Ignatios Souvatzis schrieb:
> Zumindest haette ich also als Nutzer der Software akut Bedarf an
> der Mailingliste als Support/Diskussionskanal, jedenfalls bis
> letztere wieder subscribabel ist.
Ich muss gestehen, ich finde das alles einigermaßen skurril.
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Bedarf in de.* (ja, auch in de.alt.*) wird traditionell nicht daran festgemacht,
dass jemand (oder auch zwei oder drei Teilnehmer) sich vorstellen könnten,
vielleicht irgendwann einmal zu dem entsprechenden Thema etwas posten wollen zu
würden, sondern daran, ob tatsächlich oder zumindest potentiell eine Anzahl von
Beiträgen zu diesem Thema zu erwarten ist, die es sinnvoll macht, das Thema aus
einer allgemeinen Gruppe in eine spezielle zu separieren. Wieviel Postings das
sein sollten hängt natürlich immer von verschiedenen Faktoren ab, und natürlich
gibt es auch Themen, die bislang so gar nicht in der Struktur vorhanden sein,
dass sie überhaupt erst einmal einen Platz brauchen.
Klar ist auch, dass bei der Löschung einer Gruppe ein anderer Maßstab anzusetzen
ist als bei der Neueinrichtung; auch low-traffic-Gruppen können ihre
Berechtigung haben, insbesondere dann, wenn das spezifische Thema sonst in einer
high-traffic-Gruppe untergeht, und jede Löschung einer Gruppe birgt die
potentielle Gefahr, dass die Teilnehmer nicht stattdessen die allgemeinere
Gruppe abonnieren, sondern mit dem Thema (im Usenet) abschließen. Kurz und gut,
man muss aufpassen, mit der Löschung einer Gruppe nicht eine bestehende Kultur
zu zerschlagen. Das gilt umso mehr, wenn es zwar theoretisch eine passende
allgemeiner Gruppe ("Auffanggruppe") gibt (weil de.*, dogmatisch gesehen,
thematisch vollständig ist), aber diese Gruppe in der Praxis strukturell oder
thematisch oder vom Traffic her nicht geeignet ist, das Thema zu diskutieren.
Insofern kann ich das Argument verstehen, dass auch eine Gruppe mit nur wenigen
Postings einen Wert hat, wenn es Regulars gibt, die diese Postings schnell und
kompetent beantworten, die Gruppe also quasi nur schläft und nicht tot ist.
Meines Erachtens trägt dieses Argument aber nur eine gewisse Zeit; wenn über
Wochen, Monate, Jahre niemand etwas postet, dann ist das Thema bereits aus dem
Usenet verschwunden, und es macht keinen Sinn, die Gruppe für den Fall
beizubehalten, dass im nächsten Jahrzehnt doch mal ein oder zwei Postings
eintrudeln.
Nicht sehr überzeugend finde ich dann noch den Verweis darauf, dass mit der
Löschung einer Gruppe auch die darin enthaltenen Postings verschwinden; das gilt
im Wesentlichen dann, wenn der Newsreader keinen eigenen Postingsbestand hält,
sondern immer "live" auf dem Server liest, und auch dann expirern Postings
irgendwann weg.
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Diese Prämissen auf den konkreten Fall angewandt führen zu der Erkenntnis, dass
in den vergangenen drei Jahren (!) niemand auch nur ein Posting (!) abgesetzt
hat, und angesichts des stabilen Traffics bis 09/2015, der dann praktisch auf
null abfällt, die Gruppe seit mehr als 6 Jahren nicht genutzt wird. Das
Argument, dass vielleicht doch irgendwann im nächsten Jahrzehnt einmal "akuter
Bedarf" an "Support/Diskussion" auftritt, überzeugt mich ehrlich gesagt nicht.
Es ist ja auch nicht so, dass ausgerechnet "Fax" eine Zukunftstechnologie ist,
bei der rapide steigende Nutzerzahlen zu erwarten sind ... Mit der Löschung der
Gruppe droht auch nicht deren Verlust als Archiv, denn die Anzahl der
Newsserver, deren Spool bis 2015 zurückreicht, dürfte einigermaßen überschaubar
sein. [1]
Für Software unter Unix gibt es eine ausreichende Anzahl thematisch geeigneter
Gruppen für alle Aspekte von mgetty+sendfax, die genutzt werden, aber auch nicht
überlaufen (welche Gruppe in de.* tut das überhaupt, von ein paar Labergruppen
abgesehen?), und es würde mich einigermaßen überraschen, wenn die betreffenden
Gruppen von den verbleibenden Regulars in de.alt.comm.mgetty nicht ohnehin
gelesen werden. Bei der Zielgruppe wird man auch kaum sagen können, dass das
Finden und Abonnieren einer solchen Gruppe die Kenntnisse und Fähigkeiten
überfordert.
Im konkreten Fall kommt hinzu, dass die Newsgroup mit einer Mailingliste
kreuzvernetzt ist, die auch offensichtlich aktiv ist und als
Support/Diskussionskanal zur Verfügung steht (allerdings, wenn das Gate nicht
kaputt war, ebenfalls seit Jahren nicht benötigt wird, und deren Nutzung so
intensiv erfolgt, dass niemand mehr, dass man sich nicht subscriben - und
vermutlich auch nicht unsubscriben - konnte ;)).
Im speziellen Fall ist ein Gateway einer englischsprachigen (!) Mailingliste in
de.* sowieso ein Fremdkörper.
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Nachdem es nicht wirklich rationale Gründe für den Erhalt der Gruppe gibt,
scheint mir das eher ein Anfall von Nostalgie zu sein. Das kann ich gut
nachvollziehen; es gibt auch einige Gruppen, die mir ans Herz gewachsen sind,
wegen der früheren und längst vergangenen Inhalte, wegen der früher dort aktiven
und meist schon aus dem Netz (mindestens aber dem Usenet) verschwundenen
Menschen - aber de.* ist kein Museum oder sollte zumindest keines sein.
Der richtige Weg, die gute alte Zeit zu erhalten und zu dokumentieren, ist ein
Museum oder Archiv - sei das eine Website, sei das ein Newsarchiv-Server, der
die betreffenden Gruppen ohne Expire hält. Den Gruppenbestand einzufrieren ist
m.E. nicht der richtige Weg.
-thh
[1] Jetzt taucht sicherlich gleich jemand auf, der seinen Newsserver so
konfiguriert hat, dass er de.alt.comm.mgetty unbegrenzt hält, weil nur so der
Support gesichert ist. ;)
--
We're one two three jolly lads all in one mind
We have come Christmas caroling and we hope you'll prove kind
And we hope you prove kind with your cakes and strong beer
And we'll come no more nigh you until the next year