Unterrichtsentwurf: Reformation und Bauernkrieg - Martin Luther und Thomas Müntzer im Vergleich bezüglich ihrer Stellung zur Obrigkeit und zur Frage der Gewaltanwendung, Sachanalyse |
Die Zeit um die Wende zum 16. Jahrhundert ist eine Epoche, die von Krisen und Umbruchstimmungen gekennzeichnet ist. Durch den wirtschaftlichen Niedergang von Teilen des Adels und dem zunehmenden Druck auf die Bauern wird die alte Feudalordnung aus der Sicht der Obrigkeit gefährdet. Die Wirtschaftsentwicklung und die damit zusammenhängende „Preisrevolution“ brachte eine steigende Verarmung in Stadt und Land mit sich. An der Kirche wurde Kritik geäußert. Sie übte einen großen Einfluss auf das religiöse Leben (Sorge um Seelenheil) und als weltliche Herrscher (1/3 des gesamten Grundbesitzes in Deutschland) aus. Das bedeutete, das Kirchenkrisen immer die Gesellschaftsordnung berühren mussten. Die Reformgedanken Martin Luthers mussten also zwangsläufig diese Ordnung berühren. Sein neues Evangelium enthielt die Erlösungsbotschaft, nach der jeder allein aus dem Glauben heraus vor Gott gerecht werden muss und nicht durch Leistung (Ablasshandel). Damit geriet er in starken Widerspruch zur Papstkirche und traf das Bedürfnis des Volkes nach Reformen. Die katholische Kirche war im Volk durch weltliches Leben und Herrschaft, sittliche Verwahrlosung, Ämterhäufung, Ablasshandel, Genusssucht etc. verhasst.
Im Jahre 1525 kommt es zu Aufständen (Bauernkrieg). Die Forderungen bzw. Beschwerden wurden in den „12 Artikeln“ niedergeschrieben (freie Pfarrerwahl, gerechten Zehnt, Verfügbarkeit für alle über Wildbret, Fische und Geflügel etc.). Die Bundesverordnung der „Christlichen Vereinigung“ dagegen forderte zuerst die Abschaffung der Leibeigenschaft, die Entwaffnung des Adels und stellte damit die Obrigkeit in Frage.
Die Haltungen von Martin Luther und Thomas Müntzer im Bauernkrieg stehen sich kontrovers gegenüber. Luther sieht die Obrigkeit als von Gott gegeben an und stellt sie damit grundsätzlich nicht in Frage. Für ihn steht die „gewaltlose“ Durchsetzung der 12 Artikel in den Vordergrund; nur die Obrigkeit darf das Schwert führen. Im weiteren Verlauf ändert er seine Meinung zur Gewaltlosigkeit, indem er nicht nur die Obrigkeit, sondern jedermann zum Morden gegen die „gottlosen“ Aufrührer aufruft, nachdem diese versuchen ihre Forderungen mit Gewalt durchzusetzen. Er sieht seine Reformen und deren Umsetzung in Gefahr.
Thomas Müntzer dagegen sieht in der Reformbewegung die Möglichkeit eine grundlegende Änderung auf politischer Ebene herbeizuführen. Er bezeichnet die Obrigkeit als „Grundsuppe des Wuchers, der Dieberei und Räuberei“ und fordert auf notfalls mit Gewalt vorzugehen. Er bezeichnet Luther als Lügner, „der dazu noch Amen sagt“, nachdem dieser zur gewalttätigen Niederschlagung aufruft.
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