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Danke liebe RWTH

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Oliver Schad

unread,
Jan 16, 2009, 3:15:51 AM1/16/09
to
Heyho,

da mich das Thema innerlich auch bewegt und mich das jetzige System in
den Wahnsinn treibt, hat es mich gefreut zu lesen, dass jemand so
konsequent seine Ansichten in die Tat umsetzt, siehe
http://tinyurl.com/6tzxc7 (FAZ-Artikel).

Das deutsche Hochschulwesen verkommt zur industriellen Lernfabrik, es
geht nicht darum freie Geister zu schaffen, Bildung ist kein Wert
(mehr?). Wichtig ist die Frage nach dem monetären Nutzen. Eine häufig
gestellte Frage ist, was das bringt, wenn man zum Beispiel etwas
geisteswissenschaftliches studiert oder Musik.

Ich kann sagen, dass mein persönliches Glück nicht darin liegt, das zu
tun, was das meiste Geld bringt, sondern das zu tun, was mir Spaß
macht. Ja, ich kann damit Geld verdienen, aber das ist eher ein
glücklicher Zufall.

Ich muss sagen, dass ich vieles erst jetzt begreife, ich habe gelernt,
dass seinen Geist zu entwickeln an sich einen unschätzbaren Wert
darstellt. Die Freiheit zu denken, also diese Welt in Gedanken zu
hinterfragen, beglückt mich mehr, als alles andere.

Ich habe das Studium bzw. den Zwang zum schnellen studieren ab der
ersten Minute gehasst. Ich habe im Jahr 2001 an der RWTH angefangen
Informatik zu studieren. Manche Vorlesungen mochte ich, andere nicht.
Ich hab mich in den Richtungen gebildet, die ich für richtig hielt,
andere hab ich total vernachlässigt.

So habe ich mich in die Welt des schlechten Gewissens begeben. Ich habe
der Vorgabe schnell zu studieren nicht entsprochen, was sollte denn aus
mir werden, wenn ich nicht schnell studiere? Meine Eltern waren davon
nicht sehr angetan, wie ich mich verhielt und ich hätte es ihnen doch
so gerne recht gemacht, aber ich konnte nicht anders.

Da ich den Studiengang gewechselt hatte 2001 war es mit dem Bafög nicht
mehr weit her. Ich musste bald meinen Lebensunterhalt alleine
bestreiten, wollte und konnte mich von meinen Eltern nicht finanzieren
lassen.

Ich habe diese Freiheit genutzt, es war mein Geld, ich konnte mich in
Teilen emanzipieren von meinen Eltern und ich habe mich gebildet in den
Bereichen, die mir doch so viel Spaß gemacht haben. Das Internet dabei
war unschätzbar wertvoll dabei.

Heute begreife ich, dass ich alles richtig gemacht habe. Ich hab
wirklich in gedanklicher Schuld gelebt, ich muss doch schnell
studieren. Aber ich konnte es nicht, alles in mir hat sich dagegen
gewehrt.

Wissen aufzunehmen, was mir nicht sinnvoll erscheint, ist doch letztlich
das Dümmste, was es auf Erden gibt. Sollte nicht der Aufnahme von
Wissen vorausgehen, dass dieses Wissen dich befriedigt?

Ich freu mich richtig, dass mein Innerstes sich so sehr gegen die
Lernfabrik gesträubt hat und immer, wenn ich die Schnellstudierer in
Denkmustern denken sehe (allein das Wort Denkmuster ist ein Widerspruch
in sich), dann freut es mich, dass mir diese Bürde erspart geblieben
ist.

Wenn man als Student von seiner Fakultät hört von studierten Menschen,
dass man die nächste Schikane erdulden muss, weil die Statistiken damit
besser aussehen, dann weiß ich, dass diese Menschen das Denken nie
gelernt haben - man kann Denken nur auf seinem eigenen Weg lernen,
niemals in einer Vorlesung. Lernroboter zu sein heißt nicht denken zu
können - es ist das genaue Gegenteil.

Denken heißt im Geiste frei sein, was auch bedeutet Dinge anders machen
zu können, als der Rest der Menschheit. Denn beim Denken wird man zu
Erkenntnissen kommen, die andere noch nicht hatten, das ist das Wesen
des Denkens - ein anderes Verhalten muss fast zwangsläufig daraus
resultieren, denn man hat andere Gedanken im Kopf, als andere.

Beim Denken fängt man an Wege zu beschreiten, die andere noch nie
beschritten haben. Fängt man das Denken einmal an, man kann es nicht
mehr lassen. Es macht süchtig Gedanken im Kopf zu haben, die noch
niemand anderes hatte, jeder hat die unglaubliche Fähigkeit im Kopf
weiter zu sein, als alle anderen Menschen und das scheinbar in nur
einem Bruchteil einer Sekunde. Ich finde diese Erkenntnis einfach
umwerfend.

Danke liebe RWTH, dass ich das durch dich begreifen konnte, deine
Engstirnigkeit hat mir gezeigt, was ich nicht sein will, dein Versuch
einen Lernroboter aus mir zu machen, machte es mir möglich zu
begreifen. Meine Seele hat lange unter deinem Druck, dem Druck meiner
Eltern, den Druck aus Politik und Gesellschaft gelitten, aber mein
Leben hat sich dadurch entschieden verändert, ich bin anders geworden,
als du und ihr anderen es wolltet - ich kann denken. Vielen, vielen
Dank dafür, dass du mir das ermöglicht hast.

mfg
Oli

--
Man darf ruhig intelligent sein, man muss sich nur zu helfen wissen.

Torsten Bronger

unread,
Jan 16, 2009, 4:56:40 AM1/16/09
to
Hallöchen!

Oliver Schad schreibt:

> Heyho,
>
> da mich das Thema innerlich auch bewegt und mich das jetzige
> System in den Wahnsinn treibt, hat es mich gefreut zu lesen, dass
> jemand so konsequent seine Ansichten in die Tat umsetzt, siehe
> http://tinyurl.com/6tzxc7 (FAZ-Artikel).
>

> [...]


>
> Danke liebe RWTH, dass ich das durch dich begreifen konnte, deine
> Engstirnigkeit hat mir gezeigt, was ich nicht sein will, dein
> Versuch einen Lernroboter aus mir zu machen, machte es mir möglich
> zu begreifen. Meine Seele hat lange unter deinem Druck, dem Druck
> meiner Eltern, den Druck aus Politik und Gesellschaft gelitten,
> aber mein Leben hat sich dadurch entschieden verändert, ich bin
> anders geworden, als du und ihr anderen es wolltet - ich kann
> denken. Vielen, vielen Dank dafür, dass du mir das ermöglicht
> hast.

Du hast -- wie auch Herr Reiser -- in meinen Augen recht, außer
damit, daß du das der Uni anlastest.

Letztlich will das die ganze Gesellschaft nicht anders. Wir sind
stolz auf unsere künstlerische Elite, auf unsere sportliche Elite,
aber wissenschaftliche Elite darf nicht sein, wären denn sonst alle
anderen doof? Wer kein Akademiker ist, sieht sich heute als Mensch
zweiter Klasse. Also alles an die Uni. Endziel ist der
Uni-diplomierte Straßenfeger, ähm tschuldigung, Absolvent der
Infrastrukturmanagement-Technik (Bachelor).

Selbst FHs sind sich nicht mehr gut genug und nennen sich
"Universities of Applied Sciences".

Die Kosten schießen dadurch natürlich auch in die Höhe.

Ich frage im Smalltalk mit Komilitonen fast immer, was der/diejenige
studiert, und dann noch, warum. Man bekommt da viele Antworten
geboten, aber (zu) selten geht es um Spaß und Leidenschaft.
Hauptsache Uni eben. Der Rest ergibt sich schon ...

Und in dieser Situation sollen die Unis noch das Humboldt-Prinzip
hochhalten können? Keine Chance. Wenn diejenigen, die aus
Leidenschaft studieren, derart in die Minderheit geraten, muß man
verschulen und das Niveau senken. Die Studiengänge, die
prinzipbedingt sehr wissenschaftlich sind und daher eher weniger
betroffen sind, werden durch die gemeinsamen Rahmenbedingungen mit
heruntergezogen.

Aber wie gesagt: Außer ein paar Studenten und den meisten
Professoren will das letztlich keiner anders. Motzen tun natürlich
dennoch alle. Sowieso.

Tschö,
Torsten.

--
Torsten Bronger, aquisgrana, europa vetus
Jabber-ID: torsten...@jabber.rwth-aachen.de

Matthias Botzen

unread,
Jan 16, 2009, 5:32:46 AM1/16/09
to
Torsten Bronger schrieb:

>
> Selbst FHs sind sich nicht mehr gut genug und nennen sich
> "Universities of Applied Sciences".
>

Das könnte aber auch mit daran liegen, dass sich auch FH-Studis im
Ausland bewerben wollen bzw. die FHs auch gerne ausländische Studis
hätten. Und unter einer "FH Pusemuckel" können sich halt viele nix
vorstllen. Die "University of Applied Sciene Pusemuckel" lässt sich da
vermutlich deutlich besser einordnen.

mfg
matthias

--
Und sperrt man mich ein im finsteren Kerker,
das alles sind rein vergebliche Werke.
Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei: Die Gedanken sind frei!

Oliver Schad

unread,
Jan 16, 2009, 6:56:44 AM1/16/09
to
Torsten Bronger schrieb:

> Oliver Schad schreibt:


>
>> da mich das Thema innerlich auch bewegt und mich das jetzige
>> System in den Wahnsinn treibt, hat es mich gefreut zu lesen, dass
>> jemand so konsequent seine Ansichten in die Tat umsetzt, siehe
>> http://tinyurl.com/6tzxc7 (FAZ-Artikel).
>>
>> [...]
>>
>> Danke liebe RWTH, dass ich das durch dich begreifen konnte, deine
>> Engstirnigkeit hat mir gezeigt, was ich nicht sein will, dein
>> Versuch einen Lernroboter aus mir zu machen, machte es mir möglich
>> zu begreifen. Meine Seele hat lange unter deinem Druck, dem Druck
>> meiner Eltern, den Druck aus Politik und Gesellschaft gelitten,
>> aber mein Leben hat sich dadurch entschieden verändert, ich bin
>> anders geworden, als du und ihr anderen es wolltet - ich kann
>> denken. Vielen, vielen Dank dafür, dass du mir das ermöglicht
>> hast.
>
> Du hast -- wie auch Herr Reiser -- in meinen Augen recht, außer
> damit, daß du das der Uni anlastest.
>
> Letztlich will das die ganze Gesellschaft nicht anders.

Du hast zu einem Teil recht, ich hab in meinem Posting auch Bezug auf
Gesellschaft, Politik und meine Familie genommen.

Ich habe angefangen zu studieren, weil ich einen bestimmten Job machen
wollte. Allein diesen Ansatz finde ich aus heutiger Sicht deutlich zu
kurz gegriffen. Ich hatte es nirgendwo jemals gehört, dass ich mein
Denken entwickeln könnte einfach nur so, weil es Spaß macht.

Diese Menschen, die so etwas tun, gelten in meiner Familie eher als
Drückeberger. Ich dagegen glaube, das es für eine Gesellschaft extrem
wertvoll ist, dass sie Menschen hat, die frei denken können, denn diese
können eine Gesellschaft in großen Sprüngen voranbringen.

Die Frage ist doch: Was ist uns etwas wert? Ist denn Geld wirklich das,
was uns im Alltag Zufriedenheit bringt? Ist nicht gute Freunde haben,
sich nicht allein fühlen müssen, akzeptiert, vielleicht sogar bewundert
werden, geliebt werden, gesund zu sein, nicht hungern und frieren
müssen viel wertvoller als Geld?

Ich hab selbst in mir schnell studieren und die obigen guten Dinge
miteinander verknüpft - das gehörte zusammen. Aber wieso eigentlich?

Was ist mit Freiheit spüren, scheinbaren Zwängen widerstehen können? Ist
das nicht toll, Angst abzulegen vor der Umwelt, vor dem Vorgesetzten,
vor den Eltern, vor schlechten Noten, vor Versagen?

Durch einen freien Geist kann man das, man kann sich distanzieren, man
kann um die Zwänge herumdenken, sie wegdenken. Die Unsinnigkeit oder
zumindest die Beschränktheit von vielen Gedankenstrukturen anschauen zu
können ist einfach super und ist befreiend.

Das andere ist die gesellschaftliche Sicht: Derjenige der frei denken
kann, kann der Gesellschaft ihre Begrenzungen aufzeigen und den
Menschen helfen aus diesen Begrenzungen auszubrechen, sich
weiterzuentwickeln.

Das kann man monetär nicht messen, ich will es auch gar nicht. Aber ich
glaube, dass das nicht nur mir wichtig ist, dass sich die Gesellschaft
weiterentwickelt.

> Wir sind
> stolz auf unsere künstlerische Elite, auf unsere sportliche Elite,
> aber wissenschaftliche Elite darf nicht sein, wären denn sonst alle
> anderen doof?

Den Worten nach will man diese auch wissenschaftliche Elite. Die Frage
ist aber, ob man dafür andere ausgrenzt. Ich meine damit nicht, dass
der Stoff nicht anspruchsvoll sein kann, ich meine, dass man die
Rahmenbedingungen so macht, dass viele Leute z.B. aus finanziellen
Gründen nicht studieren können.

Viel wichtiger ist mir aber, dass wenn man unterstellt, dass das Ziel
schon eine wissenschaftliche Elite ist, man offensichtlich nicht
verstanden hat, wie man dieses Ziel erreicht.

Im Moment bilden wir einen Haufen dressierter Affen aus, das hat nichts
mit Denkschule zu tun. Die Leute, die einem da widersprechen, benutzen
natürlich exakt die ausgelutschten Gedankenpfade und beweisen damit,
dass sie das Denken nicht beherrschen.

Denken heißt eben nicht nur ein weiteres Argument zu finden, sondern
einen Gedankengang an sich zum Denkobjekt machen zu können mit beliebig
vielen Rekursionen.

> Wer kein Akademiker ist, sieht sich heute als Mensch
> zweiter Klasse. Also alles an die Uni. Endziel ist der
> Uni-diplomierte Straßenfeger, ähm tschuldigung, Absolvent der
> Infrastrukturmanagement-Technik (Bachelor).

Ich weiß nicht, ob das so ist. Ich glaube erstmal, dass der Glaube, dass
möglichst viel studierte Menschen zu haben, kein Vorteil ist. Dieser
Glaube existiert, der wäre aber erstmal zu prüfen.

Ich hab mich schon selbst dieses Zeugs labern hören und immer, wenn ich
mich dabei erwische, dass ich irgendwas nachplapper, dann hau ich mir
feste auf die Finger und frage mich, woher eigentlich diese Gewissheit
kommt.

Das nächste ist, das Bildung als Auswendiglernen begriffen wird, nicht
als Denkschule.

Unsere Programmier-Inder sind der Beweis dafür, dass man versucht Denken
durch Dummheit, getarnt als Wissenschaft, zu ersetzen und entsprechend
zu industrialisieren.

Das gleiche macht man mit Studenten: Man trichtert in ihre Gehirne
Information ein, man schult nicht das Denken. Denken und Wissen sind 2
verschiedene Dinge.

> Selbst FHs sind sich nicht mehr gut genug und nennen sich
> "Universities of Applied Sciences".

Das sind sie ja auch, sie zielen darauf ab etablierte Verfahren zu
vermitteln, um Probleme zu lösen. Es geht weder darum die Verfahren zu
verstehen, noch sie herleiten, prüfen oder weiterentwickeln zu können.



> Die Kosten schießen dadurch natürlich auch in die Höhe.

Wodurch genau?

> Ich frage im Smalltalk mit Komilitonen fast immer, was der/diejenige
> studiert, und dann noch, warum. Man bekommt da viele Antworten
> geboten, aber (zu) selten geht es um Spaß und Leidenschaft.
> Hauptsache Uni eben. Der Rest ergibt sich schon ...

Als ich an die Uni ging, haben mich bestimmte Dinge interessiert, aber
aus beruflicher Perspektive. Ich muss einen Job haben in dem das
vorkommt, was mich interessiert, was muss ich dafür studieren. Das war
mein Ansatz.

Dieser Ansatz stellt sich für mich heute total naiv dar. Ich sehe es so,
dass man, wenn man von der Schule kommt, gar nicht wissen kann, was
einem Spaß macht.

Man sollte anfangen herumzuprobieren. Man wird sicher irgendwann fündig
werden und wenn man was gefunden hat, was Spaß macht, dann kann man das
auch zu einem Beruf weiterentwickeln.

Aber auch beim Beruf ist das eine Entwicklung, man kann doch nicht 50
Jahre das gleiche machen. Ich stell mir das wirklich schlimm vor für
mich. Deswegen gibt es schon ewig sowas wie eine Laufbahn, sogar
innerhalb eines Unternehmens.

> Aber wie gesagt: Außer ein paar Studenten und den meisten
> Professoren will das letztlich keiner anders. Motzen tun natürlich
> dennoch alle. Sowieso.

Ich würde die entsprechende Propaganda von der Bertelsmann-Stiftung in
dieser Sache nicht unterschätzen. Die haben viel Kohle für eine
entpsrechende öffentliche Meinung investiert. Die Bertelsmann-Stiftung
hat über das CHE (http://www.che.de/) maßgeblich den Bologna-Prozess
angeschoben.

Ja, es gibt eine spießbürgerliche Sicht in der Gesellschaft, die
ähnliche Gedanken enthält. Aber die Frage ist ja, ob das ein
Leitgedanke aller Menschen sein soll in der Gesellschaft. Die
Bertelsmann-Stiftung hat dafür gesorgt, dass dieser Gedanke weitaus
tiefer und breiter in die Gesellschaft getragen wurde.

Torsten Bronger

unread,
Jan 16, 2009, 7:02:03 AM1/16/09
to
Hallöchen!

Matthias Botzen schreibt:

> Torsten Bronger schrieb:
>
>> Selbst FHs sind sich nicht mehr gut genug und nennen sich
>> "Universities of Applied Sciences".
>
> Das könnte aber auch mit daran liegen, dass sich auch FH-Studis im
> Ausland bewerben wollen bzw. die FHs auch gerne ausländische
> Studis hätten. Und unter einer "FH Pusemuckel" können sich halt
> viele nix vorstllen. Die "University of Applied Sciene
> Pusemuckel" lässt sich da vermutlich deutlich besser einordnen.

College paßt genau. Warum hat es dennoch nicht "gereicht"?

Ich kann zwar keine Quelle mehr finden, aber viele FHs in GB haben
sich vor einigen Jahren ebenso von "College" in "University"
umbenannt. Auch denen hat "College" wohl nicht mehr gereicht.

In Aachen ist die Situation sogar noch etwas ernster als an den
meisten anderen Standorten: Nun haben wir die "University of
Technology" und die "University of Applied Sciences". Da sagt dann
u.U. der ausländische Einsteller: "Schön, Aachen hat doch 'ne
Spitzenuni, wird also kein schlechter Bewerber sein". Klar ist das
dann ein Depp, aber allein schon deswegen hat diese Bezeichnung ein
Gschmäckle.

Torsten Bronger

unread,
Jan 16, 2009, 7:48:17 AM1/16/09
to
Hallöchen!

Oliver Schad schreibt:

> Torsten Bronger schrieb:
>
>> [...]
>
> [...]


>
> Ich habe angefangen zu studieren, weil ich einen bestimmten Job
> machen wollte. Allein diesen Ansatz finde ich aus heutiger Sicht

> deutlich zu kurz gegriffen. [...]
>
> [...]

Das ist eine sehr persönliche Sache. Ich wollte auch einen
bestimmten Job machen, aber es ist halt einer, den man nicht machen
kann, ohne sich in die Breite zu bilden. Außerdem habe ich noch
einiges mehr "am Wegesrand" des Studiums mitgenommen, allerdings
ohne was hinten dranzuhängen. Wie gesagt, da tickt jeder anders.

Sicher ist, daß ein Studium keine Fachidioten heranziehen darf.
Genau das war der springende Punkt von Humboldt.

> Die Frage ist doch: Was ist uns etwas wert? Ist denn Geld wirklich
> das, was uns im Alltag Zufriedenheit bringt? Ist nicht gute
> Freunde haben, sich nicht allein fühlen müssen, akzeptiert,
> vielleicht sogar bewundert werden, geliebt werden, gesund zu sein,
> nicht hungern und frieren müssen viel wertvoller als Geld?

Sicher, aber solange das Geld die Welt regiert, ist es nunmal auch
eine der wesentlichen Randbedingungen an jeder Uni, weltweit. Das
alleine schließt freies Denken und studieren auch noch nicht aus.

> Ich hab selbst in mir schnell studieren und die obigen guten Dinge
> miteinander verknüpft - das gehörte zusammen. Aber wieso
> eigentlich?

P=E/t. ;-) Also nun Streß machen, ob man 12 oder 10 Semester
braucht, ist falsch, aber ein Leistungsträger der
Wissensgesellschaft muß effektiv lernen können. Man kann sich ja
auch nach dem Studium noch weiterentwickeln.

> [...]


>
>> Wir sind stolz auf unsere künstlerische Elite, auf unsere
>> sportliche Elite, aber wissenschaftliche Elite darf nicht sein,
>> wären denn sonst alle anderen doof?
>
> Den Worten nach will man diese auch wissenschaftliche Elite. Die Frage
> ist aber, ob man dafür andere ausgrenzt. Ich meine damit nicht, dass
> der Stoff nicht anspruchsvoll sein kann, ich meine, dass man die
> Rahmenbedingungen so macht, dass viele Leute z.B. aus finanziellen
> Gründen nicht studieren können.
>

> [...]

Sehe ich genauso.

>> Wer kein Akademiker ist, sieht sich heute als Mensch zweiter
>> Klasse. Also alles an die Uni. Endziel ist der Uni-diplomierte
>> Straßenfeger, ähm tschuldigung, Absolvent der
>> Infrastrukturmanagement-Technik (Bachelor).
>

> Ich weiß nicht, ob das so ist. [...]

Ich habe ja polemisiert, also formuliere ich es nochmal ernst:

Wir hatten ein tolles System in D, mit Ausbildungsberufen,
akademischen Ausbildungen und noch ein wenig mehr. Was bei uns ein
klassischer Ausbildungsberuf ist, ist im Ausland häufig ein
Pseudo-Studium. Zu den hohen Studentenzahlen im Ausland wollen uns
die Politiker nun drängen, obwohl die Bildungssysteme schlicht nicht
vergleichbar sind.

Ergebnis: Wir haben viele neue Studiengänge, meist in der
anspruchsloseren Hälfte angesiedelt, zusätzlich noch mit Bachelor
vereinfacht, in denen rein handwerkliche Dinge vermittelt werden.
Nix Wissenschaft. Die Leute brauchen Abitur und ein, zwei Jahre
länger in der Ausbildung, fangen also einfach nur später mit dem
Geldverdienen an. Aber sie sind Akademiker, und darum geht's.

Verbrämt wird das seitens der Politik mit der Begründung, daß es
immer mehr "Kopfberufe" gibt. Aber nirgendwo steht geschrieben, daß
alle Lehrlinge ölverschmiert sein müssen ...

Neben rein äußerlichen Problemen wie Engpässen an den Unis wegen der
vielen Studis ist der größte Verlust der der humboldtschen Uni.
Denn das freie Studieren ist prinzipiell anders als das Anlernen von
jungen Leuten für eine bestimmte Tätigkeit.

> [...]


>
>> Die Kosten schießen dadurch natürlich auch in die Höhe.
>
> Wodurch genau?

Durch die Vergrößerung der Universitäten, die notwendig wird.

> [...]


>
> Dieser Ansatz stellt sich für mich heute total naiv dar. Ich sehe
> es so, dass man, wenn man von der Schule kommt, gar nicht wissen
> kann, was einem Spaß macht.

Es sollte niemandem der Hintern abgebissen werden, wenn er nach zwei
Semestern wechselt, aber manchmal muß man einfach Entscheidungen
treffen. Und man muß sich im Leben auch damit abfinden können, das
gewisse Weichen eben gestellt sind.

Was mich vor allem ärgert ist, daß erstmal kein Beruf im Vordergrund
steht, sondern "Uni". Drunter geht's nicht. Und dann schauen wir
mal, was die Uni uns so bietet.

Matthias Botzen

unread,
Jan 16, 2009, 11:53:44 AM1/16/09
to
Torsten Bronger schrieb:

> Hallöchen!
>
> Matthias Botzen schreibt:
>
>> Torsten Bronger schrieb:
>>
>>> Selbst FHs sind sich nicht mehr gut genug und nennen sich
>>> "Universities of Applied Sciences".
>> Das könnte aber auch mit daran liegen, dass sich auch FH-Studis im
>> Ausland bewerben wollen bzw. die FHs auch gerne ausländische
>> Studis hätten. Und unter einer "FH Pusemuckel" können sich halt
>> viele nix vorstllen. Die "University of Applied Sciene
>> Pusemuckel" lässt sich da vermutlich deutlich besser einordnen.
>
> College paßt genau.

Also ich bin jetzt nicht der Experte in internationalen
Hochschulsystemen, aber ich habe letzten erst zufällig was bei Wikipedia
über die Universität Cambridge gelesen. Und diese "besteht" wohl aus
mehreren Colleges. Also scheint diese Bezeichnung auch nicht 100% zu passen.

> Warum hat es dennoch nicht "gereicht"?
>

Das sich "university of Applied Science" noch besser anhört als andere
englische Begriffe, will ich nicht bezweifeln.

>
> In Aachen ist die Situation sogar noch etwas ernster als an den
> meisten anderen Standorten: Nun haben wir die "University of
> Technology" und die "University of Applied Sciences". Da sagt dann
> u.U. der ausländische Einsteller: "Schön, Aachen hat doch 'ne
> Spitzenuni, wird also kein schlechter Bewerber sein". Klar ist das
> dann ein Depp, aber allein schon deswegen hat diese Bezeichnung ein
> Gschmäckle.
>

Na das könnte dir aber auch bei RWTH Aachen bzw. FH Aachen passieren.

Torsten Bronger

unread,
Jan 16, 2009, 12:32:30 PM1/16/09
to
Hallöchen!

Matthias Botzen schreibt:

> Torsten Bronger schrieb:
>
>> Matthias Botzen schreibt:
>>
>>> Torsten Bronger schrieb:
>>>
>>>> Selbst FHs sind sich nicht mehr gut genug und nennen sich
>>>> "Universities of Applied Sciences".
>>>

>>> [...]


>>
>> College paßt genau.
>
> Also ich bin jetzt nicht der Experte in internationalen
> Hochschulsystemen, aber ich habe letzten erst zufällig was bei
> Wikipedia über die Universität Cambridge gelesen. Und diese
> "besteht" wohl aus mehreren Colleges. Also scheint diese
> Bezeichnung auch nicht 100% zu passen.

Doch, wirklich. :-)

Verwenden (teilw. verwandten) die Engländer sogar selber für diese
Art der Hochschule. In Ami-Land ist es auch eine Entsprechung, die
(mit dem Fehlerbalken der nicht ganz kompatiblen Bildungssysteme
versehen) genau paßt.

> [...]


>
>> In Aachen ist die Situation sogar noch etwas ernster als an den
>> meisten anderen Standorten: Nun haben wir die "University of
>> Technology" und die "University of Applied Sciences". Da sagt
>> dann u.U. der ausländische Einsteller: "Schön, Aachen hat doch
>> 'ne Spitzenuni, wird also kein schlechter Bewerber sein". Klar
>> ist das dann ein Depp, aber allein schon deswegen hat diese
>> Bezeichnung ein Gschmäckle.
>
> Na das könnte dir aber auch bei RWTH Aachen bzw. FH Aachen
> passieren.

Also RWTH ist schon 'ne Marke, FH dürfte hingegen nur für wenige ein
wirksamer "Warnhinweis" sein. Der inhaltliche Unterschied der
beiden englischen Namen geht gegen Null. "College of Technology",
und die Sache wäre eindeutig und international passend gewesen.

Klar, die englischen Titel sind nicht geschützt und werden
mittlerweile auch im Ausland inflationär gebraucht (mit derselben
Motivation wie in Deutschland), aber diese Inflation ist ja gerade
der Zeitgeist, den ich kritisiere.

Klaus Meyer

unread,
Jan 16, 2009, 6:51:02 PM1/16/09
to
Torsten Bronger schrieb:

> Letztlich will das die ganze Gesellschaft nicht anders. Wir sind
> stolz auf unsere künstlerische Elite, auf unsere sportliche Elite,
> aber wissenschaftliche Elite darf nicht sein, wären denn sonst alle
> anderen doof? Wer kein Akademiker ist, sieht sich heute als Mensch
> zweiter Klasse. Also alles an die Uni. Endziel ist der
> Uni-diplomierte Straßenfeger, ähm tschuldigung, Absolvent der
> Infrastrukturmanagement-Technik (Bachelor).
>

Das kann ich nicht nachvollziehen. Es ist doch gerade so, dass viele
Menschen keinen Hehl daraus machen, z.B. von Mathe keine Ahnung zu
haben, und teilweise sogar stolz darauf sind. Im Alltag braucht man ja
derartiges Wissen nicht. (Vielleicht hat ja das Jahr der Mathematik ein
bisschen zum Umdenken geführt.) Mathematiker oder andere Wissenschaftler
haben aber trotzdem ein hohes Ansehen - erzähl mal Leuten du seist
"rocket scientist" und die kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Wie ist Albert Einstein eigentlich so berühmt geworden? Ganz einfach:
Einstein galt als absolutes Genie, als der einzige oder zumindest einer
der wenigen Menschen auf der Welt, die wirklich verstanden, was die Welt
im Innersten zusammenhält (die allgemeine Relativitätstheorie, die Sache
mit Raum und Zeit und so). War natürlich etwas übertrieben, aber gab den
Leuten den Trost, dass es normal ist, nicht alles zu verstehen.

Gruß
Klaus

Torsten Bronger

unread,
Jan 17, 2009, 4:31:16 AM1/17/09
to
Hallöchen!

Klaus Meyer schreibt:

> Torsten Bronger schrieb:
>
>> Letztlich will das die ganze Gesellschaft nicht anders. Wir sind
>> stolz auf unsere künstlerische Elite, auf unsere sportliche
>> Elite, aber wissenschaftliche Elite darf nicht sein, wären denn
>> sonst alle anderen doof? Wer kein Akademiker ist, sieht sich
>> heute als Mensch zweiter Klasse. Also alles an die Uni. Endziel
>> ist der Uni-diplomierte Straßenfeger, ähm tschuldigung, Absolvent
>> der Infrastrukturmanagement-Technik (Bachelor).
>
> Das kann ich nicht nachvollziehen. Es ist doch gerade so, dass
> viele Menschen keinen Hehl daraus machen, z.B. von Mathe keine
> Ahnung zu haben, und teilweise sogar stolz darauf sind. Im Alltag

> braucht man ja derartiges Wissen nicht. [...]

Es ist bestimmt nicht ehrenrührig, von Mathe keine Ahnung zu haben
(leider). Aber Uni ist heute *sehr* viel mehr, und wächst weiter.
Ich versuche halt zu verstehen, warum ehemalige Ausbildungsberufe
nun Abitur und ein Studium benötigen, oder warum neue Studiengänge
mit sehr kurzer Studienzeit und stark eingeengtem Thema an
Universitäten eingerichtet werden.

Oder sortiere
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Hochschulen nach
Gründungsjahr und überfliege mal alleine die letzten 20 Jahre.
Ein Drittel der Seite hast du dann gesehen, und einige der Namen
erst ... :-)

Christoph Schmitz

unread,
Jan 17, 2009, 6:24:46 AM1/17/09
to
Klaus Meyer schrieb:

>
> Es ist doch gerade so, dass viele
> Menschen keinen Hehl daraus machen, z.B. von Mathe keine Ahnung zu
> haben, und teilweise sogar stolz darauf sind.

Zu dem Thema hat Professor Mathar letztens in einem
Interview einiges gesagt, das ich sehr treffend finde:
http://www.ti.rwth-aachen.de/data/Bericht3.5.08Mathar.pdf

> Im Alltag braucht man ja derartiges Wissen nicht.

Ausser wenn man ganz entspannt zusehen will, wie die
Verkaeuferin mit dem Taschenrechner drei Anlaeufe
braucht, um den Preis unfallfrei auszurechnen, den
man im Kopf laengst berechnet hat. Ohne Nachrechnen
bezahlt man halt mal was zuviel und mal was zu wenig.

Christoph

Message has been deleted

Andreas Bollermann

unread,
Jan 17, 2009, 12:31:12 PM1/17/09
to
Hallo,

Christoph Schmitz schrieb:


> Klaus Meyer schrieb:
>>
>> Es ist doch gerade so, dass viele Menschen keinen Hehl daraus machen,
>> z.B. von Mathe keine Ahnung zu haben, und teilweise sogar stolz darauf

>> sind. Im Alltag braucht man ja derartiges Wissen nicht.


>
> Ausser wenn man ganz entspannt zusehen will, wie die
> Verkaeuferin mit dem Taschenrechner drei Anlaeufe
> braucht, um den Preis unfallfrei auszurechnen, den
> man im Kopf laengst berechnet hat. Ohne Nachrechnen
> bezahlt man halt mal was zuviel und mal was zu wenig.

und was genau hat jetzt Kopfrechnen mit Mathematik zu tun?

Gruß,
Andreas

Simon Sibbez

unread,
Jan 17, 2009, 12:43:30 PM1/17/09
to
Andreas Bollermann wrote:

Nix. Christoph wollte nur seine Geilheit auf Verkäuferinnen zum
Ausdruck bringen. *duck*


Wie heißt es doch so schön: Rechnen können Kaufleute, Mathematiker
können Mathematik.

Ist aber schon vorgekommen, daß ich "Ich kann rechnen!" von nem
Mathematiker im Supermarkt gehört habe. Ja, konnte er zwar, aber ich
wurde an "Lassense misch dursch, isch bin Aaazzt! <SCHEPPER>"
erinnert.

S.

Simon Sibbez

unread,
Jan 17, 2009, 12:44:43 PM1/17/09
to
Angelique Presse wrote:

> Christoph Schmitz wrote:
>
>> Ausser wenn man ganz entspannt zusehen will, wie die
>> Verkaeuferin mit dem Taschenrechner drei Anlaeufe
>> braucht, um den Preis unfallfrei auszurechnen, den
>> man im Kopf laengst berechnet hat. Ohne Nachrechnen
>> bezahlt man halt mal was zuviel und mal was zu wenig.
>

> Das hab ich in der krassesten Form mal auf einer Party im Demag
> erlebt. Der Kerl an der Bonkasse hat sage und schreibe 10 Minuten
> gebraucht, um mir mit Taschenrechner das _falsche_ Ergebnis zu
> präsentieren. Unnötig zu erwähnen, daß ich nicht die einzige war, die
> an dem Abend Getränkebons kaufen wollte...

Dafür gab es eine ganz einfach Erklärung: Es waren zu wenig Getränke
vor Ort, so daß der arme Kerl gebeten worden war, die Leute so lange
wie möglich hinzuhalten.

War ja klar, daß wieder welche mitspielen ;-)

S.

Christoph Schmitz

unread,
Jan 17, 2009, 5:06:22 PM1/17/09
to
Andreas Bollermann schrieb:

Dass man Kopfrechnen im Mathematikunterricht lernt und
uebt? War zumindest bei mir auf dem Gymnasium so.

Christoph

Christian Klein

unread,
Jan 18, 2009, 12:43:51 PM1/18/09
to
Hi,

den Vogel abgeschossen hat jetzt die Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg. So
hieß die FH früher mal auf Deutsch. Dann hieß sie aus oben bereits
genannten Gründen "University of Applied Science".

ABER JETZT : Seit kurzem betreibt sie Etikettenschwindel, denn sie nennt
sich nun "Hochschule Bonn-Rhein-Sieg". www.fh-brs.de <-- schaut es euch
an!

Es ist ein Unding diese beiden Einrichtungen zusammen zu werfen, denn es
sind verschiedene Berufe, die man lernt. Dabei möchte ich keine Wertung
abgeben, welcher schöner oder ehrenwerter ist. Es sind halt verschiedene.
Wenn man da nicht vom Namen her sauber trennt, ist es erstens Schwindel
und zweitens dumm. Denn eine Firma will vielleicht einen "Handwerker"
haben und keinen "überqualifizierten Wissenschaftler". Dabei wiederhole
ich : keiner der beiden Berufe ist bei mir angesehener als der andere.

Gruß,
Christian

Torsten Bronger

unread,
Jan 18, 2009, 1:17:33 PM1/18/09
to
Hallöchen!

Christian Klein schreibt:

> den Vogel abgeschossen hat jetzt die Fachhochschule
> Bonn-Rhein-Sieg. So hieß die FH früher mal auf Deutsch. Dann hieß
> sie aus oben bereits genannten Gründen "University of Applied
> Science".
>
> ABER JETZT : Seit kurzem betreibt sie Etikettenschwindel, denn sie
> nennt sich nun "Hochschule Bonn-Rhein-Sieg". www.fh-brs.de <--
> schaut es euch an!

Es wurde offenbar vom Land genehmigt, denn es ist offiziell.

Die Suppe wurde meiner Ansicht nach ziemlich direkt von Bologna
eingebrockt, siehe <http://www.fh-brs.de/geschichte.html>: "Damit
ist die Umstellung von Diplom (FH) auf Bachelor- und
Masterabschlüsse für die gesamte Hochschule vollzogen." Die
Unterscheidung zwischen FHs und Unis macht in Deutschland daher über
kurz oder lang keinen Sinn mehr, andere FHs werden wohl also folgen.

Ich bezweifle, daß in diesem Einheitsbrei die Unis das ohnehin schon
angeschlagene Niveau halten können.

Ob die RWTH in 10 Jahren dann weiterhin letzte Technische Hochschule
sein will? ;-)

Torsten Bronger

unread,
Jan 18, 2009, 1:26:27 PM1/18/09
to
Hallöchen!

Torsten Bronger schreibt:

> [...] Die Unterscheidung zwischen FHs und Unis macht in


> Deutschland daher über kurz oder lang keinen Sinn mehr, andere FHs
> werden wohl also folgen.

Ups, es gab sogar mindestens einen Vorgänger, und die haben sogar
schon die Domain angepaßt: http://www.hs-owl.de/

Christian Klein

unread,
Jan 18, 2009, 1:32:08 PM1/18/09
to

Hallo zusammen,
auch ich finde den Zeitungsartikel und vor allem den Protest des
Professors seht gut. Zu viele Kommilitonen haben mich bereits gefragt :
"Sag bloß Du hast in Mathe etwas verstanden! Ich habe immer nur für die
Klausur gelernt." Diese Kollegen laufen zum Teil aalglatt durch das
Studium und lernen so viel wie sie brauchen - nicht mehr. Selber denken :
naja, so viel wie halt für die Klausur gebraucht wird. Ist es das, was
die Uni will? Ist das Sinn und Zweck eines Studiums? Wissen zu verdauen
anstelle von Denken lernen?

Es ist auch sehr zu bedauern, dass gerade einmal 9 Autoren 17 Beiträge zu
diesem Thema verfasst haben. Eigentlich sollte doch der Campus brennen?
Wo bleibt der Widerstand? Zum Vergleich will ich auf folgende Diskussion
hinweisen :
http://groups.google.de/group/oecher.talk/browse_thread/
thread/15cffe725272d345/bfb37a8631d0b99d?hl=de&q=Markus+Voss&lnk=ol&

Hier suchte jemand nach zwei Kellnerinnen für seine Party und es
antworteten 86 Leute binnen weniger Tage, da nicht auch nach Kellnern
gesucht wurde. Sexismus und der Unterschied zwischen Männlein und
Weiblein scheint wichtiger zu sein als unsere Universitäten...

Warum gibt es keine Vorschläge etwas zu unternehmen? Warum hat sich die
Hochschule des Herrn Marius Reiser bis heute nicht zu dem Thema geäußert?

Wahrscheinlich denken viele wirklich nur : "Nach mir die Sintflut."

Gruß,
Christian

Malte Schirmacher

unread,
Jan 18, 2009, 4:21:26 PM1/18/09
to
Christian Klein schrieb:

> Warum gibt es keine Vorschläge etwas zu unternehmen? Warum hat sich die
> Hochschule des Herrn Marius Reiser bis heute nicht zu dem Thema geäußert?
>
> Wahrscheinlich denken viele wirklich nur : "Nach mir die Sintflut."

Und die wichtigste Frage: wo genau kann ich mich denn jetzt eigentlich
deinem Widerstand anschließen?

Tobias O.

unread,
Jan 18, 2009, 4:48:41 PM1/18/09
to
Christian Klein schrieb:

> Hallo zusammen,
> auch ich finde den Zeitungsartikel und vor allem den Protest des
> Professors seht gut. Zu viele Kommilitonen haben mich bereits gefragt :
> "Sag bloß Du hast in Mathe etwas verstanden! Ich habe immer nur für die
> Klausur gelernt." Diese Kollegen laufen zum Teil aalglatt durch das
> Studium und lernen so viel wie sie brauchen - nicht mehr. Selber denken :
> naja, so viel wie halt für die Klausur gebraucht wird. Ist es das, was
> die Uni will? Ist das Sinn und Zweck eines Studiums? Wissen zu verdauen
> anstelle von Denken lernen?
>
> Es ist auch sehr zu bedauern, dass gerade einmal 9 Autoren 17 Beiträge zu
> diesem Thema verfasst haben. Eigentlich sollte doch der Campus brennen?
> Wo bleibt der Widerstand? [...]

>
> Warum gibt es keine Vorschläge etwas zu unternehmen? Warum hat sich die
> Hochschule des Herrn Marius Reiser bis heute nicht zu dem Thema geäußert?
>
> Wahrscheinlich denken viele wirklich nur : "Nach mir die Sintflut."
>
> Gruß,
> Christian

Du musst bedenken, das momentan Klausurphase ist, bzw. diese bald
ansteht. Es sind also alle mit dem Lernen beschäftigt...

Herwig Hahn

unread,
Jan 18, 2009, 6:17:33 PM1/18/09
to
Christian Klein schrieb:

Richtig! Nach mit die Sintflut. Ich erzaehl immer allen Leuten, wie froh
ich bin noch Diplom machen zu duerfen.

Ach, und selbst die Italiener finden Bologna Scheisse, wie ich heute
erfahren habe. War nur einer, er meinte, die Zeit fuer die
Bachelorarbeit fehlt jetzt fuer die Klausuren. Seine Uni war leider
schneller als die RWTH.

Du kannst ja mal ne Petition an die EU richtig, gegen Bologna, dann kann
ich mich da eintragen. Ist leichter, als selber was anzufangen, weisst
du doch bestimmt :)

Holger Jeromin

unread,
Jan 18, 2009, 6:47:22 PM1/18/09
to
Christoph Schmitz schrieb am 17.01.2009 23:06:
> Andreas Bollermann schrieb:

Im Abi hat man ja auch Rechnen und kein Mathematik.

.oO( Ich dachte das lernt man im Informatikstudium )

--
Mit freundlichen Grüßen
Holger Jeromin

Thomas Hochstein

unread,
Jan 19, 2009, 12:54:34 AM1/19/09
to
Christian Klein schrieb:

> ABER JETZT : Seit kurzem betreibt sie Etikettenschwindel, denn sie nennt
> sich nun "Hochschule Bonn-Rhein-Sieg". www.fh-brs.de <-- schaut es euch
> an!

Das ist kein Einzelfall. Die Fachhochschulen sind offenbar wenn nicht
flächendeckend, so doch in etlichen Bundesländern in "Hochschulen"
umbenamst worden.

Das ist letztendlich konsequent, da es ja keinen Unterschied mehr
zwischen BA-, FH- oder Universitätsabschluss geben soll, sondern nur
noch zwischen Bachelor und Master - demnach wäre ein BA-Master wohl
der ggü. einem Universitäts-Bachelor höherwertige Abschluss. Nicht,
daß ich davon vertieft Ahnung hätte oder das für sinnvoll hielte. ;)

-thh

Christian Schroeder

unread,
Jan 19, 2009, 2:26:40 AM1/19/09
to
Christian Klein schrieb:

> Hallo zusammen,
> auch ich finde den Zeitungsartikel und vor allem den Protest des
> Professors seht gut. Zu viele Kommilitonen haben mich bereits gefragt :
> "Sag bloß Du hast in Mathe etwas verstanden! Ich habe immer nur für die
> Klausur gelernt." Diese Kollegen laufen zum Teil aalglatt durch das
> Studium und lernen so viel wie sie brauchen - nicht mehr. Selber denken :
> naja, so viel wie halt für die Klausur gebraucht wird. Ist es das, was
> die Uni will? Ist das Sinn und Zweck eines Studiums? Wissen zu verdauen
> anstelle von Denken lernen?

Welche komischen Klausuren schreibt ihr denn da? Ich hatte
(Elektrotechnik) auch die ein oder andere Klausur, in der man mit "ich
kenn dich nicht, aber ich rechne dich trotzdem" durchkam, aber oft
musste man es wirklich *verstanden* haben.

--
Gruß Chris
http://www.insel-kaese.de
Wer Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird beides verlieren

Christian Klein

unread,
Jan 19, 2009, 2:28:31 AM1/19/09
to
Hi,

> Das ist letztendlich konsequent, da es ja keinen Unterschied mehr
> zwischen BA-, FH- oder Universitätsabschluss geben soll, sondern nur
> noch zwischen Bachelor und Master - demnach wäre ein BA-Master wohl der
> ggü. einem Universitäts-Bachelor höherwertige Abschluss. Nicht, daß ich
> davon vertieft Ahnung hätte oder das für sinnvoll hielte. ;)

ich habe eben einfach mal bei der Studienberatung der "Hochschule" Bonn
Rhein Sieg angerufen und mich beraten lassen. Es ist demnach nun möglich
an der FH einen Bachelor zu machen und danach auf die RWTH zu wechseln um
dort den Master anzuschließen. Dazu muss man sagen, dass die Laplace-
Transformation für meine Freunde der FH schon ein Fremdwort ist. Und ohne
diese Grundlage stelle ich mir das Studium hier in Aachen schon schwer
vor. Allerdings kann es passieren, dass die RWTH ggf.
Zusatzqualifikationen erwartet, die noch geleistet werden müssen.

Ist das wirklich sinnvoll? Die Trennung zwischen FH und Uni/TH soll
politisch aufgehoben werden und alles bekommt den gleichen Namen. Dabei
war das alte System so sinnvoll. Zwei unterschiedliche Berufe brauchen
zwei unterschiedliche Ausbildungen. Der praxisnahe FH-Absolvent lernt
anders und andere Dinge als ein Theoretiker der RWTH. Da kann man nur
sehr schlecht anknüpfen.

Zitat eines Freundes der FH : "Einen Regler kann man bei Bosch kaufen.
Der hat zwei Potis an denen man drehen kann bis der Motor läuft wie er
soll"( Zitat sinngemäß)
Das war die Antwort auf die Bodediagramme die ich ihm aufgezeichnet hatte
zu einem PD-Regler ;o) Da prallten zwei Welten aufeinander. Mir war zu
dem Zeitpunkt meiner Systemtheorieprüfung nicht bewusst, dass man einen
simplen Regler bei Conrad kaufen kann ;o) Ich implementiere den in
Matlab...

Und nochmal sei betont. Um einen Motor zu regeln braucht man in 80% der
Fälle keine Systemtheorie sondern einen Regler von Bosch! Daher finde ich
die FHs ja auch so gut und die Umstellung so wenig durchdacht.

Gruß,
Christian

Christian Schroeder

unread,
Jan 19, 2009, 2:40:24 AM1/19/09
to
Oliver Schad schrieb:
> Heyho,

>
> da mich das Thema innerlich auch bewegt und mich das jetzige System
> in den Wahnsinn treibt, hat es mich gefreut zu lesen, dass jemand so
> konsequent seine Ansichten in die Tat umsetzt, siehe
> http://tinyurl.com/6tzxc7 (FAZ-Artikel).
>
> Das deutsche Hochschulwesen verkommt zur industriellen Lernfabrik, es
> geht nicht darum freie Geister zu schaffen, Bildung ist kein Wert
> (mehr?). Wichtig ist die Frage nach dem monetären Nutzen. Eine häufig
> gestellte Frage ist, was das bringt, wenn man zum Beispiel etwas
> geisteswissenschaftliches studiert oder Musik.

Naja... Es ist schon wesentlich, dass man mit dem, was man da studiert,
auch nachher seine Brötchen verdienen kann. Wer dann trotzdem noch
Germanistik macht, muss schon genau wissen, was er da tut. Letztlich ist
es eben das Volk, das z.B. Ingenieurstudiengänge mehr belohnt, als so
manche Geisteswissenschaft. Für den Flachbildfernseher bezahlen die gern
viel Geld, für Sprachkurse (->Anglistik, Romanistik und Co.) eher nicht.

> Ich kann sagen, dass mein persönliches Glück nicht darin liegt, das
> zu tun, was das meiste Geld bringt, sondern das zu tun, was mir Spaß
> macht. Ja, ich kann damit Geld verdienen, aber das ist eher ein
> glücklicher Zufall.
>
> Ich muss sagen, dass ich vieles erst jetzt begreife, ich habe
> gelernt, dass seinen Geist zu entwickeln an sich einen unschätzbaren
> Wert darstellt. Die Freiheit zu denken, also diese Welt in Gedanken
> zu hinterfragen, beglückt mich mehr, als alles andere.

Dinge zu hinterfragen lernt man eigentlich schon; in welchem Studiengang
wird das ausgeklammert?

> Ich habe das Studium bzw. den Zwang zum schnellen studieren ab der
> ersten Minute gehasst. Ich habe im Jahr 2001 an der RWTH angefangen
> Informatik zu studieren. Manche Vorlesungen mochte ich, andere nicht.
> Ich hab mich in den Richtungen gebildet, die ich für richtig hielt,
> andere hab ich total vernachlässigt.

In der Phase kann man das allerdings nur sehr eingeschränkt beurteilen,
was nun wichtig ist und was nicht. Im Vordiplom hab ich auch manches Mal
gedacht, dass diese oder jene Vorlesung sinnlos ist. Im Nachhinein hab
ich fast ausnahmslos alles wieder gebraucht.
Das Schnell-Studieren, das Leistungspinzip und all diese tollen Dinge
passen nicht unbedingt zum Philosophiestudium, ja. Aber es gibt eben
noch die Ingenieure und Naturwissenschaftler, da sieht das anders aus.
Man muss nachher Dinge schnell und zuverlässig hinbekommen.
Airbus verliert nen Haufen Geld und muss Mitarbeiter an die Luft setzen,
weil sie das Zeitlimit nicht schaffen. Beim Mautprojekt wars ähnlich und
jetzt bei der (schwachsinnigen) Gesundheitskarte auch.

> So habe ich mich in die Welt des schlechten Gewissens begeben. Ich
> habe der Vorgabe schnell zu studieren nicht entsprochen, was sollte
> denn aus mir werden, wenn ich nicht schnell studiere? Meine Eltern
> waren davon nicht sehr angetan, wie ich mich verhielt und ich hätte
> es ihnen doch so gerne recht gemacht, aber ich konnte nicht anders.
>
> Da ich den Studiengang gewechselt hatte 2001 war es mit dem Bafög
> nicht mehr weit her.

Also ist das mit dem Schnell-Studieren doch nicht so schlecht.

> Wissen aufzunehmen, was mir nicht sinnvoll erscheint, ist doch
> letztlich das Dümmste, was es auf Erden gibt.

Nein, denn das setzt voraus, dass du die Dinge überblicken kannst.
Kannst du aber oft erst im Nachhinein.
Wissen aufnehmen ist IMMER gut!

> Sollte nicht der Aufnahme von Wissen vorausgehen, dass dieses Wissen
> dich befriedigt?

Nein. Es sollte eine Wissensgier vorhanden sein, bei jedem Menschen.
Aber bei manchen wird die erst geweckt, wenn sie erfahren, was man so
alles lernen und verstehen kann.

> Ich freu mich richtig, dass mein Innerstes sich so sehr gegen die
> Lernfabrik gesträubt hat und immer, wenn ich die Schnellstudierer in
> Denkmustern denken sehe (allein das Wort Denkmuster ist ein
> Widerspruch in sich), dann freut es mich, dass mir diese Bürde
> erspart geblieben ist.

Richtig. Deswegen werden Denkmuster eigentlich hierzulande auch eher
nicht unterrichtet. Mir ist jedenfalls noch keins über den Weg gelaufen.

> Wenn man als Student von seiner Fakultät hört von studierten
> Menschen, dass man die nächste Schikane erdulden muss, weil die
> Statistiken damit besser aussehen, dann weiß ich, dass diese Menschen
> das Denken nie gelernt haben - man kann Denken nur auf seinem
> eigenen Weg lernen, niemals in einer Vorlesung. Lernroboter zu sein
> heißt nicht denken zu können - es ist das genaue Gegenteil.

Richtig.

> Denken heißt im Geiste frei sein, was auch bedeutet Dinge anders
> machen zu können, als der Rest der Menschheit.

Kann ja jeder halten, wie er will. Vielleicht allerdings ist es doch
nicht ganz so dumm, sich anzupassen und einzufügen, denn nur so kann
eine Gesellschaft funktionieren.

> Denn beim Denken wird man zu Erkenntnissen kommen, die andere noch
> nicht hatten, das ist das Wesen des Denkens - ein anderes Verhalten
> muss fast zwangsläufig daraus resultieren, denn man hat andere
> Gedanken im Kopf, als andere.

Oder man nutzt das Denken dazu, Zusammenhänge zu verstehen, die andere
entdeckt haben.

> Beim Denken fängt man an Wege zu beschreiten, die andere noch nie
> beschritten haben. Fängt man das Denken einmal an, man kann es nicht
> mehr lassen. Es macht süchtig Gedanken im Kopf zu haben, die noch
> niemand anderes hatte, jeder hat die unglaubliche Fähigkeit im Kopf
> weiter zu sein, als alle anderen Menschen und das scheinbar in nur
> einem Bruchteil einer Sekunde. Ich finde diese Erkenntnis einfach
> umwerfend.

Ist ja sagenhaft.

Christian Schroeder

unread,
Jan 19, 2009, 2:44:15 AM1/19/09
to
Christian Klein schrieb:

> Hi,
>
>> Das ist letztendlich konsequent, da es ja keinen Unterschied mehr
>> zwischen BA-, FH- oder Universitätsabschluss geben soll, sondern nur
>> noch zwischen Bachelor und Master - demnach wäre ein BA-Master wohl der
>> ggü. einem Universitäts-Bachelor höherwertige Abschluss. Nicht, daß ich
>> davon vertieft Ahnung hätte oder das für sinnvoll hielte. ;)
>
> ich habe eben einfach mal bei der Studienberatung der "Hochschule" Bonn
> Rhein Sieg angerufen und mich beraten lassen. Es ist demnach nun möglich
> an der FH einen Bachelor zu machen und danach auf die RWTH zu wechseln um
> dort den Master anzuschließen. Dazu muss man sagen, dass die Laplace-
> Transformation für meine Freunde der FH schon ein Fremdwort ist. Und ohne
> diese Grundlage stelle ich mir das Studium hier in Aachen schon schwer
> vor. Allerdings kann es passieren, dass die RWTH ggf.
> Zusatzqualifikationen erwartet, die noch geleistet werden müssen.

Da finde ich den Weg gut, der früher gewählt wurde. Da konnte man auch
von der FH an die Uni - aber erst nach dem Diplom. Ich kenn ein paar
Kommilitonen, die das so gemacht haben, einige sind damit gut
zurechtgekommen, andere nicht so gut.

Ich hab das Gefühl, die FHs haben da einen Minderwertigkeitskomplex,
glaubten, sie seien schlechter. Die theoretischen Anforderungen sind
auch andere, aber deswegen ist das ja nicht schlechter, sondern hat
einfach nur einen anderen Schwerpunkt. Ich würde sagen, das war eine
funktionelle Unterscheidung und keine wertende.

Martin Schleyer

unread,
Jan 19, 2009, 3:58:37 AM1/19/09
to
Herwig Hahn schrieb:

> Christian Klein schrieb:
>> Hallo zusammen,

[...gekürzt...]

>>
>> Warum gibt es keine Vorschläge etwas zu unternehmen? Warum hat sich
>> die Hochschule des Herrn Marius Reiser bis heute nicht zu dem Thema
>> geäußert?
>>
>> Wahrscheinlich denken viele wirklich nur : "Nach mir die Sintflut."
>> Gruß,
>> Christian
>
> Richtig! Nach mit die Sintflut. Ich erzaehl immer allen Leuten, wie froh
> ich bin noch Diplom machen zu duerfen.

Ist das nicht das Problem? Eigentlich hätte der Bologna-Prozess doch mal
tolle Chancen geboten, ein paar Sachen grundlegend auf den Kopf zu
stellen. Für uns Diplomer ist das Einfluss nehmen allerdings nur mit
vieeel Idealismus drin - wir haben ja nix davon - und die andere Seite
(Profs und Verwaltung) können auch nicht gerade behaupten, sie wären
wahnsinnig offen für Neues.

Stattdessen macht man oft einfach aus dem Diplomstudiengang ein
6+4-Konzept, knallt noch ein paar Fächer extra rein, damit die Credits
stimmen und die AASI...ach die Dingenskirchenagentur da... glücklich ist
und vertut die Chancen, denn...

...ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass ein Bachelor + Master-Konzept
schlechter sein _muss_ - und andere Unis zeigen mit ihren "Studium
Generale"-Blöcken zum Beispiel auch, dass man sogar in genau die Breite
gehen könnte.

Wenn die Hochschullandschaft auch noch für andere Leute neue Wege öffnen
würde...
...wenn man als E-Technik-Bachelor einen Automatisierungstechnik-Master
mit den Maschis machen kann,
...oder Embedded-Systems bei den Informatikern
...oder seinen Master in Südspanien mit jeder Menge Solartechnik
...und dafür können dann die Schweden bei uns Reaktortechnik machen.

Möglichkeiten einfallen würden mir genug. Und das wäre auch meine
Vorstellung von Bologna gewesen - eine europaweiten Hochschullandschaft.

Aber sowas würde ja bedeuten, dass z.B. alle Fakultäten an einem Strang
ziehen müssten, und dann auch noch hochschulübergreifend und gar
europaweit - bei dem Geschachere hinter den Kulissen schon alleine an
der RWTH - zumindest an dem was man manchmal so mitbekommt - kaum
vorstellbar. Schade.

>
> Ach, und selbst die Italiener finden Bologna Scheisse, wie ich heute
> erfahren habe. War nur einer, er meinte, die Zeit fuer die
> Bachelorarbeit fehlt jetzt fuer die Klausuren. Seine Uni war leider
> schneller als die RWTH.

Ich persönlich fände es für mich gar nicht so schlecht, nach sechs
Semestern eine Möglichkeit zu haben, nochmal umzuorientieren und meinen
Schwerpunkt zu finden und _irgendwo_ in Europa studieren zu können.

Als Diplomer hängen wir mindestens 10 - naja und mal ehrlich, eher 12 -
13 Semester in Aachen fest. Das kann gut sein, aber auch hindern. Ich
hab schon das Gefühl, ich sollte langsam raus aus diesem Regenloch :-)

> Du kannst ja mal ne Petition an die EU richtig, gegen Bologna, dann kann
> ich mich da eintragen. Ist leichter, als selber was anzufangen, weisst
> du doch bestimmt :)

Dann lieber den Hochschulverwaltung aufs Dach steigen, oder der
Fakultät. Aber ich gebe zu: dafür steckt in mir doch auch ein bisschen
zu viel "nach mir die Sintflut" - und ich fürchte auch, dass die RWTH
manchmal ein wenig zu dieser Einstellung verleitet.


Aber eigentlich ist heute erst Montag, Zeit für tief schweifende
Gedanken um die Zukunft der Lernlandschaft RWTH mit einer Flasche
Rotwein muss ich leider verschieben - Lernen steht an ;-)

Schöne Woche,
Martin

Ingo Kaiser

unread,
Jan 19, 2009, 4:15:37 AM1/19/09
to
"Martin Schleyer" <martin....@rwth-aachen.de> schrieb am Montag
um 9:58:

> Aber eigentlich ist heute erst Montag, Zeit für tief schweifende
> Gedanken um die Zukunft der Lernlandschaft RWTH mit einer Flasche
> Rotwein muss ich leider verschieben - Lernen steht an ;-)
Außerdem wäre es zumindest meinem persönlichen Gefühl nach noch zu
früh für einen Rotwein -
wie hat man mir im ca. ersten Semester beigebracht?
"Alkohol ist aber einer zweistelligen Uhrzeit nicht mehr asi"
Gruß
Ingo

Matthias Schmitz

unread,
Jan 19, 2009, 5:22:36 AM1/19/09
to
Hallihallo,

ich hab mal ne generelle Frage zu dem neuen System: wie sieht es eigentlich
mit der Hochschulzugangsberechtigung in Zukunft aus? Als ich im Ausland war,
wurde nämlich von Kommilitonen aus anderen Ländern insbesondere die
Möglichkeit, in Deutschland auch ohne Abitur über eine abgeschlossene
Berufsausbildung an die FH zu können, sehr gelobt und manchmal neidisch
betrachtet.
Eine solche Durchlässigkeit der Bildungsinstitutionen ist nicht in jedem
Land gegeben.

Gruß,
Matthias


Torsten Bronger

unread,
Jan 19, 2009, 6:00:17 AM1/19/09
to
Hallöchen!

Matthias Schmitz schreibt:

> ich hab mal ne generelle Frage zu dem neuen System: wie sieht es
> eigentlich mit der Hochschulzugangsberechtigung in Zukunft aus?

Die Zugangsvoraussetzungen werden im großen und ganzen die einzige
Eigenschaft sein, die die Hochschulen in einigen Jahren formal noch
unterscheiden werden. Ich glaube nicht, daß sich daran etwas ändern
wird, weil weder die FHs Interesse an den Zugangsvoraussetzungen der
Unis haben, noch umgekehrt.

Andreas Kuntze

unread,
Jan 19, 2009, 6:43:37 AM1/19/09
to
Holger Jeromin schrieb:

> Im Abi hat man ja auch Rechnen und kein Mathematik.

Ich finde gerade, dass im Studium viel zu viel Wert auf Rechnen gelegt
wird. Wenn der Stoff eines Themengebietes zu leicht ist, werden in den
Klausuraufgaben oft besonders krumme Werte oder große Matrizen
verwendet. Dinge, die man später nie mehr im Kopf rechnen wird und
meiner Meinung nach pure Schikane. Hinzu kommt noch, dass vieles, was
zum Vorlesungsstoff gehört, nicht Klausurrelevant ist. Einen Fragenteil
gibt es selten. Wenn man versucht, den Stoff systematisch und halbwegs
vollständig mithilfe des Skriptes zu verstehen, ist man bei der Klausur
oft im Nachteil gegenüber denjenigen, die in der Zeit fast nur
Klausuraufgaben gerechnet haben, ohne die Hintergründe vollständig zu
verstehen. Da kann man sich doch nicht wundern, dass fast nur "auf
Klausur" gelernt wird. Unterm Strich zählt eben leider doch häufig nur
die Note.

Gruß
Andreas

Matthias Botzen

unread,
Jan 19, 2009, 7:14:26 AM1/19/09
to
Andreas Kuntze schrieb:

> Holger Jeromin schrieb:
>
>> Im Abi hat man ja auch Rechnen und kein Mathematik.
>
> Ich finde gerade, dass im Studium viel zu viel Wert auf Rechnen gelegt
> wird. Wenn der Stoff eines Themengebietes zu leicht ist, werden in den
> Klausuraufgaben oft besonders krumme Werte oder große Matrizen
> verwendet.


Das kann ich so nicht bestätigen. Die Werte die mir in Klausuren in
meinem Informatikstudium begegnet sind waren eigentlich immer recht
schön. Da war ich aus meinem Mathe-LK teilweise ganz andere Dinge
gewohnt. Ok in der Schule durften wir einen Taschenrechner benutzen,
aber das hat die total abgedrehten Funktionen auch nicht besser gemacht.

mfg
matthias

--
Und sperrt man mich ein im finsteren Kerker,
das alles sind rein vergebliche Werke.
Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei: Die Gedanken sind frei!

Christia...@rwth-aachen.de

unread,
Jan 19, 2009, 7:43:52 AM1/19/09
to

> Das kann ich so nicht bestätigen. Die Werte die mir in Klausuren in
> meinem Informatikstudium begegnet sind waren eigentlich immer recht
> schön. Da war ich aus meinem Mathe-LK teilweise ganz andere Dinge
> gewohnt. Ok in der Schule durften wir einen Taschenrechner benutzen,
> aber das hat die total abgedrehten Funktionen auch nicht besser gemacht.

Bei der Elektrotechnik stimmt es bei manchen Fächern leider auch.
Numerische Mathematik bestand nur aus fehlerfreiem HighSpeed-
Taschenrechnen. Wenn der Lösungsweg zwar stimmte, jedoch das
Endergebnis nicht richtig war hat das auch schon mal zu einer fünf
geführt.
Das ist aber ein prinzipielles Problem. Leider kann nicht jeder
Student mündlich geprüft werden und Multiple Choice Fragen können
auswenig gelernt werden. Die Numerikprüfung hat zumindest in mancher
Aufgabe nur Geschwindigkeit und Konzentration geprüft. Wäre auch
schön, wenn das verbessert würde.

Mir liegen aber ganz andere Dinge am Herzen. Wer den Zeitungsartikel
gelesen hat wird mich verstehen...

Gruß,
Christian - der schon mit dem Gedanken einer Petition bei der EU spielt

Christian Schroeder

unread,
Jan 19, 2009, 9:25:40 AM1/19/09
to
Andreas Kuntze schrieb:

> Holger Jeromin schrieb:
>
>> Im Abi hat man ja auch Rechnen und kein Mathematik.
>
> Ich finde gerade, dass im Studium viel zu viel Wert auf Rechnen
> gelegt wird. Wenn der Stoff eines Themengebietes zu leicht ist,
> werden in den Klausuraufgaben oft besonders krumme Werte oder große
> Matrizen verwendet.

Was soll denn sonst passieren? Irgendwo *muss* ja ein gewisser
Schwierigkeitsgrad vorhanden sein.

> Dinge, die man später nie mehr im Kopf rechnen wird

Also es gehört schon zu den wichtigen Fähigkeiten, Dinge im Kopf
überschlagen zu können, auch wenn man dafür einen Rechner nutzen könnte.

> und meiner Meinung nach pure Schikane.

Willkommen im Leben.

> Hinzu kommt noch, dass vieles, was zum Vorlesungsstoff gehört, nicht
> Klausurrelevant ist.

Das ist ja nicht schlimm. Du lernst ja nicht für die Klausur, sondern um
den Stoff insgesamt zu verstehen. Dann wird eben nur ein Teil davon in
der Klausur abgefragt. Oft wechseln auch die Themengebiete, die
abgefragt werden.

> Einen Fragenteil gibt es selten.

Da haben allerdings dann viele ein Problem, wenn es den gibt.

> Wenn man versucht, den Stoff systematisch und halbwegs vollständig
> mithilfe des Skriptes zu verstehen, ist man bei der Klausur oft im
> Nachteil gegenüber denjenigen, die in der Zeit fast nur
> Klausuraufgaben gerechnet haben, ohne die Hintergründe vollständig zu
> verstehen.

Das ist manchmal so und manchmal nicht. Besser ist es in der Tat, wenns
auf Verständnis ankommt.

> Da kann man sich doch nicht wundern, dass fast nur "auf Klausur"
> gelernt wird. Unterm Strich zählt eben leider doch häufig nur die
> Note.

Oft gibts aber Nachfolgeveranstaltungen und da wird dann das Wissen
gebraucht.

Christian Schroeder

unread,
Jan 19, 2009, 9:26:51 AM1/19/09
to
Matthias Schmitz schrieb:

> Hallihallo,
>
> ich hab mal ne generelle Frage zu dem neuen System: wie sieht es eigentlich
> mit der Hochschulzugangsberechtigung in Zukunft aus? Als ich im Ausland war,
> wurde nämlich von Kommilitonen aus anderen Ländern insbesondere die
> Möglichkeit, in Deutschland auch ohne Abitur über eine abgeschlossene
> Berufsausbildung an die FH zu können, sehr gelobt und manchmal neidisch
> betrachtet.

Diese Nicht-Durchlässigkeit stellt ja gerade ein Qualitätskriterium dar.

Andreas Kuntze

unread,
Jan 19, 2009, 9:43:48 AM1/19/09
to
Christia...@rwth-aachen.de schrieb:

> Bei der Elektrotechnik stimmt es bei manchen Fächern leider auch.

Ich studiere Ti. Möglicherweise ist das hauptsächlich ein Problem des Fachbereichs 6.

> Numerische Mathematik bestand nur aus fehlerfreiem HighSpeed-
> Taschenrechnen. Wenn der Lösungsweg zwar stimmte, jedoch das
> Endergebnis nicht richtig war hat das auch schon mal zu einer fünf
> geführt.

Numerische Mathematik wäre auch mein Extrembeispiel. Ich will auch nicht sagen, dass es bei allen Fächern so war, aber gerade deshalb fiel es dann bei manchen besonders auf.

Gruß
Andreas

Matthias Botzen

unread,
Jan 19, 2009, 9:53:21 AM1/19/09
to
Christian Schroeder schrieb:

> Andreas Kuntze schrieb:
>> Holger Jeromin schrieb:
>>
>>> Im Abi hat man ja auch Rechnen und kein Mathematik.
>>
>> Ich finde gerade, dass im Studium viel zu viel Wert auf Rechnen gelegt
>> wird. Wenn der Stoff eines Themengebietes zu leicht ist, werden in den
>> Klausuraufgaben oft besonders krumme Werte oder große Matrizen verwendet.
>
> Was soll denn sonst passieren? Irgendwo *muss* ja ein gewisser
> Schwierigkeitsgrad vorhanden sein.
>

Warum _muss_ ein bestimmter Schwierigkeitsgrad erreicht werden?

Natürlich sollten nicht eigentlich wichtige Themen ignoriert werden, nur
weil das für die Studis einiges an Arbeit bedeutet.

Man muss aber den Schwierigkeitsgrad auch nicht künstlich erhöhen. Wenn
ein bestimmtes Thema nun mal "einfach" ist, dann darf auch die Prüfung
mal "einfach" sein. Durch der Wahl von Werten/Funktionen etc. kann ich
quasi jede Prüfung beliebig schwer machen. Aber dadurch ist doch
niemandem geholfen. Die Funktion beispielsweise die wir in unserer
Analysisklausur bekommen haben um eine Kurvendiskussion durchzuführen
war, insbeondere im Vergleich zu dem was ich aus dem Mathe-LK kannte,
relativ einfach. Aber sie war völlig ausreichend, um zu überprüfen ob
die Prinzipien einer Kurvendiskussion (die nun wahrlich nicht
sonderlich schwer sind) verstanden wurden. Natürlich hätte man diese
Funktion durch beliebiges Hinzufügen von Wurzlen, Logarithmen oder was
auch immer beliebig erschweren können. Aber was hätte das gebracht,
abgesehen davon, dass sich mehr Leute verrechnet hätten?

Aber wie gesagt, ich habe es im Studium auch nicht erlebt, dass
Klausuren bösartig gestellt wurden.

>> Dinge, die man später nie mehr im Kopf rechnen wird
>
> Also es gehört schon zu den wichtigen Fähigkeiten, Dinge im Kopf
> überschlagen zu können, auch wenn man dafür einen Rechner nutzen könnte.
>

In Klausuren geht es aber nicht um's überschlagen sondern um exakte Werte.

>> Einen Fragenteil gibt es selten.
>
> Da haben allerdings dann viele ein Problem, wenn es den gibt.
>

Das kritisiert er ja indirekt. Das viele nur Rechenschemata lernen aber
keine Inhalte. Und durch die Art der Klausuren dieses nur bedingt
hilfreiche lernen auch noch unterstützt wird.

>
>> Da kann man sich doch nicht wundern, dass fast nur "auf Klausur"
>> gelernt wird. Unterm Strich zählt eben leider doch häufig nur die
>> Note.
>
> Oft gibts aber Nachfolgeveranstaltungen und da wird dann das Wissen
> gebraucht.
>

Wohl wahr!

Und manchmal sind's auch keine direkten Nachfolgeveranstaltungen sondern
irgendwas im Hauptstudium wo davon ausgegangen wird, dass man gewisse
Dinge versteht, weil man das ja mal im Grundstudium gelernt hat

Andreas Kuntze

unread,
Jan 19, 2009, 10:54:09 AM1/19/09
to
Christian Schroeder schrieb:

>> Ich finde gerade, dass im Studium viel zu viel Wert auf Rechnen
>> gelegt wird. Wenn der Stoff eines Themengebietes zu leicht ist,
>> werden in den Klausuraufgaben oft besonders krumme Werte oder große
>> Matrizen verwendet.
>
> Was soll denn sonst passieren? Irgendwo *muss* ja ein gewisser
> Schwierigkeitsgrad vorhanden sein.

z.B. in dem mehr Stoff oder anspruchsvollere Methoden abgefragt werden. s.u. Wenn es dann mal wirklich leichter wird, was ich nicht glaube, dann ist es eben so. Wozu die Klausuren künstlich schwerer machen, als es der Lehrstoff hergibt?

> Also es gehört schon zu den wichtigen Fähigkeiten, Dinge im Kopf
> überschlagen zu können, auch wenn man dafür einen Rechner nutzen könnte.

Das bestreite ich nicht. Dicke Matrizen zig mal zu quadrieren und zu multiplizieren gehört aber sicher nicht dazu. Genau dazu benutzt man Rechner. Nicht, dass du mich falsch verstehst: Ich habe nichts gegen ein bisschen rechnen, nur die Gewichtung finde ich oft nicht ausgewogen und wirklichkeitsfremd.

>> und meiner Meinung nach pure Schikane.
>
> Willkommen im Leben.

Was willst du damit genau sagen? Weil nicht alles im Leben optimal ist, bekommen alle einen Freifahrtschein um alles beliebig schlecht machen zu dürfen und niemand darf das kritisieren? Du hast seltsame Ansichten.
Hinzu kommt, dass im Leben selten jemand behauptet, fair und aussagekräftig zu bewerten. Wer dies tut, sollte sich auch an diesem Anspruch messen lassen.

> Du lernst ja nicht für die Klausur, sondern um
> den Stoff insgesamt zu verstehen.

Das ist der Optimalfall. Dieses Verhalten wird aber leider manchmal nicht gerade gefördert. Wenn die Ziele "gute Klausur schreiben" und "den Stoff insgesamt verstehen" eine zu geringe Schnittmenge haben, bestraft man diejenigen, die ihre knappe Zeit damit verbringen, zu versuchen, den Stoff wirklich zu verstehen. Auch haben dann die Noten kaum Aussagekraft über tatsächliche Fähigkeiten in dem entsprechenden Fächern.

>Oft wechseln auch die Themengebiete, die
>abgefragt werden.

Dann ist es auch gut so. Bei manchen Fächern sind aber ganze Themengebiete prinzipiell nicht oder fast nicht Klausurrelevant, und zwar nicht, weil sie nicht wichtig wären, sondern weil sie keine Rechenaufgaben hergeben.

>> Einen Fragenteil gibt es selten.
>
> Da haben allerdings dann viele ein Problem, wenn es den gibt.

Genau, weil sich dann nämlich zeigt, wer wirklich etwas drauf hat. Am Anfang hast du doch gefragt, wo der Schwierigkeitsgrad herkommen soll. Unter Anderem davon.

> Das ist manchmal so und manchmal nicht. Besser ist es in der Tat, wenns
> auf Verständnis ankommt.

Genau so sehe ich das auch. Viele Klausuren sind durchaus gut, viele Professoren geben sich wirklich mühe den Stoff verständlich vorzutragen. Dadurch fällt aber gerade auf, dass es manchmal auch nicht so ist.



> Oft gibts aber Nachfolgeveranstaltungen und da wird dann das Wissen
> gebraucht.

Bei mir im Grundstudium hat praktisch keine Veranstaltung direkt auf der anderen aufgebaut. Lediglich wenige elementarste Grundlagen zogen sich durch mehrere Vorlesungen. Im Hauptstudium begegnen einen dann manche Dinge wieder, viele aber auch nicht. Selbst, wenn man sich nach so langer Zeit wieder erinnert, ist der Vorteil kleiner, als man erwarten würde. Die Vorlesungen greifen oft schlecht ineinander, was dazu führt, dass man manches doppelt hört, und manches so gut wie gar nicht.

Gruß
Andreas

Malte Schirmacher

unread,
Jan 19, 2009, 12:15:45 PM1/19/09
to
Christian Klein schrieb:

> ich habe eben einfach mal bei der Studienberatung der "Hochschule" Bonn
> Rhein Sieg angerufen und mich beraten lassen. Es ist demnach nun möglich
> an der FH einen Bachelor zu machen und danach auf die RWTH zu wechseln um
> dort den Master anzuschließen. Dazu muss man sagen, dass die Laplace-
> Transformation für meine Freunde der FH schon ein Fremdwort ist. Und ohne
> diese Grundlage stelle ich mir das Studium hier in Aachen schon schwer
> vor. Allerdings kann es passieren, dass die RWTH ggf.
> Zusatzqualifikationen erwartet, die noch geleistet werden müssen.

Macht doch erstmal nichts, wenn die Leute unterqualifiziert sind,
solange sie bereit sind, den entsprechenden Aufwand zu leisten um
Anschluss zu finden.
Wichtig ist dann halt nur, dass nicht das Niveau insgesamt abgesenkt
wird um auf die (falsche) Rücksich zu nehmen. Das ist aber grade die
Gefahr die ich bei sowas sehe, da schier überall viel zu viel Rücksicht
auf Nachzügler genommen wird.

Message has been deleted

Christian Schroeder

unread,
Jan 19, 2009, 2:44:18 PM1/19/09
to
Matthias Botzen schrieb:

> Christian Schroeder schrieb:
>> Andreas Kuntze schrieb:
>>> Holger Jeromin schrieb:
>>>
>>>> Im Abi hat man ja auch Rechnen und kein Mathematik.
>>>
>>> Ich finde gerade, dass im Studium viel zu viel Wert auf Rechnen
>>> gelegt wird. Wenn der Stoff eines Themengebietes zu leicht ist,
>>> werden in den Klausuraufgaben oft besonders krumme Werte oder
>>> große Matrizen verwendet.
>>
>> Was soll denn sonst passieren? Irgendwo *muss* ja ein gewisser
>> Schwierigkeitsgrad vorhanden sein.
>>
>
> Warum _muss_ ein bestimmter Schwierigkeitsgrad erreicht werden?

Weil ich mir sonst die Klausur sparen kann. Wenn nur 5% durchfallen,
kann ich mir den Aufwand sparen und stattdessen allen Studenten eine
passende Note aufs Zeugnis schreiben.

> Natürlich sollten nicht eigentlich wichtige Themen ignoriert werden,
> nur weil das für die Studis einiges an Arbeit bedeutet.
>
> Man muss aber den Schwierigkeitsgrad auch nicht künstlich erhöhen.
> Wenn ein bestimmtes Thema nun mal "einfach" ist, dann darf auch die
> Prüfung mal "einfach" sein.

Richtig. Oder aber man überlegt, ob man das nicht einfach als
Scheinklausur macht.

> Durch der Wahl von Werten/Funktionen etc. kann ich quasi jede Prüfung
> beliebig schwer machen. Aber dadurch ist doch niemandem geholfen. Die
> Funktion beispielsweise die wir in unserer Analysisklausur bekommen
> haben um eine Kurvendiskussion durchzuführen war, insbeondere im
> Vergleich zu dem was ich aus dem Mathe-LK kannte, relativ einfach.
> Aber sie war völlig ausreichend, um zu überprüfen ob die Prinzipien
> einer Kurvendiskussion (die nun wahrlich nicht sonderlich schwer
> sind) verstanden wurden. Natürlich hätte man diese Funktion durch
> beliebiges Hinzufügen von Wurzlen, Logarithmen oder was auch immer
> beliebig erschweren können. Aber was hätte das gebracht, abgesehen
> davon, dass sich mehr Leute verrechnet hätten?
>
> Aber wie gesagt, ich habe es im Studium auch nicht erlebt, dass
> Klausuren bösartig gestellt wurden.

Ich auch nicht.

>>> Dinge, die man später nie mehr im Kopf rechnen wird
>>
>> Also es gehört schon zu den wichtigen Fähigkeiten, Dinge im Kopf
>> überschlagen zu können, auch wenn man dafür einen Rechner nutzen
>> könnte.
>>
>
> In Klausuren geht es aber nicht um's überschlagen sondern um exakte
> Werte.

Richtig. Man kann aber ja im praktischen Leben anschließend den
Schwierigkeitsgrad gegenüber dem Studium ein bisschen reduzieren ;-)
Ich finds nur fragwürdig, dass alle Welt gern sagt, man müsse wegen der
Taschenrechner ja nichts mehr im Kopf rechnen.

>>> Einen Fragenteil gibt es selten.
>>
>> Da haben allerdings dann viele ein Problem, wenn es den gibt.
>>
>
> Das kritisiert er ja indirekt. Das viele nur Rechenschemata lernen
> aber keine Inhalte. Und durch die Art der Klausuren dieses nur
> bedingt hilfreiche lernen auch noch unterstützt wird.

Richtig und das sehe ich auch so.

Christian Schroeder

unread,
Jan 19, 2009, 2:51:23 PM1/19/09
to
Andreas Kuntze schrieb:

> Christian Schroeder schrieb:
>
>>> Ich finde gerade, dass im Studium viel zu viel Wert auf Rechnen
>>> gelegt wird. Wenn der Stoff eines Themengebietes zu leicht ist,
>>> werden in den Klausuraufgaben oft besonders krumme Werte oder
>>> große Matrizen verwendet.
>> Was soll denn sonst passieren? Irgendwo *muss* ja ein gewisser
>> Schwierigkeitsgrad vorhanden sein.
>
> z.B. in dem mehr Stoff oder anspruchsvollere Methoden abgefragt
> werden. s.u. Wenn es dann mal wirklich leichter wird, was ich nicht
> glaube, dann ist es eben so. Wozu die Klausuren künstlich schwerer
> machen, als es der Lehrstoff hergibt?

In gewissen Grenzen kann man die Schwierigkeit so erhöhen oder eben sich
eingestehen, dass das Thema Killefitz ist. Das allerdings fällt den
Profs ja gern schwer.

>> Also es gehört schon zu den wichtigen Fähigkeiten, Dinge im Kopf
>> überschlagen zu können, auch wenn man dafür einen Rechner nutzen
>> könnte.
>
> Das bestreite ich nicht. Dicke Matrizen zig mal zu quadrieren und zu
> multiplizieren gehört aber sicher nicht dazu.

Richtig. Das ist dann wirklich Murks.

> Genau dazu benutzt man Rechner. Nicht, dass du mich falsch verstehst:
> Ich habe nichts gegen ein bisschen rechnen, nur die Gewichtung finde
> ich oft nicht ausgewogen und wirklichkeitsfremd.

Schön :-)

>>> und meiner Meinung nach pure Schikane.
>> Willkommen im Leben.
>
> Was willst du damit genau sagen? Weil nicht alles im Leben optimal
> ist, bekommen alle einen Freifahrtschein um alles beliebig schlecht
> machen zu dürfen und niemand darf das kritisieren? Du hast seltsame
> Ansichten.

Du wirst im Leben immer wieder damit konfrontiert, also kannst du es als
nette Übung ansehen.

> Hinzu kommt, dass im Leben selten jemand behauptet, fair und
> aussagekräftig zu bewerten. Wer dies tut, sollte sich auch an diesem
> Anspruch messen lassen.

Wer macht das denn?

>> Du lernst ja nicht für die Klausur, sondern um den Stoff insgesamt
>> zu verstehen.
>
> Das ist der Optimalfall. Dieses Verhalten wird aber leider manchmal
> nicht gerade gefördert. Wenn die Ziele "gute Klausur schreiben" und
> "den Stoff insgesamt verstehen" eine zu geringe Schnittmenge haben,
> bestraft man diejenigen, die ihre knappe Zeit damit verbringen, zu
> versuchen, den Stoff wirklich zu verstehen. Auch haben dann die Noten
> kaum Aussagekraft über tatsächliche Fähigkeiten in dem
> entsprechenden Fächern.

Das haben die eh fast nicht. Entscheidend ist eher, ob du da mal eine
Studien- oder Diplomarbeit gemacht hast. *Da* lernst du erstmal, was
eigentlich Sache ist.

>> Oft wechseln auch die Themengebiete, die abgefragt werden.
>
> Dann ist es auch gut so. Bei manchen Fächern sind aber ganze
> Themengebiete prinzipiell nicht oder fast nicht Klausurrelevant, und
> zwar nicht, weil sie nicht wichtig wären, sondern weil sie keine
> Rechenaufgaben hergeben.

OK, dann kann man das sich gleich kneifen. Davon hatte ich zum Glück nur
eine im ganzen Studium.

>>> Einen Fragenteil gibt es selten.
>> Da haben allerdings dann viele ein Problem, wenn es den gibt.
>
> Genau, weil sich dann nämlich zeigt, wer wirklich etwas drauf hat. Am
> Anfang hast du doch gefragt, wo der Schwierigkeitsgrad herkommen
> soll. Unter Anderem davon.

Nein, ich habe gesagt, dass er irgendwoher kommen muss. Dass das mit dem
Verstehen die bessere Möglichkeit ist, ist klar.

>> Das ist manchmal so und manchmal nicht. Besser ist es in der Tat,
>> wenns auf Verständnis ankommt.
>
> Genau so sehe ich das auch. Viele Klausuren sind durchaus gut, viele
> Professoren geben sich wirklich mühe den Stoff verständlich
> vorzutragen. Dadurch fällt aber gerade auf, dass es manchmal auch
> nicht so ist.

Da sind dann oft die Profs auch gleich Pfeifen und mehr oder weniger das
ganze Institut.

>> Oft gibts aber Nachfolgeveranstaltungen und da wird dann das Wissen
>> gebraucht.
>
> Bei mir im Grundstudium hat praktisch keine Veranstaltung direkt auf
> der anderen aufgebaut. Lediglich wenige elementarste Grundlagen
> zogen sich durch mehrere Vorlesungen. Im Hauptstudium begegnen einen
> dann manche Dinge wieder, viele aber auch nicht. Selbst, wenn man
> sich nach so langer Zeit wieder erinnert, ist der Vorteil kleiner,
> als man erwarten würde. Die Vorlesungen greifen oft schlecht
> ineinander, was dazu führt, dass man manches doppelt hört, und
> manches so gut wie gar nicht.

Innerhalb des Grundstudiums wars bei mir auch weniger, aber man hat
nachher sehr viel wiedergesehen. Fast alles.

Andre Sobotta

unread,
Jan 19, 2009, 6:25:31 PM1/19/09
to
>
> Wie ist Albert Einstein eigentlich so berühmt geworden? Ganz einfach:
> Einstein galt als absolutes Genie, als der einzige oder zumindest einer
> der wenigen Menschen auf der Welt, die wirklich verstanden, was die Welt
> im Innersten zusammenhält (die allgemeine Relativitätstheorie, die Sache
> mit Raum und Zeit und so). War natürlich etwas übertrieben, aber gab den
> Leuten den Trost, dass es normal ist, nicht alles zu verstehen.
>
> Gruß
> Klaus

Ja aber um das mal auf das eigentliche Thema zu beziehen, wie wäre es
Einstein heute ergangen?
Mal angenommen er wäre Student an der RWTH (oder x-beliebiger deutschen
Hochschule).

Es ist schon schwer sich vorzustellen, dass er Zeit finden würde sich
über die Beschaffenheit von Zeit und Raum Gedanken zu machen.
Hätte er trotzdem seine Theorie entwickelt wohin damit? Das Grundproblem
ist doch das diese Grundlagenforschung (und vor allem erstmal total
Weltfremde) für die Wirtschaft absolut uninteressant ist! Gut er kann
sie veröffentlichen wie damals wird man darüber lachen aber niemand wird
Geld dafür geben Nachzumessen ob die Sonne tatsächlich den Raum um sie
herum beugt(Sonnenfinsternis).

Andre Sobotta

unread,
Jan 19, 2009, 6:35:02 PM1/19/09
to
Christian Klein schrieb:
> Hallo zusammen,
> auch ich finde den Zeitungsartikel und vor allem den Protest des
> Professors seht gut. Zu viele Kommilitonen haben mich bereits gefragt :
> "Sag blo� Du hast in Mathe etwas verstanden! Ich habe immer nur fÌr die
> Klausur gelernt." Diese Kollegen laufen zum Teil aalglatt durch das
> Studium und lernen so viel wie sie brauchen - nicht mehr. Selber denken :
> naja, so viel wie halt fÃŒr die Klausur gebraucht wird. Ist es das, was
> die Uni will? Ist das Sinn und Zweck eines Studiums? Wissen zu verdauen
> anstelle von Denken lernen?
>

Wieso Denken? Verstehen ist schon für viele zuviel verlangt. Frag im 3.
Semester mal nach dem Stoff aus dem 1. ...

>
> Es ist auch sehr zu bedauern, dass gerade einmal 9 Autoren 17 BeitrÀge zu

> diesem Thema verfasst haben. Eigentlich sollte doch der Campus brennen?
> Wo bleibt der Widerstand? Zum Vergleich will ich auf folgende Diskussion
> hinweisen :
> http://groups.google.de/group/oecher.talk/browse_thread/
> thread/15cffe725272d345/bfb37a8631d0b99d?hl=de&q=Markus+Voss&lnk=ol&

Aalglat ist hier das Stichwort. Nicht auffallen! Keine Meinung abgeben!
Weder dafür noch dagen! egal bei was. Hinterher kann man sich der
"richtigen" Seite anschließen.
Frag dochmal nach wer heute nochmal auf die Straße gehen würde um gegen
Studien-Gebühren zu demonstrieren.

> Hier suchte jemand nach zwei Kellnerinnen fÃŒr seine Party und es

> antworteten 86 Leute binnen weniger Tage, da nicht auch nach Kellnern

> gesucht wurde. Sexismus und der Unterschied zwischen MÀnnlein und
> Weiblein scheint wichtiger zu sein als unsere UniversitÀten...
>
> Warum gibt es keine VorschlÀge etwas zu unternehmen? Warum hat sich die
> Hochschule des Herrn Marius Reiser bis heute nicht zu dem Thema geÀu�ert?


>
> Wahrscheinlich denken viele wirklich nur : "Nach mir die Sintflut."
>

> Gru�,
> Christian

sim...@mailinator.com

unread,
Jan 19, 2009, 8:13:05 PM1/19/09
to
On 19 Jan., 15:43, Andreas Kuntze <andreas_kun...@arcor.de> wrote:
> Christian.Kle...@rwth-aachen.de schrieb:

>
> > Bei der Elektrotechnik stimmt es bei manchen Fächern leider auch.
>
> Ich studiere Ti. Möglicherweise ist das hauptsächlich ein Problem des Fachbereichs 6.

> > Wenn der Lösungsweg zwar stimmte, jedoch das


> > Endergebnis nicht richtig war hat das auch schon mal zu einer fünf
> > geführt.

Also zur Endergebnis-Orientierung kann ich sagen, dass das in BWL an
der RWTH auf jeden Fall nicht anders ist.
Dort steht einem bei mancher Klausur (z.B. Makroökonomie 1) ca. eine
Seite für Rechnungen zur Verfügung, das Ergebnis muss aber dann in ein
kleines Kästchen unten auf der Seit eingetragen werden. Natürlich
zählt nur das, was in dem kleinen Kästchen steht, selbst wenn die
komplette Rechnung richtig ist und man am Ende nur falsch abschreibt
oder so.

Gruß, Simon

PS:Ne Petition fänd ich super!

Daniel N.

unread,
Jan 20, 2009, 3:08:19 AM1/20/09
to
sim...@mailinator.com wrote:
>>> Wenn der Lösungsweg zwar stimmte, jedoch das
>>> Endergebnis nicht richtig war hat das auch schon mal zu einer fünf
>>> geführt.
>
> Also zur Endergebnis-Orientierung kann ich sagen, dass das in BWL an
> der RWTH auf jeden Fall nicht anders ist.
> Dort steht einem bei mancher Klausur (z.B. Makroökonomie 1) ca. eine
> Seite für Rechnungen zur Verfügung, das Ergebnis muss aber dann in ein
> kleines Kästchen unten auf der Seit eingetragen werden. Natürlich
> zählt nur das, was in dem kleinen Kästchen steht, selbst wenn die
> komplette Rechnung richtig ist und man am Ende nur falsch abschreibt
> oder so.

Du hast natürlich Recht. Klausuren dieser Art sind absoluter Murks.

Da ich allerdings jetzt selbst Klausuren stellen und korregieren muss /
darf, kann ich dir auch von "der anderen Seite" berichten. Ich drücke es
mal bewusst überspitzt und polemisch aus:

Du glaubst gar nicht, was für einen extremen Aufwand eine Klausur
generiert. Angenommen du hast fünf Aufgaben mit jeweis einer Seite
Rechnung. Bei 400 Teilnehmern generiert das 2000 Seiten Lösungen. Wie
lange brauchst du, um 2000 Seiten nur zu lesen?
Mit dem Lesen alleine ist es aber nicht getan. Du musst prüfen, ob die
Lösung auch stimmt. Wenn du dazu auch noch den Lösungsweg bewerten
willst, musst du das alles auch noch verstehen.
Erfahrungsgemäß sind im Schnitt 50% der Lösungen falsch, und meist ist
das nicht falsch abgeschrieben, sondern nicht verstanden. Dann steht da
"irgendwas", was du auch noch bewerten musst. Das schwierigste ist da
noch zu entscheiden, wo das Sinnvolle aufhört und wo das Sinnfreie anfängt.

Wie gesagt, ich finde solche Klausuren schlecht und ich habe mich als
Student auch immer darüber geärgert. Das soll also kein positives
Plädoyer dafür sein.

Ein Letztes noch: Die mathematischen! Anforderungen bei meiner Makro I
Klausur waren so gering, dass mir eine solche Klausur sinnvoll erscheint!

Grüße, Daniel

Daniel N.

unread,
Jan 20, 2009, 3:20:05 AM1/20/09
to

Es gibt doch heute immernoch Grundlagenforschung (ich würde mich selbst
dazu zählen)!?! Wo ist das Problem?
Vielleicht auch interessant ist der Artikel aus der Brand1:
http://www.brandeins.de/ximages/424129_022b10907b.pdf

Und davon mal ganz abgesehen: Vermutlich kannst du heute mit
Grundlagenforschung viel mehr Aufsehen / Geld erreichen als damals. Du
stellst dich ins Fernsehen und erzählst einen über schwarze Löcher und
den Anfang des Universums und alle staunen und finden es toll.

Grüße, Daniel

Klaus Meyer

unread,
Jan 20, 2009, 5:31:52 AM1/20/09
to
Christian Schroeder schrieb:

>> Ich muss sagen, dass ich vieles erst jetzt begreife, ich habe
>> gelernt, dass seinen Geist zu entwickeln an sich einen unschätzbaren
>> Wert darstellt. Die Freiheit zu denken, also diese Welt in Gedanken
>> zu hinterfragen, beglückt mich mehr, als alles andere.
>
> Dinge zu hinterfragen lernt man eigentlich schon; in welchem Studiengang
> wird das ausgeklammert?

In der (praktischen) Informatik kommt meiner Meinung nach die Ethik
etwas zu kurz. Informatiker sind Problemlöser: Gebt uns ein Problem,
damit wir es lösen! Wir tun es, weil wir es können. Selten wird über die
Verantwortung, den Nutzen oder Schaden für die Menschen nachgedacht.
Jemand ohne einen alternativen Blickwinkel, der sich nicht um die
Konsequenzen seines Tuns schert, geht so vielleicht nach dem Studium in
die Wirtschaft und programmiert Software zur Kundengängelung und
-abzocke, geht zum BKA und programmiert Bundestrojaner, oder landet gar
beim Militär oder 'nem Rüstungskonzern und entwirft Algorithmen für Waffen.

Gruß
Klaus

Henning Mersch

unread,
Jan 20, 2009, 7:12:46 AM1/20/09
to
Hallo Klaus,

On Tue, 20 Jan 2009 11:31:52 +0100
Klaus Meyer <Klaus...@rwth-aachen.de> wrote:
> In der (praktischen) Informatik kommt meiner Meinung nach die Ethik
> etwas zu kurz. Informatiker sind Problemlöser: Gebt uns ein Problem,
> damit wir es lösen! Wir tun es, weil wir es können. Selten wird über
> die Verantwortung, den Nutzen oder Schaden für die Menschen

[...]

Ich habe nicht hier in Aachen studiert, habe aber ein
Diplom-Informatik und muss sagen, dass der Aspekt in meinem Studium
"ausreichend" (im Sinne der Schulnote - koennt also besser sein, aber
ist kein Mangel) abgedeckt war ("war", weil es den _Diplom_ Studiengang
selbstnatuerlich nicht mehr gibt :-( ).
Wir hatten als Pflichtveranstaltung "Informatik und Gesellschaft", was
genau zu einer Folgenabschaetzung seiner Taetigkeit sensibilisieren
sollte. Dieses Seminar war etwas frueh im Studium, so dass es leider
bei vielen zu einer (qualvollen) Pflicht wurde die Ausarbeitung
zum Vortrag anzufertigen.
Im Hauptstudium gabs dann zusaetzliche (Wahlpflicht-)Veranstaltungen
zum Thema, also fuer die, die es interessiert... in meinem Fall
Bioethik.

Ich kenne allerdings auch Leute, die Ihre Taetigkeit auf Grund des
Arbeitgebers erst im Nachhinein ethisch fuer verwerflich eingestuft
haben und gewechselt haben - konkret: Forschung, die dann im Bereich PID
angewendet wurde.
Besser wars, als beim Bewerbungsgespraech rauskam,
dass der Bewerber es ethisch nicht OK findet - konkret: Bundeswehr,
Thema ist mir nicht bekannt, da um Verschwiegenheit gebeten wurde.

Gibts vergleichbares nicht im RWTH-Inforamtik Studiengang?
Wuerd mich stark wundern...

Gruss - Henning

Matthias Botzen

unread,
Jan 20, 2009, 8:40:54 AM1/20/09
to
Henning Mersch schrieb:

>
> On Tue, 20 Jan 2009 11:31:52 +0100
> Klaus Meyer <Klaus...@rwth-aachen.de> wrote:
>> In der (praktischen) Informatik kommt meiner Meinung nach die Ethik
>> etwas zu kurz. Informatiker sind Problemlöser: Gebt uns ein Problem,
>> damit wir es lösen! Wir tun es, weil wir es können. Selten wird über
>> die Verantwortung, den Nutzen oder Schaden für die Menschen
> [...]
>
> Wir hatten als Pflichtveranstaltung "Informatik und Gesellschaft", was
> genau zu einer Folgenabschaetzung seiner Taetigkeit sensibilisieren
> sollte.
>[...]

> Im Hauptstudium gabs dann zusaetzliche (Wahlpflicht-)Veranstaltungen
> zum Thema, also fuer die, die es interessiert... in meinem Fall
> Bioethik.
> [...]

> Gibts vergleichbares nicht im RWTH-Inforamtik Studiengang?
> Wuerd mich stark wundern...
>

Nö gibbet nicht. Sonst wäre ja auch die Aussage von Klaus idiotisch :)

Tja eigentlich sollte entsprechende Module mit der Einführung von Ba/Ma
verpflichtend werden. unsere Profen haben dann irgendwie argumentiert
keineR von ihnen könnte so eine Veranstaltung gut halten bzw. dann
müssten wichtigere Vorlesungen gestrichen werden und deshalb würde das
in jeder einzelnen Vorlesung ein bisschen untergebracht.
Ich habe nie eine Bachelor-Vorlesung gehört und kann daher nicht mit
100%iger Sicherheit sagen wie es momentan gehandhabt wird. Aber mich
würde es schon sehr wundern wenn sich das zum Diplomstudiengang geändert
hätte. Daher gehe ich davon aus, dass es eigentlich nie angesprochen wird.

Wenn ich in der GutachterInnengruppe gesessen hätte, die diesen
Studiengang akkreditiert hat, hätte ich das den Profen auch um die Ohren
gehauen, aber die hier waren sahen das wohl nicht so eng.

Matthias Botzen

unread,
Jan 20, 2009, 8:50:16 AM1/20/09
to
Andre Sobotta schrieb:
> Christian Klein schrieb:

>
>>
>> Es ist auch sehr zu bedauern, dass gerade einmal 9 Autoren 17
>> BeitrÀge zu diesem Thema verfasst haben. Eigentlich sollte doch der
>> Campus brennen? Wo bleibt der Widerstand? Zum Vergleich will ich auf
>> folgende Diskussion hinweisen :
>> http://groups.google.de/group/oecher.talk/browse_thread/
>> thread/15cffe725272d345/bfb37a8631d0b99d?hl=de&q=Markus+Voss&lnk=ol&
>
> Aalglat ist hier das Stichwort. Nicht auffallen! Keine Meinung abgeben!
> Weder dafür noch dagen! egal bei was. Hinterher kann man sich der
> "richtigen" Seite anschließen.

Vielleicht kenne ich die faschlen Leute aber so eine Einstellung ist mir
noch nicht untergekommen.

> Frag dochmal nach wer heute nochmal auf die Straße gehen würde um gegen
> Studien-Gebühren zu demonstrieren.
>

Auch wenn die Proteste in Aachen eher mau waren, so stimmt das aber
allgemein nicht.
Und ich behaupte auch mal, dass die Leute die nicht demonstriert haben
zum Großteil andere Gründe hatten:
- Ich bin für Studiengebühren
- Ist mir egal, zahlt eh Papa/Mama/sonstwer
- Ist mir egal, bekomme eh 'nen tollen Job und kann meine Schulden
direkt bezahlen
- Wie, es sollen Studiengebühren eingeführt werden?
- Ich bin gegen Studiengebühren, aber kann doch eh nix ändern
- Ich bin gegen Studiengebühren, aber ich habe besseres zu tun als zu
demonstrieren
- Ich bin gegen Studiengebühren und würde auch demonstrieren aber das
sind doch eh nur linke SteinbeschmeißerInnen und da habe ich keinen bock
drauf
...

Frank Arnim

unread,
Jan 20, 2009, 4:25:08 PM1/20/09
to
Oliver Schad <nospam.spa...@oschad.de> wrote:

>> Oliver Schad schreibt:

[Erkenntnisse]

mal ketzerisch: wenn das so jemand vorne doziert haette, gaebe es
nicht auch Studenten, die das mitstenographieren wuerden?

Ist es nicht gerade dieses 'environment', welches diese Erkenntnis
provozieren kann?


Glueckwunsch!
Frank

David Kastrup

unread,
Jan 27, 2009, 10:48:17 AM1/27/09
to
Andre Sobotta <andre....@rwth-aachen.de> writes:

> Christian Klein schrieb:
>> Hallo zusammen,
>> auch ich finde den Zeitungsartikel und vor allem den Protest des
>> Professors seht gut. Zu viele Kommilitonen haben mich bereits

>> gefragt : "Sag bloß Du hast in Mathe etwas verstanden! Ich habe


>> immer nur fÃŒr die Klausur gelernt." Diese Kollegen laufen zum Teil
>> aalglatt durch das Studium und lernen so viel wie sie brauchen -

>> nicht mehr. Selber denken : naja, so viel wie halt für die Klausur


>> gebraucht wird. Ist es das, was die Uni will? Ist das Sinn und Zweck
>> eines Studiums? Wissen zu verdauen anstelle von Denken lernen?
>>
>
> Wieso Denken? Verstehen ist schon für viele zuviel verlangt. Frag im
> 3. Semester mal nach dem Stoff aus dem 1. ...

Die meisten meiner E-Technik-Kommilitonen haben die
Hauptachsentransformation 4-mal gelernt, ohne sie wiederzuerkennen.
Erste Version in Mathematik, Analyse von quadratischen Formen als
Beschreibung geometrischer Figuren, dreidimensional. Zweite Version in
Physik, Hauptträgheitsachsen, andere Formelbuchstaben, anderer Kontext.
Dritte Version in Technischer Mechanik, Hauptspannungswerte mit fixer
Formel (quadratische Gleichung) aus den als Einzelvariablen gegebenen
Werten des Spannungstensors. Vierte Version bei
Drehstromimpedanzsystemen (auch hier eine Reduktion auf
Eigenwertsysteme, ein Spezialfall mit festen Formeln).

Ebenso Fouriertransformationen: daß die Konversion von
Dreiphasen-Drehstromsystemen in Mit-, Gegen- und Gleichsystem eine
3-Punkt DFT darstellt, erkennt kein Schwein. Übrigens auch nicht die
zugehörige Literatur. Daß man damit die Analyse von n-Phasen-Systemen
quasi nachgeworfen bekommt, wird nicht gesehen.

Die Lehre ist auch nicht dahingehend vernetzt, daß auf solche
Zusammenhänge hingewiesen würde.

--
David Kastrup

Jens Hektor

unread,
Jan 27, 2009, 4:45:15 PM1/27/09
to
David Kastrup schrieb:

Den Namen habe ich aber schon lange nicht mehr gelesen :-)

> Die meisten meiner E-Technik-Kommilitonen haben die
> Hauptachsentransformation 4-mal gelernt, ohne sie wiederzuerkennen.

[...]

> Die Lehre ist auch nicht dahingehend vernetzt, daß auf solche
> Zusammenhänge hingewiesen würde.

Es gibt (gab) auch Ausnahmen. O-Ton Prof. Schnakenberg (Physik) in
Quantentheorie I (Hauptstudium): "Sie haben sich dich sicher gefragt,
wieso Sie im ersten Semester Lineare Algebra gehört haben".
Und in der Tat ...

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