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Forschungsprojekt Hausstaub

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Stefan Simrock

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Aug 30, 1997, 3:00:00 AM8/30/97
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Forschungsprojekt "Hausstaubbelastung mit Bioziden" abgeschlossen
Biozide in den meisten deutschen Haushalten nachweisbar
Zusammenhänge zwischen Baujahr Einrichtung und Schadstoffbelastung festgestellt

In einem zweijährigen Projekt wurde die Schadstoffbelastung des Hausstaubes von 272 bundesdeutschen Haushalten untersucht. Dabei wurden
1. die Belastung der Wohnungen mit Schadstoffen wie Pentachlorphenol (PCP), Lindan, DDT, Pyrethroiden, Polychlorierten Biphenylen (PCB) und Weichmachern und
2. der Zusammenhang zwischen der Höhe der Schadstoffbelastung und dem Baujahr und der Einrichtung der Wohnungen
untersucht.

Belastungen bundesdeutscher Wohnungen mit Schadstoffen
Obwohl der Einsatz der Biozide DDT und PCP in der Bundesrepublik wegen ihres hohen Gefährdungspotentiales bereits 1972 bzw. 1989 verboten wurde, sind diese noch immer in zahlreichen Wohnungen vorhanden. So konnte PCP in 67% und DDT noch in 22% der untersuchten Wohnungen nachgewiesen werden. Während Pentachlorphenol (PCP) hauptsächlich in Holzschutzmitteln wie Xylamon oder Xyladecor eingesetzt wurde, fand DDT allgemein als Insektenbekämpfungsmittel Verwendung. Im Ausland finden beide Substanzen noch immer breite Anwendung, so daß auch neuere importierte Produkte zu dieser Belastung beitragen können.
Auch Pyrethroide, die in den 80er Jahren als Nachfolgesubstanzen für PCP und DDT eingeführt wurden, sind in hohen Konzentrationen nachweisbar. So wurde der Orientierungswert, der vom ehemaligen Bundesgesundheitsamt zur gesundheitlichen Vorsorge eingeführt wurde, in 26% der untersuchten Wohnungen überschritten. Pyrethroide wie z.B. Permethrin werden zur Insektenbekämpfung in Form von Insektensprays oder Elektroverdampfern und zur Mottenschutzbehandlung von Wollteppichen eingesetzt.

Zusammenhänge zwischen Schadstoffbelastung und Baujahr der Wohnungen
Für einige Schadstoffe wurden deutliche Zusammenhänge zwischen Konzentrationen und dem Baujahr der untersuchten Häuser gefunden, so daß die Entwicklungsgeschichte der Chemieindustrie noch heute im Hausstaub der Wohnungen beobachtet werden kann.
Hohe Belastungen mit Pentachlorphenol (PCP) treten häufig in Wohnungen auf, die im Zeitraum 1976 bis 1984 erbaut wurden. Deutlich weniger PCP wurde dagegen nach 1985 gefunden. Hier dürfte sich das
Verbot bemerkbar machen. Weniger PCP wurde auch in Wohnräumen gefunden, die vor 1949, also vor der massiven Vermarktung von PCP als Holzschutzmittel, gebaut wurden.
Für DDT, das bereits viel früher vermarktet und verboten wurde, ergibt sich ein anderes Bild. Es wird verstärkt in Wohnungen aus dem Zeitraum 1920 bis 1949 gefunden. Eine mögliche Erklärung ist, daß zahlreiche Häuser nach dem 2. Weltkrieg mit dem damals neu auf den Markt gekommenen DDT gegen Schädlinge behandelt wurden.
Bei Polychlorierten Biphenylen (PCB), die in Dichtmassen und Kondensatoren eingesetzt wurden, decken sich die erhöhten Schadstoffkonzentration im Zeitraum 1950 bis 1975 mit dem Produktionshöhepunkt 1970 und der massiven Verwendungseinschränkung im Jahre 1978.

Zusammenhänge zwischen Schadstoffkonzentrationen und Einrichtungsmaterialien
Diese Zusammenhänge wurden untersucht, um von vorhandenen Einrichtungsmaterialien auf mögliche Schadstoffbelastungen zurückschließen zu können. Ein interessantes Beispiel sind Wohnungen, die mit Wollteppichen oder -teppichböden ausgestattet sind. Permethrin wird häufig in solchen Teppichen oder Teppichböden als Mottenschutzmittel verwendet. Obwohl die Teppichindustrie behauptet, daß das Permethrin fest an die Faser gebunden sei, konnten in solchen Wohnungen deutlich erhöhte Permethrinkonzentrationen im Hausstaub festgestellt werden.
In Wohnungen mit Synthetikteppichböden und PVC-Böden wurden erhöhte Weichmacherkonzentrationen gefunden. Weichmacher stehen im Verdacht, hormonähnliche Wirkungen zu haben.
Weiterhin wurde eine in deutschen Wohnungen nach wie vor bestehende Altlast entdeckt. Sind Neonlampen, die vor 1981 gebaut wurden, vorhanden, treten Polychlorierte Biphenyle (PCB) in deutlich erhöhten Konzentrationen auf. Ursache dafür sind die bis dahin verwendeten PCB-haltigen Starterkondensatoren, die leicht ausgewechselt werden können.
Sind Haustiere (Hunde, Katzen) vorhanden, konnten häufig erhöhte Biozidkonzentrationen nachgewiesen werden. Hier liegt die Vermutung nahe, daß diese Belastungen durch den Einsatz von Antiflohmitteln verursacht wurden.

Ausblick
Die vorliegenden Daten können als Grundlage für das Aufstellen von Referenzwerten für die Belastung von Hausstaub herangezogen werden. Für viele der untersuchten Substanzen standen diese Daten bisher nicht zur Verfügung.
Auch nach Abschluß des Projektes wird die Datensammlung im Rahmen von Hausstaubuntersuchungen fortgeführt, um den Entwicklungen der chemischen Industrie und ihren Auswirkungen auf die Schadstoffsituation in den Haushalten zu folgen. So sind die kürzlich in die Diskussion gekommenen Flammschutzmittel auf Phosphorsäurebasis ein völlig neuer Aspekt bei der Bewertung von Innenraumbelastungen.


Betroffene können sich an folgende Adresse wenden:

Analyse und Bewertung von Umweltschadstoffen (AnBUS) e. V.
Rudolf-Breitscheid-Straße 49, 90762 Fürth, Tel. (0911) 77 07 62, Fax (0911) 77 07 64

Hier kann auch die Studie für DM 48,- zzgl. DM 3,- Porto bezogen werden.


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