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Neitec ab Sommerfahrplan

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Thomas Reich

unread,
Feb 22, 1997, 3:00:00 AM2/22/97
to

Hallo ihr lieben Leute,

hier die SZ - Artikel, von denen Till gesprochen hat. (c) Saarbr. Zeitung
No infringement intended.

----------------(erster Teil: Artikel)


Samstag/Sonntag, 22./23. Februar 1997

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Bruchlandung der Weltfirmen

Der Neigetechnik-Zug hat schwere Konstruktions-Mängel -
Daimler-Benz-Tochter ADtranz erkennt Schuld für Pannen an

Von unserem Redaktionsmitglied

- UDO RAU, Mainz -

"Wir haben uns zusammen mit der Bahn etwas zugetraut." Wolfgang
Tölsner, Geschäftsführer der ADtranz Deutschland (ABB Daimler-Benz
Transportation GmbH in Hennigsdorf bei Berlin) warb gestern in Mainz
um Verständnis für den ganzen Ärger, den die ADtranz mit dem
Neigetechnik-Pannen-Triebwagen der Deutschen Bahn, aber auch den
beteiligten Verkehrsministern in Saarbrücken und Mainz eingebrockt
hatte. Jedenfalls hat sich die deutsche Tochter des weltgrößten
Herstellers von Schienenfahrzeugen mit einem kleinen Triebwagen
mächtig verhoben.

Zur Erinnerung: Die im letzten Herbst mit großem Werbe-Tamtam
eingeführten Neigetechnik-Züge (nach dem italienischen Fiat-Vorbild
stets als "Pendolino" bezeichnet) funktionierten von Anfang an nicht
richtig und wurden schnell aus dem Verkehr gezogen: Mal klemmten die
Türen, sorgte die Klima-Anlage nicht fürs rechte Lüftchen und spielte
die vom Kampfpanzer "Leopard" abgeschaute elektronisch geregelte
Neigetechnik (die Technik des Vorbildes "Pendolino" funktioniert
hydraulisch) verrückt. Aufsehen erregte am 19. Dezember bei Fahrten
zwischen Heilbronn und Mannheim ein Bruch der Gelenkwelle: Alarm bei
Bahn und Hersteller! Der Grund wurde nach langer Fehlersuche gefunden.
Aber ADtranz rückte erst jüngst mit der Wahrheit heraus (wir
berichteten): Die Einheit Getriebe/Motor war nicht richtig abgestimmt,
und die Gelenkwelle konnte bei scharfem Kurvenfahren (wofür das
Fahrzeug ja gerade konstruiert wurde) durch Fliehkräfte demoliert
werden. Nicht auszudenken, wenn bei voller Fahrt die Welle den
Fahrzeugboden durchschlagen hätte. Der Fehler wird jetzt Fahrzeug für
Fahrzeug behoben.

Tölsner redete nicht viel drumherum und nahm für die ADtranz als
Systemlieferant die ganze Verantwortung für die Bruchlandung auf sich.
Peinlich genug: Hinter der schwerfälligen Wortschöpfung ADtranz
verbergen sich immerhin die beiden Weltkonzerne Asea, Brown, Boveri
(entstanden aus der Fusion der schwedischen Asea und der
schweizerischen BBC) sowie Daimler-Benz. Beide Konzerne warfen ihre
Schienenfahrzeug-Bauteile zusammen, um schlagkräftiger zu sein: Die
Palette von ADtranz reicht heute vom Neigetechnik-Triebwagen über den
schwedischen Hochgeschwindigkeits-Neigetechnikzug X2000 bis hin zu
Lokomotiven aller Klassen und Straßenbahnen (von ADtranz nach Mainz
gelieferte Straßenbahnen fallen übrigens öfters aus). Der
Zusammenschluß war Folge einer hektischen Neuorientierung der
europäischen Schienenfahrzeug-Industrie vor dem Hintergrund der zu
erwartenden Milliardenaufträge der europäischen
Eisenbahngesellschaften.

So machte Tölsner denn auch ein bißchen die Hektik der Fusionsära für
den Trouble am VT 611 (VT steht für den diesel-elektrisch betriebenen
Verbrennungstriebwagen) mit verantwortlich. Auch die
Zuliefer-Industrie bekam ihr Fett ab, ohne Namensnennung natürlich.
Erst vor einigen Tagen hatte Motorenlieferant mtu in Friedrichshafen
gegenüber unserer Zeitung jede Mitschuld am Motor-Getriebe-Ärger
zurückgewiesen.

Jetzt geht es um Schadensbegrenzung: Konventionalstrafen stehen ins
Haus, so Bahnvorstand Klaus Daubertshäuser, die Länder reklamieren
Ersatzansprüche bei der Bahn, die diese dann zusammen mit ihren
Ansprüchen an die ADtranz weiterreichen wird. Von Profit da kann keine
Rede mehr sein: Die Einführung des VT 611-Fahrzeugs wird am Ende die
Bilanz mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag belasten. Geld
für die Fahrzeuge gibt es ohnehin erst, wenn alles einwandfrei
funktioniert, machte gestern der Mainzer FDP-Wirtschaftsminister
Rainer Brüderle der ADtranz klar: 30 Millionen Mark soll Brüderle
überweisen, die Saarländer haben ein Fahrzeug für knapp 5 Millionen
Mark bestellt (und auch noch nicht bezahlt).

Verloren ist vorerst die von der Saar-Landesregierung einst so beredt
beschworene Neigetechnikzug-Alternative für die Fahrt zum Frankfurter
Flughafen: Frühestens ab dem Fahrplan Herbst/Winter lohnt sich nun der
Weg von Saarbrücken über Mainz Richtung Airport für eilige
Geschäftsreisende.

------------(Schnapp)-----------------------

Und gleich noch der Kommentar von Seite 2:

------------------(Schnipp)---------------



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Tempoverlust bei der Neigezug-Technik

Ein teurer Reinfall

VON UDO RAU

Im Sommer soll er also doch wieder fahren, der hochgepriesene
Neigetechnik-Triebwagen. Von Saarbrücken über die Nahestrecke und
Mainz nach Frankfurt. Aber nur mit gebremstem Schaum. Er wird so
gemächlich durch die Kurven rollen wie jeder Normalzug. Von wegen
schneller zum Flughafen. Neigetechnik-Einsatz also ohne Neigung.
Vorerst: Gewiß ein Witz. Die Schwäbsche Eisenbahn läßt grüßen!

Falls alle Pannen und Probleme endgültig behoben sind, soll es mit
Beginn des Winterfahrplanes dann endlich losgehen. Also ein Jahr
später als geplant. Begründung der Bahn für diese Variante: Die
Sommerfahrpläne sind fertig geplant und wurden für Normalzüge (also
ohne Neigetechnik- Zeitabschlag) auf der Frankfurt-Strecke berechnet.
Nachdem die öffentliche Diskussion für genug Imageschaden sowohl bei
der Bahn als auch beim Hersteller ADtranz und vor allem bei deren
feinen Müttern, den Konzernen ABB und Daimler-Benz, gesorgt hat,
wollte man Flagge zeigen. Die Fehler an Motor und Getriebe sollen bis
Ende Mai behoben sein. Eine weitere Panne kann sich der Hersteller
nicht mehr leisten. Bahnvorstand Daubertshäuser hat für einen solchen
Fall öffentlich mit dem Bruch der Geschäftsbeziehungen gedroht:
Deutliche Worte.

Die saftige Rechnung der Bahn wird folgen. Der schwarze Peter bleibt
bei der ADtranz hängen. Jedenfalls ist die verkehrspolitische Absicht
von Saar-Umweltminister Leonhardt, anstelle der gekappten
Flugverbindung Saarbrücken-Frankfurt Reisenden zum Airport eine
ökologisch werbeträchtige Alternative anzubieten, vorerst gründlich in
die Hose gegangen.

---------------------(schnapp)------------------


Der VT 611 als Silberling-Ersatz in Silberlin-Plaenen. Wer haette das gedacht
:-(((

MfG

****************************Thomas Reich*******************************
thre...@stud.uni-sb.de Standard-disclaim-lall:
thr...@jurix.jura.uni-sb.de Alles Meins!! Auch die Meinung!
http://www.jura.uni-sb.de/~threich irc: tomtulpe
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