On 18.02.2014 12:32, Johannes Roehl wrote:
> Am 13.02.2014 15:49, schrieb Lionel Tacchini:
>> Ich suche nach Zeitgenössischen Mozarts, die auch große, sehr große
>> Serenaden wie die Haffner- oder die Posthorn-Serenade geschrieben
>> hätten, mit ähnlich entwickelten Sonatensätzen und eine Gesamtdauer über
>> 40 Minuten. Aufnahmen sind nicht zu finden, außer für eine 10-Sätzige
>> Serenade Michael Haydns von 1764, auch ein Salzburger.
>>
>> War Mozart der einzige, der die Gattung zu diesen Dimensionen geführt
>> hat? Weiß jemand was?
>
> Durchaus interessante Frage. Ich weiß nichts bzw. kenne kein
> entsprechendes Werk. Da meines Wissens aber diese großen Serenaden
> ("Finalmusiken" u.a.) schon vor Mozart eine (mindestens Salzburger)
> Tradition gewesen sind, müsste es eigentlich zahlreiche Werke geben.
Genau das vermute ich. Der junge Mozart, der mit 17 Jahren schon die
"Antretter"-Serenade schrieb (48 mn + Marsch in der Aufnahme
Harnoncourts), hat damit nicht sehr wahrscheinlich Neuland betreten.
> Divertimenti u.a. von Joseph Haydn gibt es, aber meist eher
> kammermusikalisch und typischerweise fünfsätzig mit kürzeren Sätzen (wie
> die frühen Quartette, nur mit Hörnern oder weiteren zusätzlichen Bläsern)
>
> Auch auf mehreren CDs mit Werken der "Mannheimer" und "Wiener" der
> Generation vor Mozart ist mir kein solches Werk begegnet.
> Vielleicht wurden aber hier, ähnlich wie in der Chandos-Reihe mit
> Mozart-Zeitgenossen, tendenziell Sinfonien ausgewählt, weil man die für
> gewichtiger oder besser verkäuflich hielt als
> Serenaden/Cassationen/Divertimenti und diese Werke schlummern einfach in
> den Archiven...?
Diese Musik ist heute wohl kaum zu verkaufen. Alles was aus dem Rahmen
der später geadelten Gattungen fällt (Symphonie, Konzert,
Streichquartett, Sonate...) dürfte es deutlich schwerer haben.
Ganz bestimmt sind solche Partituren noch versteckt. Die Suche bei
Amazon und jpc hat nur das Werk Michael Haydns hervorgebracht. Das genau
dieses Werk in Salzburg seinerzeit ein gewissen Erfolg feiern durfte ist
vorstellbar, doch es sollte allein nicht reichen, um die Reihe der fünf
großen Serenaden Mozarts inspiriert zu haben und vor allem erwünscht
gemacht. Diese Gebrauchsmusik wurde schließlich zusammen mit dem
Grillfleisch von Kunden bestellt.
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Lionel Tacchini