On 9 Jan., 01:33, Joerg <inva...@invalid.invalid> wrote:
> Karl-Ludwig Diehl wrote:
> > Die Formulierung "Bei uns Ingenieuren" ist natuerlich
> > kurios. Es gibt konservative und progressive, maenn-
> > liche und Weibliche, schwule und lesbische, usw.
> > Die werden kaum alle dieselbe Auffassung vertreten
> > wollen und haben eine ideologische, politische, re-
> > ligioese oder atheistische und zu E-Themen auch
> > ihre eigenen Vorstellungen. Wenn es anders waere,
> > wuerde mich das wundern.
>
> Ich kenne Ingenieure aus allen von Dir oben beschriebenen Richtungen.
> Sie denken aehnlicher als man glaubt, meist knallhart rational.
Was "knallhart rational" ist, wird eine offene Frage blei-
ben. Viele Ingenieure meinen auch, ihr Fachgebiet ar-
beite "sehr exakt2. Ich halte das fuer Mythen. Egal, wo Du
auch hinschaust (philosophische Fakultaeten, Ingenieur-
wesen, usw.), ueberall wird nie zu Ende gedacht und Neu-
entwicklungen kommen auf. Deswegen kommt es immer
zu Lagerbildungen. Die einen verwerfen, die anderen ent-
wickeln trotzdem. Natuerlich gibt es eine beharrliche Sub-
stanz dessen, was sowieso alle als Basis nehmen mues-
sen. Aber auch darin findet Entwicklung statt.
> Das wird
> ja im Studium auch so eingeimpft. Einige wenige die nicht so dachten
> sind dann auch keine Ingenieure geblieben, obwohl sie das Diplom haben.
Mir wuerde es gefallen, das auf einer guten Tagung
als Themenfeld zu erleben. Das schafft Einblicke.
> Mir hat mal jemand gesagt, der Albtraum eines Rechtsanwalts ist wenn ein
> Ingenieur in der Jury sitzt.
Architekten haben sofort einen Alptraum, wenn der
Bauherr Rechtsanwalt ist, da der um jeden Cent
mit Gerichtsverfahren kaempfen will und aberwitzige
Qualitaetsvorstellungen bei Neubauten im Kopf hat.
Paedagogen sind gefuerchtet, weil sie moeglichst
alles umsonst haben wollen.
> > Bei der Frage "Atomkraftwerke" war es sicher das
> > altmoderne Denken, die nukleare Macht koennte
> > zivil genutzt werden und sei dann ungefaehrlicher.
> > Aus Staatsprestige (big nation/"moderne" Industrie-
> > nation) heraus betrieb man die zivile Nutzung und
> > hat nun das Problem der staendigen Verseuchungs-
> > gefaehrdung. Da wuenscht man sich ein ganz an-
> > deres "Staatsprestige".
> Sehe ich anders. Man hat die Forschung in der Richtung praktisch
> aufgegeben und durch das dauernde Hue und Hott der Politik hat in den
> letzten Jahrzehnten natuerlich kaum jemand Kernkraft studiert. Dabei
> gaebe es dort noch sehr viel in Richtung ziviler Nutzung zu erforschen.
Mir behagt der Kernkraftbereich ganz und gar nicht,
da sich ueberall und immer Atombombenproduktion
daraus ergeben kann. Die politische Kontrolle ist
permanent und kann nicht einmal komplett sein.
Auf mich wirkt der Bereich wie eine Sackgassen-
technologie.
> > ... In Diskussionszirkeln, die sich
> > zu dem Ort hinzugesellen koennen, laesst sich
> > ueber eine Neuorientierung der Energiegewinnung
> > reden. Das muss dann sehr anschaulich gemacht
> > werden.
> Aber nur wenn in dem Parkhaus auch noch ein Irish Pub aufmacht :-)
Iren singen gerne im Pub, den sie als Wohnzimmer
auffassen. Dann kaemen Berichte in die Medien vom
singenden Parkhaus. Warum nicht. :-)
> > Zur Marktwirtschaft gehoert auch die sogenannte
> > Dritte Welt. Dort sichert man sich die Rohstoffe
> > und Absatzmaerkte. Die einen bereichern sich,
> > die anderen erleben Unterentwicklung und duerfen
> > keinen Anschluss an die reicheren Nationen ge-
> > winnen, da sich dann Unterentwicklung in den
> > reicheren Nationen bemerkbar macht (Abwanderung
> > der Fabriken in Billiglohnlaender, usw.) ...
> Das ist gesunder Wettbewerb.
Dazu faellt mir Costa Rica ein und "das Leiden des
jungen Werther" (Goethe) in Kaliformien. :-)
> Wer bessere Standortbedingungen bietet der
> bekommt auch die Arbeitsplaetze.
Bislang gruebele ich darueber, wie aus dem guten
Standort des alten Parkhauses das Beste gemacht
werden kann. Ein neuer Glanzpunkt in Nordmanhattan
haette was.
> > ... Die Markt-
> > wirtschaft fuehrt gerade zur Verteuerung der Lebens-
> > mittel in den Laendern, aus denen sie zugleich ex-
> > portiert werden, weil sich dort Konzerne mit billigem
> > Agrarland eingedeckt haben.
> An sich seltener. In USA ist der Warenfluss eher umgekehrt, wir
> exportieren Lebensmittel. Massenhaft.
Damit steht ihr in Konkurrenz zu Chile, usw.
> > Die Steuermittel befinden sich alljaehrlich in den
> > Toepfen. Man kann sie unterschiedlich einsetzen.
> > Sinkt der Gestaltungsanteil des Staates, also
> > wird fuer leerere Toepfe gesorgt, herrscht eine ge-
> > faehrliche neoliberale Phase, in der sich die
> > marktstarken Segmente rasch bereichern koen-
> > nen. Falls es Dir darum geht, waere das schade.
>
> Im Prinzip geht es mir darum, aber ich bin nicht allein.
Neoliberale Phase fuehren zur groesseren Verarmung
weiter Bevoelkerungskreise, waehrend das grosse
Geld an bestimmte Akteure fliesst. Kein "Christ" kann
das wollen.
> In einer
> Umfrage haben >60% der Befragten in USA gesagt dass der
> Gestaltungsanteil des Staates derzeit erheblich zu hoch ist.
Pardon. Der Staat sind wir, muss es heissen. Das "wir" will
ausgeglichenere Einkommensverhaeltnisse und agiert mit
Eingriffen in die wirtschaftlichen Verhaeltnisse und steuert
Einkommensverteilung. Ein staatliches Einfluss ist natuer-
lich nicht einfach nur schlecht oder gut. "Staat" kann sehr
schlecht organisiert sein.
> Und dem
> schliesse ich mich an. Artikel wie dieser bestaetigen mich immer wieder
> in dieser Auffassung:
>
http://spectrum.ieee.org/energy/the-smarter-grid/reengineering-afghan...
Darin wird geschildert, wie schlecht die Geldmittel bei der
Elektritzitaetsversorgung fuer die Afghanen eingesetzt sind.
Entwicklungszusammenarbeit, hier in einem Kriegsgebiet,
ist natuerlich haarstraeubend schwierig. Der Zugriff auf ge-
ordnete Verhaeltnisse ist unmoeglich. Gegen Neuerung
steht eine historisch gewachsene Misere. Trotzdem muss
dort etwas getan werden.
> Klar ist bei rein privater Initiative die Chance zum Missbrauch hoch,
> aber es werden nicht diese Unmengen an Resourcen verplempert.
Der Militaereinsatz im Irak war verlogen und kostspielig.
Das hat die Wirtschaft in allen Industrienationen ge-
schwaecht. Dagegen ist der organisierbare Neuanfang
in Afghanistan vermutlich preiswert. Zahlen liegen mir
nicht vor. Man muss den Kriegstreiberquatsch wirklich
genauer offenlegen und die Einzelbetraege nennen, die
fuer Kriege verschwendet werden. Man muss auch sagen,
woher das Geld kommt. Heute morgen las ich ueber ei-
nen Krieg um 1812, der das Projekt fuer den Bau des Erie
Canals fuer lange Zeit zurueckgeworfen hat. Die USA
kaempfte am Erie- und Ontario See gegen die Briten. Be-
vor das finanzierbar war, gab es diese Vorgaenge:
"The New England banks, the most prosperous in the
nation, even refused to lend the government money for the
war effort, forcing Secretary of the Treasury Gallatin to go
hat in the hand to smaller banks, which then took advan-
tage of the situation by charging ursurious rates of inter-
ests." (S.171 in: Peter L.Bernstein: Wedding of the Waters.
the Erie Canal and the Making of a Great Nation.
NYC, 2005)
Wenn Du mit Deiner Kritik etwas bewegen willst, musst
du natuerlich dichter am Brennpunkt dran sein, also
in Afghanistan, um es besser zu machen. Dort nichts
zu tun, schwaecht die USA im globalen Kontext.
> > Die Raumplanung muss sich bei der Siedlungs-
> > verteilung auch daran ausrichten, wo die Leute
> > leben und arbeiten wollen. Die Raumplanung kann
> > das nur in einem gewissen Umfang beeinflussen.
> > Wie Du es darstellt, muss man sich dann das
> > Trinkwasser aus anderen Gegenden holen, wo
> > noch Wasser vorhanden ist. Das ist okay. ...
> Solange dafuer auch korrekt bezahlt wird. Und das ist hier nicht der
> Fall, es wird von oben herab umverteilt was normalerweise nie gut ist.
Der Entscheider ist natuerlich uebergeordnet. Aus
den betroffenen Regionen, aus denen das Wasser
abgezweigt wird, gibt es sicher Personen, die wegen
der Wasserfrage verhandelt haben und mit ihrem An-
liegen nicht durchgekommen sind. Bei der Wasser-
mangelgeschichte frage ich mich immer, wieso man
aus Gegenden, die mit Regen zugeschuettet werden,
keine Druckleitung in die Trockengebiete schafft.
> >>> Parlamente muessen da sicher auch noch was tun.
> >> Ja was denn?
> > Sie muessen die Foerdertoepfe verwalten und die
> > jeweils uebergeordneten Entwicklungsrichtlinien
> > und -plaene gestalten. Fehlentwicklungen sind zu
> > diskutuieren und rueckzubauen, usw.
>
> Das ist doch alles schon gelaufen.
Dieses "gelaufen" ist natuerlich als Formulierung ein
Witz. Die Foerdertoepfe werden natuerlich jaehrlich
aufgefuellt, zugleich gibt es eine Prioritaetenliste der
Projekte, in die Geld fliessen muss. Politisch kann
nur um die Hoehe der Gelder und um die Positionierung
innerhalb der Prioritetenliste gekaempft werden. Um
da effektiv sein zu wollen, muss Du voll im Mitgestal-
tungsgeschehen sein. Entweder agierst Du innerhalb
von Parteien oder als Mitgleid einer breiten Buerger-
bewegung. Meinungsbilder ueber Umfragen sagen
zwar etwas aus, aber sind ja nicht die politische
Kraft, die von Entscheidungen abhalten oder sie be-
wirken. Geht ein Kampf verloren, gibt es gleich den
naechsten. Ziemlich aufreibend.
> Viel mehr als Net-Zero wirst Du in
> den meisten Bundesstaaten nicht rauskriegen, ausser wenn mal jemand wie
> bei uns Schwarzenegger die Initiative ergreift und ein wenig mehr
> rausholt. Die Tarife sind alle auf den Web Sites der Energieversorger
> erlaeutert.
Die Energieversorger fuer den NYC-Raum oder das NY-Gebiet
sind mir noch nicht alle vertraut. Wie diese interagieren und
sich gegenseitig schuetzen, weiss ich auch nicht.
> > Den Monopolen stehen die unzaehligen Haushalte
> > gegenueber, die Strom einspeisen koennen. Das
> > ergibt ein politisches Spannungsfeld der Interessen.
> > Wenn Monopole das Nuetzliche kaputtmachen,
> > schaden sie folglich dem gesamten Netzwerk. Das
> > sagt, Aenderungsmassnahmen muessen greifen.
>
> Die Monopolanbieter haben die Macht und damit auch politischen Einfluss.
Das ist ein Blick wie der des Opfers auf die Schlange,
die zubeissen will. Ich sehe das differenzierter. Wenn
eine Buergerbewegung da ist, die PV auf die Daecher
will, hat man es mit Parteien zu tun, die das Thema
entweder aufgreifen oder wegschieben wollen. Will man
Transparenz, muss man Hearings gestalten, wo Farbe
zu bekennen ist. Da duerfen dann auch die Monopole
vortragen, um Meinungsbildung zu betreiben. Je nach-
dem, wie sich dann das Auditorium zusammensetzt,
ergibt sich dann auch das Spannungsfeld, das aussagt,
wohin die Reise gehen soll. In den Gremien der Parla-
mente wird darauf reagiert und Veraenderung vorbereitet.
Diese kann gut fuer die PV-Fans ausgerichtet werden,
oder das Thema wird unzulaessig verwaessert, was sich
dann gegen die Wirtschaftlichkeit der PV-Panelen-Produk-
tion auswirkt.
> Wenn die sagen dass es nicht mehr als Net-Zero gibt dann ist das so.
> Selbst wenn wie bei uns Netto-Einspeisung erwirkt wird, haben sie das
> mit einer Micker-Verguetung gleich wieder so gut wie begraben. Warum die
> PUC das mitgemacht hat weiss ich nicht, hat sie aber.
Tja, es geht aber auch um politische Gewichte, die sich
mit jeder Wahl erneut verschieben. Bei der PV muessen
fuer die, welche sie installieren sollen, halt gute Bedingun-
gen geschaffen werden, auch wenn das den Monopolen
unter den Stromversorgern nicht gefaellt. Theoretisch steht
eine grosse Masse der Bevoelkerung gegen einzelne
Monopolisten.
K.L.