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Oekolog.Kinderrechte-Kongress

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GRUENE LIGA LGST Berlin

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Aug 4, 1997, 3:00:00 AM8/4/97
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>Kindergesundheit in der Risikogesellschaft

>Ärzte und Kinderschutzorganisationen schlagen Alarm / Bundesweiter
Kongreß zu >ökologischen Kinderrechten in Berlin

Die Gesundheit der Kinder ist heute in den Industrienationen weniger durch
Infektionskrankheiten gefährdet als durch vielfältige andere Faktoren.
Psychosoziale Belastungen, Streß, Gewalt, Autoverkehr und andere
Umweltfaktoren können Körper und Seele der Kinder schädigen.
Erschreckend und besorgniserregend sind die Zahlen über Kinderkrankheiten
in Deutschland. Noch gibt es keinen Überblick über die Gesamtsituation,
doch zahlreiche Einzelstudien belegen die "schleichende Vergiftung der
Kindheit":
- Umweltgifte finden sich heute im Fettgewebe der Neugeborenen.
- Im Straßenverkehr verunglückten 1995 in Deutschland 51.444 Kinder, davon
418 tödlich. Statistisch gesehen stehen in Hamburg jedem Kind drei Autos
gegenüber, in München sogar fünf. Verkehrsbedingte Luftschadstoffe stehen
in Verdacht, den deutlichen Anstieg von Atemwegs- und allergischen
Erkrankungen zu verursachen.
- Die Beschränkungen des natürlichen Lebensraumes durch den fließenden und
ruhenden Autoverkehr führen zu einer Einschränkung der Spiel-, Bewegungs-
und damit auch Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder. Über die Hälfte der
Schulkinder haben Haltungsschäden. Andere Untersuchungen belegen die
Zunahme von Verhaltensstörungen im Kindesalter.
- Über 20% der Kinder leiden an Allergien. Heute erkranken vier- bis
fünfmal so viel Kinder an Neurodermitis, Heuschnupfen oder Asthma als vor
30 Jahren. Als Gründe für die rapide Zunahme werden die Schadstoff- und
Allergenbelastung der Innen- und Außenluft, Passivrauchen und Änderungen
der Ernährungsgewohnheiten diskutiert.
- Während klassische Krankheiten mehr und mehr beherrschbar scheinen,
produziert die Gesellschaft neue Krankheitsbilder. Das Krankheitsspektrum
verschiebt sich auch im Kindesalter von akuten zu chronischen
Erkrankungen.
In den Artikeln 3 und 24 der UN-Kinderrechtskonvention, die die
Bundesregierung 1992 unterzeichnet hat, wird die Verantwortung der
Erwachsenen für das Wohl und die Gesundheit der Kinder betont. Ökologische
Kinderrechte fänden allerdings zu wenig Beachtung und erfordeten eine
weitere Diskussion, wie Thomas Krüger, MdB und Präsident des Deutschen
Kinderhilfswerks, in der anschließenden Podiumsdiskussion forderte.
Überdies sind die UN-Kinderrechte nicht einklagbar.
Die Frage ökologischer Kinderrechte ist eng verknüpft mit der Diskussion
um Formen kindlicher Teilhabe und Mitbestimmung am demokratischen Prozeß.
Dr. Heidi Schüller unterstrich in ihrem Beitrag, daß die Überalterung der
Gesellschaft den Generationenvertrag aushöhlt. Schon heute stehen 16
Millionen wahlberechtigten Menschen über sechzig nur etwa 2,2 Millionen
wahlberechtigte Jugendliche zwischen 18 und 21 Jahren gegenüber. Die
Politiker konzentrieren sich den Mehrheitsverhältnissen entsprechend auf
das Wohl der Alten. Im Pillenzeitalter würde Kinderkriegen immer mehr als
persönliche Risikosportart, vergleichbar dem Drachenfliegen angesehen,
kritisierte Dorle Marx, Mitglied der Kinderkommission des Bundestages.
Damit würde die Verantwortung für die Zukunftsvorsorge allein in die Hände
der Mütter zurückverlagert. Thomas Krüger bezeichnete die
gesellschaftliche Nachrangigkeit aller Themen, die Kinder betreffen, als
Skandal. Kinder stellen in Deutschland das größte Armutsrisiko dar, wie
die Caritas ermittelte. Um Kindern wirklich gerecht zu werden, müßten die
demokratischen, finanziellen, kulturellen und ökologischen
Rahmenbedingungen verändert werden.
Obwohl Kinder und Jugendliche in ökologischen Fragen ein großes
Problembewußtsein aufweisen, wird ihnen die Teilnahme am demokratischen
Prozeß verweigert, bemängelte Dorle Marx. Solange Kinder nicht
mitbestimmen dürfen, wird sich wenig an der ökologischen Situation ändern,
meinte auch Thomas Krüger, und forderte daher eine Senkung des Wahlalters.
Das Deutsche Kinderhilfswerk appellierte an die Bundesregierung, zur
Durchsetzung ökologischer Kinderrechte gezielt über die Vermeidung
gesundheitsgefährdender Umweltbelastungen zu informieren, und forderte
verkehrspolitische Maßnahmen, eine Verbesserung der Sicherheit im
Straßenverkehr und eine Orientierung der Umweltgesetzgebung und
Immissionschutzverordnung an besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen.
Eva Schmitt

Kontaktadressen:

Deutsches Kinderhilfswerk
Rungestr. 20, 10179 Berlin-Mitte
Tel. 279 56 56, Fax 279 56 34

Initiative gegen die Verletzung ökologischer Kinderrechte
Wundtstr. 40, 14057 Berlin-Charlottenburg, Tel. 325 74 43


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>DER RABE RALF - umweltabhängiges Monatsblatt - Juli/August 1997
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