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F.Castro: Schlusswort zur Verfassungsaenderung

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Lueko Willms

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Jun 27, 2002, 5:09:00 PM6/27/02
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Das spanische Original findet sich unter
http://www.cuba.cu/gobierno/discursos/2002/esp/f260602e.html
bzw.
http://www.granma.cubaweb.cu/terrorismo/articulo0171.html

--------- schnipp -----------------------------------------


ANSPRACHE DES PRÄSIDENTEN DER REPUBLIK KUBA FIDEL CASTRO RUZ, IN DER
AUßERORDENTLICHEN TAGUNG DER NATIONALVERSAMMLUNG DER VOLKSMACHT
(ASAMBLEA NACIONAL DEL PODER POPULAR). IM PALACIO DE LAS CONVENCIONES,
AM 26. JUNI 2002.

Genossinnen und Genossen!


Es ist alles gesagt und das viel besser, als ich es sagen kann. Eine
Zusammenfassung und die Erwägung einiger Gesichtspunkte ist das einzige
was ich tun kann.

In den Tagen, als er von seinem Amt Besitz ergriff, wollten wir keine
rhetorischen Auseinandersetzungen mit dem neuen Präsident der
Vereinigten Staaten. Obwohl wir nicht die geringsten Zweifel über seine
Politik in Bezug auf Kuba hegten, sahen wir keinen Nutzen darin, den
ersten Stein zu werfen. Wir würden geduldig sein.

Eine Gruppe der Ultrarechten hatte in den Vereinigten Staaten die Macht
ergriffen, und wir wußten von ihren Abmachungen und Kompromissen, die
sie noch vor den Wahlen mit den Mafia-Gruppen von Miami eingegangen
waren, um die kubanische Revolution zu beseitigen, und welche meine
eigene physische Beseitigung nicht ausschlossen. Der Zufall fügte den
eigentümlichen Umstand hinzu, daß jene, mittels Wahlbetrug, die Wahl von
Bush zum Präsidenten entschieden.

In der ersten Etappe fanden die gewöhnlichen antikubanischen Manöver in
Genf statt. Nichts Neues, nur daß die Druckmethoden gegen die
Delegationen bei der Kommission für Menschenrechte brutaler als
gewöhnlich waren.

Es war fast ein erstes Jahr ohne spezielle Neuigkeit vergangen: Die
traditionellen rhetorischen Attacken gegen Kuba, die Versammlung des
ALCA in Quebec und die ungeschickte Bezugnahme seitens des Herrn Bush
bei diesem Ereignis auf das Ideengut von Martí, welche eine Flut von
Briefen der kubanischen Kinder und Jugendlichen hervorrief, wo diese dem
Präsidenten der Vereinigten Staaten mit der höchstmöglichen Höflichkeit
erläutern, wer unser Apostel und Nationalheld war und wie er dachte. das
waren die herausragendsten Tatsachen in den bilateralen Beziehungen.

Im internationalen Bereich setzten die Entscheidung für einen nuklearen
Raketenabwehrgürtel, die Mißachtung der in Kyoto eingegangenen
Verpflichtungen und die Verkündung hoher militärischer Ausgaben zur
Entwicklung neuer und spitzfindiger Waffen als nicht einmal mehr der
kalte Krieg existierte, frühzeitige Zeichen über die Denkweise, den Stil
und die Methoden der neuen Verwaltung der hegemonischen Supermacht.

Die internationale Wirtschaft begann überall beunruhigende Symptome zu
zeigen: Alle Kennziffern und Prognosen verwandelten sich in
pessimistische. Die Welt trat in eine ungewisse und bestürzende
Rezession ein. Die Grunderzeugnisse, von denen die überaus große
Mehrheit der Nationen der Dritten Welt leben, waren auf einem Tiefstand,
während die neoliberale Globalisierung, die erzwungene Privatisierung,
die Auslandsverschuldung und die Ölpreise ihr Zenit erreichten.

Innerhalb dieser Umstände ereignen sich die tragischen, absurden und
nicht zu rechtfertigenden Tatsachen des 11. September. Die Welt
unterstützte einstimmig und solidarisch das Volk der Vereinigten
Staaten. Unabhängig von den Fehlern und Unstimmigkeiten der
Außenpolitik der Verwaltungen dieses Landes, gab es keinen, der nicht
von dem scheußlichen Blutbad an Tausenden von unschuldigen Amerikanern,
von dort Geborenen oder aus den verschiedensten Ländern Abstammenden
erschüttert worden war.

Es war die Stunde der Gewissensprüfung und nicht die des Schürens,
Multiplizierens und Kapitalisierens des absurden während ganzen
Jahrzehnten akkumulierten Hasses. Die übermächtige Nation müßte
gleichmütig sein; der Rest der Welt hatte die Pflicht mutig zu sein.
Ersteres hing von ihren Leadern ab; das zweite, von einem elementaren
gesunden Menschenverstand und Anstand. Solche Tugenden sind nicht
häufig. es geschah weder das eine, noch das andere. Der Mächtigste
verfügte am 20. September, 9 Tage nach dem verwerflichen Terrorakt,
einen Weltstaatsstreich, in dem er in Kriegsstimmung erklärte, daß alle
Länder wählen müßten zwischen entweder seine Verbündete zu sein, oder
seine Feinde. Die Vereinten Nationen verloren die geringe Autorität, die
ihnen eine fehlerhafte Satzung zugestand, durch ein Verfahren, das
antidemokratischer nicht sein kann: das Vetorecht. Die anderen Staaten,
um die 184, die sich normalerweise damit beschäftigen Vereinbarungen,
fast immer erhabener Natur, abzustimmen, die aber niemals ausgeführt
werden, haben dieses Mal selbst das Stimmrecht verloren.

Seitdem hört man nur den schreienden Lärm der Irrationalität, der
Drohungen und der Waffen.

Die Wirtschaftskrisen, mit ihren Folgen von Armut und Hunger,
multiplizieren sich; der Egoismus wächst, die Solidarität wird
schwächer; die Krankheiten, manchmal selbst schlimmer als die Kriege,
bedrohen gänzliche Regionen mit dem Aussterben. Die
Wirtschaftswissenschaften stehen vor Problemen, die sie sich nie
vorgestellt hätten, und sind an Konzepte und Kategorien wie an einen
schweren Ballast angebunden, die sie in ein Meer der Ungewißheit und
Impotenz versenken. Das haben sie in den großen und anerkannten
Universitäten eines Wirtschafts- und sozialen Systems gelernt, welches
heute ein anachronistisches Weltimperium geworden ist. Die Politik hat
aufgehört, die Illusion einer erhabenen und nützlichen Kunst zu sein,
mit der sie immer träumte sich zu rechtfertigen, um sich in eine banale
und entwürdigende Unterhaltung zu verwandeln. Das ist eine große
Tragödie, aber nicht unlösbar. Die eigene Unhaltbarkeit des Systems wird
die Menschheit dazu bringen, Lösungen zu suchen.

Stellen wir wieder beide Füße auf die Erde, in dem begrenzten Raum
unseres Planeten, wo sich unser Land befindet, wir Kubaner haben das
Recht, die bescheidene Freiheit der erfüllten Pflicht zu genießen. Wir
sind das Ergebnis von großen Ereignissen und historischer Strömungen,
die während vieler Jahrhunderte stattfanden. Koloniale und
Sklavenhaltergesellschaft, mit starken Gefühlen für die Annexion und
gegen die Unabhängigkeit in den reichsten Schichten der Einheimischen
bis vor ein bißchen mehr als einem Jahrhundert; titanischer Kampf des
wachsenden patriotischen Sektors während 30 Jahren, schon in der Nähe
ihrer Ziele; die mit Zähigkeit und Heldentum seiner besten Söhne
geschmiedete Nation interveniert durch Truppen der Vereinigten Staaten,
verraten und verkauft, hin und her getragen von unendlich größeren
Kräften, sehen wir uns heute, ein kleines Land, unabhängig und
vollkommen frei, erhaben vor der stärksten imperialen Macht, die je
existierte und die gar nicht dem Frieden zugeneigt ist und nicht die
Rechte der Völker respektiert.

So ein einzigartiger Fall war in keinem Buch beschrieben. Vom tiefen
Abgrund der Vergangenheit waren die Ideen, die Gefühle und die Kräfte
hervorgequollen, die uns bis hierher gebracht haben, uns hier erhalten
und erhalten werden.

Nach dem beschämenden Manöver in Genf, wo die Regierung der Vereinigten
Staaten nach brutalem Druck einen knappen Pyrrhussieg erreichte, tauchen
im vergangenen Mai gefährliche Tatsachen auf: Am 6. beschuldigt uns die
Regierung der Vereinigten Staaten Forschungen zu biologischen Waffen
durchzuführen; am 20., die Reden Bush in Washington und Miami; am 21.
wird der Einschluß Kubas in die Liste der Länder, die den Terrorismus
begünstigen, wiederholt; am 1.Juni, die ungewöhnlichen Urteilsfällungen
von Bush in West Point.

Am 20. Mai widmete der Präsident der Vereinigten Staaten einen ganzen
Tag Kuba und seiner Revolution! Was für eine große Ehre! Er erinnert
sich unser, dann existieren wir!

Ich weiß nicht, wann der Präsident der Vereinigten Staaten seine Reden
schreibt, wann er einen seiner intimen Berater mit dieser Arbeit
beauftragt, oder ob sie ein Hybrid beider Sachen sind. Unter egal
welchen dieser Umstände sind gewöhnlich die Arroganz, die Demagogie und
die Lüge untrennbare Begleiter solcher Reden. An diesem Tag hielt er
zwei: eine im Weißen Haus und die andere in Miami. Er zeigte sich
verächtlich, beleidigend und wenig respektvoll dem Gegner gegenüber. das
Wichtigste waren nicht die Beleidigungen und Beschimpfungen. Diejenigen,
denen die Argumente fehlen, haben keine anderen Waffen, als die Lüge und
die Adjektive. Was als wesentlich angesehen werden soll, sind ihre
makabren Absichten, ihre wahnwitzigen Pläne und ihre Illusionen.

Ein Beispiel für unfaßliche Falschheit und Respektlosigkeit gegenüber
der internationalen öffentlichen Meinung fand statt, als der Herr Bush
in seiner Rede im Weißen Haus ruhig behauptete, daß die Vereinigten
Staaten und ihre Alliierten und Freunde die Freiheit in Ländern wie
Südafrika erreichten.

Die ganze Welt weiß, und die neuen Generationen müssen es erfahren, daß
es in Cuito Cuanavale und im Südosten von Angola war, wo das Ende des
Apartheid entschieden wurde, mit der Teilnahme von mehr als
Vierzigtausend kubanischen Kämpfern an dieser Front an der Seite der
angolanischen und namibischen Soldaten. Die Verwaltungen der Vereinigten
Staaten haben Savimbi aufgerüstet, der Millionen von Minen säte und
Hunderttausende von Zivilen ermordete. Sie haben komplizenhaft darüber
geschwiegen, daß Südafrika sieben Nuklearwaffen besaß, mit der Idee, daß
diese gegen die kubanischen Truppen verwendet würden.

Bush verwechselt seine Wünsche mit den seltsamsten Phantasien.

,Vor 100 Jahren," sagte er in Miami, ,erklärte das stolze Volk von Kuba
seine Unabhängigkeit und brachte Kuba auf den Weg der Demokratie. Wir
sind heute hier, um diesen wichtigen Jahrestag zu feiern."

Für ihn existierte der Platt-Zusatz nicht, der Betrug, der Verrat, das
Recht zu intervenieren, die Beleidigung der Souveränität von Kuba, die
dieser darstellte. Es existierte nicht einmal die Geschichte.

Er spricht von einem Peter Pan, heute einer seiner Minister. Und er
sagte nicht, daß in jener monströsen Operation, die jenen Namen trug,
organisiert von den Autoritäten der Vereinigten Staaten auf der
Grundlage einer zynischen und abstoßenden Lüge, Vierzehntausend
kubanische Kinder heimlich aus dem Land geschleust wurden.

Sofort greift er zur melodramatischen Geschichte eines kubanischen
Jungen, der 1995, als er zehn Jahre alt war, in den Vereinigten Staaten
ankam, der in einigen Wochen die Senior High School von Miami
abschließen und der erste dieser Bildungsstätte sein würde, der in die
Universität Harvard eintreten würde. Er hatte nicht und konnte auch
nicht die minimal notwendige Ehrlichkeit besitzen, anzuerkennen, daß nur
ein Kind aus Kuba kommend- einziges Land der Hemisphäre, wo ab der
Vorschule alle eingeschult sind und hundert Prozent der Kinder die
sechste Klasse mit den doppelten Durchschnittskenntnissen in Sprache und
Mathematik abschließen, wie es die UNESCO bezeugt- mit einigen wenigen
anschließenden Studienjahren in Harvard eintreten kann. Es ging nicht um
einen in einer öffentlichen Schule erzogenen Einwanderer des Restes von
Lateinamerika, auch nicht um einen indianischen oder schwarzen
Nordamerikaner.

Unmittelbar ergänzt er, daß in Kuba niemand etwas zugute gekommen ist,
,weder den Werktätigen, noch den Bauern oder den kubanischen Familien,
nur Elend und Isolierung."

Er versucht nicht einmal zu erklären, warum denn dann vier Jahrzehnte
von Aggressionen, Terrorismus, Blockade und Wirtschaftskrieg seitens der
Vereinigten Staaten. Um jenen entgegenzutreten waren eine große Dosis
von Bewußtsein, Politik, Kultur, Heldentum und Unterstützung des Volkes
notwendig, sie haben jedoch überhaupt nicht jene Revolution, die nichts
für das Volk getan hat, zerstören oder schwächen können.

Der Herr Bush fügt hinzu, unter anderen Oberflächlichkeiten, daß, als
alle Nationen der Hemisphäre den Weg zur Demokratie gewählt haben, ich
den ,des Gefängnisses, der Folter und des Exils für die Kubaner
ausgewählt habe, die sagen, was sie denken." Diese verleumderische
Referenz über die Anwendung der Folter in unserem Land macht genau das
Oberhaupt jenes Staates, der in Spezialschulen Zehntausende von
Lateinamerikanern ausbildete, die in fast allen Ländern unserer
Hemisphäre verantwortlich für Hunderttausende von Gefolterten,
Verschleppten und Toten waren. Unser Sicherheitspersonal hat nie
Unterricht von solch geübten Meistern erhalten. Wenn der Herr Bush in
der Lage wäre, einen einzigen Fall von Folter in Kuba in den mehr als
vier Jahrzehnten der Revolution zu beweisen, wären wir bereit, eine
Goldskulptur zu errichten, selbst wenn wir dafür die Kollektion unseres
Numismatikmuseums einschmelzen müßten, um sein Andenken zu ehren, als
einer der weniger Lügenhaften aller Lügenhaften der Welt.

Die unser Vaterland und seine lange und unheilvolle Geschichte von Grund
auf kennen, wissen, daß die ethischen Prinzipien der Revolution, etwas
was ihre außerordentliche Kraft und Widerstandskraft erklärt, ganz und
gar nicht die Prinzipien des Herrn Bush sind.

In den ungehörigen Reden, die er am 20. Mai hielt, kündigte er an:


,Meine Administration wird auch daran arbeiten, Wege zur Modernisierung
der `Martí'- Radio- und Fernsehsender suchen."

Wie man ersehen kann, während Kuba jeden Tag mehr Stunden im Fernsehen
den Schul- und Universität-für-Alle-Programmen widmet und Ressourcen für
die Erweiterung eines Erziehungskanals auf das ganze Land investiert,
der wachsendes Prestige und Unterstützung im Volk gewinnt, verspricht
die Regierung der Vereinigten Staaten, ganz abgesehen von der
Beleidigung, den Namen unserer heiligsten historischen Figur zu
verwenden, mehr Geld in die Modernisierung von Radio- und Fernsehsendern
zu investieren, um unsere Kultur anzugreifen und Desinformation, Lügen,
Gift und Subversion in unserem Land zu säen.

In einem Anflug der phantasierend erscheinen würde, erklärt er sich
sprachlos, da er gelesen habe- ohne daß jemand wüßte, wo er es las- daß
in dieser modernen Ära das kubanische Regime den öffentlichen Verkauf
von Komputern verbietet. Er behandelt uns, als wären wir ein
entwickeltes und reiches Land. Niemand ist es in den Sinn gekommen, ihm
zu sagen, daß dennoch Kuba in diesem Moment das einzige Land dieser
Hemisphäre ist, möglicherweise die Vereinigten Staaten eingeschlossen,
wo hundert Prozent der Schulen und Lehranstalten, beginnend bei der
Vorschule bis zum letzten Jahr der Universität, Computerlabors und -
lehrer zur Verfügung haben, trotz der eisernen und grausamen
wirtschaftlichen und technologischen Blockade, die unserem Volk
auferlegt wurde, um ihm jeglichen Fortschritt auf jeglichem Gebiet
unmöglich zu machen.

Der Herr Bush könnte berechtigt sprachlos werden, ,wenn er in der Lage
wäre zu glauben, daß unser Land heute möglicherweise das einzige des
Planeten ist, das um eine allgemeine integrale Kultur kämpft, wo
derjenige, der nur die Kenntnisse einer Universitätskarriere besitzt, in
nur wenigen Jahren als funktioneller Analphabet angesehen werden wird.
Dann werden wir mit den Bürgern der Vereinigten Staaten und anderer
entwickelter Länder nicht nur in den Kommunikationsmöglichkeiten in
mehreren Sprachen per Internet, sondern auch in Erziehungs- und
Kulturniveau wetteifern können. Es wäre besser, er würde die Kinder und
Jugendlichen seines Landes auf diese nicht ferne Zukunft vorbereiten,
und besonders sie vor dem zerstörenden und entfremdenden Effekt der
Kommerziellen und Konsumpublizität schützen.

Noch etwas schamhaftes und unzulässiges: Der Herr Bush versicherte, daß
,wenn Kuba beginnt, wichtige grundlegende auf den Markt orientierte
Reformen anzunehmen"- das heißt, auf den Kapitalismus orientierte,
-,dann und nur dann würde er mit dem Kongreß der Vereinigten Staaten
daran arbeiten, die Einschränkungen in Bezug auf die Reisen und den
Handel zwischen unseren beiden Ländern zu flexibilisieren."

,Wir werden weiterhin die nordamerikanische Finanzierung der kubanischen
Einkäufe von nordamerikanischen landwirtschaftlichen Produkten
verbieten, weil das nichts anderes als ein Programm verkleideter,
ausländischer Hilfe sein würde, das nur dem aktuellen Regimen Nutzen
bringen würde."

,Wenn der Herr Castro unser Angebot abschlägt, würde er seine
Parteigänger auf Kosten seines Volkes beschützen und am Ende wird er,
trotz aller dieser Unterdrückungsinstrumente, sich vor seinem Volk
verantworten müssen." Das ist genau das, was ich tue, Herr Bush: mich
vor dem Volk verantworten, Rechenschaft über mein Leben und meine
revolutionäres Betragen abzulegen, um gemeinsam mit ihm die Antwort zu
erarbeiten, die wir auf die Forderungen und Drohungen, die sie einem
Volk mit der Ehre und Würde eines Volkes wie dem kubanischen nicht
hätten stellen sollen und nicht das Recht haben zu stellen.

Mit unschuldiger und anmaßender Verwegenheit, erklärt der Herr Bush, daß
,er Stipendien an kubanische Studenten und Fachleute, die versuchen,
unabhängige zivile Institutionen innerhalb Kubas zu schaffen, und an die
Angehörigen von politischen Gefangenen verleihen wird."

In Kuba genießen unsere Heranwachsenden und Jugendlichen fast eine halbe
Million von Stipendien für alle Arten von Schulbildung. Diese Stipendien
werden nach akademischer Leistung oder nach den Bedürfnissen unserer
Studenten vergeben, je nachdem, um welche Einrichtungen es sich handelt.
Keiner der Kinder oder Jugendlichen wird diskriminiert. Die Idee, daß so
etwas aus politischen Gründen gemacht werden könnte, ist beleidigend und
unzulässig.

Der Herr Bush bietet Stipendien an, die das Land absolut nicht braucht,
und er tut das mit anderer Zielstellung. Er darf sich nicht der
Vorstellung hingeben, daß wir zu einem Plan beitragen werden, der etwas
Ähnliches wie die School of the Americas schaffen will, um
umstürzlerische und Destabilisierungs-Agenten im Dienste seiner
imperialen Einmischungspläne zu formen.

In Kuba werden jedes Jahr, zusätzlich, Tausende von Stipendien an junge
Ausländer verliehen und wir diskriminieren niemand aus etnischen oder
ideologischen Gründen. Es wäre besser, der Herr Bush würde diese
Stipendien jungen Schwarzen, Indianern oder lateinamerikanischen
Ursprungs in den Vereinigten Staaten gewähren, die nicht studieren
können.

Die Regierung der Vereinigten Staaten begeht gleichfalls einen Fehler,
wenn sie im voraus damit rechnet, daß jene Bürger straflos ausgehen, die
im Sold einer ausländischen Macht stehen - ein Delikt, für das die US-
amerikanischen Gesetze harte Strafen vorsehen - oder wenn sie meint, daß
jene, die, in welcher Tarnung auch immer, Kuba zum Zwecke des Transports
von Mitteln und der offenen Verschwörung gegen die Revolution besuchen,
Erleichterungen erfahren werden oder daß die Mitarbeiter ihrer
Interessenvertretung ein Recht haben, unter dem Vorwand der Prüfung der
Lage der nach Kuba zurückgeführten illegalen Emigranten über Land zu
fahren und nach Gutdünken Netze zu organisieren und Verschwörungen
anzuzetteln und dabei die Verhaltensnormen von Diplomaten verletzen. Wir
sind nicht bereit, weder Verletzungen unserer Souveränität noch
demütigende Mißachtung der für Diplomaten geltenden Verhaltensnormen zu
gestatten. Ebenfalls unzulässig ist Warenschmuggel im Diplomatengepäck.
Es wird der Regierung der Vereinigten Staaten zuzuschreiben sein, sollte
die Fortsetzung dieser Praktiken zur Aufhebung des Migrationsabkommens,
ja einschließlich zur Schließung der Interessenvertretung in Havanna
führen. Wir wünschen es nicht, denn es wäre dieser ein bedauerlicher
Schritt zurück in den wenigen Aspekten der Beziehungen zwischen beiden
Ländern, bei denen man vorangekommen ist.

Doch wir sind bereit, auf alles Mögliche, ja sogar auf das Leben zu
verzichten, nur nicht auf die Würde und die Souveränität unseres Landes.
Wir sind es nicht, die wir die Vereinigten Staaten angreifen, anfeinden
und blockieren. Wir verlangen von ihnen nicht, ihre Verfassung und ihr
Wirtschafts- und politisches System zu ändern. Wir respektieren strikt
die Rechte der anderen Staaten. Die unseren sind also ebenfalls zu
respektieren.

Beweise für einen ehrlichen Geist der Kooperation in Fragen gemeinsamen
Interesses haben wir mehr als genug geliefert. Von uns sind drei
Projekte für bilaterale Vereinbarungen zur Bekämpfung des Drogenhandels,
des Menschenschmuggels und des Terrorismus ausgegangen.

Noch ein Beispiel: Angesichts der illegalen Nutzung des
Militärstützpunktes Guantánamo als Gefangenenlager für ausländische
Gefangene trafen wir die entsprechenden Maßnahmen und schufen
Erleichterungen in diesem unebenen und bergigen Gelände, um Unfälle
sowohl unter dem US-amerikanischen Militärpersonal als auch unter den
Gefangenen zu vermeiden.

In seiner Rede spricht Herr Bush von politischen Gefangenen in Kuba,
erwähnt jedoch mit keinem Wort die kubanischen Helden, die Gefangene des
Imperiums sind und in den Vereinigten Staaten zu Unrecht zu Dutzenden
Jahren Haft und einige zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurden. So
reden sie von Spionen dort und von politischen Gefangenen hier. Wir
sprechen von politischen Gefangenen dort und von konterrevolutionären
Gefangenen und Spionen hier.

Zum Schluß noch ein Punkt, den wir nicht übergehen dürfen: die
Diffamierung und grobe Beleidigung, als er in Miami behauptete, der
Handel mit Kuba bewirke nichts anderes als das Füllen der Taschen von
Castro und seiner Anhänger.

Herr Bush, ich bin den korrupten Figuren, die Sie in der Welt mit Ihrer
Freundschaft beehren, absolut nicht ähnlich; oder jenen, die nach
kapitalistischen und neoliberalen Rezepten den Staat konfiszierten und
Hunderte Milliarden Dollar ins Ausland schafften, wovon ein großer Teil
von renommierten und einflußreichen US-amerikanischen Banken gewaschen
wurde. Sie, der Sie als Millionär und Sohn eines Millionärs an den hohen
Vermögensbeträgen so eng verbunden sind, werden vielleicht niemals
begreifen können, daß es Menschen gibt, die unbestechlich sind und denen
das Geld gleichgültig ist.

Ich bin nicht vollkommen arm geboren. Mein Vater besaß Tausende Hektar
Land. Mit dem Sieg der Revolution wurde dieser Boden den Arbeitern und
Bauern übergeben. Ich habe die Ehre, sagen zu dürfen, daß ich nicht
einen einzigen Dollar weder besitze noch einnehme. Mein gesamtes
Vermögen, Herr Bush, hat in der Tasche Ihres Hemdes Platz. Sollte ich
diese eines Tages benötigen, um mein Vermögen an einem gut geschützten
Ort vor Präventiv- und Überraschungsüberfällen zu bewahren, dann würde
ich Sie darum bitten; und sollte es umfangreich sein, dann spende ich es
im voraus als Mietzahlung.

Es ist schon sonderbar zu sehen, wie in der Rede von Präsident Bush am
20. Mai, die er am gleichen Tag zweimal hielt, ein subtiler Unterschied
enthalten ist. In der Rede im Weißen Haus wird weder das Wort Folter
noch der plumpe Satz über die Taschen Castros und seiner Parteigänger
erwähnt. Diese Worte fügte er im James L. Knight Center zum vollen
Vergnügen seiner Spezis in Miami ein, der gleichen, die nach der
Rückführung von Elián zu seinen Angehörigen nach Hause wutentbrannt die
US-amerikanischen Fahnen mit Füßen traten und anzündeten. So etwas hat
es in Kuba seit dem Sieg der Revolution nie gegeben.

Auf Ihre Rede in West Point nahm ich bereits in Santiago de Cuba Bezug.
Es sind heute nicht wenige auf der Welt, einschließlich in Ihrem eigenen
Lande, die die Besorgnis hinsichtlich der Philosophie teilen, die Sie
dort zum Ausdruck brachten. Ich werde dem hier nichts hinzufügen. Mir
bleibt lediglich das Vergnügen, Ihnen mitzuteilen, daß Sie mit Ihren
Drohungen eines schnellen Überraschungsangriffes hier in diesem dunklen
Winkel der Welt niemandem Furcht einjagen.

Alle unsere Frauen und Männer leben den Countdown. Seit langem widmen
wir unserer Sache jede Minute unseres Lebens.

Sie, Herr Bush, verlieren an Autorität. Theoretisch haben Sie die Macht,
über einen großen Teil der Welt den Tod zu verhängen; doch Sie können
dies nicht allein tun. Um die übrige Welt zu töten, benötigen Sie die
Hilfe vieler. Unter den militärischen und zivilen Befehlshabern in den
Machtstrukturen Ihres Landes gibt es viele fähige und gebildete
Personen. Bei ihnen ist ein Befehl nicht ausreichend. Sie müssen
überzeugt werden, und man wird dies immer weniger erreichen in dem Maße
wie Ihre politischen Berater ohne militärische, ja nicht einmal
politische Fähigkeit und Erfahrung einen Fehler nach dem anderen
begehen. Schaurige Lügen und gelegentliche Erfindungen reichen nicht
aus, um Präventiv- und Überraschungsattacken gegen eines der 60 oder
noch mehr Länder, gegen mehrere oder gegen alle zu starten.

Auch leben in Ihrem Land Millionen Wissenschaftler, Intellektuelle,
Berufskader der unterschiedlichsten Disziplinen, die gut zu
unterscheiden wissen zwischen dem Guten und dem Bösen, denen die
Historie und die schrecklichen Realitäten der Welt von heute bekannt
sind, die eine Meinung haben und Meinungen formen. Auch der Rest der
Welt vergißt nicht so leicht die Tragödien, zu denen die von Ihnen
vertretenen Ideen und Konzeptionen führen können.

Das sagt Ihnen ohne Sie persönlich kränken oder beleidigen zu wollen
jemand, der lediglich die bescheidene Fähigkeit der kalten Überlegung
besitzt und für den es, ebenso wie für ein ganzes mutiges und
heldenhaftes Volk, seit langer Zeit das Bewußtsein der Furcht nicht mehr
gibt.

Es lebe der Sozialismus!

------------------ schnapp --------------------------------
Quelle: http://www.cuba.cu/gobierno/discursos/2002/ale/f260602a.html


Lüko Willms http://www.mlwerke.de
/--------- L.WI...@jpberlin.de -- Alle Rechte vorbehalten --

"Nach meiner Ansicht besitzt die Presse _das_ _Recht_,
Schriftsteller, Politiker, Komödianten und andere öffentliche
Charaktere zu _beleidigen_. Achtete ich [so einen Angriff gegen mich]
einer Notiz wert, so galt mir in solchen Fällen der Wahlspruch: à
corsaire, corsaire et demi [auf einen Schelmen anderthalben]."
- Karl Marx 17.11.1860 (Herr Vogt, Kapitel XI)

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