On 11.07.2015 11:35, Oliver Jennrich wrote:
> Detlef Müller <
lef...@arcor.de> writes:
>> Andererseits sind die Algorithmen im Gegensatz zu den
>> CAS der kommerziellen Konkurrenten hier keine
>> Betriebsgeheimnisse, was ein großer Vorteil ist.
>> Genau genommen sind viele Resultate von Mathematica-Funktionen
>> aus diesem Grund untauglich für wissenschaftliche Zwecke.
> Aha. Ebenso wie natürlich schon die Logarithmentafeln der Vorväter
> völlig untauglich waren, weil man sie nicht selber berechnet hat
> bzw. nicht genau wusste, *wie* sie zustande gekommen sind.
Es geht darum, dass eine prinzipielle Überprüfung anhand des
Dokumentierten Vorgehens möglich ist.
Ob man wirklich z.B. den Quellenangaben bis zur Arbeit, in
der die Tafel original erstellt wurde (wo sicher das Vorgehen
dokumentiert ist - in Göttingen hatte ich mal einen Blick in
so eine alte Rarität werfen dürfen, wo ein altvorderer mit spitzem
Bleistift einen riesiges Tafelwerk erstellt hatte ... selbstverständlich
wurde das Vorgehen stets dokumentiert).
Tafeln die nicht derart zurückverfolgbar sind, wären in der Tat
untauglich.
> Wieso sollte ein Ergebnis "untauglich für wissenschaftliche Zwecke"
> sein, wenn man den Algorithmus nicht kennt?
>
Weil man in vielen Fällen ohne Algorithmus keinen Korrektheitsbeweis
und keine nachvollziehbare Fehlerabschätzung hat.
Eine Herstellergarantie mag dem Architekten ausreichen - aber
für wissenschaftliche Zwecke reicht allein der Gute Name ohne
nachvollziehbare Quelle dann doch nicht wirklich.
> Wenn man z.B. Mathematica
> benutz um eine Differentialgleichung zu lösen, dann ist es schlicht
> egal, wie Mathematica zu dem Ergebnis kommt. Wenn man dem Ergebnis nicht
> traut, leitet man ab, setzt ein und überprüft das Ergebnis.
>
Ja, es gibt leicht überprüfbare Resultate.
Mathematica ist auch ein tolles Programm, ich will da nicht
nörgeln.
> Und wer numerischen Ergbenissen die Tauglichkeit abspricht, weil die
> Algorithmen nicht bekannt sind (sind sie bei MMA in der Regel, nur die
> Implementation ist nicht öffentlich), der sollte sich überlegen, wieviel
> er *wirklich* über das Design der CPU weiß.
>
Bei Numerischen Ergebnissen in eine Wissenschaftlichen Arbeit ist
selbstverständlich deren prinzipielles, nachvollziehbares
Zustandekommen und die Korrektheit unabhängig von den eingesetzten
Rechenknechten zu diskutieren.
Jeder sollte das von Hand oder mit einer Rechenhilfe seiner Wahl
theoretisch reproduzieren können.
Steht da: Mit dem DGL-Paket (Version) von Maxima (Version)
berechnet, kann man sich prinzipiell informieren, wie in dem Paket
vorgegangen wird und woher die Fehlerabschätzungen kommen.
Bei Betriebsgeheimnissen geht das prinzipiell nicht.
Wenn man bei "Prof. Dr. Sowieso verspricht, dass das alles
so in Ordnung ist, darf uns leider aber nicht verraten warum"
endet, sind wir am Ende der Überprüfbarkeit angelangt.