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Peter Rachow - FAQ-Liste zur Dekompression

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Newsbuzzer sci.electronic

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Feb 10, 2011, 4:06:09 PM2/10/11
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"Dekompression" und warum ist sie f�r den Taucher von Bedeutung?
Findet Dekompression bei jedem Tauchgang statt?
Sind Nullzeittauchg�nge sicherer als Dekompressionstauchg�nge?
Was ist eine Dekompressionskrankheit?
Risikofaktoren: Wer ist besonders anf�llig f�r die
Dekompressionskrankheit?
Was bedeutet "inertes Gas"
Was ist besser f�r das Dekompressionstauchen geeignet: Eine Dekotabelle
oder ein Dekocomputer?
Warum sind die Dekompressionsphasen beim Computer k�rzer, wenn ich f�r den
gleichen Tauchgang den Dekocomputer mit der Tabelle vergleiche?
Kann ich auch mit einer Nullzeitentabelle Deko-TG planen?
Wie �u�ern sich Symptome einer unzureichenden Dekompression?
Ich habe geh�rt, dass der K�rper f�r die Dekompression in verschiedene
"Gewebe" eingeteilt wird. Peter Rachow Was hat es damit auf sich?
Was kann man tun, wenn man beim Dekomprimieren zu wenig Luft hat, um alle
Dekompressionsstopps durchf�hren zu k�nnen?
Ich h�rte die beiden Begriffe "nasse Rekompression" und "nachgeholte
Dekompression". Meinen sie das Gleiche?
Was sind Mikroblasen?
Was sind Dekompressionsmodelle?
Wie kann ich die Dekompressionsphase verk�rzen?
Lohnt sich der Aufwand f�r eine Nitrox- oder Sauerstoffdekompression?
Worin liegen die Unterschiede der Tabellen Deco92 und Deco2000?
Warum muss ich beim Tauchen in Bergseen l�nger dekomprimieren?
Fr�her hat man beim Bergseetauchen einfach die normale Dekotabelle
verwendet und einen Tiefenzuschlag gegeben. Ist das sinnvoll?

Peter Rachow
Im Urlaub mache ich manchmal 5 Tauchg�nge am Tag. Nun hat mir jemand
erkl�rt, dass das ungesund sei. Stimmt das?
Kann mein Computer das nicht berechnen?
Was bedeutet der Begriff "isobare Gegendiffusion"?
Was sind M-Werte?
Was sind reverse Tauchprofile und welche Dekompressionsregeln ergeben
sich?
Was ist die 90er- und die 7er-Regel?
F: Was bedeutet "Dekompression" und warum ist sie f�r den Taucher von
Bedeutung?
A: Bei jedem Tauchgang mit Tauchger�t (ausgenommen solche, die mit
1-bar-Druckanzug oder reinem Sauerstoff durchgef�hrt werden) atmet der
Taucher das Atemgas unter erh�htem Druck. Peter Rachow In jedem Atemgas
(egal ob Luft,
Nitrox, Trimix) befinden sich Anteile von sog. Inertgasen (z. B. Stickstoff
oder Helium). Diese Gase sind normalerweise stoffwechselphysiologisch nicht
wirksam, werden jedoch beim Atmen von der Lunge an das Blut abgegeben und
l�sen sich anschlie�end durch den erh�hten Umgebungsdruck beim Tauchen in
den K�rpergeweben, die mit dem Blut versorgt werden. Die in den Geweben bei
einem bestimmten Druck gel�sten Gase k�nnen nur solange in L�sung bleiben,
wie der Umgebungsdruck (und damit der Partialdruck dieser Gase beim Atmen)
nicht wieder absinkt. Peter Rachow
Beim Auftauchen wird der Umgebungsdruck reduziert und die vorher durch den
erh�hten Atemgasdruck in den Geweben des K�rpers gel�sten Gase werden
freigesetzt und wieder an das Blut abgegeben, das sie wieder zur Lunge
transportiert. Dies ist dann die sog. Dekompressionsphase .
Ein Tauchgang l�sst sich also grob in 3 Phasen unterteilen:
Die Abstiegsphase mit ansteigendem Umgebungsdruck ( Kompressionsphase ) ,
hier beginnt die L�sung der inerten Gase im K�rper.
die Isopressionsphase (Grundzeit, Umgebungsdruck bleibt [mehr der weniger]
konstant), die L�sung geht weiter.Peter Rachow
die Dekompressionsphase (sinkender Umgebungsdruck, die gel�sten Inertgase,
allen voran der Stickstoff, verlassen die K�rpergewebe)
Abh�ngig von Menge und Maximaldruck der vorher gel�sten Gase m�ssen bei
�berschreiten bestimmter k�rperlicher Toleranzgrenzen bestimmte
Austauchstufen eingehalten werden, um den jetzt wegen des abnehmenden
Umgebungsdruckes aus den K�rpergeweben frei werdenden Inertgasen die
Gelegenheit zu geben, den K�rper langsam zu verlassen. Geschieht dies nicht,
wird also auf einmal durch zu schnelle Druckverminderung (i. e. zu schnellen
Aufstieg) in eine zu kurzen Zeit zuviel Inertgas Peter Rachow freigesetzt
welches nicht
voim Ort des Entstehens auf dem Bluttransportweg abgef�hrt weren kann,
bilden sich Blasen aus freigesetzem Gas, die schwere gesundheitliche
St�rungen hervorrufen k�nnen ( Dekompressionskrankheit ).
Ziel der Aufstiegsverlangsamung ist es also, die pro Zeiteinheit
freigesetzte Inertgasmenge zu begrenzen, um einen geordneten Abtransport des
Inertgases zu erm�glichen. Ist der Aufstieg dagegen zu schnell, bilden sich
im ven�sen Blut (dem "verbrauchten", also zur Lunge hin st�menden
sauerstoffarmen Blut) Gasblasen aus z. B. Stickstoff, die in der Lunge nicht
abgegeben werden k�nnen und in das arterielle System des Kreislaufs
�bertreten.
Dort k�nnen sie Sch�digungen verursachen, die von Gewebebesch�digungen (rote
Flecken auf der Haut (H�matome), Gelenkschmerzen, Hautjucken) bis zu
L�hmungserscheinungen und Ausfall der Sinneswahrnehmungen reichen k�nnen.

Peter Rachow
F: Findet Dekompression bei jedem Tauchgang statt?
A: Ja. Die vorher beschriebenen Vorg�nge finden bei allen Tauchg�ngen statt,
bei denen nicht reiner Sauerstoff geatmet wird. Der menschliche K�rper hat
allerdings eine gewisse Tolerqanz gegen einen �berdruck der Inertgase in
seinen Geweben, so dass explizite Dekompressionspausen beim Auftauchen
w�hrend der Druckentlastung nur dann n�tig werden, wenn bestimmte Grenzwerte
f�r Tauchtiefe und Tauchzeit �berschritten wurden. Der Physiker spricht in
diesem Zusammenhang auch von einer sog. "Gasspannung" unter der die in den
Geweben gel�sten Gase stehen. Diese Spannung l�sst sich mit einer
elektrischen Spannung gut vergleichen. Bei der elektrischen Spannung kann
man sich eine Kraft vorstellen, mit der die Elektronen des Stromes
angetrieben werden, bei der Gasspannung ist es eine Kraft, die das Bestreben
hat, das Inertgas aus dem Gewebe heraus zu treiben.
Bleibt man insgesamt unterhalb eines bestimmten Wertes f�r die "Gasspannung"
so ist die "Austrittskraft" der inerten Gase aus dem Gewebe hinreichend
klein und man kann bei Beachtung einer bestimmten Aufstiegsgeschwindigkeit
(meistens 10 m / min) den Tauchgang sofort beenden. Diese Zeit, bis zu der
auf einer bestimmten Tiefe verweilt werden kann, ohne Dekompressionspausen
einzuhalten, hei�t " Nullzeit ".
Allerdings kann auch nach Tauchg�ngen innerhalb der sog "Nullzeit" bei
bestimmten, ung�nstig disponierten Menschen eine Sch�digung durch
unzureichende Dekompression beobachtet werden. Auch muss stets die maximal
zul�ssige Aufstiegsgeschwindigkeit (i. d. R. 10m/min. oder weniger)
eingehalten werden, da diese in die Berechnung der Dekompression nach einem
Nullzeittauchgang einberechnet wird.
F: Sind Nullzeittauchg�nge sicherer als Dekompressionstauchg�nge?
A: Nein. Dies ist eine These moderner Tauchausbildung und ist nicht nur
vereinfacht sondern falsch. Der Begriff "Nullzeit"-Tauchgang sagt lediglich
aus, dass w�hrend des Austauchens keine Stopps eingehalten werden m�ssen,
weil die Gewebes�ttigung mit Inertgas unterhalb einer bestimmten kritischen
Schwelle geblieben ist und das Inertgas auf dem Weg zur Oberfl�che durch die
langsame Aufstiegsgeschwindigkeit wieder in ausreichend langsamen Ma�e
abgegeben werden kann.
Wenn die max. Aufstiegsgeschwindigkeit, die der Berechnung der Nullzeit zu
Grunde liegt, nicht �berschritten wurde, wird es also in der �berwiegenden
Mehrzahl der Nullzeittauchg�nge keine Dekompressionsprobleme geben, da das
aufges�ttigte Inertgas von Druck und Menge unterschwellig genug ist,
zeitlich ohne durch Zwischenstopps erzielte Aufstiegsverlangsamung
ents�ttigt zu werden..
Die S�ttigung der Gewebe kann sich jedoch sehr dicht an der kritischen
Grenze befinden, ab deren �berschreiten Dekompressionsstopps notwendig
werden. Ob es zum Auftreten von Symptomen der Dekompressionskrankheit kommt,
entscheidet sich nun zus�tzlich an einer Vielzahl weiterer Faktoren. Siehe
dazu die Frage nach den Risikofaktoren . Daher: Besonders Tauchg�nge,
Peter Rachow die an die Grenze der sog. "Nullzeit" f�hren, sollten kritisch
betrachtet werden.
Physiologisch sind grenzwertige Nullzeittauchg�nge und regelgerecht beendete
Dekompressionstauchg�nge gleichwertig. Mindestens ein K�rpergewebe (das sog.
"Leitgewebe") ist noch so weit mit Inertgas beladen, dass die kritische
Grenze, ab derer im Blut manifeste Gasblasen auftreten w�rden, rechnerisch
gerade nicht erreicht wird.
F: Was ist eine Dekompressionskrankheit?
A: Sie ist die Folge einer unzureichenden Dekompression und damit meist von
gro�en manifest (nachweisbar) auftretenden Gasblasen im Blut, die zu
Gewebezerst�rungen, lokalen Embolien, Blutgef��verschl�ssen etc. f�hren
k�nnen. Aber auch bereits eine hohe Belastung mit sog. Mikrogasblasen kann
Symptome hervorrufen, z. B. eine extreme M�digkeit.
F: Risikofaktoren: Wer ist besonders anf�llig f�r die
Dekompressionskrankheit?
A: Neben einigen nicht n�her bestimmbaren Faktoren sind dies i. W.:
�bergewicht (Fettgewebe bindet besonders viel Stickstoff, ist aber schlecht
durchblutet)
Rauchen (die Durchblutung der Gewebe sinkt, d. h. das Inertgas wird nicht so
schnell abtransportiert)
Vorher erlittener Dekompressionsvorfall (Es bildet sich vernarbtes Gewebe,
das sehr intolerant gegen eine hohe Gasspannung ist).
Weiterhin sind Risikofaktoren: Fl�ssigkeitsmangel (Folge: schlechte
Durchblutung), starke Ausk�hlung (mehr Inertgas l�st sich im kalten Gewebe)
und hohe k�rperliche Arbeit unter Wasser (mehr Gas wird veratmet).
F: Was bedeutet "inertes Gas"
A: Inerte Gase sind Gase, die keine (bio-)chemische Wirksamkeit entfalten,
d. h. an Reaktionen (z. B. Stoffwechsel) nicht beteiligt sind. Sie k�nnen
trotzdem im K�rper wirksam werden, wie z. B. bei der Stickstoffnarkose
("Tiefenrausch"). Diese hat aber keine chem. sondern physikalische Ursachen,
da die Weiterleitung elektrischer Nervenimpulse in den Synapsen der Nerven
durch Stickstoff unter hohem Druck gest�rt wird.
F: Was ist besser f�r das Dekompressionstauchen geeignet: Eine Dekotabelle
oder ein Dekocomputer?
A: Die Bedieung eines Dekocomputers erfordert im Extremfalle keine
Kenntnisse der Dekompressionsverfahren. Man kann sich auf das Ablesen und
die Interpretation der angezeigten Daten beschr�nken. Problematisch wird es,
wenn mit dem Computer Dekotauchg�nge durchgef�hrt werden, und das Ger�t
w�hrend des Tauchens ausf�llt. Eine sichere Dekompression ist dann defintiv
nicht mehr m�glich, wenn keine Ersatzinstrumente mitgef�hrt und sachgerecht
benutzt werden.
Die f�r die Anwendung der Dekompressionstabelle verwendeten Ger�te
(Taucheruhr, Tiefenmesser) sind technisch einfacher und habe eine geringere
Ausfallwahrscheinlichkeit. Nachteil der Tabelle ist, dass nur Tauchg�nge mit
einer einfachen Profilstruktur geplant werden k�nnen (Sog. "Rechteck"- oder
"Trapez"-TG, deren Profile wie die entsprechenden geometrischen Fl�chen
aussehen).
Peter Rachow Die Anwendung der Tabelle (insbesondere, wenn
Wiederholungstauchg�nge durchgef�hrt werden sollen) erfordert jedoch
Sachkenntnis und �bung.
Empfehlenswert ist es, Deko-TG mit einer Dekotabelle zu planen und einen
Computer als Sicherheitsreserve beim Tauchgang mitzuf�hren.
Nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt die Verwendung einer
Tabelle keine geringeren Wahrscheinlichkeiten f�r das Auftrreten einer
Dekompressionskrankheit als die Verwendung eines Tauchcomputers, auch wenn
theoretisch die Tabelle systembedingt mit h�heren Sicherheitsreserven
arbeitet (idealisiertem Rechteckprofil statt realem Tauchprofil).
F: Warum sind die Dekompressionsphasen beim Computer k�rzer, wenn ich f�r
den gleichen Tauchgang den Dekocomputer mit der Tabelle vergleiche?
A: Der Computer berechnet die Inertgasaufs�ttigung ausgehend vom realen
Profil des Tauchganges. Hier wird quasi im Takte weniger Sekunden ein
identisches Abbild der Tiefen-/Zeitlinie erstellt und die S�ttigung der
Gewebe und damit die Dekompressionsregeln f�r den Tauchgang werden anhand
der Profillinie berechnet. Die Tabelle dagegen geht von einem vereinfachten
Profil aus, indem sie die gesamte Grundzeit auf der maximalen Tiefe rechnet.
Dadurch wird die Dekompressionsphase deutlich l�nger, weil theoretisch mehr
Inertgas aufges�ttigt wird als das in der Praxis der Fall sein wird.
F: Kann ich auch mit einer Nullzeitentabelle Deko-TG planen?
A: Nein. Daf�r sind diese Tabellen (z. B. PADI RDP) nicht gedacht und auch
nicht geeignet. Das gleiche gilt f�r Nullzeitencomputer. Wer
dekompressionspflichtige TG planen und durchf�hren will, braucht die
entsprechenden richtigen Werkzeuge (z. B. die Tabelle Deco 2000).
F: Wie �u�ern sich Symptome einer unzureichenden Dekompression?
A: Durch Anzeichen der Dekompressionskrankheit (DCS) mit verschiedenen
Auspr�gungen
DCS Typ I mit Haut-, Muskel- und Gelenksymptome (,Bends', also
Gelenkschmerzen, die ertr�glicher werden, wen das Gelenk in Beugehaltung
gehalten wird), Juckreiz der Haut, lokale Schwellungen, R�tungen,
Bluterg�sse.
DCS Typ II mit Nervenl�hmungen, Bewusstlosigkeit, motorischen und
sensorischen St�rungen (Taubheit, Blindheit) oder Tod.
F: Ich habe geh�rt, dass der K�rper f�r die Dekompression in verschiedene
"Gewebe" eingeteilt wird. Was hat es damit auf sich?
A: Es handelt sich um ein Hilfskonstukt, um Dekompressionsverfahren
mathematisch berechnen zu k�nnen ( Dekompressionsmodelle ). Die inerten Gase
l�sen sich in unterschiedlichen Geweben des K�rpers unterschiedlich schnell.
Diese Zeiten nennt man "Halbwertszeiten", also die Zeit, die ein Gewebe
braucht, um die H�lfte des vorher bestehenden InertgaspartiPeter Rachow
aldruckes zum Maximaldruck aufzus�ttigen oder zu ents�ttigen. Die Toleranz
dieser verschiedenen Modellgewebe (wie auch der realen Gewebe) gegen eine zu
hohe Gasspannung ("Inertgas�berladung") ist ebenfalls unterschiedlich hoch.
Aus diesen Gr�nden hat man den K�rper in mehrere modellhafte Teilgewebe
untergliedert, die die verschiedenen Eigenschaften der K�rpergewebe
symbolisieren und auf deren Daten die mathematischen Berechnungen f�r die
Dekompression beruhen. Diese Modellgewebe nennt man in der Fachsprache
Kompartimente . Sie stellen reale Gewebe bzw Gewebegruppen vereinfacht dar.
Meistens rechnen Tauchcomputer mit 8 bis 16 dieser theoretischen Gewebe, was
den K�rper und sein Verhalten in Bezug auf Gasl�sung ausreichend genau
abbildet.
Schnelle Gewebe sind z. B.: Blut, Nerven R�ckenmark, Gehirn, mittelschnelle
Gewebe sind z. B.: Muskeln, Haut und langsame Gewebe sind z. B.: Knochen und
Knorpel. Hierbei gilt als Faustregel: Je besser ein Gewebe durchblutet ist,
desto k�rzer ist seine Halbs�ttigungszeit f�r das Inertgas und desto
toleranter ist es gegen �bers�ttigung..
F : Was kann man tun, wenn man beim Dekomprimieren zu wenig Luft hat, um
alle Dekompressionsstopps durchf�hren zu k�nnen?

Peter Rachow Stand:09.08.2002

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