Cornelius Drautz wrote:
> Unser Szenario:
>
> 1. Gastherme im Bad
> -> Einstellmöglichkeit: Vorlauftemperatur
>
> 2. Raumthermostat im Wohnzimmer
> -> Einstellmöglichkeit: Ziel-Raumtemperatur im Wohnzimmer
>
> 3. Thermostatventile an allen Heizkörpern
> -> Einstellmöglichkeit der Temperatur an dem Heizkörper (theoretisch!)
>
> Nun ist es so, dass meine Freundin viel in der Wohnküche (relativ
> offener Raum mit relativ viel Luftzug und nur einem Heizkörper) sitzt
> und es ihr häufig etwas zu kühl ist.
> Ich, der ich im Wohnzimmer sitze, habe hier meine mollig-warmen, übers
> Raumthermostat definierten (und mit Hilfe der zahlreichen
> elektronischen Geräte erzeugten ;-), 20 °C.
>
> Nun wüsste ich gerne, wie es hinzubekommen ist, dass man den
> Heizkörper in der Wohnküche dazu bewegt, dass er unabhängig von der
> erreichten Wunschtemperatur im Wohnzimmer heizt.
den Raumthermostat im Wohnzimmer stillegen (ueber den passt die
Gastherme die Heizleistung an, wenn ich das Szenario richtig verstanden
habe) oder ggfs. durch einen Aussentemperaturfuehler ersetzen (die
Heizung muss dann noch die Waermeverluste des Hauses an die Umgebung
beigebracht kriegen)
> Ein Aufdrehen des
> Thermostatventils auf "5" bewirkt überhaupt nichts.
klar, wenn die Heizung vom Raumfuehler gesagt kriegt, es sei warm genug,
hoert sie natuerlich auf zu heizen
> Generell ist mir auch nicht wirklich klar, auf welcher Stellung ich
> die Thermostatventile im "Führraum" mit dem Raumthermostat oder in den
> anderen Räumen optimal haben sollte. Da finden sich sehr
> widersprüchliche Infos im Netz. Und auch die Vorlauftemperatur soll
> man nach manchen Quellen auf Maximum stellen, nach anderen Quellen
> "nur so hoch wie nötig..."
Ein Raum mit Raumtemperaturfuehler kann man nicht sinnvoll mit einem
Heizkoerper mit Thermostatventil heizen, da entweder das
Thermostatventil den Heizkoerper drosselt (dann faehrt der
Raumtemperaturfuehler die restliche Heizung auf maximale Leistung, weil
er denkt, es sei zu kalt), oder die Heizung regelt die Temperatur, dann
ist aber das Thermostatventil sinnlos (weil stets voll aufgesteuert).
Bei der Vorlauftemperatur gilt "so viel wie noetig, so wenig wie
moeglich". Hintergrund: immer Vollgas ist am einfachsten einzustellen
und wird gerne von denen gemacht, denen alles egal ist, solange sie
keine Beschwerden hoeren. Das hat zur Folge, dass die Heizung immer auf
hohe Temperatur heizen muss, dadurch relativ viele Verluste an
Waermetauschern, Rohren und im Abgas hat, sowie eine unangenehme kalte
Luftschicht am Boden, weil die Heizkoerper nur auf den obersten paar
Zentimetern knalleheiss werden, darunter aber kalt bleiben.
Idealerweise ist die Vorlauftemperatur so niedrig, dass die Heizkoerper
auf der gesamten Flaeche eine recht gleichmaessige Temperatur haben,
dann wird der beheizte Raum auch bis zum Boden warm, gleichzeitig ist
der Vorlauf so kuehl, dass die Heizung noch viel Waerme aus dem Abgas
ziehen kann (bei Brennwertkesseln auch noch jede Menge
Kondensationswaerme aus dem Wasserdampf im Abgas) und nur geringe
Verluste durch die Kesselisolierung hat.
Bei den Thermostatventilen an den Heizkoerpern ist es schwer, pauschal
was zu sagen: ich kenne welche, die man auf 4,5 stellen muss genauso
wie solche, die knapp ueber 1 eine angenehme Raumtemperatur einregeln
(sicher koennte man das mit dem richtigen Werkzeug so einstellen, dass
immer die 3 richtig ist). Mein Vorgehen, um die richtige Einstellung
bei unbekannten Ventilen zu finden, ist folgendes: zuerst die Heizung
abschalten und den Raum deutlich zu kalt werden lassen, dann die
Heizung aufdrehen und laufenlassen, bis die Raumtemperatur knapp
angenehm ist, in dem Moment das Thermostatventil so weit zudrehen, dass
es gerade so nicht mehr heizt (auf Stroemungsgeraeusch hoeren, das geht
am besten, wenn die Heizungspumpe auf hoher Leistung laeuft und wenige
andere Heizungen eingeschaltet sind).
Feinjustierungen koennen noetig sein, weil das Ventil sich nicht nur
ueber die Raumluft erwaermt, sondern auch ueber das Heizungsrohr
selbst, sollten aber behutsam vorgenommen werden, da Raum und
Heizkoerper eine recht hohe Zeitkonstante haben, man also ggfs. erst
nach 20 oder 30 Minuten die Auswirkungen einer Einstellungsaenderung
merkt. Entsprechend kann man die Heizung auch 15 oder 20 Minuten (am
besten: moeglichst lange) vor dem Lueften abdrehen und danach wieder
an. Waehrend des Lueftens sollte das Ventil auf 0 stehen, da sonst die
kalte Frischluft das Ventil auf volle Leistung hochfaehrt, was
eigentlich nur Energie kostet, aber nix bringt.
Ein Aufdrehen ueber die Solltemperatur ist auch nicht sinnvoll, da das
Thermostatventil bei zu niedriger Temperatur selbstaendig den
Heizkoerper auf volle Leistung hochregelt. Hat der Heizkoerper eine
relativ zum Zimmer hohe Waermekapazitaet, kann es sogar sinnvoll sein,
das Ventil zunaechst etwas kleiner einzustellen, da sonst die
Temperatur ueberschwingt (man merkt das daran, dass der Heizkoerper
erst sehr warm wird, um dann fuer eine Weile wieder voellig
abzukuehlen; gleichzeitig ist es im Raum erst zu kalt, dann zu warm,
und dann wieder zu kalt, bevor sich eine konstante Temperatur ergibt).
Sind verschiedene Raeume unterschiedlich zu heizen, muss der Vorlauf so
hoch sein, dass der am schlechtesten beheizbare Raum eine
gleichmaessige Temperatur auf der Heizkoerperoberflaeche hat (dann dort
maximale Waermeabgabe an die Raumluft), in den anderen Raeumen wird der
Heizkoerper dann aber nach unten hin kaelter - das geht aber nicht
anders, weil man in einem Heizkreis nicht unterschiedliche
Vorlauftemperaturen machen kann.
Gruss & HTH, Matthias Dingeldein
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Nur noch zwei Tage bis uebermorgen!