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*SL 1/2000 2/4* Frauen und Faschismus

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ANTIFA-WEST c/o BI-Buergerwache

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Jan 30, 2000, 3:00:00 AM1/30/00
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* Searchlight 1/2000 *
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* Internationale Antifaschistische Monatszeitschrift *
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* Elektronische deutsche Ausgabe. *
* Artikelauswahl durch die ÜbersetzerInnen *
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* Copyright: Searchlight *
* Verbreitung der elektronischen Ausgabe nur in /CL gestattet *
* Darüber hinausgehende Verbreitung *
* oder Nachdruck nur nach Absprache *
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* Unterstützt Searchlight durch ein *
* Abonnenment der Papierausgabe *
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Frauen und Faschismus
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Von Martin Durham
(Autor des Buchs "Women and Fascism", Routledge, 1998)

Als der Faschismus erstmalig in den Nachwirkungen des ersten
Weltkrieges auftaucht, kommen zwei Besessenheiten zum
Ausdruck. Erstens war er extrem nationalistisch. In Italien,
welches auf der Siegerseite des Krieges stand und neues
Territorium besaß, erklärte Mussolinis Bewegung seinem Volk,
dass es seines Platzes an der Sonne beraubt wurde. In
Deutschland, einer besiegten Nation, gezwungen, Land an seine
Nachbarn abzutreten, erklärten die Nationalsozialisten, dass
das 'Volk' von hinten niedergestochen wurde.

Wenn eine Charakteristik des Faschismus die Hypernationalität
ist, so ist die andere der Anti-Marxismus. Sowohl die
Sozialdemokraten als auch die kommunistischen Parteien
versuchten, die Nation in sich bekämpfende Klassen
aufzuteilen, und bedrohten so das Eigentum und die nationale
Einheit. Wie wir schon mit dem Wort 'Volk' angedeutet haben,
gab es Stränge im Faschismus - vor allem die Nazis -, welche
nicht nur rassistisch, sondern antisemitisch waren. Sie
verbanden ihren Glauben an eine nationale Überlegenheit mit
der Aussage, dass an allen nationalen Problemen eine jüdische
Verschwörung Schuld sei. Der Faschismus war mit diesem Thema,
wie auch mit einer Zahl anderer, nicht einverstanden, jedoch
haben wir schon auf die beiden Charakteristiken, die
Faschismus und Nazismus einen, hingewiesen. Gibt es eine
Dritte? Haben die Faschisten nicht nur daran geglaubt, ihre
Nation und ihr Land würde bedroht, sondern auch das
Patriarchat?

In vielerlei Hinsicht ja! In Deutschland zum Beispiel
erklärten führende Nazis, dass die Frauen ins Haus gehörten,
und sogar Alfred Rosenberg, der führende Parteiideologe,
erklärte, dass die staatliche Tradition von kriegführenden
Männern den weiblichen Einfluß in der Politik verbietet.
Einmal an der Macht, führten die Nazis ein Heiratsdarlehen
ein, bestimmt für Frauen, welche nach der Hochzeit ihren Beruf
aufgaben. Frauen mit vier oder mehr Kindern erhielten als
Anerkennung ihres Dienstes am Vaterland das Mutterkreuz. Auch
die italienische Faschisten propagierten die Mutterschaft, und
wäre der Krieg nicht dazwischen gekommen, hätte das Regime die
Anzahl der Frauen in der Wirtschaft auf nur 10 0edrosselt.
Auch der Rassismus der Nazis hatte eine bestimmte Rolle für
die Frauen vorgesehen. Bevor der Nazismus wirklich verbreitet
war, gab es schon Menschen in Deutschland und anderswo, die
als Fürsprecher der Eugenik - der sog. Erbhygiene zur
Verhütung erbschädigender Einflüsse - fungierten. Während das
dritte Reich viel Energie aufbrachte, die Geburtenrate zu
erhöhen, sollten dennoch nicht alle Frauen Kinder gebären.
Durch Zwangsterilisationen und Massenmord führten sie eine
brutale Eugenik-Politik ein.

Doch das Argument, der Faschismus habe immer eine
frauenfeindliche Politik geführt, läßt sich schwieriger
untermauern, als man zunächst annimmt. In Italien forderte
Mussolinis Bewegung das Frauenwahlrecht und 1925, drei Jahre
nach Mussolinis Wahl, erklärte er seinen Anhängern, in dem
Jahrhundert des Kapitalismus sei es nicht länger möglich,
Frauen aus Beruf und Politik fernzuhalten. Während der
Nazizeit in Deutschland bildeten die Frauen weiterhin einen
großen Anteil der arbeitenden Bevölkerung. Während die Nazis
1932 - kurz vor ihrer Wahl - aus Angst, die Stimmen der Frauen
zu verlieren, erklärten, es sei nicht ihre Intention, die
Frauen aus dem Berufsleben zu verbannen. Zwei Komplikationen
werden deutlich. Erstens muß der Faschismus, käme er an die
Macht, die Interessen der Arbeiter wahrnehmen und zweitens
mußten die Bedenken jener Menschen, die zwar nationalistisch
oder anti-marxistisch dachten, aber dennoch nicht mit
ultimativen männlichem Chauvinismus einverstanden waren,
beiseite geräumt werden. Doch es gibt noch einen weiteren
Faktor.

Die Bevölkerung schloß sich den faschistischen Bewegungen aus
verschiedenen Gründen an. In den meisten Fällen spielte die
Einschränkung der Frauenrechte (ein italienischer Faschist
nannte dies "häusliche Einsperrung") dabei keine Rolle. Als
Ergebnis wurde der Faschismus statt eine Bastion von
hochgestellten Männern zu sein zu einem Schlachtfeld von
unterschiedlichen Auffassungen der weiblichen Rolle in der
Gesellschaft. Erstaunlicherweise galt dieses auch für
Deutschland - wo die Nazis sogar Mitte der 20er Jahre eine
Debatte über dieses Thema veröffentlichten. Aber vor allem
galt es für Mosley`s faschistische Union in Großbritannien.
Die BUF (British Union of Fascists) erklärte, höhere Löhne für
Männer würden Frauen den Ausstieg aus dem Berufsleben
ermöglichen und Mosley selbst forderte Männer dazu auf, Männer
zu sein und Frauen Frauen. Außerdem forderte er die
Gleichsetzung der Löhne für Männer und Frauen und wollte der
Ausbeutung der Frauen ein Ende setzen. Er erklärte, Frauen
sollten wählen können, ob sie im großartigen Großbritannien
arbeiten wollten oder nicht. Artikel in ihren Zeitungen
verdeutlichten, dass viele Mitglieder sehr verschiedene
Meinungen zur Frauenrolle hatten, während Arnold Leeses recht
kleine "Imperial-faschistische Bewegung" sehr feindlich sogar
dem Wahlrecht für Frauen gegenüber war. Ein Maß der
Komplexität der BUF ist die Tatsache, dass ihre erste
Frauenbeauftragte eine ehemalige Sozialistin und Suffragette
war, die erklärte, "Frauen seien im Faschismus
gleichberechtigt". Nicht in der Lage, die Gleichberechtigung
in der Bewegung zu sichern, trat sie aus und bekehrte sich
wieder nach links.

Unter veränderten Konditionen der Nachkriegszeit unterstützte
die extrem rechte Seite oftmals die gleiche Politik wie die
ihrer Vorgänger. Während die Nazis in den 30er Jahre den
Feminismus verboten hatten, begann die moderne Frauenbewegung
zu wachsen und wurde somit zu einem wichtigen Thema der
Neofaschisten. Im Nazideutschland und im faschistischen
Italien war Abtreibung illegal. Heutzutage gilt dies in vielen
Ländern nicht mehr, wogegen sich die extrem Rechten vehement
wehren. Der Front National (Frankreich) wollte die
Geburtenrate erhöhen, jedoch sollten die Frauen frei
entscheiden können, ob sie berufstätig sein wollten oder
nicht. So forderte auch das Wahlprogramm der British National
Party von 1997, dass Mädchen hauptsächlich auf ihre zukünftige
Mutterrolle vorbereitet würden, während die Erklärung zur
Bevölkerungs-Politik von 1992 forderte, dass "weniger
wertvolle" Personen keine Kinder aufziehen sollten, und nur
die ,wertvollsten Menschen" große Familien gründen sollten.
Aber die extrem Rechte war weitaus komplexer, als wir sie
vermuteten, zwischen den Kriegen und auch heute noch. Während
die National Front in den späten 70ern vehement gegen die
Abtreibung vorging, führten die Argumente sowohl in nationalen
Konferenzen als auch in der nationalen Direktion von führenden
Mitgliedern wie Andrew Fountain zu einer Anti-Abtreibungs-
Kampagne. In der nächsten Dekade wurde sogar innerhalb des
Flügels der "Political Soldiers" in der nationalen Front der
Streit wiederbelebt. Während in der Opposition, Caralyn
Taylor, ihrer Wahl zur nationalen Direktion folgend die Männer
beschuldigte, den Frauen abzustreiten, sie könnten eine
führende Rolle in der Bewegung übernehmen.

Auch anderswo gab es Streit. In Deutschland z.B. haben Frauen
innerhalb der 'Republikaner' die Haltung der Partei zur
Abtreibung kritisiert und in Italien hat die Enkeltochter des
Duce, Alessandra Mussolini, mehr als einmal den männlichen
Chauvinismus in der dominierenden Gruppe der italienischen
Rechtsextremen, der Alleanza Nazionale angegriffen. In den USA,
wo die extreme Rechte in den 70ern gegen die erfolglosen
feministischen Kampagnen für einen Gleichstellungszusatz zur
Verfassung sehr aktiv war, und wo in jüngster Vergangenheit
einige der Rechtsextremen Anschläge auf Abtreibungskliniken
beklatscht oder initiiert haben, haben zahlreiche Gruppen
Frauen dazu aufgefordert, mehr Führungsrollen zu übernehmen,
und der notorisch rassistische "White Aryan Resistance" hat
sogar das Argument einiger deutscher Rassistinnen vor dem Krieg
wiederbelebt, daß der männliche Chauvinismus einen fremden
Einfluß auf die eher egalitären Ansichten der wahren Arier
darstelle.

Jeder, der John Tyndalls 'Spearhead' oder das amerikanische
Gegenstück 'National Vanguard' von William Pierce gelesen hat,
kann keine Zweifel daran haben, daß in der gegenwärtigen
extremen Rechten eine kampfbereite Maskulinität äußerst
lebendig ist. Tyndall z.B. ist nicht der einzige
Nachkriegsrassist, der "Nationalismus" als maskulin und
Liberalismus als feminin präsentiert. Der 'National Vanguard'
hat einen Artikel veröffentlicht (der in Spearhead nachgedruckt
wurde), in dem die vermeintliche Demaskulinisierung weißer
Männer, die durch die Tatsache hervorgerufen wird, daß ihre
Frauen arbeiten gehen, eigentlich an der "Korrumpierung unserer
Frauen" liegt, die sich sexuelle Partner außerhalb der Rasse
suchen. In vielen Fällen gehen Faschismo und Machismo Hand in
Hand und die Explosion rassistischer Skinheadpublikationen und
CDs illustriert diesen Zusammenhang auch graphisch. Aber das
sind nicht die einzigen Gesichter des Faschismus. In dem
Versuch, Rekruten zu gewinnen (und zu halten) und Wahlen zu
gewinnen, könnten Faschisten eher geneigt sein, eine
Rassenhierachie als eine Geschlechterhierarchie zu verteidigen.
Wir wissen, daß Faschisten sich im Nationalismus und Anti-
Marxismus einig sind, in Fragen der Wirtschafts- und
Außenpolitik jedoch nicht. Wir sollten nicht überrascht sein,
daß, obwohl ein Niedergang des Patriarchats für viele in der
faschistischen Bewegung schrecklich sein mag, es sogar dort
mehr als einen Standpunkt zur Rolle der Frauen gibt.

Die Rolle der Frau
==================

Von Jocelyn Benson

Frauen, ehemals die Sekretärinnen und Handlanger der radikalen
Rechten, treten im Zuge der Debatte um die Rolle der Frau aus
dem Schatten.

In den späten 60ern, als die us-amerikanische Frauenbewegung
sich formierte, kam innerhalb einer Gruppe, die als die
'Weathermen' bekannt war, eine Diskussion über die Rolle der
revolutionären Frau auf, die bis dahin im wesentlichen auf
unterstützende Tätigkeiten beschränkt war. Kurz danach wurden
die 'Weathermen' in "The Weather Underground" umbenannt und
viele der Frauen griffen zu den Waffen.

Dreißig Jahre später überprüfen Frauen der radikalen Rechten
in den USA - die führenden Beobachtern zufolge etwa 25
Prozent vieler Gruppen und die Hälfte der neuen Mitglieder
ausmachen - wie in einem entfernten Echo der damaligen
Diskussion mehr und mehr ihre Rolle in der Welt der 'Weißen
Überlegenheit'. Und obwohl sie vom radikalen Feminismus weit
entfernt sind, treten viele für einen neuen weiblichen
Aktivismus und Führungspositionen für Frauen ein, oft zum
Mißfallen und Ärger der Männer in ihrer Bewegung.

"Für Jahre schien es so, als sei es die Rolle der weißen Frau
in der rassenbewußten Bewegung, einsamen Gefangenen zu
schreiben und hinter ihrem Freund zu stehen, ohne eine eigene
Meinung zu irgendwas zu äußern," lamentiert Lisa Turner,
Gründerin der 'World Church of the Creator' (WCOTC) Women's
Frontier. "Im letzten Jahr oder so haben wir eine Menge
Veränderungen auf diesem Gebiet gesehen. Jeder und jede
beginnt zu begreifen, daß wenn wir diesen Kampf gewinnen
wollen, daß wir es gemeinsam tun müssen - Mann und Frau -
Seite an Seite!"


Von Kalifornien bis Maryland hört man die Stimmen
rassistischer Frauen immer öfter in verschiedenen Foren. Die
Führerschaft und die Mitglieder dieser Gruppen waren
traditionell im Schwerpunkt männlich, während die Frauen
(gewöhnlich die Ehefrauen) im Hintergrund folgten, beschäftigt
mit mütterlichen und kirchlichen Pflichten und die
"Familienwerte" hochhielten. Frauen waren die "Arischen
Züchterinnen" der deutschen Nazis, die Klanmütter und -frauen,
die zu Hause blieben und die Roben für ihre Männer nähten,
welche die Überbringer der "arischen" Werte für die nächste
Generation waren.

Einige brachen mit der Tradition und bewegten sich in Richtung
militanter Skinheadgruppen - Gruppen ohne Hierarchien, ohne
Anführertitel oder Glasdecken, die durchbrochen werden
müssten. Aber in der großen Masse waren sie auf den meisten
Gebieten der radikalen Rechten auffällig abwesend.

Nun beginnen die Dinge sich zu ändern.


Raus aus der Küche
------------------

"Ich und andere Frauen sind Teil der NEW WAVE des weißen
Aktivismus," warnt Lisa Turner: Eine "neue Welle", das bezieht
sich einzig und allein auf den Anstieg von Anzahl und Einfluß
der Frauen "in der ganzen Bewegung".

Die WCOTC, die wie fast alle Hassgruppen von einem Mann
geleitet wird, ist lediglich das am deutlichsten sichtbare
Beispiel einer konzertierten Anstrengung, Frauen
entgegenzukommen. Foren für und über Frauen, besonders im
Internet, nehmen stark zu. Sie reichen von Chatrooms, in denen
die Führungsfähigkeiten der Frauen diskutiert werden, über
Skinhead-Websites mit Photographien spärlich bekleideter
Beispiele arischer weiblicher Schönheit bis hin zu
Ratgeberkolumnen für rassistische Mütter, in denen erklärt
wird, wie man mit selbstgemachten Babywindeln Geld sparen
kann.

* Auf Stormfront, der ältesten Hass-Site im Internet, tobt
seit Monaten eine Debatte über die Rolle der Frau in der
Bewegung. Ein Mann schrieb einer Frau, die bereits eine andere
Nachricht geschickt hatte: "Es tut mir leid, dich informieren
zu müssen, aber der Platz einer Frau ist in der Küche ...
[Männer] sind physisch stärker, was uns wertvoller macht ...
Eine wirklich rassenbewusste Frau versteht das." Eine zweite
Frau erwidert: "Sei nicht entmutigt. Neandertaler-Ansichten
wie diese sind selten in der Bewegung. ... Ich denke schon,
daß wir unsere Männer unterstützen sollten, aber wir müssen
dazu nicht notwendigerweise in der Küche bleiben, um dies zu
tun."

* Eine weibliche Führungskraft des Ku Klux Klans erklärt auf
einer Netzseite daß "Männer und Frauen sich miteinander im
Kampf befinden." und sagt, ihre Gruppe habe bereits ein
weibliches Mitglied im landesweiten Führungsgremium. "Es gab
einige Veränderungen in den traditionelleren Bereichen, aber
nicht zu sehr. Zum größten Teil arbeiten Frauen immer noch in
der Küche, und Männer arbeiten daran, die Kreuze zu bauen."

* 'Women for Aryan Unity' (WAU), eine Website, die von einer
Gruppe rassistischer odinistischer Frauen in Kanada betrieben
wird, erklärt, "empfindliche, sich vor Insekten fürchtende
Frauen" sollten ihre "Waldphobien ablegen und damit beginnen,
sich für morgen vorzubereiten" mit Kampf- und
Überlebenstraining.

*'Sigfrida Publications', eine Untereinheit von WAU, bringt
vierteljährlich ein Magazin heraus, das zu "100%" von "stolzen
arischen Frauen produziert" wird und das einen Mix aus "Frauen
aus der Geschichte", "Arische Rezepte", "Sponsorenprogramm für
weiße Gefangene" und "Baby-Nachrichten" bringt. Sie betreiben
ebenfalls eine Website für Frauen, auf der unter anderem
"Arische Erziehung für Kinder/Aryan Beginnings for Children
(ABC)" beschrieben werden, eine "Kooperative von rassisch
Motivierten ... organisiert, um rassisch bewußte Eltern dabei
zu unterstützen, in der heutigen Gesellschaft stolze weiße
Kinder zu erziehen." ABC plant "Weißes Erbe"-Malbücher und
Rundbriefe über Entwicklungsstufen von Kindern.

* Frauen innerhalb einer rassistischen Gruppe von Odin-
Anhängern, die im nördlichen Alabama beheimatet ist, haben
Schritte unternommen, ihre eigene Betreuungseinrichtung zu
gründen, um erstens ihre Kinder von dem fernzuhalten, was sie
als verwerfliche Einflüsse der jüdisch-christlichen Werte
betrachten und zweitens, um Frauen den Rücken für andere
Aufgaben freizuhalten.

* 'Mütter der Bewegung', eine andere Gruppe rassistischer
Frauen mit Schwerpunkt im Internet, kümmern sich relativ wenig
um politische Inhalte. Stattdessen konzentrieren sie sich auf
Themen wie 'wie bereite ich Essen für mein Baby zu?' und
Techniken, wie die Kinder zu Hause unterrichtet werden können,
und organisieren außerdem den Verkauf von Second Hand-Kleidung
für Kinder von Mitgliedern.

Ein Teil dieses neuen weiblichen Aktivismus stammt von der
Handvoll altgedienter weiblicher Extremistinnen. Die wohl
erwähnenswerteste war Kathy Ainsworth, eine Klansfrau und
Hausfrau aus Mississippi, die 1968 bei einem Schußwechsel mit
der Polizei getötet wurde, als sie und ihre Begleitung
versuchten, das Haus eines jüdischen Geschäftsmannes in
Louisiana zu sprengen. Zwanzig Jahre später brannte eine
Hausfrau aus Oregon Abtreibungskliniken nieder und erschoß
einen Arzt aus Wichita. Dann kam 1992 der berüchtigte Aufstand
von Ruby Ridge, als Vicki Weaver, Ehefrau des weißen
Seperatisten Randy Weaver, von einem FBI-Heckenschützen
erschossen wurde. Vicki Weaver wurde auf der Stelle eine der
gefallenen Heldinnen der Bewegung, eine Inspiration für
zahlreiche Frauen, die ihre rassistischen Ansichten geteilt
haben mögen, aber nicht in extremistische Aktivitäten
verwickelt waren.

Aber noch immer scheinen viele der Frauen aus eher
traditionellen Gründen zur Bewegung der weißen Supremazisten
zu stoßen. Kathleen Blee, eine führende Expertin im Bereich
Frauen in der radikalen Rechten, hat geschrieben, daß viele
Frauen der Bewegung beitreten, "wegen ihrer Sorgen über
Kriminalität, der Qualität der Schulen für ihre Kinder oder
wegen der Auflösung von Familien", während andere in erster
Linie wegen persönlicher Beziehungen kommen. Tatsächlich
betonen viele rassistisch motivierte Frauen heute, daß sie
durch einen Lover oder Ehemann zur Bewegung kamen und daß
viele Frauen nicht so fest an die Sache glauben wie die
Männer.

Jetzt, wo mehr Frauen in die rassistische Bewegung kommen als
jemals zuvor, benutzen sie iher eigenen Überzeugungskräfte, um
andere Frauen in ihre Reihen zu bekommen.

Frauen benutzen, um Frauen zu rekrutieren
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An einem Picknicktisch in Sacramento sitzend, mit ihrem Baby
Freya Geniveve auf dem Schoß, sieht die 19jährige Brandi
Houston aus, wie viele andere junge Mütter - abgesehen von der
WCOTC-Jacke und ihrer Skingirl-Frisur. Houston ist der Kopf
der kalifornischen Abteilung einer zweiten WCOTC-Frauengruppe,
'Sisterhood', die Frauen für die Sache rekrutiert, und in
Washington und Michigan ebenfalls Abteilungen unterhält. Sie
und Melody La Rue, Kopf der Abteilung in Washington, geben
fünf mal im Jahr einen Infobrief heraus.

Jeden zweiten Freitag beherbergt Houston Studiengruppen in
ihrem Wohnzimmer, wobei es um Werke von Ben Klassen geht, dem
Gründer der Church of the Creator, wie zum Beispiel 'The White
Man s Bible'. Sie entwickeln Organisationstechniken für
Frauen, beispielsweise in Läden WCOTC-Literatur in
Frauenkleidung zu schmuggeln. Sie haben eine jährliche
Auszeichnung ausgeschrieben - 'Sister of the Year': "Wir
dachten, jetzt, wo weiße Frauen in unserer Kirche eine
stärkere Rolle spielen, wäre ein bißchen gesunder Wettbewerb
ganz lustig!" Sie arbeiten an rassistisch orientierten
Lehrplänen für den Hausunterricht. Und Houston koordiniert
Wintersonnenwend-Treffen und andere Gelegenheiten, Frauen zu
rekrutieren.

Bei der Rekrutierung, sagt sie, hat sie einen Vorteil: "Die
Tatsache, dass ich eine nette junge Frau bin, gut angezogen
und weiß, hat bislang immer geholfen." Sister Blondi
rekrutierte neue männliche und weibliche Mitglieder.

"Ich glaube, daß Frauen anzusprechen für Frauen leichter ist,
als es für Männer ist, an Frauen heranzutreten," argumentiert
Houston. "Wenn ich an Frauen herantrete, erziele ich bessere
Resultate als ein Mann, wenn er an eine Frau herantritt."

Houston sagte im letzten Frühling in einem Interview, daß sie
außerdem mit weiblichen Mitgliedern der WCOTC arbeite, damit
diese die nötige politische Selbstsicherheit erlangen könnten,
um mit Männern klarzukommen. "Ich hatte dieses Mädchen, das so
schüchtern war, daß sie nie mit jemandem sprach" sagte
Houston. Aber nun, da Houston sie unter ihre Fittiche genommen
habe: "Öffnet sie sich für jeden ... Sie ist eine bessere
Anführerin als sie es vorher war." Wenn es um Wertschätzung
und Selbstbewußtsein der Frauen geht, Themen, die kritisch
sind, wenn es darum geht, zukünftige rassistische Anführer
auszubilden, findet Houston, daß "Mädchen einfach besser
miteinander klarkommen ... Es ist einfacher [für Frauen] mit
[anderen] Frauen über diese Dinge zu sprehen."

Turner rät den rassistischen Frauen, daß sie mehr Kinder
aufziehen sollen; daß sie für Schmuck werben sollen, der ihr
"rassisches Erbe" feiert; und daß sie Informationen über
Selbstverteidigung anbieten sollen. Sie verlangt nach einer
White-Power-Frauenrockband und schlägt vor, ein Magazin für
weiße Frauen ins Leben zu rufen, "um mit all den Glamourgirls
und Mademoiselles zu konkurieren ... [ein Magazin], das eher
die Glorie der Mutterschaft rühmen soll, als Ratschläge zu
erteilen, wie man in der Firma die Erfolgsleiter emporkommt
... oder zu erklären 'wie man einen Mann fängt', indem man die
richtige Schattierung beim Lippenstift wählt."

Die WCOTC und einige andere Gruppen von Frauen weisen die
Behauptung strikt zurück, daß ihre Foren für Frauen nur der
Förderung der Romantik im arischen Lager dienen sollen, wie
die inzwischen eingegangene "Aryan Dating Page" im Netz, eine
Website, die nur ausgewählten RassistInnen Zugang gewährte.

"Wir sind nicht hier, um mit Männern zu flirten oder Dates
abzumachen, sondern um uns selbst professionell weiterzubilden
- auf eine anständige, verständliche Weise", steht auf Turners
Women s Frontier Seite.


Glasdecke
---------

Nichts von dem hier erwähnten sollte eine einseitige Sicht auf
Frauen in der Bewegung zufolge haben. Während einige dieser
Frauen die Frauenbewegung feiern - und eine sogar Che Guevara
als Rollenmodell zitiert - weisen andere alle nicht-
traditionellen Rollen von sich.

"In der Tat," schrieb Blee 1996 über extremistische Frauen,
"hat in den vergangenen Jahren das organisierende Moment der
rassistischen Bewegung und seine Fähigkeit, große Zahlen von
weiblichen Rekruten anzuziehen, möglicherweise die Fähigkeit
reflektiert, in den eigenen Reihen einige ideologische
Meinungsverschiedenheiten zuzulassen - obwohl man nach außen
eine Fassade von politischer Einheit aufrecht erhält."

Die momentane Debatte über Frauen unterstreicht Blees Ansicht,
sie reißt viele Standpunkte der extremen Rechten an. Unter
denen, die an der Diskussion teilnehmen, sind Frauen, die
vorchristliche altnordische Götter anbeten, WCOTC-Mitglieder,
die eine Theologie praktizieren, die die Weiße Rasse über
alles stellt und noch einige, die verschiedenen christlichen
Konfessionen angehören. Es sind Neonazis, Skingirls,
Klansfrauen und Anhängerinnen der Nationalrevolutionäre, die
sowohl den Kapitalismus als auch den Kommunismus ablehnen. Die
Debatte wird nicht nur in den verschiedenen Fraktionen
geführt, sondern sie könnte auch helfen, diese extremistischen
Fraktionen enger zusammenzubringen.

Aber für die Frauen der 'World Church of the Creator' ist
eines klar: die Beteiligung der Frauen wird von der Gruppe so
lange gefördert und unterstützt werden, wie die Frauen - in
den meisten Fällen - in der zweiten Reihe stehen.

"Ich würde natürlich die Rolle des [Anführers] nicht
übernehmen wollen!" verspricht Lisa Turner. "Ein Mann ist
biologisch und von der Natur einfach dazu ausgestattet, diese
entmutigenste aller Positionen auszufüllen," sagt sie.

Der Hauptschwerpunkt der Frauen, behauptet die alleinstehende
und kinderlose 35jährige, sollte immer die Familie sein.
"Frauen bringen die immer wichtigen Themen zurück, wie Heim,
Familie, Mutterschaft, den Schutz weißer Kinder ... Eine Frau,
die sich gut ausdrücken kann und Stil hat, kann Berge
versetzen auf Wegen, die einige Männer nicht beschreiten
können."

Züchterinnen der weißen Rasse
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Die Rolle der Frauen in der extremen Rechten

von Kate Taylor


"Fast überall, wo man heftigen Rassismus findet, findet man
auch die traditionellen, unterdrückerischen Vorstellungen über
die Rolle der Frauen." (S. Griffin, in G. Seidel, The Nature of
the Right, 1988, S.10) Dies trifft exakt die Ideologie der
britischen extremen Rechten, die trotz aller
Modernisierungsversuche, die es in der letzten Zeit gegeben
hat, Frauen immer konsequent auf Biologie, Tradition und Natur
reduziert hat.

Die Rolle, die Frauen in der extremen Rechten spielen, ist
bedeutend, doch ist dies Thema bei der Erforschung der
Ideologie der verschiedenen faschistischen Gruppen
vergleichsweise stark vernachlässigt worden. Anti-Feminismus
und die Zuweisung traditioneller Rollen an Frauen sind,
basierend auf dem Glauben an die "Wiedererstehung der weißen
Rasse" und auf einem extrem starren Verständnis der
Geschlechterrollen, geradezu zentral für die Bewegung.

Die extreme Rechte kann oft durch die Verwendung von
Definitionen charakterisiert werden, die darauf abzielen,
soziale Ungleichheit auf eine Art zu rechtfertigen, daß "das
Biologische das Politische rational begründet." (G. Seidel, The
Nature of the Right, 1988, S.11) Die Ansichten, die in der
extremen Rechten zur Rolle der Frauen geäußert werden, lassen
sich konsistent auf die Basis von Biologie und Natur
zurückführen - auf alles, nur nicht auf soziale und politische
Fragen.

William Pierce, der kompromißlose US-Nazi-Führer, legt in einem
Artikel für "Spearhead" [Zeitschrift des ehemaligen BNP-
Vorsitzenden Tyndall, d.Ü.] seinen Standpunkt dar: "Ich bin
Frauen immer mit Liebe begegnet ... Ich habe wirklich der
femininen Schönheit gehuldigt. Ich habe Frauen bewundert und
respektiert, wenn sie ihrer Aufgabe im Leben unseres Volkes
nachkamen." (Spearhead, Februar 1988, S. 18) Was also ist die
"Aufgabe" einer Frau entsprechend rechtsextremer Ideologie?


Biologie als Schicksal
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Die National Front (NF) sah in der 70er Jahren die
Geschlechterrollen als vorgegebene biologische Fakten: "Welchen
Sinn soll es haben, die offensichtliche Tatsache auszuhebeln,
daß Frauen schwächer als Männer sind, daß Männer und Frauen
biologisch bedingte Neigungen haben, letztere zur Geburt von
Kindern und Mutterschaft." (Spearhead 1976, S.3) Trotz der
Versuche der "neuen" British National Party (BNP), breitere
WählerInnenschichten anzusprechen, hat sich im Vergleich zur NF-
Position nicht viel getan.

Die BNP mußte Frauen bestimmte Zugeständnisse machen. Es ist
aber kaum eine wirkliche Änderung bei der Forderung nach
Rückkehr zu traditionellen Frauenrollen festzustellen,
ebensowenig bei der soziobiologischen Begründung für solche
Rollen. Bei dem Zugeständnis, daß Frauen heute auch beruflich
Karriere machen können, fügt die BNP hinzu: "... außer in
solchen Berufen, für die sie klarerweise nicht geeignet sind
... sie fordern Jobs, derer nur Männer fähig sind." (BNP,
Britain Reborn, 1997)

Im Diskurs der extremen Rechten wird das Verhältnis der
Geschlechter als "komplementär" beschrieben. Folglich werden
Hierarchien nicht durch Machtunterschiede, sondern schlicht
durch unterschiedliche natürliche Fähigkeiten erklärt. Für die
BNP soll die Rolle als Mutter "den Höhepunkt weiblicher
Erfüllung" darstellen.

Das Thema Abtreibung hat sich als herausragendes Schlachtfeld
erwiesen. Die verschiedenen faschistischen Gruppen stehen vor
einem Dilemma zwischen ihrem Rassismus einerseits und ihrer
scharfen Ablehnung von Abtreibungen andererseits. Aufgelöst
wird dies Dilemma durch den Standpunkt, daß Abtreibung nur dann
ein Problem darstellt, "wenn es um die Tötung normaler weißer
Babies geht", wie die BNP freimütig schreibt. (Spearhead August
1989, S. 11) Die stark katholisch orientierten
Nationalrevolutionäre haben allerdings ihre grundsätzliche
Ablehung von Abtreibung aufrechterhalten. Es gibt deutlich
unterschiedliche Standpunkte zur Abtreibung bei den
verschiedenen rechtsextremen Gruppen, gemeinsam ist ihnen
allerdings, daß sie eine direkte Kontrolle über den Körper und
die Fruchtbarkeit einer Frau wollen.

Folgt man der Rhetorik der extremen Rechten, ist es
offensichtlich, daß Frauen kaum mehr als ein Stück Eigentum
sind. "Rassenmischung" ist verschmäht, nicht allein deshalb,
weil dies als die unvermeidliche jüdische Verschwörung
angesehen wird, sondern auch, weil dies "ein deutliches Zeichen
unserer Niederlage und Enteignung ist, der Verringerung unserer
Macht und Kontrolle. Unser wertvollstes Eigentum ist
beschlagnahmt worden ... und je schöner die Frau, desto größer
unser Kummer und unser Verlust, weil Schönheit die höchsten
Werte in sich trägt." (Spearhead April 1992, S.7)

In ähnlicher Weise wird Feminismus als Teil einer jüdischen
Verschwörung zur Teilung und Zerstörung der weißen Rasse
angesehen. Dem Feminismus wird unterstellt, eine
"Vermännlichung" der Frauen, eine "Verweiblichung" der Männer
und die "Lüge" von der Gleichheit zum Ergebnis zu haben, so daß
er der "der wahre Feind des weiblichen Geschlechts" ist.
(Spearhead Februar 1990, S.16) Entsprechend feministischer
Auffassung die These abzulehnen, Macht und soziale Unterschiede
hätten ihre Grundlage in der Natur, bedeutet, der extremen
Rechten die Basis zu entziehen, auf der sie ihre Mythen
vererbter Ungleichheit aufbaut.


Feministische Faschisten?
-------------------------

In der jüngeren Zeit ist es für die extreme Rechte immer
wichtiger geworden, Frauen zu mobilisieren. Seit Mitte der 90er
Jahre hat die BNP nicht nur versucht, mehr Frauen zu
rekrutieren, sondern auch die in der Bewegung aktiven Frauen
bekannter zu machen. Allerdings stehen in der extremen Rechten
aktive Frauen vor der paradoxen Situation, nicht nur dadurch,
daß sie eine antifeministische und sexistische Bewegung
unterstützen, sondern auch durch die Aktivität selbst. Wie
schaffen es Frauen, in einer Bewegung aufzusteigen, die den
Geschlechtern traditionelle Rollen zuweist?

Rechtsextreme Frauen haben eine Reihe verschiedenen Aufgaben
wahrgenommen; in der Regel werden ihnen aber diejenigen
zugewiesen, für die sie sich "von Natur aus" eignen. Ein BNP-
Flugblatt stellt fest, daß "Frauen zu den besten BNP-Aktivisten
gehören, insbesondere bei der Öffentlichkeitsarbeit" - sehr
wahrscheinlich deshalb, weil sie dem Faschismus auf den Straßen
ein annehmbares Äußeres verleihen.

Trotz politischer Aktivität sehen viele Frauen ihre Hauptrolle
in der Förderung der weißen Rasse. Mit den Worten von Sharron
Edwards, Organisatorin der "Familientage" der BNP: "Wir haben
eine mütterliche Pflicht, eine natürliche menschliche
Fähigkeit, zu nähren und für unsere Familie zu sorgen."
(Spearhead 1998, S.21) Wo Edwards Frauen aufruft, sich in der
BNP zu engagieren, beeilt sie sich auch, zu betonen, daß sie
"keine Trittbrettfahrerin des Feminismus" ist.

Doch nicht alle rechtsextremen Aktivistinnen akzeptieren
unhinterfragt solche antifeministischen Ideologien. Als Tina
Wingfield in das Nationale Direktorium der National Front
gewählt wurde, erklärte sie: "Weibliche Mitglieder wurden einer
Gehirnwäsche unterzogen, um sie denken zu lassen, daß die
Organisation der NF ein 'Job für Jungs' sei." (Vanguard,
Dezember 1989, S. 4) Es gibt auch eine kleine Zahl von Frauen,
die es in der extremen Rechten zu Prominenz gebracht haben.

Ein Beispiel ist Lady Jane Birdwood, die als "die am weitesten
rechts stehende Person Englands" bezeichnet wurde, und gegen
die wegen Verbreitung antisemitischen Materials ermittelt
wurde. Ein weiteres Beispiel ist Ludmilla Baack, alias Lucy
Roberts, eines der prominentesten Mitglieder der waschechten
Naziorganisation League of St George. In Australien gewann
Pauline Hansons "One Nation"-Partei 23 0er Stimmen bei
Regionalwahlen. Die Mehrheit der aktive Frauen hat allerdings
keine Führungspositionen.

Doch die extreme Rechte ist nicht immun gegen die sich
ändernden Geschlechterrollen des ausgehenden 20. Jahrhunderts.
Vielzitiertes Beispiel für die Reaktion auf die männliche
Vorherrschaft in der Bewegung ist das Entstehen von
faschistischen Frauengruppen. Zwar hat es schon immer
Untergruppen für Frauen in faschistischen Organisationen
gegeben, doch operieren diese neuen Gruppen selbständig, und
sie verwenden eine weit energischere Rhetorik. Die bekanntesten
dieser Organisationen gibt es in den USA, insbesondere die
Aryan Women's League (AWL), und die Women for Aryan Unity
(WAU). Eine reine Frauengruppe in Britannien, die Patriotic
Women's League, behauptet, sich gegründet zu haben, "nachdem
wir gesehen haben, wie erfolgreich die verschiedenen
Frauenorganisationen in den USA sind."

Auch wenn diese Gruppen behaupten, sich als Antwort auf die
fehlenden Möglichkeiten für Frauen in der Bewegung gegründet zu
haben, würden sich die meisten nicht als feministisch
bezeichnen, und sie würden die traditionellen Rollen, die ihnen
in männerdominierten Gruppen zugewiesen werden, nicht
zurückweisen. Von Ausnahmen abgesehen, sind die
Geschlechterrollen ausgesprochen starr. Die WAU ist
antifeministisch und lehnt Abtreibungen ab: "Feminismus ist nur
eine falsche Ausrede für Rassenmord."

Trotz des militanten Auftretens liegt der Schwerpunkt nach wie
vor beim "Überleben der weißen Rasse" und der Aufgabe der
Frauen, dies zu unterstützen. Reine Frauengruppen, in denen
Frauen die Agenda und die Ideologie der extremen Rechten
bestimmen, bleiben die Ausnahme; ihr Entstehen stellt keine
zunehmende Tendenz dar. Die Tatsache, daß solche Gruppen
existieren, ist aber bezeichnend für die zunehmende Bedeutung,
der Mitarbeit von Frauen in der rechtsextremen Bewegung.

Diese Gruppen scheuen vor offenen Rassismus und Antisemitismus
nicht zurück: "Die Aryan Women's League ist kein jüdischer
lesbischer-was-hassen-wir-weiße-Manner Laden. Die AWL versucht,
rassenbewußte weiße Frauen für den Kampf gegen die
jüdischen/Zombie/mutanten/degenerierten Lesben mit allen
Mitteln zu rekrutieren. Die jüdisch-lesbische Verschwörung
gegen die weiße Rasse muß aufhören."

Die Feststellung, daß diese Frauen die Rasse dem Geschlecht
überordnen, wobei der Kampf zur Erhaltung der "weißen Rasse"
sein Fundament in einem starren Geschlechtersystem hat,
vernachlässigt, daß sich diese beiden Themen nicht so einfach
trennen lassen. Der männliche Faschist stellt eine starke
Maskulinität zur Schau. Dementsprechend wird von Aktivistinnen
erwartet, daß sie sich offen an ihre traditionelle Rolle
halten. Jede Abweichung hiervon gilt als Normverletzung. Wenn
die Biologie der bestimmende Faktor ist, läßt sich an jeder
Form von Ungleichheit, die sich daraus ergibt, auch kaum etwas
ändern.

Klar ist, daß diese Frauen sich als weiße Frauen sehen, denen
Frauen anderer Hautfarbe egal sind. Folglich wird vom
Feminismus mit seinen "jüdischen Wurzeln" angenommen, daß er im
Gegensatz zu den Interessen faschistischer Frauen steht. In
diesem Fall passen Rasse und Geschlecht gut zusammen. Wie es
eine Faschistin formulierte: "Die wichtigste Aufgabe im Leben
einer Frau besteht darin, Kinder zu bekommen. Ich beteilige
mich mit dem besten, das ich habe, am Rassenkrieg, indem ich
Kinder bekomme. Ich habe eine Zukunft in der weißen Rasse."

Die BNP verweist hinsichtlich der Aufgaben von Frauen nach wie
vor auf Natur und Biologie, und kann folglich trotz der in
jüngerer Zeit erfolgten oberflächlichen Änderungen ihres
Standpunkts nur als sexistisch und anti-feministisch bezeichnet
werden. Wo biologische Argumente ein politisches Ziel
verschleiern oder rationalisieren sollen, ist Gleichheit kaum
in Sicht, sei es hinsichtlich Geschlecht, Hautfarbe oder
Klasse. Daß Neofaschisten versuchen, jegliche Änderung
gesellschaftlicher Art zu verhindern, ist bezeichnend für die
wahren Ziele, die sich hinter dem "modernisierten" Diskurs
verbergen.


Skingirls
=========

Von Kate Talor

Denkt man an einen Neonazi-Skinhead, fallen einem sofort
Gewalt, Bigotterie, Hass und Aggression ein. Fast alle
Eigenschaften, die wir mit Skinheads in Verbindung bringen,
assoziieren wir auch mit Männlichkeit. Angesichts der
Tatsache, dass diese Gruppe eine Neigung zur Gewalt hat, wird
automatisch angenommen, dass Frauen, ausser der Rolle der
Freundin, in dieser Bewegung keine Bedeutung haben. Daß auch
Frauen Gewalt ausüben können, wird nicht nur übersehen,
sondern oft auch geleugnet. Diese Frauen werden immer noch als
unnormal oder als Ausnahmen in unserer Gesellschaft angesehen,
die in der Regel nicht akzeptieren kann, dass Frauen auch
derartige Ansichten und Verhaltensweisen vertreten. Das Image
der Skinheads kann man wohl als Archetyp roher Männlichkeit
ansehen, als einen Höhepunkt männlicher Aggression auf
Straßenniveua.

Michelle Lefkowith, Leiterin der "Communities Against Hate" in
Oregon meint: "Frauen fühlen sich zu dieser Bewegung immer
mehr hingezogen." Aktuelle Statistiken in den USA zeigen,daß
die extreme Rechte durchweg einen Anstieg von 50 0er Frauen
verzeichnet. Aber: "Die Skinhead-Szene wird naturgemäß
männlich dominiert bleiben", so Michelle.

Michelles Organisation arbeitet mit jungen Skinheads,
rassistischen sowie anti-rassistischen, um zu versuchen, den
zunehmenden Hass der Neonazis zu bekämpfen. Bei ihrer Arbeit
wurde sie auch mit einigen jungen Frauen konfrontiert, die in
die Neonazi-Skinheadszene involviert waren.

In Amerika und England haben die Rechtsextremen bewusst
versucht, Frauen anzuwerben, um der Bewegung den Anstrich von
Wohlanständigkeit zu geben: "Nazis vertreten die strategische
Ansicht, daß Frauen in der Nazi-Szene das Erscheinungsbild
einer Nazigruppe verändern."

1996 trat Michelle in einer amerikanischen Talkshow auf, in
der es um die Neonazi-Bewegung in Amerika ging. Auch die
Anwerbung von Frauen, war ein Thema. Für Michelle war es klar,
dass die Rechtsextremen versuchten, sich nun friedlicher
darzustellen. "Frauen ändern das gesamte Bild der Bewegung,
haben die Nazis gemerkt." Aber auch das ist Beweis für die
sexistische Einstellung, die in der Bewegung verwurzelt
bleibt. Frauen sollen die mütterliche, familiäre Seite
betonen. Im Wesentlichen wird die weibliche Rolle biologisch
definiert, als etwas "Naturgegebenes".

"Wir sehen eine seltsame Aufhebung der männlichen und
weiblichen Rollen in der Szene. Männer, die früher die
einzigen Identifikationsfiguren der Neonazi-Kultur waren,
schieben nun die Frauen in den Vordergrund, während sie
selbst im Hintergrund bleiben." Das ist jedoch kein Schritt in
Richtung Gleichberechtigung, sondern eher aus der
Notwendigkeit heraus entstanden, sich weiter zu öffnen.
Während der Trend, Frauen einzubeziehen, unvermindert anhält,
spiegelt sich hier jedoch nicht die zuehmende Akzeptanz
feministischer Einflüsse seit den 70er Jahren wieder. Michelle
fügt hinzu: "Wenn sie Feministinnen sind, dann nur in einem
völlig missverstandenen Sinne. Nur sehr wenige Skinheadfrauen
würden überhaupt von sich behaupten, Feministinnen zu sein."

Daß Frauen in der Bewegung nun vorgerückt sind, ist reine
Strategie. Eine junge Neonazi-Frau, die ebenfalls in der
Talkshow auftrat, war rhetorisch äußerst bewandert: "Ich bin
keine Rassistin. Ich bin nur für die Rassentrennung." Hinter
dieser freundlichen Fassade des Faschismus verbarg auch ihr
Freund, ein bekannter gewalttätiger Neonazi und Kopf der
extremen "Resistance Records".

Es gibt Frauen in der Bewegung, die sich an den
Gewalttätigkeiten beteiligen. Tatsächlich haben es sogar
einige, die Michelle kennengelernt hat, genossen. Als
Möglichkeit, den Respekt der Männer zu gewinnen, haben sie
geradezu miteinander gewetteifert. "Es ist ein subtiler
Wettkampf, wer die stärkere Frau ist." Auch das zeigt wieder
nur, dass die Männer das Programm bestimmen. In der Skinhead-
Szene "werden aggressive Frauen respektiert. Die Entwicklung
geht zur Zeit dahin, dass jeder für die gemeinsame Sache
kämpfen und sterben soll."

Die Gewalt innerhalb der Bewegung hat sich jedoch auch als das
größte Problem für die beteiligten Frauen erwiesen. Sie sind
gezwungen, sich mit der Gewalt, mit der sie konfrontiert
werden, Tag für Tag etwas mehr abzufinden, ohne sich dessen
vollständig bewusst zu sein.

Jessica, eine der Frauen, mit denen Michelle gearbeitet hat,
kam aus einer zerrütteten Arbeiterfamilie und war von zu Hause
abgehauen. "Sie passte genau in das Klischee von der jungen
Skinheadfrau. Sie war nicht aus ideologischen oder politischen
Gründen dabei, sondern einfach nur um zu überleben. Die Gruppe
gab ihr Schutz."

Jessica verließ schließlich die Gruppe, nachdem sie Zeugin
eines brutalen Übergriffes mit einem Eispickel auf einige
Südamerikaner wurde. "Die Realität war ein Schock für sie. Es
machte ihr klar, auf was sie sich eingelassen hatte."

Die selbst beobachtete Gewalt gegen bndere zwang Jessica
unweigerlich, ihre eigene Verbindung zu der Gruppe genauer zu
überdenken. Ein wichtiger Moment war auch, als sie selber ein
Opfer der Gruppe wurde. Sie wurde von einem der Neonazis
vergewaltigt, und das "führte zu der Frage, was das Ganze
überhaupt soll, wie die Beziehungen zwischen Männern und
Frauen in der Gruppe ablaufen und was ich hier zum Teufel
eigentlich mache."

Von rechtsextremen Männern wird die Botschaft, "unsere" Frauen
seien in Gefahr, verbreitet. Frauen müssen vor sexueller und
allgemein körperlicher Gewalt, die von den "Anderen" sprich
den "Emmigranten" ausgeht, beschützt werden. Es besteht
permanent die Notwendigkeit für die Männer, ihre Frauen vor
Gewalt zu beschützen. So ist es also vor allem Gewalt, die
diese Bewegung definiert. Wie aber werden die Frauen in dieser
Bewegung mit diesem Widerspruch fertig - einerseits sollen sie
Schutz vor Gewalt von "draussen" benötigen aber andererseits
werden sie oftmals mit weitaus mehr Gewalt, ausgehend von der
Gruppe selbst, konfrontiert.

Einige, wie Jenny, verließen die Gruppe ebenfalls aufgrund der
Gewalttätigkeiten. "Als sie ein Kind hatte, beschloss sie,
dieser brutalen Subkultur, die sich mit Waffen und Drogen
abgibt, den Rücken zu kehren."

Im Allgemeinen wird angenommen, dass Frauen durch einen Freund
oder angezogen durch das Macho-Image der Skinheads in die
Gruppe geraten. Obwohl dies an sich schon eine sexistische
Vermutung ist, scheint sie in der Skinheadszene teilweise
zuzutreffen. Die Mehrzahl der Frauen, die Michelle
kennengelernt hat, sind nicht aufgrund ihrer ideologischen
Ansichten zur Gruppe gekommen. Sie sind nicht wegen ihres
Glaubens an die weltweite jüdische Verschwörung in die Szene
geraten, sondern oft nur wegen ihrer Faszination für männliche
Skinheads, weil sie die "Personifikation des Beschützers sind,
der bereit ist, für seine Frau in den Kampf zu ziehen."

"Die 'Mädchen' kommen aus einer sexistischen Gesellschaft und
Kultur, einer Gesellschaft die das Verhalten dieser Mädchen
erst verursacht, so dass sie dann einen Macho brauchen, der
sie vor Allem beschützt." Jessica versuchte einem
gewalttätigen Umfeld zu entfliehen, die Ironie ist, das sie
dazu in eine gewalttätige Szene flüchtete.

Nachdem sie jedoch ersteinmal in der Szene Fuß gefasst hatte,
musste sie sich eingestehen, dass sie sich dadurch mächtiger
fühlte. "Sie war stolz, wenn sie mit den strammen Burschen
durch die Straßen marschieren konnte. Das vermittelte ihr ein
starkes Machtgefühl."

Genau hier scheint die Anziehung der Rechtsextremen für einige
Frauen zu liegen. Viele Frauen in der Skinhead-Bewegung kommen
aus armen Verhältnissen und als Frauen der Arbeiterklasse sind
sie in mancherlei Hinsicht machtlos. Durch die Rechtsextremen
bekommen sie die Möglcihkeit, an einer Gruppe teilzuhaben, die
sie besonders aufgrund ihrer Rasse unterstützt. Frauen werden
dort zwar auf ihre biologische Funktion reduziert, aber sogar
das kann für eine weiße Frau aus der Arbeiterklasse durchaus
ermutigend sein. Die extreme Rechte reduziert Frauen auf
Biologie, aber paradoxerweise kann gerade dies für eine weiße
Frau aus der Arbeiterklasse durchaus ermutigend sein. Ihre
besondere reproduktive Rolle wird über alle Maßen geschätzt.
Vielleicht hat sie das Gefühl, dass ihr Status durch eine
positive Identifikation mit der weißen Hautfarbe gestiegen
ist, sodass es ihr unmöglich wird, sich mit anderen Frauen zu
solidarisieren. "Die Frauen fühlen sich geeint als Frauen,
jedoch nur in ihrer Eigenschaft als weiße Frauen. Es gibt eine
Art von Kameradschaft. Sie tragen dieselbe Uniform, das alles
führt zu einem Gemeinschaftsgefühl."

Aber trotzdem, so Michelle, "nehmen die Männer die Frauen
nicht ernst. Frauen werden auch weiterhin einfach
herumkommandiert, obwohl einige von ihnen mit den Männern
Seite an Seite auf der Straße kämpfen." Die Frauen scheinen
den Gemeinschaftsaspekt zu fördern, vor allem im Internet, wo
es laut Michelle die größten Möglichkeiten für Frauen in der
Szene gibt.

Für Michelle ist es wichtig, die Rolle der Frauen nicht
unterzubewerten. "Wir können ihre Teilnahme nicht
herunterspielen. Von den Männern mögen vielleicht die
Gewalttätigkeiten ausgehen, aber die Frauen verbreiten die
Ideologie verbal." Kathleen Blee bezeichnet Frauen als "das
Gift-Schwadron".

Es ist offensichtlich, dass Frauen in der Skinhead-Szene eine
zunehmend wichtigere Rolle spielen. Aber obwohl sie wesentlich
sichtbarer geworden sind, sehen sie sich immer noch männlicher
Vorherrschaft, Sexismus und Gewalt gegenüber, die sie an das
untere Ende der Hierarchie drängen. Sie befinden sich in einer
Umgebung die ihnen bestenfalls ambivalent und schlimmstenfalls
mit offener Feindseligkeit gegenübersteht.

--
Antifa-West - Antifaschistische Initiative im Bielefelder Westen

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