Nach jahrelangem Hin und Her ist es jetzt endlich soweit: Das Rechtsamt
der Freien Universität hat den Entwurf der Masterstudienordnung für die
PuK genehmigt. Nun muss er nur noch im Instituts- und Fachbereichsrat
abgenickt werden und dann ist der historische Tag gekommen: Wir sind
Bologna (-integriert)!
Was so lange währt, sollte ja eigentlich auch gut sein. Vor allem wenn
dieser Master für viele PuK-Studierende eine echte Option nach dem
Erwerb des Bachelors ist. Doch leider war die lange Wartezeit nicht
einer intensiven inhaltlichen und organisatorischen Auseinandersetzung
geschuldet. Vielmehr wurde das aktuelle Masterkonzept in einem Zeitraum
von gerade einmal vier Wochen zusammengezimmert und zwar auf Grund einer
Weisung des Präsidialamtes, noch im Jahr 2008 ein PuK-Master installiert
haben zu müssen. Dass das Ergebnis nun an allen Ecken und Enden
quietscht, ist kaum verwunderlich. Ebenso, dass die künstliche
Zeitverknappung wieder einmal als Argument herhält, Interessen der
Studierenden den Interessen der Lehrenden unterzuordnen. Trotz
intensiver Mitarbeit einiger BA-Studierender in der Master-Kommission
ist gerade einmal gelungen, marginale Änderungen durchzusetzen.
Doch kommen wir zu den harten Fakten: Der Master "Medien und politische
Kommunikation" wird ein konsekutiver, forschungsorientierter
Master-Studiengang mit einer Regelstudienzeit von 4 Semestern (2 Jahren)
sein. Es wird insgesamt sechs Module zu je 15 Leistungspunkten geben,
die wie folgt absolviert werden sollen:
1. Fachsemester (WiSe)
Geschichte und Kultur der politischen Kommunikation (15 LP)
Politischer Journalismus (15 von 30 LP)
Methoden der politischen Kommunikationsforschung (15 von 30 LP)
2. FS (SoSe)
Strukturen und Steuerung der politischen Kommunikation
Politischer Journalismus (15 von 30 LP)
Methoden der politischen Kommunikationsforschung (15 von 30 LP)
3. FS (WiSe)
Politisches Kommunikationsmanagement und Public Affairs (15 LP)
Theorien und Befunde der politischen Kommunikationsforschung (15 LP)
(insgesamt 90 LP)
4. FS (SoSe)
Colloquium
Masterarbeit + Verteidigung (25+5=30 LP)
Schon an diesem "exemplarischen" Studienverlaufsplan werden grundlegende
Probleme der neuen Studienordnung deutlich:
Es gibt keine Spezialisierungsmöglichkeiten, da jegliche Wahlmodule fehlen!
Ursprünglich war angedacht statt einem einzigen Modul "Politischer
Journalismus" zwei Wahlpflichtmodule "Politischer Journalismus 1" und
"Politischer Journalismus 2" anzubieten. Dabei sollte eines eher
wissenschaftstheoretisch und das andere eher forschungsorientiert
ausgerichtet sein. Zudem war noch ein weiteres Modul "Visuelle
Kommunikation" geplant. Zwischen diesen drei Modulen hätten Studierende
wählen können. Eine Spezialisierung des Studiums im Sinne eigener
Interessen und Zukunftsvorstellungen wäre auf diese Weise möglich gewesen.
Dieses Vorhaben wurde von den Lehrenden letzten Endes mit dem
(mittlerweile üblichen) Hinweis auf den andauernden Lehrkräftemangel
aufgeben. Als Alternative wurde den studentischen TeilnehmerInnen der
Kommission ein binnenpluralistisches Modul zugesagt. Dieses Versprechen
wurde auch in der Master-Studienordnung verankert, jedoch mittels einer
sehr schwammigen bzw. sehr offenen Modulbeschreibung. Mit einer
Erweiterung des Kursangebotes innerhalb des Moduls ist also vorerst eher
nicht zu rechnen, da sich ja der Lehrkräftemangel schon in der
Vergangenheit als "Totschlagargument" bewährt hat.
Eng verknüpft mit diesem Argument ist auch unser zweiter Kritikpunkt
bezüglich des strukturellen Aufbaus des Masters, denn:
Der Studiengang ist unflexibel, es gibt keine reale Möglichkeit die
Reihenfolge der Module zu ändern!
Wie oben am Studienverlaufsplan ersichtlich, ist es kaum möglich die
Modulreihenfolge zu ändern. Die beiden zweisemestrigen Module sind
ineinander verschränkt, müssen also in der vorgegebenen Reihenfolge
absolviert werden. Dadurch ist der empfohlene Auslandsaufenthalt nur im
dritten Semester, also kurz vor der Masterarbeit, möglich. Ansonsten
müsste mindestens ein Jahr wiederholt werden, um ein zweisemestriges
Modul vollständig abzuschließen.
Auch die Reihenfolge der anderen Module wird kaum zu ändern sein, weil
diese erfahrungsgemäß nur in den jeweiligen Semestern angeboten werden.
Die Lehrenden sind der Meinung, dass nur diese Abfolge didaktisch
sinnvoll sei. Zudem gäbe es ja auch noch Verpflichtungen der
entsprechenden Lehrkräfte im BA-Betrieb.
Ein weiteres Problem ist dann grundsätzlicher Natur:
Es gibt zu wenig Plätze!
Einmal im Jahr werden lediglich zwischen 30-35 Studierende die
Möglichkeit haben, den PuK-Master anzufangen. Nur ein marginaler Anteil
der Studierenden, die den Bachelor am Berliner Institut für PuK gemacht
haben und machen werden, haben die Möglichkeit ihren Master hier
anzuschließen.
Allein an der FU beginnen in jedem Wintersemester 75 Studierende das
PuK-Studium als BA-Kernfach. Und trotz der vorliegenden hohen
Abbrecherzahlen beenden es weit mehr als 35 AbsolventInnen pro Jahr, die
dann mit BewerberInnen anderer Hochschulen in Konkurrenz treten.
Das Auswahlverfahren sieht vor, 85% der Plätze nach der BA-Abschlussnote
zu vergeben. Inwieweit die Noten nach der recht chaotischen Einführung
und Umsetzung der Bachelor-Studiengänge irgendwie vergleichbar sind, ist
ebenso wie beim NC-Verfahren eher fraglich. Die nicht genauer geregelten
persönlichen Auswahlgespräche, über die die restlichen 15% der Plätze
verteilt werden, scheinen auch keine bessere Alternative zu sein. Bei
ihnen ist nämlich unklar, ob diese Plätze bei vorgeblich schlechtem
Abschneiden aller KandidatInnen überhaupt vergeben werden müssen.
Wir fordern einen offenen Zugang zu Bildung, also einen freien
Masterzugang für alle!
Neben den oben ausgeführten organisatorischen Mängeln ist das
Master-Konzept vor allem in seiner inhaltlichen Gestaltung zu kritisieren.
Allein der Name des Studiengangs "Medien und politische Kommunikation"
ist derart offen angelegt, dass, wie dann am Studienverlaufsplan
ersichtlich, alle derzeit besetzten Stellen des Instituts an der Lehre
teilhaben werden. Jene umso mehr, deren Arbeitsbereich besser besetzt
ist. Eine klare wissenschaftliche Ausrichtung, wie einem Masterprinzip
eigentlich innewohnt, ist nicht erkennbar.
Ein Lehr- und Forschungsprofil hat das Institut auf Grund der jahrelang
verschleppten Besetzung der vakanten Stellen einbüßen müssen. Dennoch
sollte ein Master nicht nur nach Erwägungen bürokratischer Machbarkeit
konzipiert werden.
Der Master "Politische Kommunikation", der sich mit "Bedeutung von
demographischem Wandel, Globalisierung und Medieninnovation für die
politische Kommunikation" (Zitat aus der Master-Studienordnung)
auseinander setzen soll, setzt seinen Schwerpunkt vor allem auf
empirische Kommunikationsforschung. Unklar ist, inwieweit
politikwissenschaftliche Methoden und Themen überhaupt behandelt werden.
Aufschluss gibt hier die Vorgehensweise der Master-Kommission bei dem
"Nicht-Medien"-Thema Gender. Dieser Aspekt ist nach Vorgabe des
Präsidiums explizit in die Studienordnung zu verankern und sollte am
Anfang der Planungen auch stärker eingebunden werden. Am Ende blieb es
nur noch bei dem müden Lippenbekenntnis, dass "Fähigkeiten zur Analyse
von Geschlechterverhältnissen sowie geschlechtsspezifischen
Implikationen und Medienstereotypen in der politischen Kommunikation"
erlernt werden sollen. Auf studentische Einwände gegen diese unkonkrete
Setzung wurde der Modulbeschreibung "Politisches Komunikationsmanagement
und Public Affairs" der Passus beigefügt, dass in diesem Modul
"Geschlechterrollen [...] problematisiert" werden.
Diese unklar formulierte Verankerung in nur einem Modul ist eindeutig zu
wenig und kann zudem als Einladung an die anderen Module verstanden
werden, das Thema Gender ganz auszuschließen.
Fazit
Vielleicht ist dieser Master irgendwie studierbar. Womöglich kann er
"Studentinnen und Studenten auf eine wissenschaftliche Laufbahn in der
universitären und außeruniversitären Forschung sowie auf
Führungstätigkeiten in den Organisationen und Feldern politischer
Kommunikation" (Zitat Studienordnung) vorbereiten. Doch mit wie vielen
Kompromissen...?
Nur weil es den Lehrenden jahrelang nicht gelungen ist, einen
ordentlichen Master-Entwurf zu entwickeln, wollen wir dieses eine
Konzept nicht einfach hinnehmen.
Das ist nicht der Master, den wir Studierende wollen!
... und deshalb findet am Freitag, dem 15.02.2008, ein Treffen statt
(Büro der FSI PuK: Raum 106, Gary55), und zwar vor den Feierlichkeiten
des Instituts um 14.30 Uhr ...
Kommt zahlreich!
Schöne Grüße,
eure FSI PuK.