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Waldorfschule ja oder nein?

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frank.piekarski

unread,
Mar 21, 1999, 3:00:00 AM3/21/99
to
Liebe Leserin, lieber Leser!

Waldorfschule ja oder nein?
Meine Tochter soll nächstes Jahr in die Schule kommen. Nun bin ich kein
begeisteter Anhänger des staatlichen Schulsystems (Notendruck usw.). Ich
möchte mich daher über andere Schulformen informieren. Die Waldorfschule ist
da eine Alternative. Jedoch habe ich überhaupt keine Vorstellung, was dort
so anders ist. Welchen Sinn oder Unsinn birgt der Besuch einer solchen
Schule. Wer kann mir Auskunft darüber geben, was genau an Waldorfschulen
positiv(er) ist, oder auch negatiev(er).
Wie ist der Unterricht gestaltet?
Lernen die Kinder im allgemeinen leichter oder nur anders?
Wo liegen die Schwerpunkte dieser Schulform (HKU)?
Wer kennt beide Schulformen im Vergleich (staatlich und Waldorf)?
Ist das Abi überall anerkannt?
Was studieren Waldorfschüler? (Gibt es statistische Schwerpunkte?)
Ist der Waldorfschulenunterricht eher hinterm Mond, oder aktuell?
Sind Waldorfschulen auf die neue Internet-Generation eingestellt, oder
eher
kontra?
Ihr seht, da sind eine Menge Fragen offen. Sicherlich können mir da einige
von Euch Auskunft geben. Ich möchte mich für ernstgemeinte und ehrliche
Antworten im voraus bedanken.
Gruß Monika Piekarski


Nelly Howind

unread,
Mar 22, 1999, 3:00:00 AM3/22/99
to
Hallo Monika,

ich war 12 Jahre auf der Waldorfschule und habe ein allgemeines Abi dort
abgelegt.
Ich wuerde meine (bis jetzt aber noch nicht vorhandenen :-)) Kinder sehr
gerne auch auf die Waldorfschule geben, allerdings nur unter bestimmten
Voraussetzungen. Einzelne Waldorfschulen unterscheiden sich (wie
wahrscheinlich auch Staatsschulen) sehr ! Je nach Zusammensetzung des
Kollegiums wird eine eher 'konservative' oder 'liberale' Politik
bevorzugt, was sich natuerlich dann auch in der taeglichen Paedagogik
niederschlaegt.

Natuerlich haengt auch viel von der Einstellung im Elternhaus ab. Was
ich nicht machen wuerde, ist ein Kind mit einer ENORMEN Diskrepanz
zwischen Meinung im Elternhaus und in der Schule zu belasten. Im
Klartext: ein wenig sollten auch die Eltern an die Waldorfpaedagogik
glauben und mitmachen. Drum: kauf (oder besser: leih) dir ein Buch ueber
Waldorfpaedagogik.

Worueber du dir klar sein musst, ist, dass Waldorfschule Geld kostet und
dass einem Waldorfschueler genau die gleichen Berufschancen offen stehen
wie jedem anderen. Ich kenne Waldorfschueler in allen Berufszweigen,
auch wenn eine leichte 'Soziallastigkeit' zu bemerken ist.

Letztlich geht es vor allem darum, WIE dein Kind die Schulzeit
verbringen soll. Soll es moeglichst lange Kind bleiben oder soll es
schon in der Schule zum Experten ausgebildet werden ? Fuehlst du dich
besser, wenn dein Kind viel paukt (wovon es spaeter eh wieder alles
vergisst) oder kannst du damit leben, wenn auch Zeit fuer 'nutzlose'
Fertigkeiten (wie kuenstlerische, handwerkliche, soziale etc)
'verplempert' wird ?

Ich wuerde mich ueber eine Mail vor dir sehr freuen, denn ich merke
schon, dass ich sehr allgemein geblieben bin.......

Viele Gruesse und bis bald (hoffentlich)

Nelly

Mirko Dämpfer

unread,
Mar 22, 1999, 3:00:00 AM3/22/99
to
Hallo!

> Einzelne Waldorfschulen unterscheiden sich (wie wahrscheinlich auch
> Staatsschulen) sehr ! Je nach Zusammensetzung des Kollegiums wird eine
> eher 'konservative' oder 'liberale' Politik bevorzugt, was sich natuerlich
> dann auch in der taeglichen Paedagogik niederschlaegt.

Dem kann ich nur zustimmen! Meine Empfehlung ist das du dir die Frage
kommende Schule direkt anschaust und feststellst wie dort die Stimmung ist!
Vielerorts wirken sich auch Spannungen im Kollegium nicht gerade günstig auf
den Unterricht aus. Ich merke das im Moment bei meiner Schwester.
Unter Umständen empfiehlt es sich nicht die nächstgelegenen Schule zu
nehmen. In einigen Ballungsgebieten (z.B. Ruhrgebiet) sind mehrere Schulen
in akzeptablen Fahrzeiten zu erreichen!

> Drum: kauf (oder besser: leih) dir ein Buch ueber Waldorfpaedagogik.

Auch hier kann ich nur zustimmen!

> Ich kenne Waldorfschueler in allen Berufszweigen, auch wenn eine leichte
> 'Soziallastigkeit' zu bemerken ist.

Dito

Auch wenn das vielleicht nicht so klingt. Auch ich stehen der Waldorfschule
positiv gegenüber und werde bestimmt irgendwann meine Kinder auf die
Waldorfschule schicken. Sobald sie da sind ;-)

Was die Frage, ob die Schüler auf die neue Internet- Generation eingestellt
sind angeht! Es kommt auf die Lehrer und die Schule an? s.o.

Was den Unterschied zu den staatlichen Schule angeht! Da sind im Moment
einige unerfreuliche Tendenzen zu beobachten! Es findet, das sind meine ganz
persönliche Beobachtungen, eine Annäherung zwischen den staatlichen Schulen
und den Waldorfschulen statt. Bestimmt nicht mit Absicht und ganz bestimmt
nicht gewollt! Aber in meinem Studium werde ich immer wieder mit Konzept
konfrontiert die mir, nicht mit dem Theoretischen Hintergrund aber in der
praktischen Umsetzung sehr bekannt vorkommen! Allerdings bin ich in der
Theorie der Waldorfpädagogik auch nicht sehr bewandert! Gleichzeitig
beobachte ich bei meiner Schwester das sich die Schule (läßt sich schwer
verallgemeinern: s.o.) immer mehr dem Leistungtsgedanke, im negativen Sinne,
annähert. Im Sonderschulbereich (mein Studium) ist es mittlerweile so,
wenigsten in den Schulen für Schüler mit Geistigerbehinderung, das kaum noch
ein Unterschied zwischen den staatlich GB- Schulen und den Schulen für
Seelenpfelgebedürftige zu erkennen sind. Es sind mir während des Studium
einige ehemalige Waldorfschüler begegnet die vorhaben an staatlich
Sonderschulen zu unterrichten, obwohl sie eigentlich der Waldorfpädagogik zu
getan sind. Aber da sie keine grosse Diskrepanz zwischen den Schulform
erkennen, nehmen sie natürlich die Vorteile, für den Lehrer, an den
staatlichen Schulen gerne wahr.

Monika, ich glaube meine letzte Ausführung war jetzt nicht unbedingt einen
Hilfe!
Trotzdem, lese ein Buch und schau dir die Schule an und dann entscheide.

gruss
mirko

CHRISTIAN GAeRTNER

unread,
Mar 23, 1999, 3:00:00 AM3/23/99
to
Auch ich war 12 Jahre auf der Waldorfschule und habe dort mein Abitur
gemacht (1957 !). Heute , mit 61 Jahren, möchte ich meinen, dass dies die
beste Investition war, die meine Eltern gemacht hatten. Nicht nur, daß ich
eine sehr schöne und erfüllte Schulzeit hatte und einen optimalen Einstig in
mein Medizinstudium. Was ich darüber hinaus an meine Lehrern als Menschen
erleben durfte, war aussßerordentlich hilfreich im späteren Leben. Es ist
z.B. auch der weite Bildungshorizont, das den Jugendlichen interessieren für
viele Gebiete, das im späteren Leben zählt. Was mein Musiklehrer uns
vermittelte, gibt mir heute noch viel usw. Folge: ich habe alle meine sieben
Kinder dann auch auf Waldorfschulen gschickt und die meine elf Enkel
wiederum...
Heute bin ich Schularzt an einer solchen Schule - nicht um dort Geld zu
verdienen, sondern um "etwas" dorthin zurückgeben zu können. Ich möchte
allerdings ausdrücklich bestätigen, was Nelly anspricht: man sollte nur dann
seine Kinder auf eine solche Schule schicken, wenn man mir ihr prinzipiell
einveerstanden ist. Es kann dann trotzdem auch mal Differenzen geben. z.B.
weil die WS viel Freiheit ihren lehrern lassen und so große Unterschiede
entstehen können. Das ist man seinen Kindern dann schon schuldig, daß da
keine große Diskrepanz entsteht. Aber auch die Waldorfschulen brauchen
Eltern als einen Freundeskreis, der sie unterstüuetzt, Waldorfschulen zu
bleiben! Es gibt naemlich zu viele Tendenzen (auch staatliche), die dem
Waldorfprinzip entgegenlaufen . Nicht zuletzt ist das Miteinander der
Waldorfeltern im Sinn eines eigenen grossen Freundeskreises zu
erwaehnen...Herzliche Gruesse, CHRIS.

Nelly Howind schrieb:

> Hallo Monika,
>
> ich war 12 Jahre auf der Waldorfschule und habe ein allgemeines Abi dort
> abgelegt.
> Ich wuerde meine (bis jetzt aber noch nicht vorhandenen :-)) Kinder sehr
> gerne auch auf die Waldorfschule geben, allerdings nur unter bestimmten

> Voraussetzungen. Einzelne Waldorfschulen unterscheiden sich (wie


> wahrscheinlich auch Staatsschulen) sehr ! Je nach Zusammensetzung des
> Kollegiums wird eine eher 'konservative' oder 'liberale' Politik
> bevorzugt, was sich natuerlich dann auch in der taeglichen Paedagogik
> niederschlaegt.
>

> Natuerlich haengt auch viel von der Einstellung im Elternhaus ab. Was
> ich nicht machen wuerde, ist ein Kind mit einer ENORMEN Diskrepanz
> zwischen Meinung im Elternhaus und in der Schule zu belasten. Im
> Klartext: ein wenig sollten auch die Eltern an die Waldorfpaedagogik

> glauben und mitmachen. Drum: kauf (oder besser: leih) dir ein Buch ueber
> Waldorfpaedagogik.
>


> Worueber du dir klar sein musst, ist, dass Waldorfschule Geld kostet und
> dass einem Waldorfschueler genau die gleichen Berufschancen offen stehen

> wie jedem anderen. Ich kenne Waldorfschueler in allen Berufszweigen,


> auch wenn eine leichte 'Soziallastigkeit' zu bemerken ist.
>

Hischam A.Hapatsch

unread,
Mar 23, 1999, 3:00:00 AM3/23/99
to

Also ich war 12/13 jahre auf der Waldorfschule. In den ersten acht
jahren habe ich von meiner Klassenlehrerin sehr praktische dinge
gelernt:
a. wer lügt und der lehrerin den vollendeten waldorfschüler
vorheuchelt, kommt weiter. Wer die Wahrheit sagt, bekommt nur unnötig
Schwierigkeiten.
b. man sollte zwar lernbegierig sein, aber es ist nicht gut, zu viel
zu wissen, vor allem: es besser zu wissen. Leider war meine
Klassenlehrerin recht dumm und beschränkt. Sie war z.B. noch 1976
überzeugt, Saarland sei ein eigener Staat wie Frankreich oder
Dänemark. Die Schüler, die es besser wußten, sind nicht nur
rausgeschmissen worden, sondern hatten auch keine sehr angenehme Zeit
vor sich.
So was gab es häufiger. Als Kind ist man der Willkür des
Klassenlehrers acht jahre lang ausgeliefert - und viele nutzen diese
Position aus, um einfach ihre Machtgelüste auszuleben.

Hischam


----
Die Wirklichkeit ist immer anders.

Mein Name

unread,
Mar 23, 1999, 3:00:00 AM3/23/99
to
>Waldorfschule ja oder nein?

> Ist der Waldorfschulenunterricht eher hinterm Mond, oder aktuell?
> Sind Waldorfschulen auf die neue Internet-Generation eingestellt, oder
>eher
> kontra?

Siehe hierzu ein Beispiel:

Unter
www.saxophone.de
findest du (ihr) die Jahresarbeit eines Waldorfschülers im Internet
veröffentlicht.
Was eine "Jahresarbeit" ist wird dort auch erklärt.


Gruß J. Reinhart

christian mueller

unread,
Mar 23, 1999, 3:00:00 AM3/23/99
to
On Sun, 21 Mar 1999 16:51:15 +0100, "frank.piekarski"
<frank.p...@cityweb.de> wrote:

>Liebe Leserin, lieber Leser!
>
>Waldorfschule ja oder nein?
>Meine Tochter soll nächstes Jahr in die Schule kommen. Nun bin ich kein
>begeisteter Anhänger des staatlichen Schulsystems (Notendruck usw.). Ich
>möchte mich daher über andere Schulformen informieren. Die Waldorfschule ist
>da eine Alternative. Jedoch habe ich überhaupt keine Vorstellung, was dort


>schnipp schnapp<

Moin !

Wahrscheinlich zerstört meine Mail jetzt sämliche tollen Vorreden der
anderen User hier. Hätte ich ein Kind, würde ich es überall
hinschicken - aber 10000% nicht auf die Waldorfschule. Überall hört
man immer wie frei und kreativ sich ein Kind dort entwickeln kann.
Scheiße ist - die Waldorfschule die ich zwischen der dritten und
neunten Klasse besuchte zeigte mir ein ganz anderes Bild. Von wegen
freie Entfaltung. Die ersten Jahre mußte ich sämtliche Zwänge dieser
Schule erleben. Das ging mit so ganz banalen Dingen wie Blockflöte
spielen los und endetet mit dem Verbot von Fernsehen, Radio, Walkman,
Mickey Mouse Pullover tragen usw.... Die Krönung des ganzen ist
natürlich auch der Verbot des fussballspielens im Vereins usw....
Eurythmie Zwänge usw.. möchte ich an dieser Stelle nicht erwähnen.
Desöfteren wurde ich zu diversen Strafarbeiten verdonnert weil ich
mich an irgendwelche geisteskranke Regeln nicht gehalten habe.
Wahrscheinlich habe ich den ganzen Personenkult um meine tollen
Klasssenlehrer nicht mitgemacht und daher auch schlechte Karten
gehabt.

Tja ..... da mit war dann auch leider meine restlich Schulbildung
total versaut.. aus dem erstrebten Abitur wurde nur die mittlere
Reife. Die Zeit auf der Waldorschule war die bitterste meine Lebens.
Deswegen sollte sich jeder gut überlegen ob er sein Kind in ein von
selbstdarstellerischen Lehrern geprägten Lebensraum übergeben möchte.

mfg

christian müller


+


christian mueller
email: cmue...@planet-interkom.de ; cmue...@knuut.de
96 Mailingliste powered by http://www.onelist.com
http://www.fanprojekt-hannover.de

Hans-Peter Zorn

unread,
Mar 23, 1999, 3:00:00 AM3/23/99
to

Hallo Monika,
ich war ebenfalls 13 Jahre auf einer Waldorfschule (Mannheim) und
kann Nelly nur zustimmen. Die Schulen unterscheiden sich sehr
untereinander, versuche das Kollegium und vor allem den Klassenlehrer
gut kennen zu lernen, von ihm haengt wirklich fast alles ab.

Ich wuerde mich auch etwas mit der Anthroposophie beschaeftigen,
da sie eben doch die Grundlage der Waldorfpaedagogik ist. Man
muss sich nicht damit identifizieren koennen (ich habe nicht
viel damit am Hut), aber zumindest sollte man wissen, worum
es geht.

Wie bereits erwaehnt, stehen einem Waldorfschueler alle
beruflichen Moeglichkeiten offen. Ich muss zugeben, dass
der naturwissenschaftliche Unterricht häufig etwas zu kurz kommt,
was viele der Schule vorwerfen. Aus meiner eigenen Erfahrung
bringt das aber selbst dann keine Nachteile, wenn man einen
solchen Studiengang einschlaegt, das Schulwissen haelt an
der Uni eh nur die ersten 2 Wochen vor, dann sind Waldis
und der Rest auf dem gleichen Stand :-)

Auf der anderen Seite stehen die vielen kuenstlerischen und
musischen Faecher mit denen ich mich wohl sonst nie beschaeftigt
haette.

Wenn dir eine Waldorfschule eigenartig (abgehoben, vergeistigt,
konservativ) vorkommt, lass die Finger davon. Vor allem vertraue
nicht darauf, dass sich etwas aendert. An Waldorfschulen aendert
sich auf Grund der Art, wie Entscheidungen gefaellt werden, nur
sehr wenig.

Wichtig ist auch, dass die Schule das Abi als solches akzeptiert
und sich darum bemueht, es zu integrieren. Das Abi als komplett
abgekapselter Aufsatz innerhalb eines Jahres ist nicht wirklich
machbar. Du erkennst daran auch, wie pragmatisch die Schule
ist (im Gegensatz zu Anthro-konservativ).

Gruss, Hans-Peter
--
email: h...@gmx.net
ham-radio: dg4iad@db0zdf.#rpl.deu.eu

Hans-Peter Zorn

unread,
Mar 23, 1999, 3:00:00 AM3/23/99
to

Hallo Christian, Hallo Mitleser,

Zunächst mal, die angesprochenen Fächer Eurythmie, Musik (Blockflöte),
etc gehören bei der Waldorfschule zum Unterricht wie Mathe und
Fremdsprachen. Deshalb gibt es hier genauso einen Zwang den Unterricht
zu besuchen, wie es an der Staatsschule unüblich ist, irgendein
Fach wegfallen zu lassen. Der ganzheitliche Unterricht ist imho
das Kernstück der Waldorfschule, ich denke dessen sollten sich
die Eltern auf jedenfall bewusst sein, und dem Kind eben auch
vermitteln, dass Gartenbau etc zur Schule dazugehört wie
Englisch und Geographie.

In den anderen Punkten kann ich Dir zustimmen. Es ist genau der Grund,
warum man sich die in Frage kommende Waldorfschule genau anschauen
sollte. Die Sache mit dem Fernsehen, dem Videospielen ist bei uns
jedenfall eine dringende Empfehlung an die Eltern gewesen, aber kein
"Verbot" der Schule, da das ja garnicht in ihrem Einflussbereich liegt
(der Fernseher steht zuhause). Aber klar, die Ablehnung von Medien
gibt es. Meiner Meinung nach auch mit guten Grund; gab es nicht
kürzlich im Radio eine Meldung, dass der Verband der Kinderärzte
darauf hinwies, daß viele Kinder durch das übermässige Fernsehen
bereits Verhaltensstörungen haben?

Anyway, es geht einfach wieder um den Pragmatismus, mit dem Schule
und Eltern das Thema angehen. Ich durfte zuhause durchaus Fernsehen,
aber eben nicht ohne Ende. Und daß der Computer erst relativ
spät ins Haus kam, ist auch kein Beinbruch. Dafür beschäftige ich
mich jetzt im Rahmen meines Studiums mit den Dingern :-)

Die Geschichten mit den bedruckten Kleidungsstücken und dem Fußball
sind auch wahr. Die Ablehnung von Fußball kommt daher (ich erinnere
mich nicht richtig daran, gewiefte Waldorflehrer mögen mich
korrigieren), daß die Füße nicht fürs "Handwerk" geschaffen sind,
sondern zum Laufen. Ich kann mich irren, da ich die Begründung sowieso
etwas abwegig fand, habe ich sie mir nicht gemerkt. Wichtiger ist
vielmehr wiederum, wie an der Schule damit umgegangen wird. So war
Fußball auf dem Pausenhof nicht erlaubt, wohl aber im Sportuntericht
und es gab auch Fußball-Turniere zwischen Klassen, die von offizieller
Seite aus organisiert wurden. Andererseits wurde natürlich Basketball,
Volleyball, Voelkerball , Handball favorisiert und im Sportunterricht
gelehrt.

Da die Waldorfschule eine Art Gesamtschule ist, und erst recht spät
beraten wird, welcher Schüler nach Meinung des Kollegiums welchen
Abschluss anstreben sollte, ist dies einer der Punkte, wo die meisten
Enttäuschungen auftreten. Deswegen ist es meiner Meinung nach wichtig,
daß Schüler und Eltern bereits früh dem Klassenlehrer klarmachen,
welche Vorstellungen sie über den Schulabschluss haben. Das ist wohl
wider der Waldorfpädagogik, aber wohl die einzige Möglichkeit
Missverständnisse zu vermeiden und notfalls die Konsequenzen zu ziehen
(Schulwechsel). Dieser Punkt wird von den Waldörflern meiner Meinung
nach unterschätzt, da für sie die staatlichen Abschlüsse nur
notwendiges Beiwerk sind, und der Waldorfabschluss im Vordergrund
steht. Es ist aber nunmal Tatsache, daß der staatliche Abschluss eben
leider auch die Stellung in der Gesellschaft und die Lebenschancen
bestimmt. Und daran hängen unwahrscheinliche Emotionen. Ich kenne
einige ehemalige Schüler, die einen wirklichen Haß auf diese Schule
haben, und meist entzündet er sich an diesem Punkt.

Waldörflern wird gerne nachgesagt, dass sie nicht kritikfähig seien,
die Argumente verdrehen und ignorieren. Abgesehen davon, dass ich mich
nicht als Waldörfler oder gar Anthro sehe, hoffe ich, das nicht getan
zu haben. Ich vertehe Christians Argumente voll und ganz, ich habe
gute Freunde, die ihre Schulzeit ganz ähnlich erlebt haben. Ich möchte
nur Hinweise geben, wie sich das möglicherweise vermeiden lässt, um
von den Vorteilen der Waldorfschule profitieren zu können.

Gruss, Hans-Peter


Franklin Schiftan

unread,
Mar 23, 1999, 3:00:00 AM3/23/99
to
Hallo, Monika,

Du schriebst am 21 Mar 99 an :

> Waldorfschule ja oder nein?

Ich moechte Dir einfach mal als Gedankenanregung einen Text zur Verfuegung
stellen, den wir hier in Schwaebisch Gmuend neuen interessierten, aber
vielfach auch noch unentschlossenen Eltern mitgeben (uebernommen haben wir
ihn uebrigens von der Waldorfschule in Villingen/Schwenningen).


Elternmitarbeit im paedagogischen Bereich und am Sozialgefuege der Schule
Was Eltern sich von Eltern wuenschen

Damit wir Eltern in der Auseinandersetzung mit unseren Kindern, aber auch
mit der Sozialgestalt Schule eine gemeinsame Verstaendnisbasis bei
Gespraechen untereinander haben, erwarten auch wir Eltern voneinander eine
fortwaehrende Beschaeftigung mit dieser Art von Paedagogik. Die Erfahrung
zeigt, dass der Entschluss zur Waldorfschule oft in Ermangelung einer
anderen "freien Schule" entstanden ist.

Keine Angst, hier will niemand irgendein Glaubensbekenntnis zu einer
einzigen wahren Form. Praegend soll eher das Bemuehen und das gemeinsame
"ziehen am Strang" sein. Wir Eltern sind nicht nur Traeger dieser Schule in
wirtschaftlicher Hinsicht, also grob gesagt "Geldgeber", sondern
Mitgestalter sozialer Prozesse. Um diese wichtige paedagogische Zielvorgabe
besser verstehen und taetigen zu koennen, muessen wir Eltern die
menschenkundliche Grundlage dieser Paedagogik zur Kenntnis nehmen. Ohne die-
ses "sich einlassen damit" werden Sie sehr bald an Verstaendnis- und
Verstaendigungsbarrieren kommen, sicher nicht zum Besten des Kindes. Eltern
werden die zwoelf bis dreizehn Schuljahre "Ent- Taeuschungen" im wahrsten
Sinne des Wortes erleben, wenn sie von Vorstellungen ausgehen wie "mein
Kind wird an der Waldorfschule immer Spass am Lernen haben" oder "an dieser
Schule ist es so gemuetlich, man kann hier beim Basar so schoene Dinge
kaufen....." oder "mein Kind ist hochbegabt und motiviert und es bedarf
eigentlich nur noch dieser Schule und des perfekten Lehrers, dann ist das
Abitur quasi in der Tasche; denn man hat ja hier sogar schon ein bis zwei
Fremdsprachen ab der ersten Klasse." Nun, es gibt gewiss Eltern, die haben
dieses Ziel erreicht und ihre Vorstellungswelt von dieser Schule ohne
Kratzer hinueberretten koennen, aber damit hat man wenig ueber den Sinn
dieser Schule begriffen. Auch Eltern, die sich schon vor der Einschulung
ihres Kindes mit dieser Paedagogik theoretisch auseinandergesetzt haben,
werden in der praktischen Anwendung erkennen, dass Waldorfschule nicht von
vorneherein einen Idealzustand beinhaltet. Waldorfpaedagogik passiert immer
nur in der Auseinandersetzung mit der Umwelt, den Miteltern und der
gesamten Schule und deren ganzen Staerken und Unzulaenglichkeiten. Ob wir
Eltern die Waldorfpaedagogik zwoelf bis dreizehn Jahre verinnerlichen
konnten bzw. ob sie am Kind und spaeter am Erwachsenen Fruechte tragen wird,
kann sich oft erst nach Jahren erweisen. Wenn Sie sich nun auf den Weg
machen werden und Waldorfpaedagogik verantwortlich mitbegleiten wollen,
werden Sie auch Interesse an ihrer konkreten Anwendungsweise an dieser
Schule haben.

Dieses Interesse beinhaltet den regelmaessigen Besuch (moeglichst beider
Elternteile) der Elternabende und Ausfluege. Die Teilnahme an solchen
Veranstaltungen sollte eher Beduerfnis als Pflicht sein. Der Ablauf dieses
Abends liegt sicher nicht nur in der Hand des Klassen- bez. Fachlehrers,
Eltern haben durchaus die Moeglichkeit, diesen aktiv mitzugestalten. Der
Elternabend ist der falsche Ort zum Schweigen. Auch wenn es einem schwer
faellt, dort sollte man den Mut haben, Dinge die einem "frag-wuerdig" sind,
anzusprechen. Wir erfahren im Austausch miteinander, wo soziale oder
fachliche Schwierigkeiten aufgetaucht sind.

Es ist kein falscher Ehrgeiz, oder es schwaecht auch nicht das
Selbstwertgefuehl Ihrer Kinder, wenn Sie ihrem Kind bei auftauchenden
Schwaechen, die man oft bei den Hausaufgaben erkennt, helfend zur Seite
stehen. Oft helfen Interesse, Ermutigung und ein uebendes Vertiefen des
durchgenommenen Stoffes. Trotzdem koennen Konflikte zwischen Elternhaus und
Schule vorkommen. Wir Eltern haben manchmal eine eingeschraenkte
Sichtweise, unser Kind ist kein "Engel", der/die Lehrer/innen ist nicht
vollkommen. Der/die Waldorflehrer/in muss sich in freier Verantwortung im
Sinne der Waldorfpaedagogik entwickeln, deren Umsetzung und Verwirklichung
naturgemaess eher prozessual ist. Wir interessierten Eltern haben die
Chance, uns kritisch mit dem "Wie" der Praxis auseinanderzusetzen.

Wenn das Vertrauen eines Elternhauses in die Faehigkeiten eines/r Lehrers/
in gestoert ist, muessen Loesungen im Interesse des Unterrichtsablaufes
gefunden werden. Es darf aber hier nicht nur um Verfahrensfragen, sondern
auch um Stilfragen im Sinne der Menschlichkeit gehen. Das Verfahren
beinhaltet sofortige Kontaktaufnahme mit dem Lehrer, wenn Schwierigkeiten,
egal welcher Art, auftreten. Erst dann beraet man sich mit einem Lehrer
seiner Wahl oder mit dem Vertrauensgremium (das zu gleichen Teilen aus
Eltern und Lehrern besteht). Spaetestens bei einem auftretenden Konflikt
spuert man seine persoenliche Verankerung im gesamten Schulgefuege. Die
paedagogische Beschaeftigung im stillen Kaemmerchen bringt wenig, wenn wir
die grosse und groessere Umgebung unserer Kinder ausser Acht lassen: was
beobachte ich an meinem Kind, an dessen Klassenkameraden und an den
Schuelern der gesamten Schule.

In dieser Hinsicht wichtig waere z.B. der Besuch der Monatsfeier, die
mehrmals im Jahr stattfindet. Dort wird jede Klasse der Schule Dinge aus
dem Unterrichtsleben auf der Buehne darbieten. Das sind z.B. musikalische,
rezitatorische oder auch eurythmische Darbietungen.

Erwaehnenswert sind die Jahresarbeiten der zwoelften Klasse. Eine
oeffentliche Darstellung findet jedes Jahr in Form von Vortraegen,
Auffuehrungen und der Vorstellung von praktischen Arbeiten der Schueler
statt.

Auch die jaehrlichen Klassenspiele insbesondere der achten und zwoelften
Klasse sollten zahlreich besucht werden und nicht deshalb gemieden werden,
weil das eigene Kind noch nicht "dran" ist.

Das paedagogische Wochenende ist speziell den Eltern und Lehrer/innen
gewidmet, um bestimmte Themenbereiche, die aktueller Art sind, intensiver
zu beleuchten.

Das Kind soll und wird unweigerlich herausfinden - wie stehen die Eltern
zur Schule, wie gestalten wir diesen langen und wichtigen Lebensabschnitt
und damit seine Zukunft. Moeglichkeiten, Wahrnehmungen und Erfahrungen von
Eltern ueber Eltern seien hier kurz aufgezeigt: Es gibt Eltern, die geben
ihre Kinder an der Schule ab und denken, mit dem monatlichen Beitrag an
die Schulkasse waere ihr Erziehungssoll abgegolten. Dann gibt es Eltern,
die zeitweilig sehr aktiv waren, dann aber durch persoenliche Verletzungen
oder aufgrund anhaltender Konfliktloesungsversuche mueder wurden und
resigniert haben. Es gibt aber auch Eltern, die rappeln sich dann (sicher
aehnlich wie die Lehrer/innen) immer wieder auf, um miteinander zu
sprechen, aufeinander zu hoeren, um Verzeihung zu bitten und einen
Neuanfang auf einer bewussteren, aber nicht unbedingt perfekteren Ebene zu
beginnen. Unsere Kinder spueren ohne Worte, wie wir Erwachsenen uns fuer
ihre Welt einsetzen, und wir lernen dort auch sehr viel. In dem Masse, wie
wir Eltern lernen, werden unsere Kinder auch lernen.


> Gruss Monika Piekarski

Tschuess Franklin

Henning Kullak-Ublick

unread,
Mar 25, 1999, 3:00:00 AM3/25/99
to

"Hischam A.Hapatsch" wrote:

Hischam, o Hischam,
nun will ich Dir doch mal wieder antworten, nachdem ich lange nichts zu
Deinen immer wiederkehrenden Schilderungen der Waldorfschule geschrieben
habe. Ich tue das, obwohl ich den Eindruck habe, dass alle Diskussion via
NG Dich nicht dran hindern, nach einiger Zeit wieder von vorne
anzufangen, als ob es gar keine Diskussionen gegeben hätte. Nicht, dass
ich meine, Du müsstest Deine Kritik unterdrücken: Ich denke nur, dass
eine NG nur Sinn macht, wenn da auch Anknüpfung an schon früher
Geschriebenes möglich ist.
Damit das Visier gleich hochgeklappt ist: Ich bin Waldorflehrer, dazu
noch Klassenlehrer, also gerade die Spezies, die Du oben so liebevoll am
Beispiel Deiner ehemaligen Lehrerin beschreibst. Ich fühle mich aber in
gar keiner Weise durch Deine Schilderung getroffen.
Woran liegt das?
- An meiner Kritikunfähigkeit?
- Oder daran, dass die Beschreibung nicht verallgemeinerbar ist?
Du hast möglicherweise mit Deiner Kritik an einer einzelnen Person sogar
recht - ich kann mir allerdings nur schwer vorstellen, dass heute eine
Lehrerin von der oben beschriebenen Art lange an einer Waldorfschule
"überleben" würde. Eine Zeitlang vielleicht. Aber schon alleine die
Eltern sind, nach allem, was ich an den Waldorfschulen wahrnehme, heute
so wach und kritisch, dass sie über kurz oder lang einen Aufstand machen
würden, wenn sich an so einer Verhaltensweise nichts ändern würde.
Ich denke, dass weder die Ideale der Waldorfschule, noch das tägliche
Leben auch nur annähernd durch das beschrieben werden, was Du oben durch
Deine Darstellung verallgemeinerst. Ich bin zum Beispiel an eine
Waldorfschule gegangen, weil ich hoffte (und hoffe), dort etwas dazu
beitragen zu können, dass die Kinder Lust auf das Leben, auf Abenteuer
des Geistes und der Seele und den Mut zu einer individuellen
Lebensführung bekommen. Dabei mache ich (oft) Fehler, ich scheitere
manchmal an meinen eigenen Unfähigkeiten etc., aber das Entscheidende
ist, dass ich versuche, Entwicklung nicht nur von den Kindern zu fordern,
sondern auch von mir. Wie gesagt, mit allem dazugehörenden Scheitern. Das
aber ist, wie ich es sehe, ein wesentlich treffenderes gemeinsames Band
zwischen den WaldorflehrerInnen in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit, als
so ein BDM-Klischee, wie Du es oben vermittelst.
Für mich ist viel charakteristischer für eine Waldorfschule, dass sich
die LehrerInnen darin üben, die Kinder möglichst unbefangen zu beobachten
und daraus abzutasten, was im Unterricht passieren soll. Das ist oft
sehr, sehr schwierig, zumal man unter einem wachsenden Druck steht, der
aus der Angst vieler Eltern erwächst, ihre Kinder könnten womöglich
später einmal Probleme mit Prüfungen etc. haben. Es ist aber auch
schwierig, weil wir die Fähigkeiten zu wirklich genauer und unbefangener
Beobachtung erst erwerben müssen - ein mühsamer und langwieriger Prozess,
der auch über Irrtümer führt.
Du magst mir ja Voreingenommenheit vorwerfen, weil ich meine Szene
verteidigen will. Dagegen kann ich nichts machen. Du wirst mir auch
Beispiele nennen können, die das Klischee möglicherweise bestätigen.
Ich möchte Eltern, die sich für die Waldorfschule interessieren, aber
dringend empfehlen, dass sie sich selbst ein Bild von der Sache machen,
indem sie die LehrerInnen einer Schule kennenlernen, die Kinder auf dem
Schulhof beobachten, mit anderen Eltern sprechen.
Dir, Hischam, empfehle ich dasselbe. Mir scheint (mit Verlaub), dass Du
Deine eigenen schlechten Erfahrungen so sehr verallgemeinerst, dass Du
gar nicht mehr unbefangen wahrnimmst, was es sonst noch gibt. Damit will
ich Deine Erfahrungen nicht herabsetzen - wie könnte ich? - sondern
lediglich dagegen stellen, dass sie nach meiner Erfahrung nicht das
treffen, was wohl fast alle WaldorfschülerInnen täglich erleben.
Viele Grüße,
Henning

Joachim Merkel

unread,
Mar 26, 1999, 3:00:00 AM3/26/99
to
Henning Kullak-Ublick (hku...@freie-schule.de) schreibt:

> Du hast möglicherweise mit Deiner Kritik an einer einzelnen
> Person sogar recht - ich kann mir allerdings nur schwer
> vorstellen, dass heute eine Lehrerin von der oben beschriebenen
> Art lange an einer Waldorfschule "überleben" würde.

Manche Eltern müssen Ihre Kinder hassen oder ziemlich ignorant
sein oder werden von in Grabenkriegen der Lehrerkonferenz
trainierten Erziehungsspezialisten an die Wand gedrückt und
müssen zulassen, was denen an denen auch an Waldorfschulen
angetan wird.
Und das im Problemfall der einzelne Lehrer auch ziemlich
schlechte Karten hat, ist ja auch bekannt.
Waldorfschulen haben und erzeugen ein hohes Potential an
psychischer Gewaltsamkeit, die sich nach innen richtet.
Ein Wilhelm Reich nannte das mal "emotionale Pest".

> [...] Aber schon alleine die Eltern sind, nach


> allem, was ich an den Waldorfschulen wahrnehme, heute so wach
> und kritisch, dass sie über kurz oder lang einen Aufstand machen
> würden, wenn sich an so einer Verhaltensweise nichts ändern
> würde.

Du wiederholst Dich auch ständig.
Wieviel Zwischentöne gibt's denn zwischen Anpassung und Aufstand?
Die Eltern sind immer schuld, auch wenn sie keinen Aufstand machen,
das immergleiche Muster.
Ich kenne einige Eltern, die nach Streß im Waldorf-Kindergarten
nervlich eine Wiederholung in der Waldorfschule kategorisch
ausschließen, als Schutz für sich.
--
Salut
_)oachim

Hischam A.Hapatsch

unread,
Mar 26, 1999, 3:00:00 AM3/26/99
to

O Henning, Henning!

Ich habe doch keine Verallgemeinerung vorgenommen, sondern
geschrieben:

>> Also ich war 12/13 jahre auf der Waldorfschule. In den ersten acht
>> jahren habe ich von meiner Klassenlehrerin sehr praktische dinge
>> gelernt:

Das ist also ein persönlicher Erfahrungsbericht, der nichts mit Dir
oder anderen Waldorflehrern zu tun hat.

Was Du als Verallgemeinerung werten könntest, ist dieser Satz:

> und viele nutzen diese
>> Position aus, um einfach ihre Machtgelüste auszuleben.

Gut, da verbessere ich mich gerne in: "einige".

> Das
>aber ist, wie ich es sehe, ein wesentlich treffenderes gemeinsames Band
>zwischen den WaldorflehrerInnen in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit, als
>so ein BDM-Klischee, wie Du es oben vermittelst.

Na, daß zieht mir doch den Schuih aus. Besagte Klassenlehrerin war im
BDM (dafür kann sie ja nichts). Vielleicht weißt Du ja doch ihre
Identität?

Also, nochmal: mir liegt es fern, Dich und generell alle Waldorflehrer
abzuqualifizieren. Deswegen habe ich mich auch bei einigen kirchlichen
Anti-Waldorf-Veranstaltungen nicht beliebt gemacht. Der kritischen
Erfahrungsberichte sind aber zu viele, als dass man sie als Einzelfäle
quantifizieren könnte. Es kann ja sein, dass Du in einem eher
liberalen Waldorf-Milieu verkehrst, ich gehe sogar davon aus! Es gibt
aber noch heute ein Segment sehr konservativer Anthroposophen, die -
hochideologisiert - nicht das Kind, sondern das Kind, wie es nach der
Ideologie zu sein hat, im Mittelpunkt ihrer Wahrnehmung haben.

Und gerade die Waldorfschule berlin-Dahlem war dafür ein treffliches
beispiel (bis ein paar Lehrer, die eine Ausnahme bildeten).

Dass die Waldorfszene plural ist, daß es hier Fundamentalisten,
Modernisierer etc. gibt, habe ich schon wahrgenommen. Tut mir leid,
wenn das nicht so rübergekommen ist.

Dir alles Gute!

Henning Kullak-Ublick

unread,
Mar 26, 1999, 3:00:00 AM3/26/99
to

"Hischam A.Hapatsch" wrote:

> O Henning, Henning!
>
> Ich habe doch keine Verallgemeinerung vorgenommen...


>
> Es gibt aber noch heute ein Segment sehr konservativer Anthroposophen, die
> -
> hochideologisiert - nicht das Kind, sondern das Kind, wie es nach der
> Ideologie zu sein hat, im Mittelpunkt ihrer Wahrnehmung haben.

okay, stimmt...
Das Ärgerliche ist, dass ich diesen Ideologen ganz gut auch von mir selber
kenne. Ich bemerke allerdings, dass er überall herumlungert, wo es um
Menschenbegegnungen geht.
Kennst Du dieses Zitat von Janusz Korczak:
-->Ihr sagt: "Uns langweilt der Umgang mit Kindern."
Ihr habt recht.
Ihr sagt: "Weil wir uns zu ihren Begriffen erniedrigen müssen."
Ihr täuscht euch.
Nicht dies quält uns, sondern, daß wir uns zu ihren Gefühlen emporheben
müssen, daß wir uns strecken und auf Fußspitzen stehen müssen, um sie zu
erreichen.<--

Das ist überall schwer. Ich wehre mich nur dagegen, dass bei Waldorfschulen
die Fehler Einzelner oder sogar nur einzelner Situationen von ihren
"Kritikern" oftmals zum "Waldorfprinzip" hochstilisiert werden. Das ist auch
eine Form der Ideologisierung, die, wie ich glaube, daher kommt, dass manchen
Leuten die Anthroposophie - aus welchen Gründen auch immer - verdächtig ist
und daher für alles verantwortlich gemacht wird, was eigentlich in ganz
peresönlichen Schwächen konkreter Menschen liegt. Dieselben Fehler würde man
außerhalb der Waldorfschule als das behandeln, was sie sind: Als Probleme,
die gelöst werden müssen.
Aber ich muss dir insofern Recht geben, als wir an den Waldorfschulen
keineswegs davor gefeit sind, alle die Fehler auch tatsächlich zu machen, die
uns vorgehalten werden. Nur, auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, ich
sehe nicht, dass das das eigentlich Typische ist.
Also dann, o Hischam!
Tschüs, Henning


Hischam A.Hapatsch

unread,
Mar 28, 1999, 3:00:00 AM3/28/99
to

O Henning!

On Fri, 26 Mar 1999 19:24:57 +0100, Henning Kullak-Ublick
<hku...@freie-schule.de> wrote:

>Das ist auch
>eine Form der Ideologisierung, die, wie ich glaube, daher kommt, dass manchen
>Leuten die Anthroposophie - aus welchen Gründen auch immer - verdächtig ist
>und daher für alles verantwortlich gemacht wird, was eigentlich in ganz
>peresönlichen Schwächen konkreter Menschen liegt. Dieselben Fehler würde man
>außerhalb der Waldorfschule als das behandeln, was sie sind: Als Probleme,
>die gelöst werden müssen.

Nun gibt es aber nicht nur verschiedene Waldorfschulen, sondern auch
verschiedene anthroposophische Strömungen. Und ich meine schon, daß es
einige "Anthro-Gruppen" gibt, die recht bedenklich sind. Wie gesagt:
ich würde dies nicht auf die ganze Antrhroposophie ausweiten.
Da ich Theologie studiert habe, will ich es einmal mit dem
Christentum vergleichen (um nicht in den Verdacht zu geraten, nur
andere Weltanschauungen in Frage zu stellen): kaum jemand wird den
heutigen Kirchen unterstellen, sie würden die Hexenverbrennung des
Mittelalters noch für gut finden. Dennoch sind sie passiert. Also muß
im System des Christentums doch etwas sein, was dieses möglich gemacht
hat. Nicht, daß es der Sinn des Christentums ist, vermeintliche Hexen
zu verbrennen, aber es musste doch ein Ansatzpunkt da sein, an dem
menschliche Bosheit/Schwäche sich "andocken" konnte, um dann diese
Taten zu vollbringen.
Und darüber sollten heutigen Christen nachdenken. Und genauso ist es
mit der Anthroposophhie: es gibt bestimmte Punkte, an denen sich
menschliche Herrschsucht und Dünkel andocken und damit Unheil
anrichten kann ..... nicht zwingend und nicht überall. Wenn darüber
offen geredet und reflektiert wird, kann das vielleicht verhindert
werden.

Ich sehe durchaus, daß sich in Waldorf-Kreisen in Berlin gegenüber
früher einiges zum Positiven verändert hat. Aber - wie ich gerade
jetzt wieder erfuhr - ist der alte Geist teilweise dort wohl immer
noch sehr lebendig.

Nun, o Henning, ich wünsche Dir alles Gute!

Reinhard Karst

unread,
Mar 30, 1999, 3:00:00 AM3/30/99
to

Henning Kullak-Ublick <hku...@freie-schule.de> wrote:
>>
>"Hischam A.Hapatsch" wrote:
>
>> O Henning, Henning!
>>
>> Ich habe doch keine Verallgemeinerung vorgenommen...
>>
>> Es gibt aber noch heute ein Segment sehr konservativer Anthroposophen, die
>> -
>> hochideologisiert - nicht das Kind, sondern das Kind, wie es nach der
>> Ideologie zu sein hat, im Mittelpunkt ihrer Wahrnehmung haben.
>
>okay, stimmt...
>Das Ärgerliche ist, dass ich diesen Ideologen ganz gut auch von mir selber
>kenne. Ich bemerke allerdings, dass er überall herumlungert, wo es um
>Menschenbegegnungen geht.
>Kennst Du dieses Zitat von Janusz Korczak:
>-->Ihr sagt: "Uns langweilt der Umgang mit Kindern."
>Ihr habt recht.
>Ihr sagt: "Weil wir uns zu ihren Begriffen erniedrigen müssen."
>Ihr täuscht euch.
>Nicht dies quält uns, sondern, daß wir uns zu ihren Gefühlen emporheben
>müssen, daß wir uns strecken und auf Fußspitzen stehen müssen, um sie zu
>erreichen.<--
>
>Das ist überall schwer. Ich wehre mich nur dagegen, dass bei Waldorfschulen
>die Fehler Einzelner oder sogar nur einzelner Situationen von ihren
>"Kritikern" oftmals zum "Waldorfprinzip" hochstilisiert werden. Das ist auch

>eine Form der Ideologisierung, die, wie ich glaube, daher kommt, dass manchen
>Leuten die Anthroposophie - aus welchen Gründen auch immer - verdächtig ist
>und daher für alles verantwortlich gemacht wird, was eigentlich in ganz
>peresönlichen Schwächen konkreter Menschen liegt. Dieselben Fehler würde man
>außerhalb der Waldorfschule als das behandeln, was sie sind: Als Probleme,
>die gelöst werden müssen.
>Aber ich muss dir insofern Recht geben, als wir an den Waldorfschulen
>keineswegs davor gefeit sind, alle die Fehler auch tatsächlich zu machen, die
>uns vorgehalten werden. Nur, auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, ich
>sehe nicht, dass das das eigentlich Typische ist.
>Also dann, o Hischam!
>Tschüs, Henning
>
>Schon interessant zu lesen, wie Kritik an der WS sofort auch als Kritik an der
Anthropsophie verstanden wird.
Ist auch richtig, denn von dort beziehen die LehrerInnen der WS ihre Pädagogik.
Insofern ist es schon verwunderlich, dass auf die Anfrage nach WS ja oder Nein?
nicht sofort auf die Anthroposphie verwiesen wird. Dort liegen die Grundlagen für
diese Schulidee. Und ich meine, wer die dort vertretenen Ansichten von
Reiinkarnation, Karma, Volksgeistern und 2 Jesusknaben und Elementarwesen usw.
usf. teilen will oder kann, der sollte sein Kind auf die WS schicken. Dann ist es
dort sicher aufgehoben und kommt nicht allzusehr in Konflikt mit seinem gesunden
Menschenverstand.
WER das aber nicht so ohne weiteres kann, der sollte von Besuch der WS für seine
Kinder absehen. Das hat ganz verschieden Gründe und kann auf die Schnelle nicht
angegeben werden, doch mein Rat ist vorsicht! Der wirklich schöne Schein trügt.
Es ist ein Schein hinter dem eine kalte unpädagogische Wirklichkeit steht. Die
Grundschulen sind von bestimmten Ballungsgebieten weitaus besser, als ihr Ruf.
Vielfalt ist dort angesagt. Und die Chancen, dass man dort auf eine
"ideologiefreie" Lehrerpersönlichkeit trifft wesentlich höher als in der
Weltanschauungsschule der Anthroposophen.
Viel Glück bei der Schulwahl
>

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Manfred Knoche

unread,
Apr 18, 1999, 3:00:00 AM4/18/99
to
Späte Antwort auf "frank.piekarski" <frank.p...@cityweb.de> vom
21.03.99, 17:51:15 Uhr

Hallo Monika

erst heute habe ich Deine Anfrage gelesen und möchte zu den vielen
Antworten noch etwas dazu stellen.

Zur Entscheidungshilfe ist ein Besuch an der in Frage kommenden
Waldorfschule unbedingt erforderlich. Hier mein Tip: Setze Dich einmal
vormittags während der Pausenzeit einfach in die Eingangshalle und
lasse die Stimmung und die an Dir vorbeikommenden Personen auf Dich
wirken.

Die Schulabschlüsse sind die, die es auch an den staatlichen Schulen
gibt, und es gibt keine Benachteiligungen. Wie auch? Denn als
Zweitkorrektoren der Abschlußarbeiten werden nur Lehrer von
Staatsschulen eingesetzt. Viele Firmenmitarbeiter, die für die
Einstellungen zuständig sind, bevorzugen Waldorfschüler, weil sie sie
für geistig beweglicher halten.

Unter folgenden Adressen findest Du mehr Information über
Waldorfpädagogik:

www.waldorf.net/index.html (interessante Aufsätze zu allen möglichen
Fragen)
www.waldorfschule.de (mehr die offizielle Seite)

Viele Grüße
Manfred Knoche


David Hoeffer

unread,
Apr 19, 1999, 3:00:00 AM4/19/99
to
m.kn...@t-online.de (Manfred Knoche) writes:

> Viele Firmenmitarbeiter, die für die
> Einstellungen zuständig sind, bevorzugen Waldorfschüler, weil sie sie
> für geistig beweglicher halten.

Schoen waer's ja, aber das zu glauben faellt mir schwer.
david

gd...@my-dejanews.com

unread,
Apr 22, 1999, 3:00:00 AM4/22/99
to
Tagchen allerseits,

ich habe im Internet dieses Interview gefunden und stelle das einfach mal als
Diskussionsgrundlage hier hin mit der Frage: geht es Euch genauso?

Gunter.


„Wir haben keine Zensuren"
Interview mit einem Waldorfschüler

Boris (15), geht auf die Waldorfschule im Märkischen Viertel.

ätzettera Was genau ist eine Waldorfschule? Boris: Das Waldorf-System war
Rudolf Steiners Idee, er hat aber keine Kohle gehabt und hat die Schule
deswegen mit dem Besitzer der Zigarettenfirma Waldorf-Astoria zusammen
gebaut. Das Rudolf-Steiner-System ist halt so: Die stehen auf innere
harmonische Sachen, so wie Eurythmie, da macht man Bewegungen nach Musik, das
soll innerlich aufbauen und entspannen. Das kommt zwischen den einzelnen
Stunden, damit man für die nächste Stunde wieder fit ist. Man könnte sich das
wie Gymnastik vorstellen, einer macht was vor, und der andere macht's nach,
oder es werden Formen an die Tafel gemalt, und wenn man weiß, wie's geht,
macht man die Formen nach, zu einer bestimmten Musik, die auch zu den Formen
paßt.

ätzettera: Hast du das Gefühl, daß es wirklich hilft? Boris: Wenn sich jeder
dazu bereit erklärt, aktiv mitzumachen und zu akzeptieren, was der Lehrer
sagt und nicht stört, dann kann ich mir schon gut vorstellen, daß es was
hilft, aber bei uns ist es nie so. Es ist immer laut, da kommt man gar nicht
in sich.

ätzettera: Also ist das System verfehlt?
Boris: Das System nicht, das hängt wahrscheinlich mit den Schülern zusammen.

ätzettera: Wie ist es, von einer "ganz normalen " Schule auf eine
Waldorfschule zu kommen? Boris: Das ist komisch, es kommt einem völlig fremd
vor, zuerst auch der Unterrichtsstil. Wir haben "Epochenunterricht", das
heißt, die ersten beiden Stunden am Tag ist Hauptunterricht (HU), und da wird
drei Wochen lang zum Beispiel eine Mathe-Epoche gemacht. Nach den HU-Stunden
am Anfang des Tages geht es dann normal weiter, Englisch, Mathe, Werken und
alles mögliche.

ätzettera: Ist das Fächerangebot vergleichbar mit anderen Schulen? Boris: Es
werden auch noch andere Fächer angeboten, wie eben Eurythmie oder
Kupfertreiben, das ist Kupfer hämmern, Gefäße machen, Plastizieren, mit Ton
arbeiten, Vasen, Figuren, moderne Kunst und sowas herstellen, dann Tischlern,
da werden zum Beispiel Regale hergestellt.

ätzettera: Gibt es auch Fächer, die nicht angeboten werden? Boris: Sport ist
ein bißchen wenig ausgeprägt und bei Musik fehlt uns im Moment der Lehrer.

ätzettera: Wie viele Schüler und Lehrer seid Ihr? Boris: Wir sind eine sehr
kleine Schule, wir haben nur 38 Lehrer, und es geht nur von der ersten bis
zwölften Klasse. 28-38 Schüler sind in einer Klasse, das ist eine ganze
Menge, insgesamt so an die 300 Schüler.

ätzettera: Wie sieht denn der Unterricht aus bei so hohen Schülerzahlen, sind
auch Diskussionen möglich oder wird nur diktiert und mitgeschrieben?
Boris: So kraß ist es nicht. Wir haben viele Tafelbilder, und einige Lehrer
diskutieren ganz gerne. Wir sind vielleicht ein bißchen ruhiger als Leute an
Hauptschulen oder anderen Schulen, weil wir diese Erziehung von der
Waldorf-Schule drin haben. Wir hatten mal 'ne Lehrerin, die hat uns am Arm
gepackt und gerüttelt und ins Ohr gekniffen - völlig brutal. Aber das war eine
einzelne Lehrerin. So kann man das nicht machen. Jedenfalls sind wir ziemlich
hart erzogen worden, auch in der 7. Klasse schon, und darum benimmt man sich
dann auch so.

ätzettera: Ich dachte immer, auf Waldorf-Schulen wäre alles so "soft" und
friedfertig.
Boris: Das geht erst ab der 8. Klasse los, daß die einen richtig akzeptieren.

ätzettera: Aber vorher ist es schon so disziplinmäßig? Boris: Disziplinmäßig,
ja. Man muß aufstehen, um acht macht man dann den Morgenspruch: "Ich schaue
in die Welt, in der die Sonne leuchtet, in der die Sterne funkeln, in der die
Steine lagern, die Pflanzen lebend wachsen, die Tiere fühlend leben, in der
der Mensch bewegt, der Geist ihn wohl umgibt. Ich schaue in die Höhle, die
mir im Innern lebet, der Gottes Geist erwebt im sonnenumgebenden Licht, im
Weltenraum da draußen, im Höhlentiefen drinnen. Zu dir, oh Gottes Geist, will
ich bittend mich wenden, daß ich zum Lernen wie zur Arbeit in meinem Innern
wachse." oder so ähnlich. Wenn ich jetzt hier sitze, ist das schon ein
bißchen happig.

ätzettera: Das wird dann jeden Morgen von allen gesagt? Boris: Da muß man
aufstehen, den Stuhl ranschieben, Füße nebeneinander stellen, ordentlich nach
vorne gucken, gerade stehen und dann muß man den aufsagen. Setzen darf man
sich erst, wenn der Lehrer es sagt. Und wenn man dann noch ein Gesicht machen
muß und man setzt sich schon, dann gibt's schon mal ein böses Wort. Aber je
höher die Klasse geht, desto lockerer wird es eigentlich. Ich bin jetzt in
der 9., das ist nicht mehr ganz so hart.

ätzettera: Spielt Religion eine Rolle?
Boris: Von der 7. bis 8. hatten wir Religion, ab der 9. nicht mehr. Es gibt
evangelischen und katholischen Religionsunterricht, und die Waldorf-Schule hat
ja das Rudolf-Steiner-System, die haben eine eigene Religion oder sowas. Die
Kinder, die überhaupt nicht religiös sind, gehen dann dahin.

ätzettera: Wird die Schule vom Staat unterstützt?
Boris: Zum Teil vom Staat und auch vom Lotto, aber eigentlich sind wir gerade
finanziell am Absturz. Jeder Schüler muß 6000,-DM zahlen, damit das überhaupt
einigermaßen hinkommt. Wir brauchen mehr Platz, weil immer mehr Schüler
reinkommen. Jetzt kriegen wir Container auf den Schulhof, weil wir uns kein
großes Gebäude leisten können.

ätzettera: Wie sieht es mit den Zensuren aus? Boris: Wir haben keine
Zensuren, sondern schriftliche Beurteilungen, obwohl das fast noch schlimmer
ist, als wenn man 'ne Zensur runtergeknallt bekommt. Da steht dann manchmal
drunter: "Diese Arbeit ist als verhauen zu bezeichnen", das ist viel härter
als Zensuren. Das kann man positiv und negativ sehen, bei der schriftlichen
Note kann man ein besseres Bild von sich bekommen. Ist natürlich schön, wenn
mal was Tolles druntersteht, aber da steht wahrscheinlich immer ein bißchen
was Negatives drin, und das nimmt einen schon mit.

ätzettera: Wie sieht es mit den Sprachen aus?
Boris: Wir haben kein Latein, wir haben nur Englisch und Französisch.

ätzettera: Und Naturwissenschaften? Boris: Gartenbau, wir haben einen eigenen
Garten, da lernen wir Pflanzen kennen, wie wir damit umgehen. Physik,
Biologie und Chemie haben wir auch.

ätzettera: Wieviel Stunden hast Du so pro Tag, das hört sich ja ziemlich voll
an. Boris: Samstags haben wir nur zwei Stunden, das geht eigentlich, aber
dienstags habe ich elf Stunden, da bin ich immer erst um halb sieben zu
Hause.

ätzettera: Haben die meisten Schüler selbst entschieden, auf die Schule zu
gehen, oder kam das eher von den Eltern?
Boris: Meine Eltern haben mir die Schule vorgeschlagen. Ich war damit
einverstanden, hat sich ganz gut angehört, aber wenn ich jetzt so zurückdenke,
hat es sich besser angehört als es ist.

ätzettera: Und wie ist es mit dem Abschluß?
Boris: Bei uns gibt es nur Realschüler und Gymnasiasten. Man kann nicht
sitzenbleiben, und Hauptschüler, Leute, die wirklich schlecht sind, werden von
der Schule geworfen. Es sind wirklich nur ausgewählte Schüler drauf.

ätzettera: Gibt es da ein spezielles Auswahlverfahren? Boris: Das entscheidet
das Lehrerkollegium. Abitur kriegt man bei uns erst ab der 14. Klasse. Das
ist genauso schwer wie auf anderen Schulen. Das ist ein Jahr länger, weil die
meinen, daß wir ein Jahr länger brauchen und dafür gründlicher lernen. Ich
glaube nicht, daß das stimmt, weil man sich mit Handarbeit und Eurhythmie
abgibt und es deswegen länger dauert. Hauptschulabschluß kriegt man ab der
11. Wir haben wenig Bücher, wir schreiben viel auf - aber in Englisch, zum
Beispiel, haben wir ein Buch, das ist für Gymnasiasten. Schüler, die nicht so
gut sind, haben Probleme, mitzukommen, und wenn's zu langsam ist, sagen die
Gymnasiasten, daß sie schneller lernen wollen.

ätzettera: Aber man weiß vorher "Ich bin ein Gymnasiast" oder "Ich bin ein
Realschüler"?
Boris: Man kann sich selber beurteilen. Wir haben wirklich Leute in unserer
Klasse, die sind in Mathe einfach spitze. Die machen das Abitur mit 1,0. Die
müßten eigentlich auf 'ne Schule für Hochbegabte.

ätzettera: Gibt es denn Rivalitäten oder Hierarchien, wenn einige deutlich
besser oder schlechter sind als andere?
Boris: Bei uns verstehen sich alle ganz gut, egal, ob Realschüler oder
Gymnasiast. Es ist 'ne lockere Stimmung. Streiten tut man sich immer, aber
Waffen sind verboten. Wir dürfen nicht mal auf dem Schulhof rauchen.

ätzettera: Obwohl die Schule von einer Zigarettenfirma mitgebaut wurde?
Boris: So sieht' s aus, ja.

ätzettera: Aber Rudolf Steiner lebt nicht mehr, oder?
Boris: Nee, aber die Zigaretten (Astor), 19 Stück 5 Mark.

Das Interview führten Iris Krumrei und Steffen Brinkmann (aus: ätzettera
Nr.10/August 1993)

-----------== Posted via Deja News, The Discussion Network ==----------
http://www.dejanews.com/ Search, Read, Discuss, or Start Your Own

Benjamin Hauser

unread,
Apr 23, 1999, 3:00:00 AM4/23/99
to

gd...@my-dejanews.com schrieb in Nachricht
<7fnisn$n4d$1...@nnrp1.dejanews.com>...
>Tagchen allerseits,
>

(...)

Leider habe ich zu wenig Zeit um viele falsche Angaben eines in meinen Augen
noch verhältnismäßig jungen Schülers (der außerdem von der "Staatsschule"
übergewechselt ist) zu korrigieren bzw. zu ergänzen.....aber als ehemaliger
Waldorfschüler (kann man "ehemalig" nach einem Jahr schon benutzen? :) habe
ich zumindest das Bedürfnis den hier zitierten Morgenspruch Rudolf steiners
version entsprechend zu korrigieren!

<(...) um acht macht man dann den Morgenspruch: "Ich schaue


>in die Welt, in der die Sonne leuchtet, in der die Sterne funkeln, in der
die
>Steine lagern, die Pflanzen lebend wachsen, die Tiere fühlend leben, in der
>der Mensch bewegt, der Geist ihn wohl umgibt. Ich schaue in die Höhle, die
>mir im Innern lebet, der Gottes Geist erwebt im sonnenumgebenden Licht, im
>Weltenraum da draußen, im Höhlentiefen drinnen. Zu dir, oh Gottes Geist,
will
>ich bittend mich wenden, daß ich zum Lernen wie zur Arbeit in meinem Innern
>wachse." oder so ähnlich. Wenn ich jetzt hier sitze, ist das schon ein
>bißchen happig.


Zu recht happig, da das Original so geht (man verzeihe mir eventuelle
Kommafehler etc...ich habe das ja immer nur gesprochen, selten nur gelesen
und wahrscheinlich noch nie aufgeschrieben!):

"Ich schaue in die Welt, in der die Sonne leuchtet, in der die Sterne
funkeln, in der die Steine lagern, die Pflanzen lebend wachsen, die Tiere

fühlend leben, in der der Mensch beseelt, dem Geiste Wohnung gibt.
Ich schaue in die Seele, die mir im Innern lebet, (vielleicht fehlt hier
was.....bin mir nicht sicher:), vom Gottesgeist erwebt, im
Sonnenlicht da draußen, im Seelentiefen drinnen. Zu dir oh Gottesgeist, will
ich bittend mich wenden, daß Kraft und Segen mir, zum Lernen und zur Arbeit,
in meinem Innern wachse!"


Der 15-jährige Knirps hat halt nie aufgepasst.... :) ..außerdem hat er
vieles von der Schule und ihrem "System" noch nicht begriffen...naja, das
kommt bei vielen leider erst später.......Manchmal sehr leider erst nach der
schule...oder wenn man sie vor dem Ende verlassen hat...dann merkt mancher
erst was er da verpasst hat!


(...)
Den Rest schneide ich mal weg in der Hoffnung, daß jemand anders die
wackeligen Textstellen und Argumente korrigiert bzw. ersetzt/ergänzt.......!

Tschüß bis dann,

-Benjamin.

Tobias Knabe

unread,
Apr 24, 1999, 3:00:00 AM4/24/99
to

Benjamin.Hauser schrieb am 23.04.99
unter dem Betreff " Re: Interview mit Waldorfschüler ":

> gd...@my-dejanews.com schrieb in Nachricht
> <7fnisn$n4d$1...@nnrp1.dejanews.com>...

Hallo Bejamin,

> Leider habe ich zu wenig Zeit um viele falsche Angaben eines in meinen Augen
> noch verhältnismäßig jungen Schülers (der außerdem von der "Staatsschule"
> übergewechselt ist) zu korrigieren bzw. zu ergänzen

:-) ich auch nicht. Ich sehe allerdings auch keinen Grund dazu: Wer es
wissen will, der stellt Fragen. Wer es nicht wissen will, dem wirst Du es
auch mit Gewalt nicht beibringen.

> "Ich schaue in die Welt, in der die Sonne leuchtet, in der die Sterne
> funkeln, in der die Steine lagern, die Pflanzen lebend wachsen, die Tiere

> fühlend leben, in der der Mensch beseelt, dem Geiste Wohnung gibt.
> Ich schaue in die Seele, die mir im Innern lebet, (vielleicht fehlt hier
> was.....bin mir nicht sicher:), vom Gottesgeist erwebt, im

Imho: "der Gottesgeist, er webt"

> Sonnenlicht da draußen, im Seelentiefen drinnen. Zu dir oh Gottesgeist, will
> ich bittend mich wenden, daß Kraft und Segen mir, zum Lernen und zur Arbeit,
> in meinem Innern wachse!"

Moment, das haben wir gleich... [wühl, staub, blätter] ... ich habe
wenigstens die englische Version, ebenso muß ich sagen, daß die
Satzzeichen nicht stimmen, auch in Rechtschreibung war ich nie gut.

I look upon the world,
wherein the sun does shine,
wherein the stars do gleam,
wherein the stones do lie.
The plants, they live and grow,
the beasts, they feel and live
And man to spirit gives
a dwelling in his soul.

I do behold the soul
that dwelleth within me.
God's spirit lives and moves
in light of sun and soul
in heights of wold without
in depths of soul within.

Spirit of God, to thee I seeking turn
that stength and also grace
for learning and for work
in me may live and grow

> Der 15-jährige Knirps hat halt nie aufgepasst.... :)

Ja, wer macht das schon. Gerade Texte, die immer im Chor gesprochen
werden, prägen sich schlecht so ein, daß man sie nachher aufschreiben
kann. Ich hatte auch mal die französische Version, aber ich finde sie
nicht.

Hier lesen doch genügend Lehrer mit, warum hilft denn hier keiner von
denen aus? ;-)

cu, tobias

Hischam A.Hapatsch

unread,
Apr 24, 1999, 3:00:00 AM4/24/99
to
On 24 Apr 1999 18:36:00 +0200, t.k...@tibia.ping.de (Tobias Knabe)
wrote:

>Hier lesen doch genügend Lehrer mit, warum hilft denn hier keiner von
>denen aus? ;-)

Ich bin zwar kein Lehrer und als Theologe und Nicht-Anthroposoph
sowieso auf einer niederen Erkenntnisstufe als unser großer Tobias
Knabe, aber hier der Text:

Ich schaue in die Welt
In der die Sonne leuchtet,
In der die Sterne funkeln,
In der die Steine lagern,
Die Pflanzen lebend wachsen,
Die Tiere fühlend leben,
In der der Mensch beseelt
Dem Geiste Wohnung gibt.

Ich schaue in die Seele,

Die mir im Innern lebet.
Der Gottesgeist,
Er webt im Sonn'- und Seelenlicht.
Im Weltenraum da draußen,
In Seelen Tiefen drinnen.
Zu Dir, o Gottesgeist,
Will ich bittend mich wenden,
Daß Kraft und Segen mir,
Zum Lernen und zur Arbeit,
In meinem Innern wachse. (S.113)

Ich hoffe, ich hab mich jetzt nirgend vertippt.

Hischam
auf das Licht der wahren Erkenntnis noch wartend

Benjamin Hauser

unread,
Apr 25, 1999, 3:00:00 AM4/25/99
to
Vielen Dank für eure Bemühungen......hätte ich auch gleich drauf kommen
können, die englische Version habe ich nämlich auch noch irgendwo.......!

Wenn auch sonst recht wenig in dieser NG los ist, so wird doch wenigstens
über den Morgenspruch diskutiert!
:)

Grüße,

-Benjamin.

>>>>>>>>
Hischam A.Hapatsch schrieb in Nachricht
<3722281a...@news.easynews.net>...


On 24 Apr 1999 18:36:00 +0200, t.k...@tibia.ping.de (Tobias Knabe)
wrote:

>Hier lesen doch genügend Lehrer mit, warum hilft denn hier keiner von
>denen aus? ;-)

Ich bin zwar kein Lehrer und als Theologe und Nicht-Anthroposoph
sowieso auf einer niederen Erkenntnisstufe als unser großer Tobias
Knabe, aber hier der Text:

...(snip)...

Tobias Knabe

unread,
Apr 25, 1999, 3:00:00 AM4/25/99
to

HHapatsch schrieb am 24.04.99

unter dem Betreff " Re: Interview mit Waldorfschüler ":
> On 24 Apr 1999 18:36:00 +0200, t.k...@tibia.ping.de (Tobias Knabe)
> wrote:

Hallo Hischam,

> >Hier lesen doch genügend Lehrer mit, warum hilft denn hier keiner von
> >denen aus? ;-)
> Ich bin zwar kein Lehrer und als Theologe und Nicht-Anthroposoph
> sowieso auf einer niederen Erkenntnisstufe als unser großer Tobias

^^^^^^^^^^^^^^^^^^


> Knabe, aber hier der Text:

Willst Du mir (uns) damit was sagen? Wenn ja: was?

Soll ich was dazu sagen?

> In meinem Innern wachse. (S.113)

^^^^^^^^ Welches Buch meinst Du?

Vielen Dank für die Mühe! Jetzt haben wir den Spruch endlich richtig! :-)

> auf das Licht der wahren Erkenntnis noch wartend

Ja, dazu gehört viel Geduld.

cu, tobias


gd...@my-dejanews.com

unread,
Apr 27, 1999, 3:00:00 AM4/27/99
to
Hallo allerseits,

ich weiß, ich weiß, das Senden von Agenturmeldungen scheint keine Begeisterung
bei manchen auszulösen. Dennoch will ich diese AP-Meldung wiedergeben, da sie
einige Informationen zum Thema "Goethe" enthält, die mir selbst noch unbekannt
waren.

Gunter.

Goethe war ängstlich und nicht schwindelfrei

Für comic-reif - Biographie zum 250. Geburtstag.
Von AP-Korrespondent Andreas Rehnolt

Düsseldorf (AP) Im Jubiläumsjahr zum 250sten Geburtstag Goethes ist der
Dichterfürst endlich comic-reif geworden. «Goethe - Zum Sehen geboren» lautet
der Titel der ersten Comic-Biographie über das Leben des großen Dichters, die
der Stuttgarter Ehapa-Verlag herausgegeben hat. In dem vor allem für junge
Leser geschaffenen Band erfährt man, daß der angehende Jurist und Dichter als
junger Mann ängstlich, extrem lärmempfindlich und nicht schwindelfrei war.

Dagegen kämpfte der Sohn wohlhabender Eltern jedoch mit Erfolg an indem er
auf Kirchtürme kletterte, neben lauten Spielmannszügen herlief oder schon mal
nächtens auf einen schaurigen Friedhof ging. Wo kann man so etwas sonst
erfahren. In der frühen Pubertät saß Goethe auch schon mal gerne im Wirtshaus
und belustigte Freunde mit selbstgeschriebenen Gedichten: «Es hat der Autor,
wenn er schreibt, so was Gewisses, das ihn treibt», heißt es aus der Zeit
seiner Lehrjahre.

Der Comic, dem rechtzeitig vor dem Geburtstag am 28. August ein zweiter Band
folgen soll, wurde gemeinsam mit dem deutschen Goethe-Institut geschaffen.
Dessen Präsident Hilmar Hoffmann schrieb im Vorwort er hoffe, «daß der Comic
neugierig macht auf Leben und Werk eines Mannes, der vor zweieinhalb
Jahrhunderten geboren wurde und uns allen heute noch viel zu sagen und zeigen
hat. Nach Hoffmanns Worten war der Dichter selbst im hohen Alter noch ein
enthusiastischer Leser von Bildergeschichten gewesen und habe die erzählende
Literatur mit Bildern stets gelobt.

Im jetzt erschienenen ersten Teil erfährt der Leser alles über die sorglose
Kindheit Goethes, seine Familie, seine Zeit als Student in Leipzig und
Straßburg. Die vielen Freundinnen werden ebensowenig ausgespart, wie seine
Zeit als Minister in Weimar, seine Italienreise und die Liebe zum Theater.
Was sonst in Dutzenden von dicken Büchern nachzulesen ist, findet sich hier
auf zunächst 52 locker und leicht illustrierten Seiten mit erfreulich wenig
Text. Dem Comic sind ein kurzer Lebenslauf des Dichters sowie vier kurze
Werkproben beigefügt.

Als junger Rechtsanwalt in Frankfurt mußte sich der oftmals als Heißsporn vor
Gericht auftretende Goethe häufig von den Richtern zurechtweisen lassen. Oft
ging wohl das Temperament mit ihm durch. Auch mit der Kirche bekam er Ärger.
Nachdem er in Wetzlar in seinem Roman «Die Leiden des jungen Werther» die
Titelfigur Selbstmord begehen läßt, wettert der Pastor von der Kanzel gegen
«gottlose Romanschreiber».

Der Band kostet 19,80 und ist ab Mittwoch dieser Woche im Handel.

Hischam A.Hapatsch

unread,
Apr 27, 1999, 3:00:00 AM4/27/99
to

Hallo Tobias!

On 25 Apr 1999 14:25:00 +0200, t.k...@tibia.ping.de (Tobias Knabe)
wrote:

>Willst Du mir (uns) damit was sagen? Wenn ja: was?

Daß ich noch nicht so weit in der anthroposophischen Erkenntnis
vorgedrungen bin ;-)

>Soll ich was dazu sagen?

Gerne ;-)

>> In meinem Innern wachse. (S.113)
> ^^^^^^^^ Welches Buch meinst Du?

"Die Kultushandlungen der Christengemeinschaft und die
Kultushandlungen in der Freien Waldorfschule", herausgegeben von ....,
ähm nun, von mir.

Alles Gute!

Hischam

Tobias Knabe

unread,
May 11, 1999, 3:00:00 AM5/11/99
to

HHapatsch schrieb am 27.04.99

unter dem Betreff " Re: Interview mit Waldorfschüler ":
> On 25 Apr 1999 14:25:00 +0200, t.k...@tibia.ping.de (Tobias Knabe)
> wrote:

Hallo Hischam,

> >Willst Du mir (uns) damit was sagen? Wenn ja: was?
> Daß ich noch nicht so weit in der anthroposophischen Erkenntnis
> vorgedrungen bin ;-)

Ja, ich bezog mich mit meiner Frage auf die Wendung "als unser großer
Tobias Knabe". Ich hatte sie Dir sogar extra unterstrichen. Aber wenn Du
damit nichts weiter sagen wolltest, als obiges, dann kann ich ganz gut
damit leben.

> >Soll ich was dazu sagen?
> Gerne ;-)

Ganz allgemein, und nicht auf Dich bezogen sage ich manchmal etwas dazu.
Am schönsten hat es allerdings ein Komiker geschrieben: "'Du mußt nicht',
grinste Ben, 'deine Unfähigkeit, etwas zu sehen, dadurch zu entschuldigen
suchen, daß du Leute mit normaler Beobachtungsgabe für Genies erklärst.'"
(Curt Goetz: Die Tote von Beverly Hills, ein sehr empfehlenswertes Buch!!)

> >> In meinem Innern wachse. (S.113)
> > ^^^^^^^^ Welches Buch meinst Du?
> "Die Kultushandlungen der Christengemeinschaft und die
> Kultushandlungen in der Freien Waldorfschule", herausgegeben von ....,
> ähm nun, von mir.

Kann man das Buch kaufen? Finde ich ja spannend.

cu, tobias

Hischam A.Hapatsch

unread,
May 12, 1999, 3:00:00 AM5/12/99
to

Hallo Tobias!

On 11 May 1999 10:54:00 +0200, t.k...@tibia.ping.de (Tobias Knabe)
wrote:

>> > ^^^^^^^^ Welches Buch meinst Du?


>> "Die Kultushandlungen der Christengemeinschaft und die
>> Kultushandlungen in der Freien Waldorfschule", herausgegeben von ....,
>> ähm nun, von mir.
>Kann man das Buch kaufen? Finde ich ja spannend.

Ja, kann man kaufen und kostet - glaube ich - 18 DM.
Hischam A. Hapatsch:


"Die Kultushandlungen der Christengemeinschaft und die

Kultushandlungen in der Freien Waldorfschule", München 1996
ISBN 3-927890-34-0

Tobias Knabe

unread,
May 13, 1999, 3:00:00 AM5/13/99
to

HHapatsch schrieb am 12.05.99

unter dem Betreff " Re: Interview mit Waldorfschüler ":
> On 11 May 1999 10:54:00 +0200, t.k...@tibia.ping.de (Tobias Knabe)
> wrote:

Hallo Hischam,

> Ja, kann man kaufen und kostet - glaube ich - 18 DM.
> Hischam A. Hapatsch:
> "Die Kultushandlungen der Christengemeinschaft und die
> Kultushandlungen in der Freien Waldorfschule", München 1996
> ISBN 3-927890-34-0

Danke! Wenn ich Zeit und Geld habe, werde ich es mir besorgen.

cu, tobias


Britta Waldstein

unread,
Jun 4, 1999, 3:00:00 AM6/4/99
to

Hallo Monika,

aus meiner Erfahrung als Waldorfschülerin würde ich von dem bereits gesagten vor
allem folgendes unterstreichen und ergänzen: schau Dir die Schule und vor allem
den zukünftigen Klassenlehrer Deiner Tochter genau an. Spinnerte, knallharte
Antroposophen finden sich nach meiner Erfahrung vor allem unter den
Klassenlehrern in der Unterstufe. Wenn Du Dich für die Waldorfschule
entscheidest, behalte weiterhin ein Auge auf die Entwicklung Deiner Tochter in
Ihrer Klasse und eben im Zusammenhang mit dem Klassenlehrer. Laß Dich vor allem
nicht bevormunden - es soll tatsächlich Eltern geben, die vor dem Hausbesuch des
Klassenlehrers den Fernseher verstecken.
Ich denke nicht, daß Du die Grundsätze der Anthroposophie vollständig teilen mußt.
Informiere Dich, nimm das Sinnvolle mit und vergiß den Rest. Hinter dem ganzen
Anthrogewaber schult z.B. Eurythmie hervorragend die Bewegungskorordination - ein
schöner Nebeneffekt, der mir viel gebracht hat (Spaß gemacht hat es meistens auch
noch, der anthroposophische Hintergrund hat mich dabei wenig interssiert.)
Das Abitur wird vollständig anerkannt, das letzte Schuljahr ist aber doch extrem
hart. Die Anforderungen steigen rapide, die Noten sacken erst mal ein Stück.
Trotzdem ist es möglich, an einer Waldorfschule ein gutes Abitur zu machen, mein
Schnitt lag bei 1,4. Ganz grundsätzlich erfordert ein guter Abschluß an einer
Waldorfschule Eigeninitiative, der Notendruck kommt erst sehr spät. Wer nicht
schon ohne diesen Druck regelmäßig gelernt hat, wird es beim Abschluß schwer
haben.
Für einen der positivsten Aspekte an Waldorfschulen halte ich den Umstand, daß
die Kinder nicht nach dem Grundschulalter nach ihren vermeintlichen Fähigkeiten
aussortiert werden. Auch "Spätentwickler" erhalten die Möglichkeit, einen höheren
Schulabschluß zu erreichen, während der Weg von der Haupt- oder Realschule auf's
Gynasium ja doch sehr mühsam ist.
Mir persönlich hat die Waldorfschule sehr gutgetan. Wenn Du bereit bist, die
nötige Aufmerksamkeit aufzubringen, wirst Du merken, ob Dein Kind an einer
Waldorfschule wirklich gut aufgehoben ist. Wenn Du den Eindruck hast, Deine
Tochter ist dort in der falschen Umgebung, oder wenn sie selbst irgendwann den
Wunsch äußert, die Schule zu wechseln, dann akzeptiere dies. Kinder oder
Jugendliche, die von ihren Eltern gegen ihren Willen auf diese Schulform gedrängt
werden, scheitern meist. Bei einem guten Klassenlehrer und wenn Deine Tochter
sich wohlfühlt kann die Waldorfschule aber genau die richtige Entscheidung sein.
Daß Kinder auf Waldorfschulen anthroposophisch indoktriniert werden, wie von
Kritikern ja immer wieder behauptet wird, kann ich aus meiner Erfahrung nicht
bestätigen. Gerade in höheren Klassen werden Lehrer, die statt mit Fakten mit
wilden Steinerworten um sich werfen schnell durchschaut und haben dann meist
einen schweren Stand.
Mein Fazit aus 13 Jahren Waldorfschule: prinzipiell eine gute Sache, ich würde
meine Kinder auch dorthin schicken - aber der Besuch einer Waldorfschule
erfordert mehr Aufmerksamkeit von Eltern und mehr Eigenverantwortung von Schülern
als es an staatlichen Schulen der Fall sein mag.
Ich habe übrigens Soziologie studiert, unter meinen ehemaligen Klassenkameraden
finden sich angehende Juristen, Betriebswirtschaftler, Germanisten, Historiker,
Lehrer, Informatiker, Sozialpädagogen genauso wie Krankenschwestern,
Elektroinstallateure, Ergotherapeuten, Zahntechniker und sogar ein Eurythmist -
das gesamte Spektrum eben.

Gruß
Britta

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