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Re: Debian beendet i386/i686

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Diedrich Ehlerding

unread,
Dec 30, 2023, 1:45:16 PM12/30/23
to
Hergen Lehmann meinte:

>> Wenn's keine Patches mehr gibt, dann gibt's eben keine Patches
>> mehr, man lässt das Zeug trotzdem weiterlaufen, so ist die Welt.
>
> Aber bitte nicht im (gewerblichen) Produktivbetrieb, denn das wird
> gerne SEHR teuer.

Es gibt Umgebungen, wo SEHR alte Hard- und Software laufen und am Leben
gehalten werden muss. Ich hatte zB mal mit einem Elektronikunternehmen
zu tun, das u.a. und vor allem an die Bundeswehr bzw. die Marine
lieferte, und da standen etliche Uraltserver rum. Die sagten mir damals,
wenn da ein Gerät auf einem Schiffstyp eingeführt ist - sagen wir: ein
Pentium I mit NT 3.5 - dann muss das 25 Jahre lang und länger lieferbar
sein. Die haben sich sowohl Hard- als auch Softwarer in entsprechender
Stückzahl auf Lager gelegt; nein, da darf kein NT 4 und schon gar nichts
neueres drauf, da darf auch keine neuere Hardware eingesetzt werden,
sondern genau und exakt diese usw. Die hatten da auch ne Menge alte Sun-
Workstations mit SunOS irgendwas rumstehen (nein, nicht mit Solaris ...)

Und ich weiß auch, dass ich mit einem Kunden im durchaus
nichtmilitärischen Umfeld zu tun hatte, der jedenfalls vor 4 Jahren
noch eine Software auf einem uralten Tower-Server mit NT4 betrieb. Nein,
wirrtualisieren konnte er das auch nicht, wg. Hardwaredongle am
Parallelport. Der hatte auch ein Ersatzsystem kalt rumstehen, für den
Fall der Fälle, und eine Maschine als Ersatzteillager. Und die Software
neu schreiben (lassen) war auch keine Option, denn die genauen
Spezifikationen, was die tat, waren nicht mehr auffindbar, man wisste
nur: man braucht das Gerät, wenn das ausfällt, steht nach kurzer Zeit
die Produktion, und außerdem wäre das wohl teuer geworden ... Der IT-
Leiter sagte da ganz klar: Ich habe meinen Vorstand mehrfach auf diese
Leiche im Keller hingewiesen, Geld für den Ersatz gibts nicht, ich gehe
in zwei Jahren in den Ruhestand, so lange werden die Ersatzsysteme wohl
noch durchhalten, und nach mir die Sintflut. Gut möglich, dass das immer
noch so läuft.

Gut, die Dinger bei der Bundeswehr stehen nicht im Internet.

Da das nix mnehr mit Linux zu tun hat, lenke ich passend um.
--
gpg-Key (DSA 1024) D36AD663E6DB91A4
fingerprint = 2983 4D54 E00B 8483 B5B8 C7D1 D36A D663 E6DB 91A4
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.

Hergen Lehmann

unread,
Dec 30, 2023, 2:30:04 PM12/30/23
to
Am 30.12.23 um 19:40 schrieb Diedrich Ehlerding:
> Hergen Lehmann meinte:
>
>>> Wenn's keine Patches mehr gibt, dann gibt's eben keine Patches
>>> mehr, man lässt das Zeug trotzdem weiterlaufen, so ist die Welt.
>>
>> Aber bitte nicht im (gewerblichen) Produktivbetrieb, denn das wird
>> gerne SEHR teuer.
>
> Es gibt Umgebungen, wo SEHR alte Hard- und Software laufen und am Leben
> gehalten werden muss. [...]

Ja - aber nicht gemeinsam mit von DAUs bedienten Windows-Büro-PCs in
einem Netz, das Verbindung zum Internet hat. Und auch nicht, um Geld zu
sparen, sondern weil es zwingende technische Gründe gibt. Die Steuerung
für eine teure Maschine sprach ich ja schon an.


> Der IT-
> Leiter sagte da ganz klar: Ich habe meinen Vorstand mehrfach auf diese
> Leiche im Keller hingewiesen, Geld für den Ersatz gibts nicht, ich gehe
> in zwei Jahren in den Ruhestand, so lange werden die Ersatzsysteme wohl
> noch durchhalten, und nach mir die Sintflut. Gut möglich, dass das immer
> noch so läuft.

Genau das ist Leichtsinn pur und kostet dann, wenn es knallt, RICHTIG
viel Geld.

Dennis Grevenstein

unread,
Dec 30, 2023, 2:37:41 PM12/30/23
to
In de.alt.folklore.computer Diedrich Ehlerding <diedrich....@t-online.de> wrote:
>
> Gut, die Dinger bei der Bundeswehr stehen nicht im Internet.

Hauptsache die stehen weit genug weg, dass der Feind(tm) da nicht
drankommt.

gruss,
Dennis

--
"I've seen things you people wouldn't believe. Attack ships on fire off the
shoulder of Orion. I watched C-beams glitter in the dark near the Tannhaeuser
gate. All those moments will be lost in time, like tears in rain."

Diedrich Ehlerding

unread,
Dec 31, 2023, 5:35:55 AM12/31/23
to
Hergen Lehmann meinte:

>> Der IT-
>> Leiter sagte da ganz klar: Ich habe meinen Vorstand mehrfach auf
>> diese Leiche im Keller hingewiesen, Geld für den Ersatz gibts nicht,
>> ich gehe in zwei Jahren in den Ruhestand, so lange werden die
>> Ersatzsysteme wohl noch durchhalten, und nach mir die Sintflut. Gut
>> möglich, dass das immer noch so läuft.
>
> Genau das ist Leichtsinn pur und kostet dann, wenn es knallt, RICHTIG
> viel Geld.

Ja. Aber in diesem Fall wars der Vorstand, der da leichtsinnig ist. Der
IT-Leiter hat damals auch gesagt "die Mails habe ich mir gut aufgehoben"
- was soll er denn auch machen?

Marcel Mueller

unread,
Dec 31, 2023, 5:59:33 AM12/31/23
to
Am 30.12.23 um 19:40 schrieb Diedrich Ehlerding:
> Es gibt Umgebungen, wo SEHR alte Hard- und Software laufen und am Leben
> gehalten werden muss.
[...]

Natürlich, jegliche Industrieanlagensteuerungen dürften darunter fallen.
Die installiert man nicht eben mal für 'ne halbe Million neu.
Aber der entscheidende Punkt ist, dass dann auch die Software alt ist,
bzw. sein muss. Insofern tut es da auch nicht weh, wenn neue Software
auf dem alten Eisen nicht mehr läuft.


Marcel

Raimund Huemmer

unread,
Jan 1, 2024, 6:16:10 AMJan 1
to
Hergen Lehmann <hlehmann...@snafu.de> writes:

>> Es gibt Umgebungen, wo SEHR alte Hard- und Software laufen und am
>> Leben
>> gehalten werden muss. [...]
>
> Ja - aber nicht gemeinsam mit von DAUs bedienten Windows-Büro-PCs in
> einem Netz, das Verbindung zum Internet hat. Und auch nicht, um Geld
> zu sparen, sondern weil es zwingende technische Gründe gibt. Die
> Steuerung für eine teure Maschine sprach ich ja schon an.

Damals als alles von d|i|g|i|t|a|l seinem Lebensende entgegenging,
erinnere ich mich an einige Szenarien, die es notwendig machten, bspw. die
Microvax mit VMS 5.5 und darauf laufende Unternehmenssoftware noch einige Zeit
verfügbar zu halten. Darüberhinaus war auch noch Novell Netware im
Spiel.

Konnte mich damals mit dem gerade im Linuxkernel verfügbaren DECnet ganz
gut behelfen, die o.g. PCs zu bedienen.

Der Umstieg von Debian i386 auf amd64 dürfte IMHO leichter zu
bewerkstelligen sein.

Gruß
Raimund

--
Life's too short to read boring signatures

Wolf gang P u f f e

unread,
Jan 1, 2024, 10:55:19 AMJan 1
to
Sowas kenne ich auch.
Steuerrechner einer Produktionsanlage defekt. Vermutlich gealterte
Kondensatoren auf dem Mainboard. Die wurden ein paar Jahre zuvor schon
mal von einem Bastler getauscht und die Anlage lief wieder.
Dieses mal war der Fehler nicht zu lokalisieren.
Hochspezieller Kram (alte Software unter WinXP), wo keiner Ahnung hat,
das auf einem neuen Rechner zu übertragen und in Betrieb zu nehmen.
Die Zeit läuft... die Produktion steht... es laufen Kosten auf.
Ersatz-Rechner beim Maschinenhersteller (nur Komplett-PCs zum Austausch)
kostete WIMRE über 7000 Euro. Dafür Plug & Play mit konfigurierter
Steuerungssoftware und die Anlage lief sofort wieder.
Natürlich war das wieder nur ein alter WinXP-Rechner.

ca.4 Jahre später stirbt ein baugleicher Rechner an einer anderen Anlage.
Der Preis hatte sich inzwischen auf über 13000 EURO fast verdoppelt.



Diedrich Ehlerding

unread,
Jan 1, 2024, 11:04:30 AMJan 1
to
Wolf gang P u f f e meinte:

> Die Zeit läuft... die Produktion steht... es laufen Kosten auf.
> Ersatz-Rechner beim Maschinenhersteller (nur Komplett-PCs zum
> Austausch) kostete WIMRE über 7000 Euro. Dafür Plug & Play mit
> konfigurierter Steuerungssoftware und die Anlage lief sofort wieder.
> Natürlich war das wieder nur ein alter WinXP-Rechner.
>
> ca.4 Jahre später stirbt ein baugleicher Rechner an einer anderen
> Anlage. Der Preis hatte sich inzwischen auf über 13000 EURO fast
> verdoppelt.

Dass die Dinger teurer werden, ist wenig verwunderlich. Abgesehen von
der allgegenwärtigen Inflation: diese Ersatzrechner, also aus heutiger
Sicht Uraltsysteme, auf denen WinXP läuft, sowie die Software und die
Lizenzen für Windows, musste der Maschinenhersteller ja vor ca 20 Jahren
kaufen und einlagern; das bindet Kapital und kostet ihn Geld. Und
vermutlich altern die eingelagerten Mainboards und ihre Kondensatoren
auch, d.h. er kann gar nicht sicher sein, dass alle eingelagerten auch
tatsächlich laufen.

Marco Moock

unread,
Jan 1, 2024, 11:06:40 AMJan 1
to
Am 01.01.2024 um 17:03:42 Uhr schrieb Diedrich Ehlerding:

> Dass die Dinger teurer werden, ist wenig verwunderlich. Abgesehen
> von der allgegenwärtigen Inflation: diese Ersatzrechner, also aus
> heutiger Sicht Uraltsysteme, auf denen WinXP läuft, sowie die
> Software und die Lizenzen für Windows, musste der Maschinenhersteller
> ja vor ca 20 Jahren kaufen und einlagern; das bindet Kapital und
> kostet ihn Geld. Und vermutlich altern die eingelagerten Mainboards
> und ihre Kondensatoren auch, d.h. er kann gar nicht sicher sein, dass
> alle eingelagerten auch tatsächlich laufen.

Vor allem wollen XP und neuer ne Aktivierung (sonst muss man das Ding
umgehen und das wollen solche Hersteller sicherlich nicht offiziell
machen) und die Server für XP sind glaub schon abgestellt.
Wie das bei Vista,7 und 8 ist, weiß ich nicht.

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