Michael 'Mithi' Cordes schrieb:
> Wir nähern uns unaufhaltsam der de.misc-Singularität.
Bei derzeit rund 350 Newsgroups, von denen regelmäßig nur gut 80 mehr als
ein Posting pro Tag abbekommen, scheint mir das ein sehr, sehr, sehr
langsamer Weg zur "Singularität" zu sein.
Alle Themen in nur wenigen Gruppen zusammenzuführen kann auch kein
sinnvolles Ziel sein. Ebenso wenig sinnvoll ist es aber, wenn nur wenige
Nutzer und wenige Beiträge sich auf viele hundert Gruppen verteilen. Wer
diesen Diskussionen folgen will, muss eine unüberschaubare Vielzahl von
Gruppen abonnieren; in keiner dieser Gruppen ergibt sich dann die
notwendige kritische Masse für lebhaftere Diskussionen - und die Folgen
sehen wir schon seit einigen Jahren, nämlich den Unwillen, sich an der
bestehenden thematischen Aufteilung zu orientieren: "wir diskutieren das
jetzt hier, wir können ja nicht dauernd die Gruppe wechseln".
Ich halte es weiterhin für richtig, dass man den Strom von jährlich immer
noch > 300.00 Postings (2021) so kanalisiert, dass sich die Unterteilung
dergestalt an den Interessen der Nutzer orientiert, dass viel diskutierte
Themen feiner untergliedert sind, wenig diskutierte Themen aber breit
zusammengefasst werden. Das ist ein grundsätzlich sinnvolles
Ordnungskriterium.
Ich habe Verständnis für den Wunsch, Gruppen zu erhalten, weil einen das
Thema interessiert; dieser Wunsch ist aber fehlgeleitet und muss
enttäuscht werden, weil die bloße Existenz einer Gruppe nicht bedeutet,
dass sie auch (themenkonform) genutzt wird. Gleichfalls verstehe ich, dass
es weh tut, wenn eine liebgewonnene Gruppe, die "schon immer" da war, über
die man das Usenet kennengelernt, heiße Diskussionen geführt, viel
dazugelernt, sich amüsiert, gestritten und versöhnt hat, wo man neue
Freunde gefunden hat, gelöscht werden soll. Letztlich führt das aber nur
vor Augen, dass eine Zeit vorüber ist. Usenet ist kein Museum und soll
auch keines sein; dafür gibt es Archive, dafür kann man bspw. Webseiten
pflegen, nochmal Nutzertreffen organisieren, wo sich alte Säcke austauchen
und über liebgewonnene "alte Zeiten" plaudern.
Um das einmal in Zahlen zu fassen (Quelle:
<
http://usenet.dex.de/de.ALL.html>):
2001, in der Hochzeit von de.ALL, hatten wir 490 Gruppen, auf die sich
über 6 Mio. Postings verteilten. 10 Jahre später, 2011, waren es nur noch
gut 900.000 Postings (also weniger als 1/6), aber immer noch 466 Gruppen.
Wieder 10 Jahre später, 2021, waren es nur noch gut 300.000 Postings (also
weniger als 1/20), die sich immer noch auf 377 Gruppen verteilten. (Und
realiter sind die Zahlen eher noch schlechter; zwischen 40% und 60% der
Postings jeden Monat landen in de.soc.politik.misc und
de.talk.tagesgeschehen, und das ist jetzt im Schnitt nicht unbedingt das,
was ich als niveauvollen Austausch, Quelle neuer Erkenntnisse oder als
Aushängeschild für das Usenet bezeichnen würde.)
Oder tabellarisch gefasst:
:------:-----------:-----:---------------------:
: Jahr : Postings : Grp : Postings pro Gruppe :
:------:-----------:-----:---------------------:
: 2001 : 6.075.705 : 490 : 12.399 :
: 2011 : 915.888 : 466 : 1.965 :
: 2021 : 329.650 : 377 : 874 :
:------:-----------:-----:---------------------:
Ich halte es daher für eminent sinnvoll und dringend geboten, den
Gruppenbestand sinnvoll einzukürzen - und finde, das wäre schon vor vielen
Jahren notwendig gewesen.
Dazu gehört natürlich in erster Linie, mittlerweile für die verbleibenden
Postintgs zu stark ausdifferenzierte Teilhierarchien auf weniger Gruppen
zusammenzuführen; und andererseits sollte man es vermeiden, Gruppen zu
löschen, wenn es für das Thema sonst keinen so wirklich passenden Platz
gibt.
Das alles gilt aber m.E. nicht, wenn das Thema im Usenet bereits nicht
mehr diskutiert; dann braucht man keine Gruppe beizubehalten, die Tag für
Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr nicht genutzt wird,
nur für die theoretische Möglichkeit, dass dort doch noch einmal jemand
etwas schreibt (und vielleicht sogar Antworten bekommt), bevor die Gruppe
für die nächsten fünf oder zehn Jahre leer steht. Wenn dann doch noch
einmal etwas zu diesem Thema schreiben möchte, bin ich guten Mutes, dass
die verbleibenden Nutzer des deutschsprachigen Usenets dazu eine passende
Gruppe finden - oder auf die thematische Aufteilung, mit Verlaub gesagt,
scheißen und das einfach dort posten, wo sie sich wohlfühlen.
Am konkreten Beispiel: Mensa hat Diskussionsmedien für sich gefunden. Das
sind offensichtlich in erster Linie Foren - bereits die Mailinglisten
stehen nach meinem Eindruck eher leer, obschon das Medien sind, die eher
breitere Nutzerschichten ansprechen als das Usenet. Die internen
Newsgroups sind - in der Breite - tot und sollen abgeschaffft werden. Die
Annahme, dass nun (nach mehreren Jahren) plötzlich großer Bedarf zum
Austausch zu diesem Thema im Usenet auftaucht, erscheint mir weitgehend
illusorisch. Und ich bin guten Mutes, dass Interessenten - wenn es sie
denn gibt - eine passende Gruppe für den Austausch finden werden.
Es ist übrigens auch kein Zufall, dass meine Löschungsvorschläge in den
letzten Wochen und Monaten selten die Zusammenfassung von
ausdifferenzierten Hierarchien auf wenige Gruppen betroffen haben. Als
ersten Schritt macht es m.E. Sinn, die wirklich schon lange, lange völlig
toten Gruppen zu entfernen - und das hat auch den Vorteil, dass das
weitgehender Konsens besteht, wie man an den fehlenden Diskussionen hier
und den minimalen Gegenstimmen merkt. Das würde beim Vorschlag wirklicher
Reorganisationen mit Sicherheit ganz anders aussehen, weil dann jeder
seine Gruppe hat, die wirklich total wichtig ist, die er als Archiv
braucht, deren Löschung dazu führen würde, dass er seine Schäufelchen in
den Sandkasten wirft und dem Usenet nun wirklich den Rücken kehrt usw.
usf. So nötig das ist, ich weiß noch nicht, ob ich darauf Lust habe. :)
-thh