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Nabelausfluss bei Erwachsener

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Franz Gerl

unread,
Jan 25, 1999, 3:00:00 AM1/25/99
to
Hallo zusammen!

Eine Bekannte von mir (30 J.) hat seit einigen Tagen weißlichen
Ausfluß aus dem Nabel zusammen mit ausstrahlenden Schmerzen.
Konsultierte Ärzte (Internist, Chirurg, Frauenarzt) wider-
sprechen sich, und sprechen sich auch gegenseitig die
Behandlungskompetenz ab. Die von mir konsultierten Lexika
geben auch keine Antwort. Ein Nabelbruch scheint bislang
nicht vorzuliegen.

Hat jemand Erfahrung mit so etwas?

Franz

Claudia Schuh

unread,
Jan 25, 1999, 3:00:00 AM1/25/99
to Franz Gerl
Hi Franz,
sowas Aehnliches hatte ich auch mal mit etwa Mitte 20, wurde
ebenfalls zu x verschiedenen Fachaerzten geschickt, jeder
vermutete was anderes. Letztendlich fand ein Chirurg, zu dem
mein Hausarzt mich mit Verdacht auf Appendizitis geschickt
hatte, die korrekte Diagnose: Urachus-Fistel. Anscheinend
eine Fistel zwischen Harnblase und Bauchnabel, die
normalerweise bei Saeuglingen kurz nach der Geburt
zuwaechst. Wenn sie es nicht tut, wie bei mir, kann sich das
- angeblich immer mal wieder - entzuenden. Ich habe damals
Antibiotika und eine lokale Desinfektion bekommen, nach 3
Tagen war's weg und kam nie wieder. Deine Bekannte soll mal
ihren Arzt darauf ansprechen, das kommt anscheinend nicht so
oft vor, und mein Doc musste damals auch erst im Lehrbuch
nachsehen.
Gute Besserung!
Claudia

Franz Gerl

unread,
Jan 26, 1999, 3:00:00 AM1/26/99
to
Claudia Schuh (n3x3...@rrzn-user.uni-hannover.de) wrote:
: Hi Franz,

: sowas Aehnliches hatte ich auch mal mit etwa Mitte 20, wurde
: ebenfalls zu x verschiedenen Fachaerzten geschickt, jeder
: vermutete was anderes. Letztendlich fand ein Chirurg, zu dem
: mein Hausarzt mich mit Verdacht auf Appendizitis geschickt
: hatte, die korrekte Diagnose: Urachus-Fistel. Anscheinend
: eine Fistel zwischen Harnblase und Bauchnabel, die
: normalerweise bei Saeuglingen kurz nach der Geburt
: zuwaechst. Wenn sie es nicht tut, wie bei mir, kann sich das
: - angeblich immer mal wieder - entzuenden. Ich habe damals
: Antibiotika und eine lokale Desinfektion bekommen, nach 3
: Tagen war's weg und kam nie wieder. Deine Bekannte soll mal
: ihren Arzt darauf ansprechen, das kommt anscheinend nicht so
: oft vor, und mein Doc musste damals auch erst im Lehrbuch
: nachsehen.
: Gute Besserung!
: Claudia
:
Hallo Claudia

Vielen Dank fuer die Information. Das hörte sich wirklich
gut an, und ich habe die Meldung gleich weitergereicht.
Der Internist meinte jedoch, er hätte diese Möglichkeit
bedacht und ausgeschlossen: Der Ultraschallbefund zeigte
nichts.

Das Rätseln geht also vorerst weiter.

Franz

Dr. Michael Merger

unread,
Jan 26, 1999, 3:00:00 AM1/26/99
to

>Eine Bekannte von mir (30 J.) hat seit einigen Tagen weißlichen
>Ausfluß aus dem Nabel zusammen mit ausstrahlenden Schmerzen.
>Konsultierte Ärzte (Internist, Chirurg, Frauenarzt) wider-
>sprechen sich, und sprechen sich auch gegenseitig die
>Behandlungskompetenz ab.

Neben einer Urachus Fistel kann es sich auch mal um einen persistierenden
Ductus omphaloentericus handeln (einfach gesagt, der Verbindung zwischen
Darm und Nabel, der anfangs offen ist und sich nicht immer vollständig
verschließt). In der Tat lassen sich derlei Dinge durch Ultraschall
normalerweise gut darstellen. Diese Diagnosen sind demnach recht
unwahrscheinlich.
Für weit wahrscheinlicher halte ich es, daß es sich um ein Atherom handelt.
Auch im Bauchnabel kommen gelegentlich Hautdrüsen vor, die Talg produzieren,
allerdings sind die Abflußverhältnisse vor allem bei tiefliegendem Nabel
schlecht. Unter Umständen bildet sich eine kleine Art von "Geschwulst" (im
Prinzip völlig harmloser Natur), die sich durch das zurückgehaltene Sekret,
zerfallende Zellen und Wachstum der Drüsendeckzellschicht entzünden und in
die Tiefe eindringen kann. Im Extremfall kann dabei das Bacuhfell
mitentzündet sein. Ich würde annehmen, daß dies hier der Fall ist, es würde
die ausstrahlenden Schmerzen erklären.
Die genannten anderen Diagnosen würden normalerweise nicht zu Schmerzen
führen.
Die Therapie ist chirurgisch: Ausschneiden und plastische Rekonstruktion des
Nabels. Bei der Operation wird die Diagnose gesichert.
Einen Fistelgang (Ductus omphaloentericus oder Urachus) kann man durch
Einspritzen von Kontrastmittel mittels einer Sonde durch ein Röntgenbild
darstellen. Beim Atherom wird man sich dagegen schwertun, überhaupt einen
sondierbaren Gang zu finden.
Beim Urachus entleert sich normalerweise Urin (das ist eigentlich ziemlich
eindeutig), beim D. o. Stuhl (auch das ist eigentlich ziemlich eindeutig,
allerdings kann bei starker Zersetzung entzündlichen Materials auch beim
Atherom eine recht ähnlich ausschauende Sekretion zustandekommen).

Mein Tip:
Gegebenenfalls erst mal zum Radiologen, ansonsten zum Chirurgen. (´humorige
Anmenrkung: das 4. Loeb´sche Gesetz für Internisten (zu denen ich gehöre):
".. and never let the surgeon get your patient!" hat in solch einem Fall
eine Ausnahme...)

Gruß,

Dr. Michael Merger

Franz Gerl

unread,
Jan 27, 1999, 3:00:00 AM1/27/99
to
Dr. Michael Merger (1088...@online.de) wrote:

[...]


Vielen Dank für die ausführliche und überaus kompetente
Antwort. de.sci.medizin at its best :-)

Franz

Claudia Schuh

unread,
Jan 27, 1999, 3:00:00 AM1/27/99
to
Hallo Michael,

> Ich würde annehmen, daß dies hier der Fall ist, es würde
> die ausstrahlenden Schmerzen erklären.
> Die genannten anderen Diagnosen würden normalerweise nicht zu Schmerzen
> führen.

Ich bin kein Mediziner und will auch keinem meine
Urachus-Fistel aufdraengen, aber die Sache hat ziemlich
wehgetan, weil sich da offenbar auch was entzuendet hatte:
kam auch ordentlich Eiter raus.

> Beim Urachus entleert sich normalerweise Urin (das ist eigentlich ziemlich
> eindeutig),

Naja, sagen wir mal, es roch eindeutig, die Optik war aber
schon etwas anders. Vielleicht war ich ja auch untypisch,
denn natuerlich fuehle ich mich jetzt nicht mehr "offen"
(die Blase muesste ja sonst beim Kopfstand auslaufen),
sondern es scheint irgendwie wieder halb verwachsen zu sein,
und ich kam ohne OP davon. Allerdings mit dem Hinweis, ein
Auge drauf zu haben, falls es wieder losgeht. Da das Ganze
jetzt schon so etwa 8 Jahre her ist und ich seitdem nichts
gespuert habe, fuehle ich mich eigentlich ziemlich sicher
damit. Ist das naiv?

Schoene Gruesse
Claudia

Claudia Voelker

unread,
Jan 27, 1999, 3:00:00 AM1/27/99
to
Franz gab am 25.01.99 unter dem Betreff "Nabelausfluss bei Erwachsener" folgende Weisheiten
bekannt:


FG> Eine Bekannte von mir (30 J.) hat seit einigen Tagen weißlichen
FG> Ausfluß aus dem Nabel zusammen mit ausstrahlenden Schmerzen.

Zum Thema Bauchnabel fällt mir eine (für mich) interessante Frage ein: Wie
sieht ein Bauchnabel eigentlich von innen aus? Also wenn man sozusagen im
Bauch sitzt und von innen draufguckt? Welchen Verbindungen bestehen da im
Mutterleib und was passiert nach der Geburt damit?

KrazyKat C=;-)


coni büsch

unread,
Jan 31, 1999, 3:00:00 AM1/31/99
to
>Zum Thema Bauchnabel fällt mir eine (für mich) interessante Frage ein: Wie
>sieht ein Bauchnabel eigentlich von innen aus? Also wenn man sozusagen im
>Bauch sitzt und von innen draufguckt? Welchen Verbindungen bestehen da im
>Mutterleib und was passiert nach der Geburt damit?
>
>
>
>KrazyKat C=;-)
>
Kleine Anatomie-Lektion:

Der Foetus steht über die Nabelvene und die 2 Nabelarterien mit der Placenta
in Verbindung. Über diese Verbindung kann er Nährstoffe aufnehmen &
Stoffwechsel-Endprodukte ausscheiden.
Nach der Geburt verlieren diese 3 Gefässe ihre Funktion, veröden & werden zu
3 bindegewebigen Strängen (Ligamenta umbilicalia).

Wenn man von innen draufguckt, sieht man 3 Falten in der Bauchwand. Je eine
kommt von links/rechts unten & eine verläuft in der Mitte bis sie sich
"unter" dem Nabel treffen. Der Nabel selbst wird - durch eine Narbenplatte
und das Zusammenwachsen der Sehnen der Bauchmuskulatur - im Verlauf von 1-2
Jahren immer fester verschlossen.

Bei Säuglingen sind Nabelhernien (Nabelbrüche) nicht unüblich, bei
Erwachsenen sollten alle Nabelbrüche, die grösser als kirschengross sind,
operiert werden.

Ich hoffe, dass diese Ausführungen weder zu langatmig noch zu medizinisch
waren...

Coni

Dr. Michael Merger

unread,
Feb 2, 1999, 3:00:00 AM2/2/99
to
>Zum Thema Bauchnabel fällt mir eine (für mich) interessante Frage ein: Wie
>sieht ein Bauchnabel eigentlich von innen aus?


Die Gefäße usw. innerhalb des Nabels veröden normalerweise. Zurück bleibt
Bindegewebe, das zur Leber Zieht und ein "Band" bildet, das "Ligamentum
teres hepatis" (teres = rund). Es bildet den Oberrand des Ligamentaum
falciforme hepatic (falx=Sichel), das den rechten Leberlappen unterteilt.

Dr. Michael Merger

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