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Modernes Betrügen im 21. Jahrhundert

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Tec Dian

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Jul 25, 2000, 3:00:00 AM7/25/00
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Artikel aus "Das rote Virus" vom Juli 2000

Modernes Betrügen im 21. Jahrhundert

Am 2. und 3. Juni 2000 fand in Berlin eine politische Konferenz unter dem
Titel "Modernes Regieren im 21. Jahrhundert" statt. Die Teilnehmerliste
strotzte nur so vor Politprominenz. Angereist waren Delegationen aus Ländern
von allen Kontinenten, so aus Australien, Canada, Chile, Südafrika und
Italien. Die Stars der insgesamt 14 anwesenden Regierungschefs waren
natürlich der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder und US-Präsident Bill
Clinton. Der britische Premierminister Tony Blair, einer der geistigen Väter
dieser Konferenz, war nur wegen seines Babyurlaubs nicht erschienen, und
Israels Regierungschef Yehud Barak war wie-der einmal durch eine
Regierungskrise verhindert.
Zentrale Frage der Beratungen war: Wie verhindert man global soziale und
ökonomische Krisen? Aber dabei ging es eben nicht um die Verhinderung
negativer Folgen für das Leben der Menschen. Die Diskussionen drehten sich
hauptsächlich um die Frage, wie man die Menschen davon abhält, gegen das
gegenwärtige politische und ökonomische System zu rebellieren. Nicht die
Lösung der Probleme der Menschheit stand auf dem Plan, sondern die möglichst
effektive Revolutionsprävention.
Und so verwundert es nicht, dass in Bezug auf die sozialen Sicherungssysteme
vorrangig darüber beraten wurde, wieviel Sozialstaat gerade noch nötig ist,
um soziale Unruhen zu vermeiden. Als Ergebnis kam heraus, dass die
entwickelten Staaten weiteren Sozialabbau betreiben können und sollen, da
die Menschen dort trotzdem noch lange nicht rebellieren werden, während die
unterentwickelten Staaten, beispielsweise in Lateinamerika, Sozialaufbau
betreiben müssen, um die Menschen von revolutionären Gedanken abzuhalten.
Der Sozialstaat ist also nicht, wie immer behauptet, Mittel zur Hilfe für
Bedürftige, sondern einzig und allein Mittel zum Machterhalt der
Herrschenden.
Das zeigt ganz deutlich, dass der Kapitalismus, die Herrschaft des Kapitals,
zu Ende ist. Im Manipulismus wird die Repression durch Ruhigstellung
ersetzt. Der Sozialstaat wälzt die negativen Folgen der Ausbeutung
hauptsächlich auf 1/3 der Gesellschaft ab, während 2/3 ein relativ gutes
Auskommen hat. So profitiert vom Ausbeutungssystem scheinbar immer die
Mehrheit, die folglich auch kein Interesse an einer Änderung hat. Und selbst
die 1/3-Minderheit, die in Arbeitslosigkeit und relativer Armut existiert,
hat immer die "Chance" des sozialen Aufstiegs vor Augen - und wird so auch
recht wirksam davon abgehalten, revolutionäre Ambitionen zu entwickeln.
Ein weiteres Hauptaugenmerk lag auf der Ökonomie. Besonders besorgt zeigten
sich die Diskussionsteilnehmer über die wachsende Frequenz von Börsen- und
Währungsturbulenzen. Denn gerade die Chance der "normalen Menschen", an der
Börse ein Bisschen vom großen Geld abzubekommen, ist ein wesentlicher
Stabilisierungsfaktor der manipulistischen Gesellschaft. Folglich ist es
wichtig, die internationalen Märkte zu überwachen und zu regulieren. Denn
mit dem Ersatz des realen Geldes auf Goldbasis durch imaginäres Geld ohne
Deckung, beziehungsweise durch doppelt imaginäres Geld ohne physische
Existenz, sind auch die Selbstregulierungsmechanismen der Währungsmärkte
weggebrochen. Deshalb ist die Stabilisierung der Kurse und Preise für die
manipulistische Gesellschaft überlebenswichtig, um den relativen Wohlstand
der 2/3-Mehrheit zu bewahren, und sich dadurch ihre Systemunterstützung,
ihre Systemtreue zu sichern.
Die Berliner Konferenz, die sowohl in ihrer Zusammensetzung, als auch in den
auf ihr präsentierten Ideen auf der sozialdemokratischen Sozialistischen
Internationale basiert, war eine Strategieberatung der Manipulisten. Die
Sozialistische Internationale profiliert sich somit immer mehr als zentrale
Kraft des politischen Systems des Manipulismus. Dessen Aufgabe, das zeigten
die beratenen Themen und die Statements der Teilnehmer ganz deutlich, ist es
eben nicht, Verbesserungen für die Menschen zu schaffen, sondern die
Menschen immer besser in den Griff zu bekommen. Bezeichnend dafür auch der
Titel "Modernes Regieren", also modernes Herrschen. Und wie das moderne
Beherrschen der Menschen am besten möglich ist, wurde auch gleich
beantwortet: nicht durch offenen Zwang und Gewalt, sondern durch Betrug und
Bestechung. Gewalt ist das freilich auch, nur dass diese Gewalt nicht dem
Körper angetan wird, sondern dem Geist der Menschen.

Salut!
Tec

www.aksios.de/kpp

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