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Das Elend der Gewerkschaften

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Marco Schulz

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Aug 11, 2000, 3:00:00 AM8/11/00
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Das Elend der Gewerkschaften.

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Ein Prolet ist auf Lohn angewiesen, ohne dass garantiert ist,
dass der auch welchen bekommt oder dieser fuer die Bestreitung
seines Lebensunterhaltes taugt.

Da Lohn ein Abzug vom Gewinn darstellt, auf den es im
Kapitalismus schliesslich ankommt, faellt der Lebensunterhalt
der Leute immerzu reichlich knapp aus.

Dies erzeugt einerseits die "Motivation", die anderen in ihrer
Verzichtsbereitschaft zu ueberbieten, um den eigenen Job zu
behalten oder einen zu bekommen. Ohne das dies ein Mittel dafuer
waere, denn erstens bieten die anderen zwangslaeufig auch mit
und zweitens - selbst ein niedriger Lohn ist keine Garantie
dafuer, dass ein lohnendes Geschaeft stattfindet und die durch
die Not der Arbeitslosigkeit zur Bescheidenheit erzogenen
Proleten der Benutzung durchs Kapital fuer wuerdig befunden
werden.

Und liefert andererseits den Grund dafuer, wieso man als Prolet
eigentlich gar nicht lange genug arbeiten kann. Allerdings wird
der Zweck des zusaetzlichen bzw. laengeren Rackerns: mehr vom
benoetigten Gelde zusammenzutragen, durch dieses selbst gewaltig
untergraben: ein hoeheres Angebot an Arbeitsstunden macht die
Arbeit billiger, was laengeres Arbeiten zur Normalitaet und noch
laengeres Arbeiten erforderlich machte. Nicht umsonst betrug die
Arbeitszeit zu Beginn des Kapitalismus schnell 12, 14, 16
Stunden taeglich.

Diese erzwungenen Notwendigkeiten sind dermassen ruinoes, dass
der buergerliche Staat den Arbeitstag auf 8 Stunden begrenzte,
eine hoehere Bezahlung fuer Ueberstunden erzwang, Kinderarbeit
verbot, gesetzliche Mindestloehne festschrieb und das Zulassen
von Gewerkschaften als eine Notwendigkeit ansah, um nicht das
gesamte Menschenmaterial schon vor der "Bluete ihres Lebens"
-also, wenn sich die Anwendung der Arbeitskraft so richtig lohnt-
verschlissen zu sehen.

Schliesslich braucht das Geschaeft auch morgen noch jemanden,
der in der Lage ist, sich benutzen zu lassen und der Staat
Soldaten, die nicht gleich vor Schwaeche zusammmenbrechen, wenn
sie mal Gewehre halten oder marschieren sollen oder beides.

+++++++++

Nun, wenn manch ein Linker sich anschaut, wie die Gewerkschaften
so ihre Aufgabe: die Vertretung der Interessen der Proleten
wahrnehmen, dann entfleucht recht schnell ein veraechtliches
"Verraeter!" seinem Munde.

Ich behaupte, die Gewerkschaftsbonzen sind keine solchen,
sondern es ist schlimmer, als sich linke Verschwoerungstheorien
vorstellen koennen. Gewerkschaften koennen nicht anders.

Und das geht so:

Da die Leute auf Lohn angewiesen sind, brauchen sie Arbeit, fuer
die sie einen kriegen.

Da es im Kapitalismus nur Arbeit gibt, die sich fuer ein
Unternehmen lohnt, die also rentabel ist, ist das Anliegen der
Gewerkschaften folgerichtig: dafuer zu sorgen, dass die Arbeit
rentabel ist. Dies fuehrt zu deren Einsicht in die
wirtschaftliche Vernunft und die heisst: Loehne muessen sich
-wie der Name schon sagt- LOHNEN.

Fuer den, der sie zahlt.

Weiterhin verbietet sich ein wirschaftsschaedigendes Vorgehen
gegen die Lohnquelle. Streik? Um Gottes Willen!!

Manch eine Gewerkschaft bruestet sich damit, schon seit 20
Jahren keinen richtigen Streik mehr noetig gehabt zu haben -
eigentlich ein Grund, um vor Schamesroete zu erblassen.
Falls Streik, dann mal zwei Stunden zur Warnung, mit dem
Unternehmen abgesprochen, wann es die Auftragslage mal zulaesst
oder nach Feierabend(!) - aber auf jeden Fall so, dass der
Arbeitsausfall wieder reingearbeitet werden kann - durch
unentgeltliche Ueberstunden. Oder, wenn es zu spaet ist: wenn
das Unternehmen eh schon vor der Pleite steht, also sowieso
nicht mehr erpressbar ist, dann darf gestreikt werden, was das
Zeug haelt. Ohne dass es was nuetzt.

Schliesslich muss die Gewerkschaft, um Arbeitsplaetze zu retten,
(die gar nicht zu retten sind,) ein Lohnsenkungsprogramm
mitmachen, welches da heisst: "Buendnis fuer Arbeit". Eine
Erpressung: "Weniger Lohn oder Raus!" zu deren Ver- oder
Behinderung sie eingentlich mal angetreten war - jetzt ist sie
gewerkschaftliches Programm.

Das ist kein Verrat, sondern die Konsequenz einer Logik, die im
Lohn ein Lebensmittel fuer die Leute sieht.

Aber hier ist die Logik noch nicht am Ende.
Wenn die Gewerkschaften ein Interesse fuer das Wohlergehen der
Lohnquelle entwickeln muss - im Interesse ihrer Klientel (!) -
dann kann sie das Wohlergehen der Grundlage der Lohnquellen:
also des Staates, der die Bedingungen fuer die nationale
Wirtschaft schafft und garantiert, nicht kalt lassen. Nationale
Gewerkschaften sind das notwendige Produkt der Vertretung von
Arbeiterinteressen im Kapitalismus.

Eine Gewerkschaft, die sich dafuer einsetzt, dass in Suedkorea
Arbeitsplaetze vernichtet werden, damit echte Deutsche hier
ihre Autos zusammenbasteln koennen. Solidaritaet? Unlogisch!
Gewerkschaftliche Standortpolitik? Na logisch!

Ich hoffe, Euch hat das Grauen gepackt.
Denn dann habt ihr naemlich begriffen, was das bedeutet.

Ciau Marco

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