Von Einheimischen kenne ich es so, dass man oft nicht langwierig
versucht, Reis mit Stäbchen zu essen, sondern den schiebt man vom
großen Topf auf einen kleinen Teller oder ein kleines Schälchen
und von dort schiebt man ihn sich in den Mund. Oder man vermischt
ihn mit dem übrigen Essen und nimmt dann eh so ein asiatisches
Löffelschälchen. Wenn es klappt, mit den Stäbchen einen Klumpen
zu erwischen, ist das ja fein, aber früher oder später ist der
Reis zerfallen und dann braucht man eine andere Taktik.
Für solche Zwecke hängt es natürlich auch von der Reissorte ab,
wie man später den Reis zu essen gedenkt. Da empfehlen sich
Reissorten, die während des Kochens noch viel Stärke abgeben,
damit er später wieder etwas klebriger ist.
> Die Reisreklame "locker und körnig... klumpt nicht" mit Bild von
> Reiskörnern, die von der Gabel rieseln, ist doch auf westliche
> Konsumenten ausgerichtet.
Zu der Zeit war hierzulande Reis in Beuteln sehr beliebt, und das
konnte in einer unansehnlichen klumpigen Masse enden. Kein Wunder,
dass es den Wunsch gab, dass der Reis etwas definierter aussieht,
falls man ihn unvermengt servieren wollte.
Außerdem konnte man Reis in Beuteln schwerlich waschen. Für die
Fälle, wo man also den Reis nichtklebrig wollte, musste zwingend
der Hersteller nachhelfen.
Praktisch war das aber nicht, denn ob Stäbchen oder Gabel, wenn
der Reis nicht wenigstens ein bisschen klebt, ist er schwer zu
handhaben.
Viele Gerichte mit Reis kenne ich hierzulande so, dass der Reis
beim Kochen bereits mit anderen Sachen vermengt wird. Das ist
ganz anders als in der fernöstlichen Küche, wo man oft einen
großen Topf mit Reis auf den Tisch bekommt und allgemein der
Reis zunächst meist getrennt behandelt wird und erst ganz zum
Schluss mit dem Rest vermischt wird, oft sogar nicht mal das.
Hierzulande kenne ich kaum Leute, die Reis einfach so essen,
das ist nur ein Hilfsmittel, wo sich die Soße reinsaugen kann.
Siehe halt so was Paella oder Risotto, wo der Reis zwar ein
elementarer Bestandteil ist, aber für sich später kaum noch
erkennbar ist. Solche Gerichte können gar funktionieren,
würde man den Reis erst später am Tisch dazugeben.
> Mit Stäbchen ist das ein Albtraum, da
> muss der Reis klebrig sein.
Das wird auch mit klebrigem Reis nicht so viel besser, aber egal,
dafür muss man dann eben einfach die passende Reissorte nehmen.
Trotzdem bleibt es dabei, in der "westlichen" Küche wäscht man
Reis meist nicht, das ist unüblich und teilweise auch gar nicht
möglich, siehe Tütenreis. Der Reis im Handel ist sauber, da muss
nichts gewaschen werden, und die lose Stärke wollen wir sogar
unbedingt haben, denn sie macht einige der bekanntesten Gerichte
nochmals besser.
In der "fernöstlichen" Küche sieht das anders aus. Ich nehme mal
an, der dortige Supermarkt-Reis ist oft bereits sauber und müsste
nicht gewaschen werden, aber man tut es aus Gewohnheit oder
Tradition, und ein Nebeneffekt ist aber auch, dass die Reiskörner
am Ende definierter sind. Wäre Klebrigkeit im fernen Osten
ultimativ wichtig, sollten sie das Waschen lieber sein lassen.
Grüße, Andreas