Betrifft: "geGen-Welten: Widerstände gegen Gentechnologien"
13.3. - 28.3.1998, Dienstag bis Samstag 15 - 19 Uhr
Stadtpark 1, A-8010 Graz, Tel.: +43/316/82 77 34-0
Das von Oliver Ressler durchgeführte Projekt geGen-Welten setzt
Zeichen und Aktivitäten gegen Gentechnologien in Österreich,
Deutschland und der Schweiz. Ausgangspunkt bilden eine Plakatserie im
Grazer Stadtraum im März 1998 und die Informationsausstellung
geGen-Welten: Widerstände gegen Gentechnologien im Forum Stadtpark in
Graz.
Um innerhalb des Kulturbetriebs ein direktes Gegengewicht zu den fünf
ab 26. März 1998 in Deutschland und der Schweiz stattfindenden
Gen-Welten-Ausstellungen zu bilden, werden im Rahmen des Projekts in
zwölf Institutionen und Galerien im deutschsprachigen Raum
Warnschilder gegen Gentechnologien installiert.
Die Gen-Welten-Ausstellungen sollen laut Vorinformation die
"faszinierenden Ergebnisse der Genetik und ihre Bedeutung für
Wirklichkeit und Phantasie der Menschen" dem "mündigen Bürger und der
mündigen Bürgerin" vorstellen. Deswegen werden z.B. in der Kunst- und
Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Bonn) Kunstwerke
gezeigt, die von einer "künstlerischen Umsetzung der von
Wissenschaftlern erarbeiteten Ergebnisse" geprägt sind. Das
Landesmuseum für Technik und Arbeit (Mannheim) stellt Etappen auf dem
Weg in die Gen-Welten und einige gentechnische Verfahren vor, die die
BesucherInnen auch in der Ausstellung selbst durchzuführen
aufgefordert sind...
weitere Ausstellungsorte: Deutsches Hygiene-Museum (Dresden), Museum
Mensch und Natur (München), Alimentarium (Vevey)
geGen-Welten nimmt Gegenpositionen zu Großausstellungen ein, deren
primäres Ziel in der Akzeptanzschaffung für Gentechnologien liegt. Im
Gegensatz zur (gen)technik-affirmativen Ausstellung in der
Bundeskunsthalle in Bonn wird das symbolische Kapital der Kunst gegen
gentechnologische Annahmen und Praktiken eingesetzt.
geGen-Welten wendet sich gegen die weitverbreitete Praxis, in der
Bewertung von Gentechnik zwischen einzelnen Detailanwendungen zu
differenzieren. Dagegen gilt es, verstärkt die ökologische und soziale
Logik der Gentechnologie als ganze und als geplante zukünftige
Leittechnologie zu bewerten - und diese zu stoppen.
Ausstellung im Forum Stadtpark, Graz
Die Ausstellung im Forum Stadtpark bezieht sich nicht direkt auf die
in den Gen-Welten-Ausstellungen (re)präsentierten Themenbereiche,
sondern fokussiert ein bestimmtes Spektrum des Widerstands gegen
Gentechnologien.
Anhand einer Auswahl von Plakaten, Flugblättern, Aufrufen, Manifesten,
Resolutionen und Bekennerschreiben zu Anschlägen werden in
komprimierter Form verschiedene aktivistische und theoretische
Widerstandsformen gegen Gentechnologien thematisiert. Im Forum
Stadtpark werden tendenziell Materialien solcher Gruppen dokumentiert,
die Gen-, Bio- und Reproduktionstechnologien in ihrer gesamten
Anwendungsbreite und in deren Rolle als geplanter zukünftiger
Leittechnologie ablehnen. Die Materialien stammen zum Großteil direkt
aus den Archiven der Organisationen (z.B. Gen-ethisches Netzwerk,
Berlin; BioSkop, Essen; Gen-Archiv Essen; BŸrgerInnen beobachten
Petunien, Köln; Basler Appell gegen Gentechnologie). Mit der Auswahl
der Materialien wird ein möglichst breites Spektrum gentechnologischer
Anwendungs- und Forschungsbereiche angesprochen, wobei sich manche
Texte durchaus als Einstiegsinformation zu wenig bekannten
Anwendungsbereichen der Technologie eignen.
Die Auseinandersetzung mit konkreten Widerstandsformen und Beispielen
fŸr Interventionen könnten einen Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten
bilden, die die Akzeptanz für diese Technik weiter unterminieren.
Eine Fassung der Ausstellung wird vom 28.-30.4.98 in der Universität
für Bodenkultur (Wien) gezeigt.
Diskussionsveranstaltung im Forum Stadtpark, 14.3.1998, 15 - ca. 19
Uhr
Auf der im Rahmen der geGen-Welten-Ausstellung stattfindenden
Veranstaltung werden drei ReferentInnen, die sich gegen
Gentechnologien engagieren, konkrete Handlungsmšglichkeiten und
Perspektiven des Widerstandes gegen Gentechnologien erörtern. Es soll
der Versuch einer Effizienzabschätzung verschiedener aktivistischer
und theoretischer Widerstandsformen unternommen und die Frage erörtert
werden, wie das Potential kultureller Institutionen für diesen
Widerstand zu bewerten ist.
ReferentInnen:
Axel Köhler-Schnura - Coordination gegen BAYER-Gefahren (Düsseldorf)
Renate Lorenz (Berlin), BüroBert, Kuratorin gentechnologie-kritischer
Ausstellungen
Lisbeth N. Trallori (Wien), feministische Wissenschafterin
Plakate im Grazer Außenraum
März 1998
50 Plakate (168 x 119 cm) im Grazer Außenraum sollen einerseits
bereits im Außenraum über Gentechnologien informieren und den
Ausgangspunkt für Diskussionen bilden, andererseits die Ausstellung
bewerben, die sich an ein an der Thematik interessiertes, kritisches
Publikum wendet. Damit eine Auseinandersetzung mit den textintensiven
Plakaten möglich ist, werden die Plakate an von FußgängerInnen
frequentierten Orten gezeigt.
Am Jakominiplatz und Griesplatz werden die Plakate als Citylights
ausgehängt.
Warntafeln in Kunstinstitutionen
Im Frühjahr 1998 weisen in den Eingangsbereichen von zwölf
Kunstinstitutionen und Galerien im deutschsprachigen Raum 40 x 40 cm
große Warnschilder (Siebdrucke auf Aluminium) auf Gefahren von
gentechnologischen Anwendungs- und Forschungsbereichen hin, wodurch
ein direktes Gegengewicht zu den fünf Gen-Welten-Ausstellungen
hergestellt wird. Neben den Warnschildern zu Themenbereichen wie
Xenotransplantationen, B-Waffen-Forschung oder Freisetzungen
informiert ein Text über das geGen-Welten-Projekt.
Forum Stadtpark (Graz)
Galerie Artelier (Graz)
Galerie Fotohof (Salzburg)
Galerie Klemens Gasser & Tanja Grunert (Köln)
Generali Foundation (Wien)
Kunstraum LŸneburg
Kunstraum MŸnchen
MAK (Wien)
Neue Gesellschaft für bildende Kunst (Berlin)
Neuer Kunstverein Aachen
Raum aktueller Kunst (Wien)
Shedhalle (Zürich)