Projekt vorgestelltBlind durch den Parcours
AHAUS „Einmal durch andere Augen sehen, einmal durch eine andere Haut fühlen.“ Unter diesem Motto führten vier Studenten auf dem Oldenkottplatz ein Projekt
durch, bei dem Passanten genau dies erfahren konnten.Von Amelie Nimmrichter
Marie Hubbeling, Carolin Nienhaus und Sophia Thünte aus Vreden sowie Christian Grimstein aus Ahaus studieren im fünften Semester Sozialpädagogik an der
Saxion Hogeschool in Enschede/NL. Ihre Aufgabe war, ein „Communityart Projekt“ zu planen. Im vergangenen Semester hatten sie bereits an einer fiktiven
Durchführung gearbeitet, wie man die Stadt Vreden behindertengerechter gestalten könnte.
Die Studenten erzählten, dass für sie auffällig gewesen sei, wie wenig behindertengerecht alles ist, und dass Menschen mit Behinderungen mit großen Hürden
zu kämpfen hätten. So sei ihnen die Idee eines solchen Versuchs in Ahaus gekommen: den gesunden Menschen zu zeigen, wie schwierig das Leben mit Seh- oder
Gehbehinderung im Alltag sein kann.
Im Dezember bereits hatte die Planung begonnen, gestern führten sie das Projekt zum ersten Mal in der Öffentlichkeit durch. Ohne die sonstigen Fähigkeiten
versuchten Passanten in einem Rollstuhl oder mit einer von vier Brillen ausgestattet, die jeweils verschiedene Sehbehinderungen simulieren, Hindernisse
zu bewältigen, die für Menschen mit Handicaps auftreten. Die „Erblindeten“ mussten um und über Hindernisse gelangen und anschließend ein Glas Wasser füllen.
Für die „Rollstuhlfahrer“ ging es über eine Strecke mit einem kleinen Podest, über das es die wenigsten ohne Hilfe geschafft haben, und über herumliegende
Steine.
Großes Erstaunen
Das Ergebnis des Versuchs war großes Erstaunen. Den wenigsten, die das Projekt ausprobiert haben, war bewusst, wie es ist, wenn man so wenig sieht und
nur ungenaue Umrisse von allem erkennen kann. Bereits nach wenigen Sekunden im Rollstuhl klagten einige über schmerzende Arme. Die Passanten, die teilgenommen
haben, hinterließen anschließend eine kleine Botschaft oder ein Bild, wie sie das Projekt empfunden haben und was sie daraus mitnehmen. Diese Sammlung
an Blättern wollen die vier Studenten zusammenheften und in verschiedene Einrichtungen für behinderte Menschen reichen.