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[JW] Nachtrag

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Walter Fruth

unread,
Dec 18, 1999, 3:00:00 AM12/18/99
to
Der von vielen Redaktionsmitgliedern wegen seiner deutlichen Kritik am
deutschen Antisemitismus geschätzte Publizist Henryk M. Broder ver-
weigerte uns letzte Woche ein bereits zugesagtes Interview zum Thema
Antisemitismus. Als Grund der Absage nannte er Antisemitismus in der
Jungle World.
Genauer: Es geht um linken Antisemitismus in dem Disko-Beitrag
»Moralisch exterritoriales Gebiet« auf Seite 5 der Ausgabe 50/99. Die
»Internationalistische Gruppe Berlin« hatte den Versuch von kurdischen
Demonstranten, das israelische Generalkonsulat zu besetzen, ohne Ein-
schränkung als berechtigt bezeichnet, da Israel im Kampf gegen die Kur-
den eng mit der Türkei zusammenarbeite.
Der Gegenbeitrag, »Territorium der Antisemiten«, benannte diese Position
als eindeutig antisemitisch, da allein antizionistische Verschwoerungs-
theorien von der Allmacht des Judentums zu der Aktion geführt hätten.
Zuvor war in der Redaktion kontrovers diskutiert worden, ob und in
welcher Form der Beitrag der »Internationalistischen Gruppe« erscheinen
könne.
Die Redaktion entschied sich trotz großer Bedenken für den Abdruck. Kon-
sens war dabei, dass es um eine Position gehe, mit der man sich
auseinandersetzen müsse, da sie trotz aller Dlskussionen der letzten
Jahre immer noch die Meinung eines nicht gerade kleinen Teils der
deutschen Linken repräsentiere.
Henryk M. Broder war der Gegenbeitrag zu wenig. Einer Zeitung, die sol-
che Texte wie den der »Internationalistischen Gruppe« abdrucke, stehe er
nicht zur Verfügung. Jungle World würde eine Diskussion führen wollen,
wo keine mehr möglich sei.

Jungle World 51, 15.12.99

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