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Jugoslawien

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Tec Dian

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Jun 20, 2000, 3:00:00 AM6/20/00
to
Mich würde mal interessieren, wie ihr so zur Regierung in Jugoslawien steht. Dass die USA hier ein Feindbild malt, heißt ja noch nicht, dass das nun zwangsläufig unsere Freunde sein müssen (etwa nach dem Motto: der Feind meines Feindes ist mein Freund).
 
Salute!
Tec
 

Timmo Gramenz

unread,
Jul 10, 2000, 3:00:00 AM7/10/00
to
Tec Dian wrote:
>
> Mich würde mal interessieren, wie ihr so zur Regierung in Jugoslawien
> steht. <...>

Ideologie hin oder her, wenn es in Jugoslavien zu
Menschenrechtsverletzungen kommt und die Regierung davon weiß, wovon ich
jetzt mal ausgehe, dann darf man das meiner Meinung nach nicht
unterstützen.
Den Kurs der amerik. Regierung, sowie der Unsrigen kann m. M. nach auch
niemand beurteilen, der nicht dort war und sich deshalb auf die Berichte
von anderen Menschen und Organisationen verlassen muss.


--
Timmo Gramenz - ski...@gmx.net
Kiel, D
"Unix? - Linux? - BSD?" - "Hoert sich alles so nach funktionieren an!"

Tec Dian

unread,
Jul 10, 2000, 3:00:00 AM7/10/00
to
> Ideologie hin oder her, wenn es in Jugoslavien zu
> Menschenrechtsverletzungen kommt und die Regierung davon weiß, wovon ich
> jetzt mal ausgehe, dann darf man das meiner Meinung nach nicht
> unterstützen.

Also dem würde ich mich anschließen. Andererseits hat die UCK dasselbe
getan - es gibt also auch keinen Grund, an deren Seite zu stehen.

> Den Kurs der amerik. Regierung, sowie der Unsrigen kann m. M. nach auch
> niemand beurteilen, der nicht dort war und sich deshalb auf die Berichte
> von anderen Menschen und Organisationen verlassen muss.

Wenn ich danach gehe, dürfte ich überhaupt nichts mehr bewerten, denn das
Meiste in der Welt sieht man nicht selbst. Ich denke schon, dass man
Medienberichte zur Bewertung heranziehen darf - solange man den nötigen
kritischen Abstand behält. Außerdem ist vieles auch nicht nur eine frage der
Nachricht, die gar nicht in Zweifel steht, sondern eben der Einschätzung.
Und da weiß ich, was ich von Leuten zu halten habe, die ihre Meinung mal
eben um 180° wenden (Grüne in der Regierung z.B.).

Salut!
Tec

R. Ehlert

unread,
Jul 11, 2000, 3:00:00 AM7/11/00
to
Freundschaft Genossen!


wollte hier nur zufügen,das die bürgerlichen medien in der zeit des krieges
in jugoslavien
eine antiserbische hetze auf den plan gerufen hat.die wäre eines göbels
würdig gewesen!
ich rede hier u.a. von einseitiger berichterstattung die schon allein durch
zurückhalten
von iformationen einer lüge gleichkommt! und die geschichte mit "rudolf´s
hufeisenplan"
sollte schon alleine jede zeigen was man von diesem herrn zu halten
hat...........
außerdem wenn ein imperialistischen land spezial deutschland von dem schutz
der
menschenrechte labbert - sollte man schon die ohren spitzen und die augen
schärfen!

buchempfelung: Die ehrlichen Makler
von Ralpf Hartman


Timmo Gramenz

unread,
Jul 11, 2000, 3:00:00 AM7/11/00
to
Tec Dian wrote:
>
> > Ideologie hin oder her, wenn es in Jugoslavien zu
> > Menschenrechtsverletzungen kommt und die Regierung davon weiß, wovon ich
> > jetzt mal ausgehe, dann darf man das meiner Meinung nach nicht
> > unterstützen.
>
> Also dem würde ich mich anschließen. Andererseits hat die UCK dasselbe
> getan - es gibt also auch keinen Grund, an deren Seite zu stehen.
>

Wir stehen hier vor einem Proble, dass wir nicht ohne ein zumindest ganz
kleines schlechtes Gewissen lösen können.
Zuerst muss ich leider Feststellen, dass es keinen _sauberen_ Krieg
gibt, es passiert immer Scheiße. Niemand durfte und darf erwarten, das
die serbische Armee, die UCK, die NATO, auch die Bundeswehr, und jetzt
die KFOR alles richtig machen. Es passieren immer Fehler, mal große und
viele (die Konfliktpartner), mal kleine und wenige (KFOR).
Jetzt zum Problem:
Wenn wir uns jetzt mit dem Konflikt auseinandersetzten, dann können wir
das von weitem betrachten und sagen, dass alle doof sind, was aber zu
einfach wäre.
Oder wir können uns zu einer der beiden Seiten bekennen, was aber
aufgrund aufgrund der Fehler ethisch nicht vertretbar ist.
Was sollen wir jetzt tun?


> > Den Kurs der amerik. Regierung, sowie der Unsrigen kann m. M. nach auch
> > niemand beurteilen, der nicht dort war und sich deshalb auf die Berichte
> > von anderen Menschen und Organisationen verlassen muss.
>
> Wenn ich danach gehe, dürfte ich überhaupt nichts mehr bewerten, denn das

ja! Jedenfalls wenn du weißt, dass die Berichterstattung einseitig
war/ist.

> Meiste in der Welt sieht man nicht selbst. Ich denke schon, dass man
> Medienberichte zur Bewertung heranziehen darf - solange man den nötigen
> kritischen Abstand behält. Außerdem ist vieles auch nicht nur eine frage der
> Nachricht, die gar nicht in Zweifel steht, sondern eben der Einschätzung.

Meiner Meinung nach hättest du dir jedenfalls auch die Medienberichte in
Russland und Serbien ansehen müssen und dir erst dann eine Eigene
Meinung basteln sollen.

> Und da weiß ich, was ich von Leuten zu halten habe, die ihre Meinung mal
> eben um 180° wenden (Grüne in der Regierung z.B.).

Sowas nennt sich Politik und das gibts überall.
Der stärkere Gewinnt.

>
> Salut!
> Tec

Tec Dian

unread,
Jul 11, 2000, 3:00:00 AM7/11/00
to
> > Ideologie hin oder her, wenn es in Jugoslavien zu
> > Menschenrechtsverletzungen kommt und die Regierung davon weiß, wovon ich
> > jetzt mal ausgehe, dann darf man das meiner Meinung nach nicht
> > unterstützen.
>
> Also dem würde ich mich anschließen. Andererseits hat die UCK dasselbe
> getan - es gibt also auch keinen Grund, an deren Seite zu stehen.
>

Wir stehen hier vor einem Proble, dass wir nicht ohne ein zumindest ganz
kleines schlechtes Gewissen lösen können.
Zuerst muss ich leider Feststellen, dass es keinen _sauberen_ Krieg
gibt, es passiert immer Scheiße. Niemand durfte und darf erwarten, das
die serbische Armee, die UCK, die NATO, auch die Bundeswehr, und jetzt
die KFOR alles richtig machen. Es passieren immer Fehler, mal große und
viele (die Konfliktpartner), mal kleine und wenige (KFOR).
Jetzt zum Problem:
Wenn wir uns jetzt mit dem Konflikt auseinandersetzten, dann können wir
das von weitem betrachten und sagen, dass alle doof sind, was aber zu
einfach wäre.
Oder wir können uns zu einer der beiden Seiten bekennen, was aber
aufgrund aufgrund der Fehler ethisch nicht vertretbar ist.
Was sollen wir jetzt tun?

Ich kann sehr wohl sagen, dass der Terror der UCK durch das politische
System in Jugoslawien nicht gerechtfertigt war. Folglich kann ich die
jugoslawischen Gegenaktionen vom Prinzip her billigen, ohne das im
Einzelfall ("Fehler") zu tun, und ohne das politische System in Jugoslawien
selbst zu billigen.

Außerdem kann ich sagen, dass Deutschland kein Recht dazu hat, sich überall
als Richter aufzuspielen. Wer sagt eigentlich, dass das Eingreifen weniger
Opfer gefordert hat, als das Zuschauen? Die Leute dort müssen ihre Probleme
selbst lösen. Dabei kann man ihnen helfen, aber dazu kann man sie nicht
zwingen. Die KFOR löst die Probleme im Kosovo genausowenig wie sie in
Bosnien gelöst wurden. Aber sie sichert die Herrschaft Deutschlands und
seiner Verbündeten, genauso wie in Bosnien, auf Jahrzehnte hinaus - weil sie
dort "gebraucht" werden.

>> Meiste in der Welt sieht man nicht selbst. Ich denke schon, dass man
>> Medienberichte zur Bewertung heranziehen darf - solange man den nötigen
>> kritischen Abstand behält. Außerdem ist vieles auch nicht nur eine frage
der
>> Nachricht, die gar nicht in Zweifel steht, sondern eben der Einschätzung.
>
> Meiner Meinung nach hättest du dir jedenfalls auch die Medienberichte in
> Russland und Serbien ansehen müssen und dir erst dann eine Eigene
> Meinung basteln sollen.

Hab ich - Internet sei Dank. (Außerdem kenn ich auch ein paar Leute von
dort.)

Salut!
Tec

Tec Dian

unread,
Aug 1, 2000, 3:00:00 AM8/1/00
to
>> Ich kann sehr wohl sagen, dass der Terror der UCK durch das politische
>> System in Jugoslawien nicht gerechtfertigt war. Folglich kann ich die
>> jugoslawischen Gegenaktionen vom Prinzip her billigen, ohne das im
>> Einzelfall ("Fehler") zu tun, und ohne das politische System in
Jugoslawien
>> selbst zu billigen.
>
> Unabhängig davon, wer nun mit dem Krieg begonnen hat, bin ich der
> Meinung, dass die jugoslavische Regierung eindeutig versagt hat. Es wäre
> ihre Pflicht gewesen, den Konflikt zu lösen, bevor es zu kriegerischen
> Auseinandersetzungen gekommen ist.

Wie kann man einen Konflikt mit friedlichen Mitteln lösen, wenn der Gegner
militärisch angreift? Pflicht schön und gut, aber wie? Man kann doch
niemanden zwingen, friedlich zu sein - außer eben letztlich mit Gewalt.
Meines Erachtens ist es nicht möglich, dass eine Regierung Gewalt
verhindert, wenn eine nationalistische Minderheit (oder auch die Mehrheit)
Gewalt will. So etwas kann nur von den Menschen selbst kommen - was in einem
Ausbeuterstaat mit seinen Kämpfen um die Macht für gewöhnlich nicht
geschieht.

> Aber, wie würden wir und unsere Regierung reagieren, wenn Bayern seine
> Unabhängigkeit erklären würde?!?

Gute Frage. Ich hoffe mal, dass das ohne Gewalt abginge - wie bei Tschechien
und der Slovakei. Es gibt immerhin Beispiele für friedliche Trennungen - ein
Hoffnungsschimmer. Obwohl ich natürlich von Kleinstaaterei nichts halte -
aber das ist eine andere Frage.

Salut!
Tec

Tec Dian

unread,
Aug 23, 2000, 3:00:00 AM8/23/00
to
Artikel aus "Das rote Virus" - August 2000
http://www.aksios.de/virus
----------------------------------------------------
Zweierlei Maß

Wenn in Berlin ein Staatsgast empfangen wird, dann vergessen die
Streiter für die freiheitlich-demokratische Grundordnung an der Spitze
des deutschen Staates plötzlich, wie das Grundgesetz diese Ordnung
definiert. Das demokratische Grundrecht auf freie Meinungsäußerung – in
Bezug auf die DDR immer beschworen – ist plötzlich unliebsam und wird
so weit wie möglich weg verbannt, wenn nicht sogar denunziert und
kriminalisiert. So geschehen auch wieder, als der Präsident Irans,
Khatami, auf Einladung des deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder
Deutschland besuchte. Protestierende, die auf seine auch nach deutschem
Recht bestehende Mitverantwortung an vielfachen Verbrechen hinwiesen,
wurden aus dem Blickfeld gedrängt, um das schöne Bild deutsch-
iranischer Freundschaft nicht zu stören. Dabei ist die Sachlage
bezüglich Khatamis völlig klar. Als Präsident und auch schon in vorigen
Funktionen ist er für vielhundertfache Folter und Mord verantwortlich.
Die demokratische Opposition Irans wird inhaftiert, ermordet oder ins
Exil getrieben, das Land stöhnt unter der Grausamkeit der Scharia,
Frauen sind entrechtet, nationale Minderheiten wie die Kurden werden
mit Waffengewalt unterdrückt, Religionsfreiheit existiert nicht –
Atheismus ist ein Verbrechen. Weiterhin ist Khatami unmittelbar in das
Lockerbie-Attentat und den Mykonos-Mord verwickelt. Das alles hindert
Bundeskanzler Schröder jedoch nicht daran, ihn als Staatsgast mit allen
Ehren zu begrüßen und eine „neue Partner-schaft“ der beiden Staaten zu
feiern.
Während dessen setzt sich die deutsche Regierung dafür ein, einen
anderen Staatspräsidenten gefangen zu nehmen, und bezeichnet ihn als
Verbrecher. Die Rede ist von Jugoslawiens Präsident Milosevic, der
angeblich eine zutiefst verbrecherische und undemokratische Diktatur in
Jugoslawien errichtet hat. Bei diesem Vorwurf interessiert den
Bundeskanzler nicht, dass es in Jugoslawien eine demokratische
Opposition gibt, die sogar 60% der Abgeordneten des Bundesparlamentes
stellt. Auch die legalen Massendemonstrationen in Jugoslawien, die im
Iran einfach undenkbar wären, werden zum Nachteil der „Diktatur“
interpretiert, statt anzuerkennen, dass das demokratische Recht auf
Demonstrationsfreiheit in Jugoslawien offenbar geachtet wird. Die
Freiheit der Religionsausübung ist in Jugoslawien mit seinen Christen
der verschiedensten Konfessionen und Moslems ebenso kein Thema, wie die
juristische Gleichstellung der Geschlechter – zumindest nicht mehr als
in westlichen Ländern. Auch die Achtung nationaler Minderheiten ist im
Vielvölkerstaat Jugoslawien Realität – auch wenn der Staat auf
militärische Gewalt seitens nationalistischer Terroristen im Kosovo
selbst mit Gewalt geantwortet hat – wie das jeder Staat in einem
solchen Fall tut.
Natürlich ist Jugoslawien kein Paradies, und vom kommunistischen
Standpunkt aus gibt es genug dort zu kritisieren. Es ist ein Staat der
Ausbeuter, und die bürgerliche Demokratie nützt den Ausgebeuteten
relativ wenig. Aber Jugoslawien erfüllt alle offiziellen Ansprüche an
eine westliche Demokratie – im Gegensatz zum Iran. Trotzdem wird
Milosevic vom Westen als Verbrecher verleumdet und verfolgt, Khatami
dagegen als Partner gefeiert und hofiert – warum?
Jugoslawien ist das einzige osteuropäische Land außerhalb der GUS, das
sich bis heute dem Zugriff von EU und NATO widersetzt. Es war weder
bereit, sich politischen und ökonomischen Diktaten der EU und des
Internationalen Währungsfonds zu beugen, noch seine Landesverteidigung
der NATO auszuliefern. Es hat sich bisher weder durch Versprechungen,
noch durch Erpressung in die Reihe der NATO- und EU-Kandidaten drängen
lassen, sondern behauptet seine nationale Souveränität – und seine
traditionelle Bindung an Russland. Für diese Widersetzlichkeit gegen
deutsch-europäisches und US-amerikanisches Herrschaftsstreben muss sich
die Regierung Jugoslawiens verleumden lassen. Dafür wird sein Präsident
als Diktator beschimpft und als Verbrecher verfolgt. Dafür wurde
Jugoslawien schließlich mit Krieg heimgesucht.
Ganz anders Khatami. Er wird als „Reformer“ gefeiert, obwohl sich das
unmenschliche Repressionssystem unter seiner Herrschaft nicht
wesentlich verbessert hat. Aber er hat sein Land für die amerikanisch-
europäischen Großkonzerne geöffnet. Das entschuldigt alles. Das
entschuldigt natürlich auch das militärische Vorgehen Irans gegen die
kurdische Minderheit – kein Kriegsgrund für die NATO, sondern eher ein
Grund zur Kooperation, wenn man an die Kurdenpolitik des NATO-Landes
Türkei denkt.
Als Reaktion auf die Kritik an Khatami und an der Einladung der
Bundesregierung rief Bundeskanzler Gerhard Schröder zum „Respekt vor
den gegenseitigen Kulturen“ auf – was dann wohl in Bezug auf
Iran „Respekt vor der Unterdrückung der Frauen und vor
Menschenverachtung“ heißen soll. Khatami äußerte im Gegenzug: … vieles,
was in der Welt erdacht worden ist, hat seinen Ursprung im Iran.“ Ob er
damit wohl kulturelle Intoleranz, politische Unterdrückung, Sexismus,
Folter und Mord meint? Immerhin möglich, dass Schröder daran denkt,
wenn er sagt, beide Staaten könnten viel voneinander lernen. T.D.

Salut!
Tec


Sent via Deja.com http://www.deja.com/
Before you buy.

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