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Brandanschlag in Karlsruhe

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Verein Selbstbestimmt Leben eV

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Nov 5, 1996, 3:00:00 AM11/5/96
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BRANDANSCHLAG IN KARLSRUHE!
In der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober wurde auf das
Hinterhaus der Markgrafenstr. 41 in Karlsruhe in
Brandanschlag veruebt. Von den BewohnerInnen -zwei
tuerkische Ehepaare- ueberlebte nur eine Frau, die sich auf
das Dach retten konnte. Die drei anderen BewohnerInnen kamen
dabei ums leben.
Das Feuer brach gegen 3.30 Uhr in der Nacht im Treppenhaus
des Wohnhauses aus. Das Hinterhaus war von der Strasse aus
frei zugaenglich, das Hoftor fehlte seit langem. Es war auch
durchaus bekannt, dass das Haus von AuslaenderInnen bewohnt
wurde. Alles Fakten, die einen Brandanschlag mit
rassistischem Hintergrund vermuten liesen.
Von Anfang an wurde von Seitens der Politei behauptet, dass
in allen denkbaren Richtungen ermittelt wird, dass es aber
keinerlei Hinweise auf Brandstiftung gibt. Am Montag den 21.
Oktober dann offiziell bekanntgegeben, was von Anfang an zu
befuerchten war. Das Feuer wurde vorsaetzlich im Erdgeschoss
des Treppenhauses gelegt.
Mit Bekanntgabe, dass es sich bei dem Brand um vorsaetzliche
Brandstiftung handelt, wurde aber auch ein moegliches
Taeterbild geliefert - der Brand koennte das Werk eines
Pyromanen sein. Diesen Schluss zieht die Polizei, weil sie
den Brand im Zusammenhang mit zwei Vorfaellen, die sich
Anfang September im Bereich der Markgrafenstr. ereignet
hatten, sieht. In dem eien Fall wurde ein Fahrrad durch
Zuendeleien beschaedigt und in der Nacht darauf wurde ein
brennender Stoff-Fetzen durch ein offenes Fenster in eine
leer stehende Wohnung geworfen.
Wir koennen einen moeglichen Zusammenhang dieser Vorfaelle
nicht ausschliessen. Es besteht jedoch ein Unterschied
darin, ob jemand ein Fahrrad durch Zuendeleien beschaedigt,
oder ob gezielt mit Brandbeschleuniger im Treppenhaus eines
bewohnten Hinterhauses Feuer gelegt wird. Uns erscheint
diese Loesung jedenfalls als zu einfach und als zu
willkommen, treten vor doch moegliche rassistische Motive
des Anschlags in den Hintergrund. Wie bereits in vielen
anderen Faellen, waere ein psychisch gestoerter Einzeltaeter
verantwortlich und Karlsruhe dem Rassismus Vorwurf
entgangen.
Doch das waere auch in Karlsruhe nicht zum ersten Mal so.
Vor ca. drei Jahren veruebten Nazis mit Molotow-Cocktails
einen Brandanschlag auf die Zentrale Anlaufstelle fuer
Asylbewerber (Zast). Staatsanwaltschaft und Polizei machten
daraus eine Tat von betrunkenen Jugendlichen, die auf dem
Heimweg von der Disco dort vorbei kamen. Damit wurde ein
rassistischer Brandanschlag entpolitisiert und das Ansehen
Karlsruhes und Deutschlands bewahrt.

Erinnert möchten wir in diesem Zusammenhang auch an die
Brandanschlaege in Hattingen und Stuttgart:
In der Nacht vom 4. auf den 5. Juni 1993 wurde das Haus der
tuerkischen Familie Uenver in Hattingen niedergebrannt. Frau
Uenver und ihre fünf Kinder konnten nur knapp dem an acht
Stellen gelegten Feuer entkommen. Obwohl die Frau einen der
Taeter im Haus gesehen hat und ein Nachbar zur Tatzeit drei
Maenner fliehen sah, behaupteten Polizei und
Staatsanwaltschaft Frau Uenver haette das Feuer selbst
gelegt. Frau Uenver wurde vor Gericht gestellt, die
Ermittlungen gegen Taeter aus dem extremen Spektrum wurden
schnell zu den Akten gelegt.
Bei einem Brandanschlag 1994 in Stuttgart, bei dem sieben
Menschen aus anderen Laendern ermordet wurden, wurde
versucht Drogenabhaengigen die Tat in die Schuhe zu
schieben. In der schon damals gaengigen Manier wurde ueber
die Medien die Pauschalformel "eine Tat mit
fremdenfeindlichen Hintergruenden sei nicht erkennbar"
verbreitet. Im Juli 1995 wurde ein Nazi verhaftet, der die
Morde und siebzehn weitere Brandanschlaege zugab. Sein
Motiv: Auslaenderhass.
Bekanntlich verhaelt es sich auch beim Brandanschlag in
Luebeck aehnlich. Die Nazis werden von diesem Staat gedeckt
und das Opfer Safwan Eid wird vor Gericht gestellt.

All dies lehrt und Wachsamkeit und Misstrauen gegenueber den
Ermittlungsbehoerden. Solange wir nicht vom Gegenteil
ueberzeugt sind, gehen wir von einem rassistischen
Brandanschlag aus.
Die staendigen Dessinformationen von Seiten der Medien und
des deutschen Staates, das gerede von angeblichen
"technischen Defekten" oder dem "Ermitteln in alle
Richtungen", sollen sowohl einen koordinierten Widerstand
gegen das alltaegliche rassistische Morden verhindern, als
auch das Ansehen Deutschland in der Welt zurechtruecken.
Lassen wir und dadurch nicht beirren! Wir sind auf unsere
eigenen Recherchen angewiesen und sind gefordert eine
Gegenoeffentlichkeit herzustellen.
Wir stehen in der Verantwortung, dem Rassismus in
Deutschland entgegenzutreten. Dabei duerfen wir eines nicht
vergessen: Rassismus ist nichts, was sich auf die Nazis
beschraenken laesst. Es ist gerade der Staat, der seine
rassistische und chauvinistische Politik immer weiter voran
treibt. Seien es rassistische "Auslaendergesetze", die
moerderische Abschiebeterror oder die Kriminalisierung von
kurdischen Organisationen. Gleichzeitig verbreitet er
taeglich seine rassistische und deutsch-chauvinistische
Ideologie mittels eines riesigen Medienkomplex. Dadurch
bereitet er den Boden fuer die Nazis. Diese rassistische und
antisemitische Ideologie ist in der deutschen Bevoelkerung
tief verwurzelt und wird von dieser auch immer agressiver
vertreten.
Unser Kampf gegen Rassismus muss sich also gegen den
staatlichen Rassismus, gegen die Nazis und gegen den
Rassismus in der Bevoelkerung richten.
Unser Protest gegen den Brandanschlag muss ein Protest gegen
den Rassismus sein. Dabei stellen wir uns aber keinesfalls
auf die Seite solcher tuerkischen Gruppierungen, die diesen
Brandanschlag dazu ausnutzen, um tuerkischen Nationalismus
und Chauvinismus zu propagieren und um von den
Menschenrechtsverletzungen in der Tuerkei abzulenken.
Es ist laengst an der Zeit den intenationalistischen
antifaschistischen Kampf zu organisieren und zu fuehren.

!Kampf dem stattlichen Rassismus und dem Naziterror!

!Hoch die internationale Solidaritaet!

!KOMMT ALLE ZUR DEMONSTRATION AM SAMSTAG DEN 9.11.96 NACH
KARLSRUHE - 11 UHR MARKTPLATZ!
## CrossPoint v3.1 ##


B.B...@web.de

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Jan 22, 2017, 6:23:01 PM1/22/17
to
Weiß man wer die oder der Täter war? Die Opfer sind die Großeltern meiner Freundin gewesen und der Tod zerstört die ganze Familie heute noch!!!! Gibt es dazu weitere Artikel oder Akten die man einsehen könnte?

Mit freundlichen Grüßen

Biro
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