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[ND] Zweiter Wildlife Congress

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Hans-H.Hirschelmann

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Jul 31, 1999, 3:00:00 AM7/31/99
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ND VOM 26.07 1999

*Rückkehr von Luchs, Bär und Wolf*

2. Wildlife Management Congress nimmt große Raubtiere als Maß
erfolgreichen Naturschutzes

Von Tom Kirschey

Anfang des Monats trafen sich 800 Natur- und Artenschützer aus
aller Welt auf dem 2. International Wildlife Management Congress
im ungarischen Gödöllö.

Organisiert wurde der einwöchige Kongreß »Mensch und Wildnis
Prioritäten für das 21. Jahrhundert« von der amerikanischen
»Wildlife Society« und der Landwirtschaftsuniversität Gödöllö.
Der Ort war günstig, die befürchtete Dominanz der US-Amerikaner
blieb aus. Die Teilnehmer kamen vor allem aus Mittel- und
Osteuropa, aber auch aus vielen Entwicklungsländern. Dr. Michael
Soule, international geachteter Ökologe und Leiter des »Wildland
Projects«, erklärt den gewachsenen Qualitätsanspruch mit dem
rasanter Tempo, mit dem die Umweltzerstörung voranschreitet. Ist
das zu Ende gehende Jahrhundert für Bundes-verkehrsminister
Müntefering das Jahrhundert der Mobilität, ist es für Soule das
Jahrhundert des Großen Aussterbens.

Der Verlust von Bio-diversität sei in den letzten hundert Jahren
massiver gewesen, als zu Zeiten des Aussterbens der Dinosaurier.
Soule schätzt, daß 20 bis 25 Prozent der Vogelarten in diesem
Jahrhundert ausgerottet wurden. »Wenn die verbliebene
Biodiversität erhalten werden soll,, müssen wir im Naturschutz
andere Qualitätsmaßstäbe anlegen. In Nordamerika und Europa
bedeutet das, daß wir den Indikatoren ausreichend großer
Habitate wieder Chancen geben, und das sind die großen
Raubtiere.« Tatsächlich sind Gedanken an eine Rückkehr von
Luchs, Wolf und Bär inzwischen mehr als Wünsche von Öko-
Phantasten. Günstig wirkt sich da vor allem das wertvolle
Naturerbe der als nächste Kandidaten der EU-Erweiterung
geltenden Staaten Polen und Ungarn aus.

Zu den wichtigsten Voraussetzungen zählen die Kongreßteilnehmer
dabei den Akzeptanz-gewinn in der Bevölkerung und eine
großräumige Vernetzung unzerschnittener Natur- und
Kulturlandschaften. Die Sicherung der Nahrungsbasis ist
ebenfalls ein ehrgeiziges Feld, muß doch genügend Wild für die
Raubtiere vorhanden sein, woraus sich wiederum etliche Probleme
ergeben. Die Konkurrenz zur Jagd könnte eines sein oder wenn
Nutztiere zur Beute werden. Darüber hinaus ergibt sich die
Frage, ob man einen für Raubtiere notwendigen Wildbestand
naturverträglich herstellen kann, ohne negative Wirkungen der
Hege oder Verbißschaden an der Vegetation befürchten zu müssen.
Natürliche Dynamik statt menschlicher Kontrollversuche wieder
zuzulassen, das ist die Herausforderung des 21. Jahrhunderts.

Das nordamerikanische Pendant der selben Idee ist das »Wildlands
Project«, das Michael Soule leitet. Von Alaska bis Mexiko sollen
die Rocky Mountains wieder zur großen Wildtierwanderrute
entwickelt werden: »Das Wappentier Kaliforniens, der Grizzly,
soll in 20 Jahren dort auch wieder heimisch sein«, so Soule. In
der EU könnte das Netz »NATURA 2000« mit seinen europäischen
Schutzgebieten, die Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung
und den dazwischen befindlichen Verbundkorridoren die
Grundstruktur für die Wiederbesiedlung der großen
Räuberpopulationen sein. Die osteuropäischen Populationen
könnten dann die Einwanderung der nötigen Tiere veranlassen.

Der Kongreß diente vielen Teilnehmern, die eigenen
Schutzbemühungen im gesamteuropäischen Kontext zu verstehen.
Wolfsprojekte in Polen, den slowakischen Karpaten und Rumänien,
aber auch auf der iberischen Halbinsel versprechen ein hohes
Ausbreitungspotential des Isegrimms. Erst wenn die großen Räuber
mit ihren an Fläche und Lebensraumqualität gebundenen Ansprüchen
wieder Fuß gefaßt haben, kann das Überleben des größten Teils
der Arten dauerhaft gesichert werden. Der schwere Stand, den
Naturschutz in Deutschland derzeit hat, läßt solche Pläne mit
Skepsis betrachten, doch ein hohes Ziel verbessert die Qualität
der Naturschutzarbeit. Davon waren die Teilnehmer überzeugt.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Hermann Hirschelmann

Hans-H.Hirschelmann

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Aug 4, 1999, 3:00:00 AM8/4/99
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