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C.Rostfrei

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Oct 9, 2012, 1:48:19 PM10/9/12
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Düstere Lage in Afghanistan

Erst der Abzug, dann der Bürgerkrieg?

Die Zukunft Afghanistans sieht nach Ansicht der International Crisis Group (ISG) düster aus. Es besteht ein reelles Risiko, schreiben die Experten in einem aktuellen Bericht, dass die Regierung in Kabul nach dem Abzug der NATO-Truppen 2014 in sich zusammenbrechen könne. ISG-Expertin Candace Rondeaux äußerte nur wenig Hoffnung auf Stabilität, sobald das Land selbst die volle Verantwortung für Sicherheit übernimmt. "Die afghanische Armee und Polizei gehen überfordert und unvorbereitet in den Übergang", sagte Rondeaux. Wenn die Wahl 2014 nicht gelinge, drohe ein Bürgerkrieg.

US-Soldaten tragen den Sarg eines Kameraden (Foto: dapd) Großansicht des Bildes US-Soldaten tragen den Sarg eines Kameraden. Seit dem Beginn des Einsatzes in Afghanistan wurden rund 2000 US-Soldaten getötet. Die Zahl der Terrorangriffe bleibt indes unvermindert hoch. Heute wurden bei einem Selbstmordanschlag vor einer Polizeiwache im Süden Afghanistans mindestens zwei Sicherheitsvertreter getötet. 15 weitere Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt, als der Attentäter seine Autobome am Eingang der Wache von Laschkar Gah, der Hauptstadt der Provinz Helmand, zündete. Unter den Verletzten waren demnach ein Geheimdienstvertreter und ein Polizist, die restlichen Opfer waren Zivilisten.

Zuletzt hatte ein Attentäter vor einer Woche auf einem Motorrad eine gemeinsame Patrouille von NATO-Soldaten und afghanischen Streitkräften angegriffen. Dabei starben mindestens 20 Menschen, darunter drei NATO-Soldaten und sechs afghanische Polizisten.

Leben zwischen Sprengkörpern und Schusswechseln

Die Anschläge und Kämpfe verschlechtern die Lage der Bevölkerung immer weiter. "Ich verlasse dieses Land mit Sorge", sagte der scheidende Chef des Internationalen Roten Kreuzes in Afghanistan, Reto Stocker. Seit er im Jahr 2005 dort angekommen sei, hätten sich die lokalen bewaffneten Gruppen stark vermehrt, betonte er. "Zivilisten sind nicht nur zwischen einer, sondern mehreren Frontlinien gefangen und medizinische Versorgung bei Krankheit oder Verletzung wird zunehmend schwieriger für normale Afghanen", sagte Stocker.

Audio: Rotes Kreuz warnt vor humanitärer Krise in Afghanistan

AudioSandra Petersmann, ARD-Hörfunkstudio Neu-Delhi, zzt. Kabul 08.10.2012 16:59 | 2'34
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Für die Zivilbevölkerung sei es kaum noch möglich zu erkennen, wer gegen wen kämpfe, sagte er gegenüber dem ARD-Hörfunkstudio Südasien. Neben den internationalen Truppen und offiziellen afghanischen Sicherheitskräften gebe es eine Vielfalt von rivalisierenden Milizen und Dorfpolizei-Einheiten, die sich jeder Kontrolle entzögen. Diese lokalen Kräfte kämpfen nach Angaben des Roten Kreuzes nicht nur gegen aufständische Gruppen wie die Taliban, sondern auch untereinander.

Die Bevölkerung in den Konfliktzonen lebe in ständiger Angst vor Sprengkörpern und Schusswechseln. Außerdem litten die Menschen unter einer schlechter werdenden Wirtschaft, dem rauen Wetter und Naturkatastrophen, sagte Stocker. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft sei immer mehr geschwunden. Die Ausweitung des Konflikts und eine schlechter werdende Sicherheitslage behinderten humanitäre Hilfe vor allem in den Regionen, wo sie dringend benötigt werde, so Stocker weiter.

Afghanische Flüchtlingskinder in Kabul. (Foto: picture alliance / Photoshot) Großansicht des Bildes Afghanische Flüchtlingskinder in Kabul. Aber er sehe auch positive Entwicklungen: Es sei heute nicht mehr möglich, Zivilisten zu töten, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfahre. Die Zivilbevölkerung sei selbstbewusster geworden. Immer mehr Menschen würden erkennen, dass sie Rechte hätten. Das mache ihm Hoffnung, so Stocker, dass das Land nach dem Abzug der internationalen Kampftruppen nicht zurückfallen werde in die unvorstellbare Brutalität der Bürgerkriege der vergangenen Jahrzehnte, so wie es die ISG-Experten befürchten.

Das IKRK arbeitet seit 1979 in Afghanistan und kümmert sich auch um tausende Gefangene. Stocker äußerte sich besorgt darüber, dass sich die Bedingungen in den Gefängnissen verschlechtern könnten, sobald die internationalen Truppen 2014 abziehen und die finanziellen Hilfen für die afghanische Regierung reduziert werden.

Böll-Stiftung zieht sich teilweise zurück

Angesichts der Lage in dem Land beschloss die Heinrich-Böll-Stiftung, ihre Büroleiterin in Afghanistan zum 1. Januar 2013 abzuziehen. Die ohnehin instabile Sicherheitslage habe sich seit der Bekanntgabe des Abzugs der internationalen Truppen verschärft, erklärte Vorstandsmitglied Barbara Unmüßig. "Die Bewegungsfreiheit für internationales Personal ist extrem eingeschränkt und die Gefahr für die deutsche Büroleitung ist nicht mehr kalkulierbar." Die Büroleiterin Marion Regina Müller soll die Arbeit der Stiftung ab 2013 von Berlin aus steuern. Die afghanischen Mitarbeiter werden unverändert vor Ort ihrer Arbeit nachgehen.

Stand: 08.10.2012 16:57 Uhr

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US-Soldaten tragen den Sarg eines Kameraden (Foto: dapd)
Nach elf Jahren Afghanistan-Einsatz der USA

"Wir sind nicht bereit, uns ermorden zu lassen!"

Die Stimmung in den USA kippt: Immer mehr Amerikaner stellen die Truppenpräsenz in Afghanistan infrage. Denn die Zahl der Opfer steigt, und die Kosten laufen aus dem Ruder. Längst ist klar: Der Afghanistan-Einsatz, der vor elf Jahren begann, könnte auch scheitern.

Von Martin Ganslmeier, NDR-Hörfunkstudio Washington

Es sind die Bilder der mit Flaggen bedeckten Särge, die Sergeant Louis Luftus immer wieder zu schaffen machen. Wenn in den Fernsehnachrichten über junge US-Soldaten berichtet wird, die in Afghanistan ums Leben kamen. Obwohl er seit einem Jahr wieder zu Hause ist, leidet er immer noch mit seinen Kameraden: "Dabei geht es Dir doch eigentlich gut. Du lebst, hast beide Beine", erzählt er. "Und trotzdem ist es fürchterlich."

So wie Luftus stellen sich viele US-Bürger die Sinnfrage: Hat sich das alles wirklich gelohnt? Kürzlich ist der 2000. US-Soldat in Afghanistan ums Leben gekommen. Mehr als 1000 starben allein in den vergangenen zwei Jahren. Und immer häufiger lautet die Todesursache "green on blue", also "grün gegen blau", wie die Insider-Attacken im Militärjargon heißen. Ausgerechnet unter den Afghanen, die Amerika mühsam zu Polizisten und Sicherheitskräften ausbildet, verstecken sich Terroristen und Mörder. Das sorgt für Frust und Ärger.

Audio: Afghanistan-Einsatz: Amerika ist kriegsmüde und frustriert

AudioMartin Ganslmeier, NDR-Hörfunkstudio Washington 07.10.2012 11:54 | 3'05
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"Ich bin stinksauer über diese Attacken!"

"Ich bin stinksauer über diese Attacken!", schimpfte der oberste Kommandeur der US-Truppen in Afghanistan, General John Allen, im Fernsehsender CBS: "Wir sind ja bereit, viel für Afghanistan zu opfern. Aber wir sind nicht bereit, uns ermorden zu lassen!"

US-General John Allen (Foto: dpa) Großansicht des Bildes US-General John Allen machte jüngst seinem Ärger über die Insiderattacken Luft. Immer mehr Amerikaner fragen sich: "Warum sollen unsere Soldaten Afghanen an Waffen ausbilden, die diese dann nutzen, um unsere Jungs abzuknallen?" Zwei von drei Amerikanern befürworten mittlerweile einen schnelleren Abzug aus Afghanistan.

Präsident Barack Obama hat die Exit-Strategie längst eingeleitet: "Bis Ende 2014 werden alle regulären Truppen wieder zu Hause sein", verspricht er in nahezu jeder Wahlkampf-Rede: "Nach zwei Kriegen, die tausende Leben und Billionen Dollar gekostet haben, ist es Zeit, unser eigenes Land aufzubauen." Die Kriege im Irak und in Afghanistan haben Amerika finanziell ausgezehrt. Beide zusammen haben mehr als eine Billion Dollar gekostet - also 1000 mal eine Milliarde Dollar. Kein Wunder, dass viele US-Bürger sagen: "Es reicht!"

Zumal aus dem luxuriösen Amtssitz des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai wenig Dank und oft Kritik kommt: Amerika müsse mehr gegen die Terrorzellen in Pakistan tun, sagte Karsai kürzlich im Sender CBS: "Der Terrorismus in Afghanistan hat zugenommen. Afghanistan fühlt sich im Stich gelassen."

US-Soldaten in Afghanistan (Foto: picture alliance / dpa) Großansicht des Bildes Soldaten in Afghanistan - viele US-Bürger sagen heute "Es reicht".

Scheitern die USA am Vorhaben "Demokratie in Afghanistan"?

US-Verteidigungsminister Leon Panetta sieht die Insider-Attacken als Zeichen dafür, dass die Taliban in den letzten Zügen liegen. In der US-Regierung will niemand eingestehen, dass das Experiment "Demokratie in Afghanistan" auch scheitern könnte.

Auf die Frage, wie Afghanistan Ende 2014 aussehen muss, wenn die US-Soldaten abziehen, hat der ehemalige US-Botschafter in Kabul, Ryan Crocker, eine nüchterne Antwort: "Ein Afghanistan, das gut genug ist, um für Stabilität in einer gefährlichen Region zu sorgen." Das klingt bescheiden - nach elf Jahren Krieg und immensen Kosten.

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Soldat der afghanischen Armee in der Provinz Chost (Foto: AFP)
Hunderte Sicherheitskräfte festgenommen oder entlassen

Afghanistans Armee misstraut den eigenen Soldaten

In Afghanistan sind Hunderte Soldaten der eigenen Armee festgenommen oder entlassen worden.

Wie das Verteidigungsministerium in Kabul mitteilte, stehen sie im Verdacht, Kontakte zu den Aufständischen zu haben. "In einigen Fällen hatten wir Beweise, in anderen einen Verdacht", sagte ein Sprecher. Dokumente der Betroffenen seien entweder unvollständig oder gefälscht gewesen.

Das Ministerium wollte sich nicht festlegen, ob die Soldaten aus den Taliban-Hochburgen im Süden und Osten stammten.

Hintergrund ist die zunehmende Zahl der Angriffe von afghanischen Aufständischen in Uniform auf NATO-Truppen. In diesem Jahr wurden schon 45 ausländische Soldaten dabei getötet.

NATO drängt Karsai zum Handeln

Die Übergriffe afghanischer Sicherheitskräfte auf ihre ausländischen Verbündeten gäben der Regierung in Kabul Anlass zur "Besorgnis", ergänzte der Ministeriumssprecher. Präsident Hamid Karsai beabsichtige, alle Mitarbeiter der afghanischen Sicherheitskräfte überprüfen zu lassen. Wegen der Zunahme der Angriffe forderte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen Karsai zum Handeln.

Am Sonntag hatte die US-Armee angekündigt, wegen der jüngsten Angriffe die Ausbildung von etwa 1000 Polizeirekruten vorübergehend auszusetzen.

Bis 2014 soll die Sicherheitsverantwortung in dem Land von den NATO-Kampftruppen an die Afghanen übergeben werden. Danach sollen die meisten ausländischen Soldaten aus dem Land abziehen. Den Abzug will die NATO eigenen Angaben zufolge wegen der tödlichen Vorfälle allerdings nicht beschleunigen.




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