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Zwangsarbeiter

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felix.s...@aladin.de

unread,
Nov 26, 1999, 3:00:00 AM11/26/99
to
Moin,

zum thema profit der deutschen industrie waehrend des
nationalsozialismus an der ausbeutung der zwangsarbeiter hat die
"berliner zeitung" am 16. november auf eine neue studie des
wirtschaftswissenschaftlers thomas kuczynski hingewiesen, der folgendes
herausgefunden hat - zitat "berliner zeitung":
"deutsche firmen haben durch den einsatz von zwangsarbeitern waehrend
des krieges mehr als 16 milliarden reichsmark an lohnkosten eingespart.
das geht aus einer studie des wissenschaftlers thomas kuczynski hervor,
die am montag in berlin im beisein der rechtsanwaelte ed fagan und
michael witti, die tausende von ns-opfern vertreten, vorgestellt wurde.
den allgemeinen umrechnungsfaktor zwischen reichs- und deutscher mark
von 1:5,9 zugrunde gelegt, ergebe dies einen heute zu erstattenden
lohnausgleich von rund 96 milliarden mark. nach abzug von steuern und
gebuehren fuer zwangsarbeiter war den firmen ein gewinn von rund 10
milliarden reichsmark (rund 60 milliarden mark) verblieben."

sollte die studie noch nicht publiziert sein (laesst sich durch einen
blick ins vlb leicht rausfinden www.buchhandel.de), liesse sich ja auch
bei kuczynski nachfragen, der m.w. in bremen lehrt.

hope it helps.

bye,
felix


Sent via Deja.com http://www.deja.com/
Before you buy.

Markus Wende

unread,
Nov 26, 1999, 3:00:00 AM11/26/99
to
Hallo Leute,
ich habe ein paar Probleme mit der in meinen Augen
revisionistischen Position des Geschichtslehrers meiner Tochter:
der Mann behauptet, die deutsche Industrie habe keine Gewinne
durch den Einsatz von Zwangsarbeitern gehabt, deshalb sollte es
auch keine Entschädigung geben.
Ich suche deshalb dringend Materialien, die den wirtschaftlichen
Gewinn deutscher unternehmen durch den Einsatz von
Zwangsarbeitern belegen. Für mails mit Quellenangabe (am besten
wären wohl wissenschaftliche Publikationen) wäre ich
dankbar. Gruß, Markus
## CrossPoint v3.11 ##

Albert Ruemenapf

unread,
Nov 28, 1999, 3:00:00 AM11/28/99
to
Markus Wende meinte am 26.11.99
zum Thema "Zwangsarbeiter":

> Ich suche deshalb dringend Materialien, die den wirtschaftlichen
> Gewinn deutscher unternehmen durch den Einsatz von
> Zwangsarbeitern belegen. Für mails mit Quellenangabe (am besten
> wären wohl wissenschaftliche Publikationen) wäre ich
> dankbar. Gruß, Markus

Exemplarisch zur Lage der Zwangsarbeiter:
Mommsen, Hans, Manfred Grieger: Das Volkswagenwerk und seine
Arbeiter im Dritten Reich, Düsseldorf 1997.

Darin: Die Lage der ausländischen Zivilarbeiter im Volkswagenwerk seit
dem Übergang zur Hochrüstung, S. 713-739.
Die Arbeits- und Lebensbedingungen der KZ-Häftlinge auf dem
Laagberg, S. 766-799.
KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter in den Verlagerungsbetrieben des
Volkswagenwerks, S. 859-875.

Ein kurzer Einblick: "Wegen der schlechten Versorgung und der
zunehmenden Zahl von Todesfällen sprachen die Gefangenen schließlich vom
'Lager des schleichenden Todes'. Die Todesursachen bestanden überwiegend
im Nahrungsmangel und Erschöpfung, dadurch bedingten Ödemen sowie
Erkrankungen an Typhus, Ruhr oder Tuberkulose. Ein gutes Drittel ging
jedoch auf die brutale Behandlung der Gefangenen durch die SS-
Wachmannschaften [...] zurück.[...]
Die steigende Sterblichkeit war auch eine Folge der sich
kontinuierlich verschlechternden Ernährungslage [...]
Mittags gab es zunächst etwa 2 Liter Suppe, abends etwa die
Hälfte dieser Menge, dazu pro Tag 500 Gramm Brot sowie 15 Gramm
Ersatzwurst und Margarine, doch wurde die Brotration seit September 1944
auf 375 Gramm reduziert. Zudem sank die Qualität der Suppe, seit sie
nicht mehr in der Werksküche, sondern in einer eigens eingerichteten
Lagerküche zubereitet wurde. Sie bestand aus Runkelrüben mit häufig
verdorbenen Kartoffeln und hatte geringen Nährwert.
op. cit. S. 789f.

Im Anhang finden sich umfangreiche Tabellen aus denen sich Wert der von
den Zwangsarbeitern geleisteten Arbeiten vielleicht nicht exakt errechen
aber doch wohl abschätzen läßt. Tatsächlich ist aber doch wohl für das
Recht auf Entschädigung die Höhe der erzielten Gewinns völlig
unerheblich. Es wird ja deutlich das mit der hier praktizierten
"Vernichtung durch Arbeit" mutwillig auf einen möglichen Profit aus der
Arbeitskraft der Opfer verzichtet wurde.

Gruesse
Albert

canna

unread,
Nov 29, 1999, 3:00:00 AM11/29/99
to
Markus Wende schrieb:


> ich habe ein paar Probleme mit der in meinen Augen
> revisionistischen Position des Geschichtslehrers meiner Tochter:
> der Mann behauptet, die deutsche Industrie habe keine Gewinne
> durch den Einsatz von Zwangsarbeitern gehabt, deshalb sollte es
> auch keine Entschädigung geben.

http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/on/5533/1.html

Liste deutscher Firmen im Web, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben

Florian Rötzer 27.11.1999

Noch immer sind kaum deutsche Firmen der Stiftungsinitiative für eine
Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern beigetreten

Angesichts der mangelnden und beschämenden Beteiligung deutscher
Unternehmer, der im Februar gegründeten Stiftungsinitiative
<http://www.stiftungsinitiative.de/> der Wirtschaft "Erinnerung,
Verantwortung und Zukunft" zur Entschädigung für NS-Zwangsarbeiter
beizutreten, gibt es jetzt die Möglichkeit, im Internet eine Liste von
2500 deutschen Firmen einzusehen.

Vertreter aller Fraktionen im Bundestag haben am Freitag wieder eine
stärkere Beteiligung deutscher Unternehmen am Entschädigungsfonds für
NS-Zwangsarbeiter gefordert. Bislang hat sich nur ein verschwindend
kleiner Teil der in Frage kommenden Firmen zur Unterstützung der
Stiftungsinitiative der Wirtschaft bereit erklärt. Der
stellvertretende SPD-Fraktionschef sprach von einer "moralischen
Verpflichtung", Wolfgang Bosbach von der CDU bezeichnete als
"bedrückend", dass sich noch nicht einmal 10 Prozent der betroffenen
Unternehmen, die während der NS-Zeit Zwangsarbeiter beschäftigt haben,
der Stiftungsinitiative angeschlossen haben. Die deutschen Unternehmen
wollen bislang 5 Milliarden DM für den Entschädigungsfond aufbringen,
drei Milliarden will die Bundesregierung übernehmen. Die Forderungen
der Anwälte der Opfer liegen jedoch mit bis zu 15 Milliarden weit
höher. Annelie Buntenbach von den Grünen kritisierte, dass die
Wirtschaft nicht mehr Geld geben will als die jetzt angekündigten 5
Milliarden.


Zwangsarbeit hat es in sehr unterschiedlichen
Formen mit einem breiten Spektrum von
verschiedenen Arbeits- und Lebensbedingungen gegeben.
Sie wurde in der Landwirtschaft und
bei den Kommunen, aber auch in nahezu allen Bereichen
der privaten Wirtschaft geleistet, die in
die Kriegswirtschaft eingebunden waren. Es kann heute
nicht darum gehen, allein für die
Tatsache der Zwangsarbeit Leistungen zu gewähren.
Rechtsansprüche gegen deutsche
Unternehmen im Hinblick auf Zwangsarbeit oder Schäden
wegen der Verfolgung während der
NS-Zeit bestehen nicht. Die Folgen der Einbindung
deutscher Unternehmen in
nationalsozialistisches Unrecht sind nicht rechtlich
zu lösen. Die deutschen Unternehmen sehen
aber eine moralische Verantwortung insbesondere
dort, wo Zwangsarbeit unter besonders
erschwerten Bedingungen geleistet werden mußte
oder wo Unternehmen an der Diskriminierung
von Menschen mitwirkten, die aus rassischen
Gründen vom NS-Regime verfolgt wurden.
Präambel der Stiftungsinitiative der
deutschen Wirtschaft


Im Internet hat gestern der Verlag Zweitausendeins
<http://www.zweitausendeins.de/> eine Liste von 2.500 Unternehmen, die
im Nationalsozialismus Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter
beschäftigt haben, veröffentlicht. Dabei handelt sich um einen Auszug
aus dem 1990 erschienenen Buch "Das nationalsozialistische
Lagersystem", das von Martin Weinmann herausgegeben wurde. Dazu
schrieb Zweitausendeins: "Obwohl man mit den Verhandlungen den längst
ersehnten Schlussstrich ziehen will, hat es die deutsche Seite
konsequent vermieden, die Dimension der NS-Zwangsarbeit in einem
offiziellen, die zeitgeschichtlichen Forschungen bilanzierenden
Bericht zu dokumentieren und die Akteure beim Namen zu nennen. Nolens
volens geht die Politik angesichts des hartnäckigen internationalen
Drucks inzwischen dazu über, hinter verschlossenen Türen als
Fund-Raiser zu agieren, die einigen weiteren namhaften deutschen
Firmen nahelegen, zur Pflege ihres Image als weltweit operierende
Unternehmen steuerabzugsfähige Beiträge zu leisten und der
Stiftungsinitative der deutschen Industrie beizutreten."

Die Liste wurden allerdings bereits schon am 16.11 von der Zeitung
Neues Deutschland veröffentlicht und findet sich auch auf der Website
der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes ( VVN-BdA
<http://www.vvn-bda.de/bund/liste.htm>). Hier wird die Liste in einer
benutzerfreundlicheren HTML-Version angeboten, während der Verlag
Zweitausendeins eine PDF-Version ins Netz gestellt hat.

Vollständig ist auch diese Liste nicht, die auf dem vom International
Tracing Service (ITS), einem von den alliierten Behörden
eingerichteten Suchdienst, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges
angelegten Verzeichnis nationalsozialistischer Lager und Haftstätten
in Deutschland und deutsch-besetzten Gebieten beruht. Das Verzeichnis
stützte sich zum großen Teil auf Befragungen, mit Sicherheit wurden
hierbei einige Firmen nicht erfasst. In späteren Verzeichnissen, die
von der deutschen Regierung im Rahmen der Entschädigungsgesetzgebung
1964 und 1969 angelegt wurden, wurde die Liste bereits reduziert. So
fehlen hier Kriegsgefangenenlager und Lager für die sogenannten
Zivilarbeiter, die für die Zwangsarbeit deportiert wurden, aber auch
die Namen der Firmen, die von Lagern und Haftanstalten mit
Zwangsarbeitern versorgt wurden. Martin Weinmann, Ursula
Krause-Schmitt und Anne Kaiser haben das Dokument 1990 im englischen
Original in dem Buch "Das nationalsozialistische Lagersystem"
veröffentlicht. Nach den Autoren gab es mehr als 20.000
"Zivilarbeiter-Lager" und zehn bis zwölf Millionen Menschen, die in
diese Lager verschleppt wurden. Das Buch dokumentiert mit genauen
Angaben als ein "Adressbuch des Terrors" über 6.000 NS-Lager.

Möglicherweise könnte sich ja die eine oder andere in der Liste
aufgeführte Firma jetzt doch genötigt oder aufgerufen fühlen, sich der
Stiftungsinitiative anzuschließen.

<http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/on/5533/1.html>

--
krieg ist frieden. freiheit ist sklaverei. unwissenheit ist staerke

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