Hallo in die Runde,
hier mal ein Artikel aus dem SF-Boten (Zeitung für Senftenberg) über unsere Arbeit im Behindertenbeirat.
Viele Grüße
Marco
Der Behindertenbeirat der Stadt Senftenberg setzt
sich seit 2006 für die Belange von behinderten Menschen
in der Stadt ein.
„Der Behindertenbeirat hat hauptsächliche die Aufgabe
die Stadt in Fragen zum Thema Behinderung
zu beraten“, fasst Marco Retzlaff, Vorsitzender des Behindertenbeirates
kurz dessen Aufgabe zusammen.
„Das betrifft so ziemlich alle Bereiche im städtischen
Leben“, fährt er fort. „Ein großer Bereich dabei ist das
Bauwesen, sowohl Hoch- als auch Tiefbau. Aber auch
soziale Bereich, wie das Thema Wahlen, gehören
dazu.“ Und auch beim Thema Informationen, zum
Beispiel im touristischen Bereich oder dem Stadtentwicklungskonzept,
sind die Einwände des Behindertenbeirates
gefragt.
„Wir beraten die Stadtverordneten und auch die Stadtverwaltung
eigentlich in allen Fragen zum Thema
Behinderung.“ Wenn die Planung für ein Projekt erstellt
ist, kommt der Behindertenbeirat ins Spiel. „Wir
werden am Anfang über die Projekte informiert, also
was gemacht werden soll und können dann unseren
Senf dazu geben. Die Planungsbüros sind in der Regel
schon ganz gut auf uns eingeschossen und wissen
worauf wir Achten. Aber es gibt eben natürlich immer
Sachen, die der Standard-Mensch nicht bedenkt, weil
er es einfach nicht braucht und das sind die Dinge, auf
die wir hinweisen.“
Beim Thema Tiefbau klappt diese beratende Funktion,
die der Behindertenbeirat innehat, bereits ganz gut.
Ein gelungenes Beispiel sieht Marco Retzlaff dabei in
der Bahnhofstraße: „Hier ging es hauptsächlich darum
Rad- und Fußwege voneinander zu trennen. Oft
wird das mit farbigen Markierungen gemacht, was
für sehbehinderte Menschen nicht wirklich geeignet
ist.“ Gemeinsam mit dem Behindertenbeirat wurde
nach anderen Lösungen gesucht. „Dabei ging es auch
um das Absenken des Bordsteins zur Fahrbahn. Für
Fahrradfahrer wäre eine Absenkung auf Null natürlich
schön, aber für Menschen mit einer Sehbehinderung
kann sowas sehr gefährlich werden“, beschreibt er
einen Punkt, bei dem der Behindertenbeirat aktiv
mitgewirkt hat. „Und so sind wir letztendlich auf eine
Absenkung von drei Zentimetern gekommen, um für
alle eine sichere und gute Lösung zu finden.“
Und auch bei Projekten im Bereich Hochbau achten
die Mitglieder auf gewisse Dinge, um das Leben von
Behinderten zu vereinfachen. „Dazu zählt auch, dass
Gebäude nicht nur eine Rampe bekommen und dann
automatisch als Barrierefrei gelten“, klärt Marco Retzlaff
auf. „Zur Barrierefreiheit zählen zum Beispiel auch
beklebte Glastür, damit sehbehinderte Menschen
diese erkennen oder Taster und Türklinken, die auch
Rollstuhlfahrer bedienen könne, weil sie niedriger angebracht
sind. Das sind alles Dinge, auf die wir achten,
wenn wir ein Projekt vorgestellt bekommen.“ Auch im
Erlebnisbad, welches derzeit saniert wird, spielt Barrierefreiheit
und damit die Einflüsse das Behindertenbeirates
eine große Rolle. „Schon vor dem Umbau gab
es auf dem Vorplatz ein Leitsystem für sehbehinderte
Menschen, das auch nach der Sanierung wiederkehren
soll. Aber auch die Halle soll den Ansprüchen
von Behinderten mehr entsprechen und daher soll
in Senftenberg eines der einzigen Schwimmbäder
europaweit mit einem Blindenleitsystem am Beckenrand
entstehen“, freut sich der Beiratsvorsitzende. Und
auch den Neubau der Regenbogengrundschule begrüßt
er: „Hier wird es zum Beispiel ein innenliegendes
Blindenleitsystem und Fahrstühle geben. Auch ein
Technikraum, wo Schüler ihren Laptop anschließen
können, weil sie eben nicht mit einem Stift schreiben
können, wird es geben.“ Neben den baulichen Vorteilen
sieht er in einer barrierefreien Grundschule noch
ganz andere Bereicherungen: „Die Kinder werden von
vornherein mit solchen Themen groß und gehen später
ganz anders und selbstverständlicher damit um.“
Doch um auch bei allen Projekten beratende zu Seite
stehen zu können, braucht es wie in jedem Bereich
Personal. Mit aktuell vier Mitgliedern ist der Behindertenbeirat
daher immer auf der Suche nach neuen Ehrenamtlern,
die sich für die Belange von Behinderten
in der Stadt einsetzten wollen. „Mit vier Mitgliedern
ist es schwer die Belange einer ganzen Stadt mit dazugehörigen
Ortsteilen zu vertreten“, gibt Retzlaff zu
bedenken.
Wer den Behindertenbeirat unterstützen will
Vier bis fünf Sitzungen hat der Behindertenbeirat im
Jahr. „Auf diesen werden dann mit verschiedenen Vertretern
der Stadt die Projekte vorgestellt“, erklärt Anja
Kolander, Sachbearbeiterin Soziale Angelegenheiten
und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Senftenberg,
die Arbeit etwas genauer. Auch Vor-Ort-Termine
nehmen die Mitglieder war, um sich live von den Arbeiten
zu Überzeugen. „Die Aufgaben sind am Anfang
auch gar nicht so groß“, beruhigt Retzlaff potentielle
Mitstreiter. „Es geht vor allem darum Bedarfe festzustellen
und die natürlich auch zu kommunizieren.“
Und auch nicht bei jeder Sitzung und jedem Vor-Ort-
Termin müssen alle Mitglieder des Behindertenbeirates
anwesend sein. „Man kann sich bei sowas natürlich
auch reinteilen, sodass man nicht immer anwesend
sein muss. Aber bei nur vier Mitgliedern ist das natürlich
schwierig.“ Interessierte sind eingeladen sich die
Arbeit des Behindertenverbandes anzuschauen, die
Sitzungen sind öffentlich und auf der Internetseite
der Stadt Senftenberg ausgeschrieben. Sie finden im
Rathaus statt und die Räume sind barrierefrei zu erreichen.
„Wir sind dankbar für jeden der uns bei unserer
Arbeit unterstützen möchte“, so Marco Retzlaff.
Spezielle Fähigkeiten braucht es nicht: „Man sollte nur
einen Bezug zum Thema Behinderung haben, sonst
wird es schwer diese Interessen zu bedenken“, regt
der Vorsitzende an. „Aber ansonsten kann jeder zu
uns kommen, der sich dafür einsetzen möchte.“ Und
am Ende profitieren von der Arbeit des Behindertenbeirates
alle Bewohner der Stadt. „Barrierefreiheit
zum Beispiel ist eigentlich etwas, was der gesamten
Gesellschaft nützt. Eine Rampe vor einem Gebäude
kann auch jemand mit Kinderwagen oder Rollator
nutzen. Und die niedrige Türklinke kann eben auch jemand
nutzen, der allgemeinen etwas kleiner ist, statt
kleinwüchsig oder auch Kinder.“ Vom Engagement
der Mitglieder des Behindertenbeirates profitieren
schlussendlich alle Bewohner und Besucher der Stadt.