Jahrelang galt es als ausgemachter Konsens in der Augenheilkunde, dass jede Studie über Kurzsichtigkeit korrekt wäre, solange sie nicht von einem William Bates durchgeführt wurde ... In letzter Zeit scheint es jedoch in der etablierten Wissenschaft einen Richtungswandel gegeben zu haben. Zum einen gibt es einige Forscher, die die Ausbreitung der Myopie allein auf Umweltfaktoren zurückführen, speziell die kleinen asiatischen Schriftzeichen die wesentlich schwieriger zu lesen sind als das lateinische Alphabet werden als Hauptursache für die Myopieverbreitung von 80% in Asien ausgemacht und zum anderen wurden einige Untersuchungen durchgeführt, die sogar explizit Bates Vorstellung vom Aufbau des Auges zu bestätigen. Eine davon wird in
http://www.tagblatt-anzeiger.de/Home/aus-der-region_artikel,-Warum-wir-kurzsichtig-werden-_arid,209635.html erwähnt. Hier kommt Prof. Frank Schaeffel zu Wort der normalerweise am Universitätsklinikum Tübingen Augenleiden erforscht. Also ganz seriöse Wissenschaft betreibt. Und der hat jetzt herausgefunden, dass:
1. eine Unterkorrektur von Kurzsichtigkeit sinnvoll ist, um ein Forschreiten des Augenlängenwachstums zu verhindern
2. Dass man häufig seine Augen dem natürlichen Sonnenlicht aussetzen soll, als Begründung führt er eine klinische Studie an Kücken an, die bei hoher Sonnenlichteinstrahlung seltener Kurzsichtig wurden
3. eine kreisförmige Gleitsichtbrille empfehlenswert wäre, um ebenfalls ein Augenlängenwachstum zu unterdrücken. Dabei ist in der Mitte eine hohe Dioptrienzahl vorgesehen, während am Rand eine niedrige Stärke gewählt wird.
Im Grunde hat damit die Augenheilkunde folgendes postuliert: durch Brillen, Naharbeit und wenig Sonnenlicht wird das Augenlängenwachstum verstärkt. Genau das hat Bates auch schon behauptet. Wenn jetzt noch eine wissenschaftliche Studie herausfindet, dass Rasterbrillen bei Hühnern die Kurzsichtigkeit sogar heilen können, dann ist die wissenschaftliche Lehrbuchmeinung vollendens deckungsgleich mit der Alternativ-Medizin.
Im Teilbereich der Schielbehandlung über Pleoptik ist sie das ohnehin schon. Dort wird genau jene Methode angewendet, die als Bates-Methode bekannt ist: und zwar ein Training der Augenmuskeln zur Wiederherstellung der Sehfähigkeit.
Um hier keine falsche Euphorie zu verbreiten. Wirklich eine Antwort auf die Ursachen von Fehlsichtigkeit gibt es nicht. Das einzige, was halbwegs gesichert festgestellt wurde, ist dass die Augenlänge bei Kurzsichtigkeit zunimmt und bei Weitsichtigkeit abnimmt. Dazu gibt es verschiedene Studien die über eine Infrarotmessinstrument den Querschnitt des Auges bestimmen. Das ist deswegen so bedeutsam, weil früher die Wissenschaft noch davon ausging, dass durch Muskeln die Brennweite (=Abstand Linse zu Augenhintergrund) veränderbar wäre. So ähnlich wie Reptilien beispielsweise die Nah-/Fernakkomodation durchführen. Das hat sich beim Menschen jedoch nicht bestätigt. Aber was die Zunahme der Augenlänge verursacht ist bis heute nicht wirklich beantwortet. Demzufolge ist die Bates-Theorie eine plausible Erklärung die durchaus wissenschaftlichen Standards genügt.