdem noch M$ Office zu
> benutzen, sehe ich auch nicht.
Es muss auch hier nicht zwingend MS-Office sein.
>> Das ist ja der Witz. Ein Großteil von dem was neuere Windowsversionen mit
>> sich bringen ist für die genannte Klasse an Applikationen komplett
>> irrelevant, weil wird eh nicht benutzt. Dort interessiert weder die letzte
>> DirectX-Version, noch eine tolle Cloud-API für Azure oder ein
>> Microsoft-Konto.
>
> Mag schon sein, aber wir reden ja von einer Umgebung, wo man sowas nicht auf
> Vertrauen und gut Glück hinstellt. Die wollen das kaufen und dann wissen,
> dass sie dafür X Jahre patches und support bekommen.
Je nach dem ist das für den Admin irrelevant. Anders kann ich es mir
nicht erklären, dass da draußen noch immer Windows XP und 7 am Start ist.
Nicht mehr in der Fläche wie noch vor einiger Zeit, aber noch immer mehr als
sicherheitstechnisch ratsam ist. Möglicherweise ist der nur langsame Rückgang
solcher Installationen eine direkte Folge von Hardwareausfällen. :-)
Und ja, mit dem Netz verbundene Windows 7-Kisten in Krankenhäusern sind eine
Tatsache, auch in 2023. Wie das in Arztpraxen, Behörden und Kleinkrauterfirmen
ausschaut will ich gar nicht wissen.
Microsoft will Geld verdienen. Also sagen sie "Version x wird nicht mehr
unterstützt, kauft das Upgrade". Man muss das aber nicht so machen. Rolling
Releases sind zwischenzeitlich bekannt und überbordende Featuritis und
Clouditis als Killerfeatures sind bei der dargelegten Anwenderschaft
überwiegend nicht gefragt.
Wenn eine direkt durch die EU geförderte non-profit Institution sich um das
Stopfen von Sicherheitslücken, einbinden von "Power-Usern" als Testern,
Bereitstellen der Update-Infrastruktur und was sonst noch dahintersteckt
kümmert, sehe ich auf Anhieb keinen Grund weswegen das Konzept nicht aufgehen
kann. Das oberste Gebot ist Zuverlässigkeit.
Gegen persönliche Befindlichkeiten und "das ist aber nich original" ist kein
Kraut gewachsen. Diese Leute kriegt man aber auch nicht mit Linux eingefangen.
Es geht auch nicht darum, auf Anhieb 100% der Anwenderschaft in einer
Hauruck-Aktion von Microsoft zu entwöhnen. Mal davon abgesehen dass das mit
der vorhandenen Personaldecke nicht stemmbar ist, gibt es auch keinen Grund
dazu, dieses Risiko dass dann doch was nicht tut einzugehen.
> Die wollen, wenn das System mal stehenbleibt, dass es da ein rotes Telefon
> gibt, wo einer drangeht und sich sofort kümmert, dass es wieder läuft.
Genau. Und am Ende des Telefons ist wer? Nicht Microsoft, sondern der
auserkorene IT-Dienstleister. Und auch der IT-Dienstleister hat als
Mittelständler im Regelfall keinen direkten Draht zu Microsoft.
Er kennt die üblichen Probleme, liest brav Heise und hat ungefähre Anhnung wo
er bei "es geht nicht mehr" dranfassen muss. Dieses Wissen ist unter Linux nix
mehr wert, aber kann für ein nicht-Microsoft Windows zum allergrößten Teil
weitergenutzt werden.
> Die wollen dann nicht auf einer mailing Liste fragen oder einen
> möglicherweise-fix aus einem git repository ziehen und compilieren.
Korrekt. Das ist aber auch unter MS-Windows nicht der Fall und soll sich für
ein theoretisch existierendes freies Äquivalent nicht ändern.
> Kurzum: eine freie Windows-Alternative, die solchen Ansprüchen genügt, kann
> man nur durch einigermaßen hohen finanziellen Aufwand herstellen.
Genau. Deswegen stelle ich mir vor, dass eine durch die EU geförderte
non-profit Institution hier sinnvoll wäre.
> Wenn man nicht gerade ein abgeschotteter, von Sanktionen belegter Staat ist,
> dann hat man wenig Grund dazu.
Bloß weil es aus Russland kommt, muss ein Fork deswegen keineswegs in Russland
bleiben.
>> Und zur Kultur: Idealismus ist abseits der universitären IT eine
>> Randerscheinung.
>
> Unix kommt ja aus der universitären IT.
Deswegen auch mein Seitenhieb. :-)
> Jenseits davon kaufen die Leute was supported und zertifiziert ist.
Jein. Zertifizierte Produkte sind meistens dann gefragt, wenn die
Zertifizierung von oben als notwendig für die Einsatzerlaubnis deklariert
wird. Ansonsten "genügt" dem pragmatischen Admin ein "es funktioniert
anscheinend" Produkt. Support ist da nicht mal auf Platz 1.
Mal davon abgesehen halte ich "zertifiziert" überwiegend für Geldmacherei.
Dass ein Zertifikat nicht zwingend das Papier wert ist auf das es gedruckt
wurde, hat sich schon des öftern gezeigt. Aber eine Menge Firmen verdienen
daran, weswegen der Status Quo aufrecht erhalten wird.
- Die Urheber, weil die Software ja höheren Standards genügen muss. Es ist
teurer, diese Standards einzuhalten.
- Die Zertifizierer, die mehr oder weniger intensiv prüfen ob das Produkt die
Veraussetzungen für die Zertifizerung einhält.
- Die Implementierer, die für das zertifizierte Produkt ihrerseits
zertifiziert sein müssen, damit sie das Produkt auch gemäß Zertifizierung
installieren und konfigurieren können.
Auf der Strecke bleiben die Admins und Anwender, weil der Bremsklotz
Zertifizierung mit der in der Praxis herrschenden Taktrate von Updates und
neuen Releases von Abhängigkeiten nicht mithalten kann.
> Das ist halt alles so schnelllebig gewesen. Dazu kommt, dass viele der PC
> Unices to übel schrottig und verbugt waren, dass man da kaum noch Vertrauen
> haben kann.
Das stimmt wohl
>> Was ist Opensewer?
> SCO Openserver war die SVR3 Linie von SCO.
Ah, jenes. Danke für die Erläuterung.
:wq! PoC