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SZ: Torschluss - kein Grund zur Panik

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A. Zeller

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Apr 20, 2012, 6:48:16 AM4/20/12
to
Eine Betrachtung des Endes von Gottschalks und Schmidts Sendung. Ich würde
nicht allem zustimmen aber manchem schon. Und dann ist da ja noch die
Chronistenpflicht, der ich mich hiermit hingebe.

"Schmidt ist 55 und Gottschalk 61. Ältere Moderatoren der
Fernsehunterhaltung gibt es nicht mehr. In beiden Fällen hat ein dauerhaft
mangelhaftes Interesse der Zuschauer zur Absetzung geführt.

Es ist eine große Verlockung, daraus den Schluss zu ziehen, dass es zwei
alte und mit Geld gefüllte Fernsehsäcke einfach nicht mehr auf die Höhe
der Zeit schaffen und ihr Publikum verloren haben. Das ist, bei genauer
Betrachtung, nicht so, und es handelt sich bei Gottschalk und Schmidt auch
um zwei sehr verschiedene Vorgänge - so wie das, was sie machen,
grundverschieden ist."

"Schmidt, 55, ist aus Sicht eines Fernsehmanagers das exakte Gegenteil von
Gottschalk. Er hat und hatte immer nur eine sehr spitze Zielgruppe. Eine
Million bis maximal 1,5 Millionen Menschen möchten sich seit 1995 seine
'Late Night Show' anschauen.

Seine intelligente Bildungs- und Gesellschaftssatire kurz vor Mitternacht
ist in Deutschland konkurrenzlos. Die Entscheidung von Sat 1, die 'Harald
Schmidt Show' jetzt einzustellen, wird zwar mit der schlechten Quote
begründet. Doch Schmidt engagiert man nicht wegen irgendeiner
Quotenerwartung. Er ist immer auch Sender-Botschafter und Imageträger
gewesen.

Wenn die Schmidt-Show inzwischen unter einer Million Zuschauern liegt, hat
das vor allem mit Sat 1 zu tun, einem Sender, der von Finanzinvestoren
geführt wird. Die wollen Rendite, so veranstalten sie Programm, billiger
geht es nicht mehr. Bei Schmidt, dem seit Monaten gute Sendungen gelingen,
kann es dauern, bis er wieder auf Sendung geht. Ihn muss man sich leisten
wollen - und das können per se nicht viele."

Wer will, kann den Rest hier lesen:
http://www.sueddeutsche.de/medien/nach-dem-aus-von-gottschalk-live-torschluss-kein-grund-zur-panik-1.1337037



--
Wir wurden durch das Fernsehen aufgezogen in dem Glauben, dass wir alle
irgendwann mal Millionäre werden, Filmgötter, Rockstars. Werden wir aber
nicht. Und das wird uns langsam klar. - Fight Club

DieterW illen

unread,
Apr 21, 2012, 6:28:01 AM4/21/12
to
Am 20.04.2012 12:48, schrieb A. Zeller:

...

> Wenn die Schmidt-Show inzwischen unter einer Million Zuschauern liegt,
> hat das vor allem mit Sat 1 zu tun, einem Sender, der von
> Finanzinvestoren geführt wird. Die wollen Rendite, so veranstalten sie
> Programm, billiger geht es nicht mehr. Bei Schmidt, dem seit Monaten
> gute Sendungen gelingen, kann es dauern, bis er wieder auf Sendung geht.
> Ihn muss man sich leisten wollen - und das können per se nicht viele."
>
> Wer will, kann den Rest hier lesen:
> http://www.sueddeutsche.de/medien/nach-dem-aus-von-gottschalk-live-torschluss-kein-grund-zur-panik-1.1337037

Mir gefällt nicht, bei Schmidt die ganze Schuld dem Sender (ohne
deswegen aber irgendetwas gutes über Sat1 sagen zu wollen) zu geben, und
die Begründung allein in der Quote zu suchen. Wie im Text erwähnt hatte
Schmidt immer "schlechte" Quoten. Aber in seiner guten Zeit sprach man
über seine Sendung, und vor allem haben die intellektuellen Kreise von
ihm geschwärmt. Das ist vorbei, er ist kein Imageträger mehr. Ich habe
seit langer Zeit nichts wichtiges mehr über Schmidt gelesen. Und auch
wenn es Zyklen in der Berichterstattung gibt und man in Deutschland zum
Runterschreiben neigt, was man vorher hochgeschrieben hat, so sehe ich
in Schmidts Mißerfolg kaum einen anderen Grund als ihn selbst. Das will
ich jetzt aber nicht weiter ausführen, um nicht über die Maßen
nachtragend zu wirken.

Der kleine Wirbel um den FDP-Vorsitz in Berlin straft mich ja eigentlich
Lügen: Schmidt macht einen lauen Scherz, und mehrere verzweifelte
Politiker und Journalisten springen drauf an. Aber ich rette mich dan
dahingegehend, daß mir diese Resonanz von der Qualität einfach nicht reicht.

Dieter

Jensi Manderi

unread,
Apr 23, 2012, 8:51:38 AM4/23/12
to
Wenn ich mich bitte auch kurz dazu äußern darf:

On Apr 21, 12:28 pm, DieterW illen <dieterjo...@live.de> wrote:
> Mir gefällt nicht, bei Schmidt die ganze Schuld dem Sender (ohne
> deswegen aber irgendetwas gutes über Sat1 sagen zu wollen) zu geben, und
> die Begründung allein in der Quote zu suchen. Wie im Text erwähnt hatte

Ich vermute, die Quote ist die wesentlichste (wenn nicht gar einzige)
Begründung für Sat1.

> Schmidt immer "schlechte" Quoten. Aber in seiner guten Zeit sprach man
> über seine Sendung, und vor allem haben die intellektuellen Kreise von
> ihm geschwärmt. Das ist vorbei, er ist kein Imageträger mehr. Ich habe
> seit langer Zeit nichts wichtiges mehr über Schmidt gelesen. Und auch
> wenn es Zyklen in der Berichterstattung gibt und man in Deutschland zum
> Runterschreiben neigt, was man vorher hochgeschrieben hat, so sehe ich
> in Schmidts Mißerfolg kaum einen anderen Grund als ihn selbst. Das will
> ich jetzt aber nicht weiter ausführen, um nicht über die Maßen
> nachtragend zu wirken.

Schmidt als Grund für den "Mißerfolg"? Immerhin einigen Erfolg hat er
ja, und die letzten Sendungen sind meistens witzig. Bei mir gibt es
zugegeben auch einen gewissen Mitleidseffekt, wobei sich ein Schmidt
vermutlich nicht gerne am Mitleid seiner Zuschauer trösten möchte.

In der Sendung schiebt er den "Mißerfolg" ja immer mal auf seine
Redaktion. Das könnte ein Grund sein (z.B. die in Holz gebrannten
Sprüche von Butler Markus, manche Standup-Witze, die zu wenigen
selbstproduzierten Einspieler, das Nicht-mehr-Auftreten von Udo
Brömme). Wäre mal interessant zu wissen, ob Schmidt sich manchmal
denkt: meine Güte, was haben wir denn heute wieder für einen lauen
Mist im Standup. Dann das Publikum im Studio: irgendwie klatscht es
nicht mehr richtig, da müssen schon 20 Mikrofone über die Leute
gehängt werden, damit es im TV noch begeistert klingt (OK, ich kenne
die Situation von früher nicht). Dann aber auch Schmidt: seine
Prosodie ist irgendwie anders als noch vor Jahren, und klingt sehr
nach Flucht in eine Moderations- und Witze-Ankündigungsroutine bei
gleichzeitig größerer Empfindlichkeit. Das war vorwiegend in der Zeit
vorm Rausschmiss so, direkt danach eine Lockerung. Aber was weiß denn
ich. Herumnörgeln kann man immer. Vermutlich hat Twitter die Sache
kaputtgemacht.

> Der kleine Wirbel um den FDP-Vorsitz in Berlin straft mich ja eigentlich
> Lügen: Schmidt macht einen lauen Scherz, und mehrere verzweifelte
> Politiker und Journalisten springen drauf an. Aber ich rette mich dan
> dahingegehend, daß mir diese Resonanz von der Qualität einfach nicht reicht.

Qualität? Welche Art von Artikeln erwartest Du denn?

Vielleicht ist die Gästeauswahl aktuell auch zu speziell, um Relevanz
zu erreichen. Wieso sie keine Politiker mehr einladen, frage ich mich.
Oder wirklich relevante Personen aus dem Bereich der Kultur, wie
damals Dieter Bohlen.

A. Zeller

unread,
Apr 25, 2012, 6:24:53 AM4/25/12
to
Am 23.04.2012, 14:51 Uhr, schrieb Jensi Manderi
<jensi....@googlemail.com>:

> Oder wirklich relevante Personen aus dem Bereich der Kultur, wie
> damals Dieter Bohlen.

Der war gut...!
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