Überzeugender als alle wissenschaftliche Beweisführung für die
Authentizität des TURINER GRABTUCHES und für die völllige
Unmöglichkeit einer malerischen Entstehung der Körperabdrücke in
dieser etwa fünf Quadratmeter großen Leinwand belegt die unmittelbare
geistige Aussage dieses Antlitzes, dass wir hier vor DER GRÖSSTEN
KOSTBARKEIT DER CHRISTENHEIT stehen. Es ist eine wunderbare Fügung der
Vorsehung, dass dieses Abbild erhalten geblieben ist bis in unsere
Tage hinein, dass es seinen Wert und seine Echtheit erst einer Zeit
der wachsenden Abkehr und Ferne von Gott ganz enthüllte - und zwar
unterstützt durch die Beweisführung derselben Naturwissenschaft, auf
deren Erkenntnissen eine trostlose, herzenskalte Philosophie und
Weltanschauung ihre materialistischen oder nihilistischen Irrlehren
aufbauen wollten.
Überwältigt von der Majestät des Christusantlitzes im Turiner Grabtuch
und erschüttert von der stummen Predigt der Blut- und Wundenspuren in
dieser kostbaren Reliquie, schrieb Frankreichs bedeutendster Dichter
und Denker, Paul Claudel, die folgenden Sätze nieder:
"Bist du Gottes Sohn, so steige vom Kreuze herab!" So sagten die
Pharisäer der Antike an der Spitze einer langen Prozession von
Skeptikern, Politikern, Hochmütigen und Spöttern - einer Prozession,
die auch heute noch an Golgotha vorbeizieht, mitten durch die
schweigenden und vewirrten Gläubigen...
Es ist geschehen! Er ist herabgestiegen vom Kreuz. Aus dem Schoße der
Vergangenheit, aus den Trümmern des byzantinischen Kaiserreiches, aus
den Zufällen von Plünderungen und Feuersbrünsten... ist eine seltsame
Reliquie hervorgegangen... 1898 richtet man das Objektiv des
Photoapparates darauf, und aus den entwickelten Aufnahmen treten uns
das Antlitz und die Vision entgegen, die vor neunzehn Jahrhunderten
den römischen Hauptmann ausrufen ließen: Wahrhaftig, dieser war Gottes
Sohn!
Hier ist seine Majestät. Hier ist Gott und hier ist der Mensch. Hier
ist die Dornenkrone. Hier sind die Wunden der Geißelung, buchstäblich
das Ereignis, von dem Isaias voraussagte... Die Wundmale der Hände,
der Füße und der Seite...
Das hat man uns vor Augen und in die Hand gegeben. Eine Photographie,
ganz so, wie wir sie in unsere Reisepässe kleben sollen. Ein
unanfechtbares Legitimationspapier. Und mehr als das: ein vom
Gottmenschen gewonnener Abdruck, zwischen dem Leben und der
Auferstehung entstanden und ein Beweis für beides auf einmal;
Berührung sowohl mit der Tatsache als mit dem Wunder.
Was sagt ihr nun..., ihr Skeptiker und Verneiner (der Evangelien)? Ihr
brauchtet ein authentisches Dokument, ihr Gendarmen! Genügt
dieses?" (Contacts et Circonstances, S. 60-64).
Seit neunzehnhundert Jahren war in den Menschen die Sehnsucht
lebendig, ein authentisches Abbild des Welterlösers zu besitzen.
Unserer Zeit, der von schwersten materiellen und geistigen Nöten
heimgesuchten Menschheit des 20. Jahrhunderts, wurde es geschenkt.
Auf der kostbarsten Reliquie der Christenheit hat es die Jahrhunderte
überdauert. Mit gehaltenen Augen mußten viele Generationen an diesem
Antlitz vorbeigehen. Uns erst enthüllt es sich in seiner ganzen Größe.
Liegt nicht ein tiefer Sinn in diesem Geschehen? Ist dieses heilige
Antlitz nicht ein Thomasruf des Heilandes an die vielen, die nur noch
glauben können und wollen, was sie sehen? Muß es nicht ein
Herzensanliegen jedes gläubigen Menschen sein, Ringende und Suchende
immer wieder hinzuweisen auf diesen erschütterndsten Passionsbericht,
vor dem alle Zweifel über Leben, Leiden, Tod und Auferstehung des
Gottessohnes von selbst verstummen?
Dr. R. W. Hynek (Das göttliche Antlitz)
Aus: «DAS ZEICHEN MARIENS», 26. Jahrgang, Nr. 4-5, August/September
A.D. 1992, Seite 8201
Photos siehe unter:
http://www.flickr.com/photos/immaculata/sets/72157601834544967/
http://www.shroud.com/