Viersterne-General George S. Patton (1885-1945) war der wohl
beeindruckendste US-Heerführer des Zweiten Weltkriegs. Er spielte eine
führende Rolle bei den Invasionen auf Sizilien und in der Normandie. Seine
3. US-Armee stieß nach der Rhein-Überquerung bis auf 90 Kilometer an Prag
heran. Nach der deutschen Kapitulation amtierte Patton als amerikanischer
Militärgouverneur von Bayern. Dabei erwies er den Besiegten einen damals
eher unüblichen Respekt: "Eigentlich sind die Deutschen die einzigen
anständigen Leute, die in Europa übriggeblieben sind", erklärte er in einer
Offenheit, die ihm zahlreiche Anfeindungen im eigenen Lager eintrug.
Besonders die Waffen-SS hatte es ihm angetan; augenzwinkernd bezeichnete er
sie als "eine Bande sehr disziplinierter Hurensöhne". Auch politisch wollte
sich Patton nicht an einseitigen Verdammungsurteilen beteiligen. Auf einer
Pressekonferenz am 28. September 1945 in Bad Tölz wurde er nach seiner
Einschätzung der NSDAP befragt und antwortete sinngemäß, diese - von den
Siegern verbotene - Partei sei nicht besser und nicht schlechter gewesen
("just like") als die Republikaner und Demokraten Amerikas. Dabei blieb er
auch, als Journalisten kritisch nachhakten. General Eisenhower, der
US-Oberbefehlshaber, entband ihn daraufhin vom Kommando der 3. Armee. Einige
Wochen später hatte Patton einen mysteriösen Autounfall mit Halswirbelbruch.
Er starb am 21. Dezember 1945 im US-Militärhospital von Heidelberg. Bis
heute gilt der Unfall als "von dritter Hand arrangiert".
"Götz von Berlichingen" als Bündnispartner
Patton ist auch 60 Jahre nach seinem geheimnisumwitterten Tod noch immer für
Enthüllungen gut. Die jüngsten kommen aus dem Tegernseer Tal in Südbayern,
wo der US-General bei Kriegsende in der Villa des NS-Verlegers und
Reichspresseleiters Max Amann residierte.
Im nahen Achental und in den Kreuther Bergen sammelten sich Anfang Mai 1945
die noch immer schlagkräftigen Verbände der 17. SS-Panzer-Grenadier-Division
"Götz von Berlichingen". Sie standen unter dem Kommando des
Ritterkreuzträgers Georg Bochmann und bildeten aus Pattons Sicht eine
Elitetruppe, die auch gut an amerikanischer Seite hätte kämpfen können -
gegen die Sowjets. Denn der US-General war strikter Antikommunist und sah in
der Roten Armee ("diese Mongolenbrut") eine Bedrohung Westeuropas. Am
liebsten wäre er zusammen mit den deutschen Verbänden gleich weiter gen
Osten gezogen, um Hitlers Präventivschlag gegen Stalin erfolgreich
abzuschließen.
Zu diesem Zweck wollte sich Patton die 17. SS-Panzer-Grenadier-Division
gewissermaßen warmhalten. So jedenfalls steht es in den Aufzeichnungen des
deutschen Militärarztes Ernst Rudolf Poeck, der damals am Tegernsee die
Kontakte zwischen Patton und Bochmann als Beteiligter unmittelbar erlebte.
Poecks Sohn Wolfgang, ein Bankier, hat das Dokument unlängst in der
Zeitschrift "Tegernseer Tal" veröffentlicht. Daraus geht schier
Unglaubliches hervor:
Patton wollte das sich auflösende XIII. deutsche Armeekorps, dem auch
Bochmanns Männer angehörten, unter Führung von SS-Offizieren reorganisieren.
Poeck wurde zu diesem Zweck zum Korpsarzt ernannt, bekam von den Amerikanern
einen Jeep samt Chauffeur und sollte in den bayerischen US-Gefangenenlagern
geeignete Mediziner für den Neuaufbau der Sanitätstruppe rekrutieren. Als
amerikanische Gewährsleute benannte Poeck in seinen Aufzeichnungen Captain
Saltman und Lieutenant Knoff. Sie seien in die Planung eingeweiht gewesen.
Schon die Kapitulation der Bochmann-Division glich, wie sich Poeck erinnert,
einer Verbrüderung: "Die Kommandoübergabe an die Amerikaner hat so
stattgefunden, daß die SS-Division im Karree angetreten war und Patton mit
einem Hubschrauber innerhalb dieses Karrees landete. Patton stieg aus, der
SS-General erstattete ihm Meldung und forderte die Truppe auf, General
Patton mit einem dreifachen '+ Hitler' zu begrüßen, was dann geschah. Patton
schien überwältigt, weil er eine solche Haltung nach Kriegsende noch von
keiner deutschen Truppe erlebt hatte." Der US-Armeeführer habe Bochmann
sogleich gefragt, ob dessen Männer bereit seien, an amerikanischer Seite
gegen die Sowjets zu kämpfen. Wer sich anschließen wolle, möge einen Schritt
nach vorne treten. Alle, ohne einzige Ausnahme, traten vor, berichtet Poeck.
Der von seiner Truppe legitimierte Waffen-SS-Chronist Dr. K-G. Klietmann
hatte 1965 über die "Götz-von-Berlichingen"-Division geschrieben: "Nach
Abmarsch in das provisorische Gefangenenlager Rottach-Egern wurde die
Division im Mai/Juni in den Raum südöstlich von München - Baldham - verlegt
und in zwei Infanterie- und ein Transport-Regiment umgebildet." Daß sich
deutsche SS-Einheiten nach der Kapitulation unter US-Aufsicht neu
formierten, ist bislang von der Zeitgeschichtsschreibung ignoriert worden.
Poecks Zeugenbericht wurde aber vom "Münchner Merkur" (21.12.05) groß
herausgestellt.
Unabhängig von den Enthüllungen aus dem Tegernseer Tal erreichte die
Redaktion von Nation & Europa unlängst eine Kriegsaufzeichnung des
ehemaligen Majors Albrecht Philler. Sie bestätigt das Patton-Bild. Folgendes
hat sich laut Philler ereignet: Kurz vor Kriegsende standen rund 80.000
deutsche Soldaten unter Befehl des Generals Erwin Engelbrecht im Raum
Eger-Marienbad-Karlsbad. Unter starkem Angriffsdruck der Roten Armee zogen
sie sich Richtung Fichtelgebirge zurück. Sie wollten nicht in sowjetische
Gefangenschaft geraten. Die Amerikaner hatten sich jedoch verpflichtet, alle
östlich der Gebirgskette kapitulierenden Deutschen den Russen zu überlassen.
Das wollte Engelbrecht nicht hinnehmen. Er fuhr persönlich zu dem
US-Kommandeur - es war Patton - und erklärte diesem unverblümt, die noch gut
ausgerüsteten und kampfbereiten deutschen Einheiten würden die
amerikanischen Linien notfalls mit Gewalt durchbrechen. Patton zögerte
zunächst, ließ sich dann aber in einem Telephonat mit Eisenhower freie Hand
geben. Die Deutschen durften kommen. Engelbrecht, der bereits Flugblätter in
englischer Sprache hatte drucken lassen, um die US-Soldaten vorzubereiten,
blieb freiwillig als Quasi-Geisel in Pattons Hauptquartier.
Zum "Antisemiten" gestempelt
Gemeinsam nahmen dann der deutsche General und sein amerikanischer Kollege
den Vorbeimarsch der Kapitulierenden ab. Patton sah eine deutsche Truppe in
guter Verfassung - mit schwerer Artillerie und modernen Panzern. Engelbrecht
bekam von dem US-General zu hören: "Ich danke Ihnen, daß Sie den Tod von
wohl 20.000 amerikanischen Soldaten verhindert haben. Ihre starke und so gut
ausgerüstete Armee hätte den Durchbruch geschafft."
Patton ließ die deutschen Gefangenen anständig verpflegen und bereits nach
14 Tagen entlassen. Engelbrecht und dessen Familie, die aus ihrer
Heimatstadt Brünn ebenfalls nach Oberfranken geflohen war, erhielten einen
handschriftlichen Schutzbrief des US-Generals. Viele solcher Gesten gab es
damals nicht. Patton wurde deshalb insbesondere von jüdischer Seite heftig
angriffen. Als er sich mit nicht gerade diplomatischen Worten wehrte,
unterstellte man ihm "Antisemitismus" und forderte seine Kaltstellung.
Zur gleichen Zeit reisten jüdische "Rächer"-Kommandos durch Deutschland, um
mißliebige Personen umzubringen. Der israelische BBC-Korrespondent Michael
Elkins schrieb dazu 1971 das Buch "Forget in Fury" ("Vergessen im Zorn").
Unter Berufung auf die Aussagen der Täter heißt es dort: "Wo immer es nötig
und nützlich war, wurden die Anschläge so arrangiert, daß es nach einem
Unfall, einem natürlichen Tod oder nach Selbstmord aussah." Die bis heute
anhaltenden Spekulationen über Pattons Ende finden in solchen Bekenntnissen
ihre Nahrung.
Quelle: Nation & Europa
Heft 3 (März 2006)