Michael Pachta schrieb:
> Zu Lebzeiten des seligen UFH gab es in manchen Gruppen (z.B.
> de.alt.fan.aldi) immer wieder mal Diskussionen über das Thema
> Currywurst.
Nicht nur dort, sondern auch in tota.nachfolger oder ger.ct, denke ich.
> UFH hat unerschütterlich die Meinung vertreten, dass man
> streng unterscheiden müsse zwischen einer Wurstsorte namens "Currywurst"
> und einem gleichnamigen Gericht.
Wie so manches.
> Ich hielt das stets für Quatsch und mutmaßte Trollerei. Letzteres mag
> vielleicht nicht der Fall gewesen sein.
Nein, ich denke, er war davon wirklich überzeugt; Quatsch bleibt es
dennoch. Wir hatten das IIRC 2014 (und 2016) abschließend geklärt,
freilich ohne UFH überzeugen zu können.
Eine spezifische Wurstsorte namens "Currywurst" mit einiger
Verkehrsbedeutung gibt es nämlich nicht, wie man den Leitsätzen für
Fleisch und Fleischerzeugnisse entnehmen kann. Dort lässt sich auch
nachlesen, dass UFHs Annahme^Wfeste Überzeugung, eine Rostbratwurst -
*die* Currywurst! - sei eine feine und gebrühte Bratwurst, so nicht
zutraf; vielmehr ist Rostbratwurst ein Fleischerzeunigs, das auch als
grobe Bratwurst, Schweinsbratwürstchen, Schweinswürstchen, fränkische
Bratwurst, Pfälzer Bratwurst, Hessischer Bratwurs und Treuchtlinger
bezeichnet wird und werden darf (Leitsätze für Fleisch und
Fleischerzeugnisse, 2.221.11), wohingegen eine "Rostbratwurst, fein
zerkleinert" auch als Bratwurst, Rheinische Bratwurst, Schlesische
Bratwurst bezeichnet wird (Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse,
2.221.12). [1]
Vielmehr ist "Currywurst" ausschließlich die Bezeichnung für ein Gericht,
das regional unterschiedlich sowohl aus einer Brat- als auch aus einer
Brühwurst hergestellt wird. "Bratwurst" ist dabei im im Gegensatz zur
Brühwurst keine wohldefinierte Bezeichnung; je nach regionaler
Verkehrsanschauung werden darunter u.a. Brühwürste verstanden, bei denen
das Muskeleiweiß durch Hitzeeinwirkung zusammenhängend koaguliert ist, so
dass die sie bei etwaigem erneuten Erhitzen schnittfest bleiben, aber auch
Rohwürste, die in unerhitztem Zustand und gereift in den Verkehr kommen,
oder auch Kochwürste. "Brühwürste" hingegen sind durch Brühen, Backen,
Braten oder auf andere Weise hitzebehandelte Wurstwaren, bei denen
zerkleinertes rohes Fleisch mit Kochsalz und ggf. anderen technologisch
notwendigen Salzen meist unter Zusatz von Trinkwasser (oder Eis) ganz oder
teilweise aufgeschlossen wurde und deren Muskeleiweiß bei der
Hitzebehandlung mehr oder weniger zusammenhängend koaguliert ist, sodass
die Erzeugnisse bei etwaigem erneuten Erhitzen schnittfest bleiben.
Hingegen sind "Rohwürste" in der Regel umgerötete, ungekühlt
lagerfähige,in der Regel roh zum Verzehr gelangende Wurstwaren, die
streichfähig oder nach einer mit Austrocknung verbundenen Reifung
schnittfest geworden sind. "Kochwürste" wiederum sind hitzebehandelte
Wurstwaren, die vorwiegend aus gekochtem Ausgangsmaterial hergestellt
werden - nur beim Überwiegen von Blut, Leber und Fettgewebe kann der
Anteil an rohem Ausgangsmaterial vorherrschen -, die in der Regel nur im
erkaltetem Zustand schnittfähig sind. "Wurstwaren" als Oberbegriff für
Würste und wurstartige Erzeugnisse schließlich sind bestimmte, unter
Verwendung von geschmackgebenden und/oder technologisch begründeten
Zutaten zubereitete schnittfeste oder streichfähige Gemenge aus
zerkleinertem Fleisch, Fettgewebe sowie sortenbezogen teilweise auch
Innereien sowie bei besonderen Erzeugnissen sonstige Tierkörperteile. [2]
> Allerdings steht es jedem
> Wursthersteller frei, eine Wurst bzw. Wurstsorte mit weitgehend
> beliebigem Namen auf den Markt zu bringen.
So ist es. In der Regel findet sich allerdings irgendwo in typisch kleiner
Type die lebensmittelrechtlich zutreffende Inhaltsbezeichnung.
> So gibt es hier in Kiel bei
> Discountern abgepackte Bockwürste (meist im 3er-Pack), die als
> "Currywurst" verkauft werden.
Bockwürste (auch Wiener, Würstchen, Saftwürstchen, Cocktailwürstchen,
Dünne, Münchner Dampfwurst, Saitenwürstchen, Bouillonwürstchen,
Fleischwürstchen, Jauersche oder Knobländer) sind Brühwürstchen (siehe
oben für die Definition), hergestellt aus grob entsehntem Rindfleisch,
fettgewebereichen Schweinefleisch bzw. Speck, fein zerkleinert
(Bouillonwürstchen und Jauersche teilweise etwas gröber), umgerötet und
engkalibrig.
> Sind das nun auch tatsächlich Currywürste
> im Sinne UFHs?
Nachdem die UFHsche Currywurst aus "Rostbratwurst, fein zerkleinert"
hergestellt zu werden pflegt: keineswegs. Die UFHsche Bratwurst und
Brühwürste unterscheiden sich doch einigermaßen, nicht nur dadurch, dass
man die eine brät und die anderen brüht.
> Einen Absolutheitsanspruch in
> Bezug auf den Begriff "Currywurst" mag ich aber nicht davon ableiten wollen.
Du bist auch nicht UFH. ;)
> Aus meiner alten Heimat NRW (Niederrhein) kenne ich die Currywurst nur
> als Gericht (im UFH'schen Sinne), und zwar gemacht aus einer
> Rostbratwurst.
Vermutlich aus einer Rostbratwurst, fein zerkleinert.
> Diese Wurst wird dann
> entweder manuell geschnitten (Messer oder Geflügelschere) oder
> maschinell von einer speziellen Wurst-Schneidemaschine. Anschließend
> wurde die Wurst in einer Schale mit einer Currysoße übergossen und mit
> Currypulver bestäubt. In Aachen kamen zusätzlich noch Röstzwiebeln darüber.
Das scheint mir tatsächlich das zu sein, was man sich am ehesten
verbreitet unter einer Currywurst vorstellt, da hat UFH schon recht
gehabt.
> Hier in Kiel nimmt man in den Dönerbuden
Sagen wir mal so: Dönerbuden sind in der Regel kein Maßstab für übliche
Zubereitungsformen von Gerichten, mit Ausnahme vielleicht von Dönern und
Co. - und in Kiel, wie wir wissen, noch nicht einmal das. :) [3]
> statt Rostbratwürsten häufig
> die o.g. Bockwürste, die größer sind als die obigen Rostbratwürste. Sie
> sind zwar auch gebrüht, aber zusätzlich noch geräuchert und gepökelt
> (weswegen sie von rötlicher Farbe sind).
Umgerötet, ja:
| Bei der Herstellung von Fleischerzeugnissen, die als "umgerötet"
| beschrieben werden, werden Pökelstoffe (Nitrite und Nitrate) unter den im
| Anhang II der Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 des Europäischen Parlaments
| und des Rates über Lebensmittelzusatzstoffe genannten Bedingungen
| verwendet.
> Diese Bockwürste kommen hier zur Zubereitung oft in die Fritteuse
Ach herrje! - Das hätte UFH nicht lesen dürfen, und mir wird auch schon
ganz anders.
> Ich habe auch schon mal fertige Currywurst (mit Soße) aus dem Kühlregal
> oder gar aus der Dose probiert. IIRC waren das stets kleingeschnittene
> Bockwürstchen, die nicht gebraten waren. UFH hat diese Art der
> Currywurst wahrscheinlich verteufelt.
So soll es sein.
-thh
[1] <
tn.140831...@landroval.ancalagon.de>
[2] <
tn.16020...@landroval.ancalagon.de> m.w.N.
[2] <
j5kdt7...@mid.individual.net>