Thomas Koenig wrote:
[CPU-Cloning in der DDR]
> Warum haben die Leute das damals gemacht?
Nehme an, um kompatibel zu bleiben. Spätestens bei 16Bit-Prozessoren.
> Es wäre doch viel besser gewesen, den eigenen Experten mal
> freie Bahn zu lassen, sich selber was auszudenken und dann auch
> umzusetzen. Vorhandene Dinge nachzubauen führt bestenfalls dazu,
> dass man eine Generation zurückliegt.
Auf diese Idee sind sie seltsamerweise nie gekommen.
> Oder lag es daran, dass sie die Software verwenden wollten?
Denke ja, siehe oben. Wobei Software in diesem Fall vor allem
Betriebssysteme bedeutet. Bei 8Bit-Technik wurde mit eigenen
ROM-resistenten BIOS/OS-Entwicklungen gearbeitet, z.B. beim MC80 von
Elektronik Gera und bei diversen Controllern, die kaum jemals
nennenswerte Stückzahlen erreichten. Robotron setzte allerdings
CP/M-Clones auf seinen Bürocomputern ein.
>> An sich ein Prozessor, der
>> im Gegensatz zum i8086 mit dem M68000 gut mithalten konnte, sich aber
>> wegen einiger Fehler im Befehlsdecoder wohl nicht durchsetzen konnte.
> Das ist so ein bisschen das Problem. Ein Decoder für eine
> CISC-Architektur ist nun mal kompliziert. Daher ist es nur
> folgerichtig, da auf Microcode zu gehen, wie es ja in den 1960ern
> und 1970ern praktisch alle Mainframe- und Microcomputeranbieter
> taten.
Mikro- oder Minicomputer? Weil ja gerade Mikroprozessoren der ersten
Generationen Decoder statt Mikroprogrammen hatten. Angriffszenarien wie
heute gegen Intel-CPUs waren da einfach nicht drin.
> Auch Z80 und 6502 waren überwiegend Dekodier- und Sequenziermaschinen,
> die noch ein bisschen was gerechnet haben. Und Zilog hatte halt
> einen hart verdrahteten Decoder/Sequenzierer und hatte dabei Fehler
> gemacht. War auch deutlich komplexer als der Z80.
Von der Beschreibung des Z8000 her las sich das wie eine Großrechner-CPU
auf einem Chip. Wobei manches sogar strukturell vereinfacht wurde, z.B.
die Register. Genau wie beim M68000, jedes Register kann alles, damit
kein ständiges Umladen von und nach A mehr wie bei Intel.
> Aus der Nummer kamm tatsächlich 1970 die Nova raus (eine geniale
> Architektur für ihre Zeit), aber auch Data General hat ein paar
> Jahre später mit der Eclipse auf komplexe Instruktionen und
> Mikroprogrammierung gesetzt statt auf Einfachheit, Geschwindigkeit
> und viele Register wie die klassischen RISC.
Von dem Teil haben wir hierzulande nix mitbekommen.
>> Damit hatte die DDR aufs falsche Pferd gesetzt und war fortan auf
>> Importe sowjetischer i8086-Clones angewiesen.
> Urgh.
WIMRE hat der tschechische Hersteller Tesla zumindest den i8080 geclont,
evtl. auch 8086 und/oder 8088.
--
CU Chr. Maercker.