Die neuen 505er Weltmeister Claas Lehmann und Leon Oehme im Interview

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Iris Feldmann

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May 14, 2013, 11:49:22 AM5/14/13
to 505 GER

„Mit der langen Dünung Downwind segeln hat riesigen Spaß gemacht“ - Die 505er Weltmeister Claas Lehmann und Leon Oehme im Interview

 

Der Hamburger Claas Lehmann und Leon Oehme aus Kiel sind von der SAP 505 World Championship auf Barbados zurück und haben den Weltmeister-Titel im Gepäck.

Beide haben sie als Kinder auf den Dickschiffen ihrer Väter das Segeln gelernt und Opti gesegelt. Lehmann erlangte zahlreiche Regattaerfolge in der Europe und im 470er, Oehme wechselte in den Piraten, wo er unter anderem Vizeeuropameister wurde. Seit 2008 segeln Lehmann und Oehme zusammen im 505er.

Die beiden Weltmeister im Interview mit Iris Feldmann - verantwortlich für die PR der deutschen 505er Klasse:

Wie seid Ihr auf den 505er gekommen?

Claas Lehmann:Auf den 505er bin ich nur durch das Drängen eines Segelkumpels gekommen. Sein Steuermann hatte wegen Familienzuwachs aufgehört und er suchte nun Ersatz, ich wollte aber eigentlich gar nicht mehr Regatta Segeln. Er hatte mich nach einem gemütlichen Abendessen und einer Flasche Rotwein dann doch so weit, dass ich ihm drei Regatten in der anstehenden Saison versprach. Nach der ersten Regatta war ich vom 505er so begeistert, dass ich ihn fragte, was wir noch segeln müssten, um zur Deutschen Meisterschaft auf Helgoland melden zu können.“

Leon Oehme: „Nach 6 Jahren Pirat habe ich mich mal umgeschaut, welche Bootklassen es noch so gibt. Doch die Frage war immer, wie stellt man einen Klassenwechsel, am liebsten in den 505er, am Besten an? Dann hat Claas mich angerufen, der zunächst meinen Bruder gefragt hatte, ob er bei ihm Vorschoten wolle. Mein Bruder hatte damals aber andere Segelpläne und verwies Claas an mich weiter. Claas lud mich zum „Casting“ ein. Ich muss wohl keine so schlechte Figur gemacht haben.“

Was fasziniert Euch an diesem Boot?

Leon Oehme: „Die Geschwindigkeit, die Trimmmöglichkeiten, dass man das Boot bei fast allen Bedingungen so einstellen kann, dass man wenig Druck im Segel hat. Das angespitzte Segeln mit Spi. Und die Konkurrenz.“

Claas Lehmann: „Das Faszinierende an diesem Boot ist das Geschwindigkeitspotenzial, insbesondere seit der Umrüstung auf den großen Spi. In San Francisco sind wir 20 Knoten downwind gesegelt! Und die Tatsache, dass man mit einem durchschnittlichen Gewichtsmuster keinerlei Druckprobleme hat, im Gegensatz z.B. zum 470er. Hinzu kommen nette Leute und tolle Events, wie die vielen vergangene WM's an super Orten.“

Wie hättet Ihr Euch vor der WM eingeschätzt? 

Claas Lehmann: „Im 505er ist die Leistungsdichte vorne sehr groß. Trotz des 5. Platzes bei der WM im vergangenen Jahr, mochte ich an einen Platz auf dem Treppchen nicht so recht glauben, da wir im Herbst zuletzt im Schiff gesessen hatten.“

Leon Oehme: „ Wir hatten auf die Top 10 gehofft, alles ab Platz 15 wäre eine Enttäuschung gewesen.“

Es stimmt also, dass Ihr dieses Jahr zusammen noch keine Stunde trainiert hattet?

Leon Oehme: „Ja, das stimmt. Wir haben unser Boot bei Schneetreiben in Eckernförde verpackt und die Zeit zwischen der Schneeschmelze und dem Abflug nach Barbados war knapp.“

Wer waren für Euch die härtesten Gegner? 

Leon Oehme: „Böhm/Roos und Hunger/Jess und der Schlafmangel.“

Claas Lehmann: Stefan Böhm und Gerald Roos waren meist sehr schnell am Wind. Von der Performance der Amerikaner waren wir ein wenig enttäuscht, da sie zuvor auf dem WM-Revier trainiert hatten und natürlich auch den Winter durch gesegelt sind.“

Was sind Eure Tipps für Klassen-Neulinge?

Leon Oehme: „Fragen, segeln, fragen, segeln, fragen, segeln…und natürlich trainieren. Denn das Training sind die Hausaufgaben, die gemacht werden müssen. Dabei lernt man das Schiff erst richtig kennen.“

Claas Lehmann: Außerdem würde ich raten, auf bewährtes Material zurückzugreifen und mit den alten Hasen zu schnacken, alle geben bereitwillig Tipps und so lernt man stetig dazu. Körperliche Fitness ist natürlich auch sehr wichtig, also Kondition schinden und auch Kraftausdauer, in diesem Winter war ich in mancher Woche täglich im Fitnesscenter. Unfit und untrainiert an den Start zu gehen, ist absolut hoffnungslos bei einer solchen Regatta.“

Wie fandet Ihr das WM Revier? Was war besonders schwierig? Was lag Euch gerade besonders?

Claas Lehmann:Das WM Revier war recht anspruchsvoll, da es zum Einen eine recht hohe Welle auf der rechten Seite des Kurse gab und zum Anderen Strom, der in der Stärke variierte. So war manchmal die zumeist benachteiligte rechte Seite doch bevorteilt. Dadurch war die Gatestartprozedur nicht einfach, denn man wurde auf der linken Seite schnell mal vom Strom unter die Tonne geschoben, und das Starterfeld schob sich sehr dicht zusammen, wodurch auch wir manchmal beim Start nicht gut aussahen. Gerade das mit dem Strom hat uns aber auch gelegen, da wir die Bedeutung und den Wechsel vielleicht auch ein bisschen früher als manch anderer erkannten. Mit der langen Dünung Downwind segeln hat riesigen Spaß gemacht und wir sind damit sehr gut zurecht gekommen. Wenn man so eine lange Welle runtersurft, kann man enormen Weg nach Lee gewinnen, wenn der Vorschoter richtig mitarbeitet, sprich weit reinkommt. Toll waren natürlich auch die Wasser- und Lufttemperaturen, segeln ohne zu frösteln, herrlich!

Wie sind Eure weiteren Pläne für diese Saison? Welche Highlights plant Ihr? 

Leon Oehme: „Ich hatte letzten Mittwoch meinen ersten Arbeitstag auf einer Werft und möchte nun meinen Schwerpunkt auf den Beruf legen. Wenn es beruflich passt, wollen wir aber die Kieler Woche, die EM und die Internationale Deutsche Meisterschaft in Berlin segeln.

Iris Feldmann: „Herzlichen Dank für das Interview!“

Jetzt kommen erst einmal die Container zurück von Barbados. Das nächste große Event bei den 505ern in Europa ist dann die Europameisterschaft, ausgerichtet vom Düsseldorfer Yachtclub, die vor der eigenen Haustür in Medemblik am Ijsselmeer statt finden wird.

Und das absolute Großereignis 2014 kündigt sich bereits an: im August nächsten Jahres hat die deutsche 505er Klassenvereinigung es geschafft, die Weltmeisterschaft der 505er nach Kiel zu holen. Alle Informationen findet man hierzu unter www.worlds505.de.


Iris Feldmann
PR und Marketing
Dt. Klassenvereinigung 505

Tel.:  0151 6518 7775 (neu)

Dank an Katharina Menge für die Unterstützung

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