Am 21.04.2016 um 20:18 schrieb Ralph Aichinger:
Nuja, da bin ich ja dabei, aber das ist ein weites Feld ...
> 2. Einen Raw-Konverter verwenden, der eine Feineinstellung beim Weißabgleich
> erlaubt (mindestens rot/grün-Komponenten).
Der sollte mindestens über Weißabgleichspipetten und /zwei/ zueinander
senkrechte (im Farbraum) Ausgleichseinsteller haben: Farbtemperatur
(auch als gelb-blau bezeichnet) und Grün-Magenta.
> 3. Niemals die RGB-Kurve im Raw-Konverter verwenden um den Kontrast zu
> verstellen, immer im LAB-Farbraum einstellen.
Wüßte jetzt nicht, warum ...
> 4. Niemals die Regler für Kontrast, Helligkeit oder Farben verwenden,
> immer Kurven.
Das ist so formuliert Unsinn. Es kommt darauf an, was die Einsteller
eigentlich machen - das kann sehr, sehr verschiedenartig sein. In DPP
von Canon gibt es z. B. ein Register "Raw" mit Einstellern für "Lichter"
und "Schatten", die sehr sinnvoll sind. Sie wirken auf die
Übertragungskurve aus dem Raw-Werteraum nach RGB. Der Kontrasteinsteller
hier ist auch durchaus brauchbar und verändert - wie gezeigt - die
Übertragungskurve.
In der Registerkarte "RGB" gibt es auch zwei Einsteller "Helligkeit" und
"Kontrast", die man lieber meiden sollte, weil die ziemlich unsinniges
anstellen. Es mag in Speziallfällen sinnvoll sein, ist aber eher schwer
beherrschbar.
Hier werden die Fußpunkte bzw. Zielpunkte am Ende der "Kurven"
verschoben, so dass es z. B. gar kein Schwarz mehr im Bild gibt, sondern
nur matschiges Grau, oder die Schatten saufen ab und werden
undifferenziert schwarz. Das kann man auch über Kurven von Hand machen,
dennoch hat es nichts damit zu tun, dass hier "Regler" (also
Schiebeeinsteller) verwendet werden.
Wesentlich ist, dass in diesem Fall /nach/ der Transformation in einen
festen RGB-Werteraum (z. B. von 0-255) eingegriffen wird. Durch Anheben
der Schatten gewinnt man keine abgesoffenen Tiefen zurück, sondern
erhält nur matschiges Grau, umgekehrt bei den Lichtern. Zieht man die
bereits transformierten Werte nach links, gibt es kein Weiß mehr,
sondern nur noch Grau, schiebt man sie nach rechts, werden Tonwerte im
Lichterbereich abgeschnitten bzw. fressen aus.
Die Einsteller auf der Raw-Ebene holen dagegen Werte aus dunkleren
"Tiefen" in den sichtbaren Werteraum, die sonst abgeschnitten würden,
können die Tonwerte im Schattenbereich auch stauchen und dehnen, und
entsprechendes bei den Lichtern. Sie wirken dabei aber vor allem auf den
Kurvenverlauf am linken oder rechten Rand des Tonwertbereiches oder
Histogramms. Das /könnte/ man auch mittels einer durch setzbare
Stützpunkte verformbaren Übertragungskurve in einem Kurveneditor
bewirken, ist aber diffizil und scheitert oft schon daran, dass die
Auflösung der Kurveneditoren in den fraglichen Bereichen viel zu
schlecht ist. Hier sind Einsteller mit klug gestalteten davon
gesteuerten Algorithmen viel praktischer und einfacher zu bedienen. Man
muss aber auch erst lernen, was sie eigentlich bewirken.
Adobe hat die Bezeichnung und Funktion der Einsteller, insbesondere im
Raw-Konverter ACR (Adobe Camera Raw) mehrfach geändert, ich müsste mal
wieder einen neuen Artikel mit anschaulichen Demonstrationen darüber
schreiben.
Hier ist eine Reihe von Demonstrationsbildern, die ich mit einer
vorbereiteten Testdatei erzeugt habe, welche die Wirkung von
Reglereinstellungen als Histogramm und als Gradationskurve darstellen
und auch die praktische Wirkung in einem Foto zeigen kann. Es besteht
aus mehreren Ebenen, einem stufenlosen Grauverlauf und einem
demgegenüber um 90° gedrehten, durch welche die Gradationskurve links
erzeugt werden, und einem Feld für ein Testfoto (hier ist das
Monitortestbild eingeblendet), an dem man die Wirkung "normal" sehen kann:
http://www.johannes-leckebusch.de/Fotogalerien/Kurvendemonstration/index.htm
Die Versuchsdatei für Photoshop (vielleicht funktioniert sie auch in
Lightroom), mit der man die Bilder erzeugen kann, ist diese:
http://www.johannes-leckebusch.de/temp/Kurvendemonstration.tif
Man kann da beliebige Korrekturebenen einfügen und dann die Wirkung auf
die Gradationskurve und das eingebettete Bild beobachten - die Bilder in
der Galerie oben sind Screendumps von Photoshop mit den aktiven
Einstellungen und dem Aussehen der Demonstrationsmontage. Lustig ist z.
B. die Treppe, die entsteht, wenn man eine
Tonwerttrennungs-Einstellungsebene einfügt.
Die Demodatei ist allerdings 68 MB groß.
Das habe ich irgendwann schon mal aktualisiert:
http://www.johannes-leckebusch.de/Fotogalerien/Belichtungskorrektur/index0002.htm
Sie besonders ab hier für ACR 9.1.1:
http://www.johannes-leckebusch.de/Fotogalerien/Belichtungskorrektur/20151211_Abendrot_Standard_3224_tif.htm
Der ACR von Adobe hat, vor allem in der aktuellen Version (auch in
Lightroom), sehr sinnvolle Einsteller für Tonwerte und
Schatten/Lichter/Belichtung, die kann man getrost verwenden. In manchen
sehr kniffligen Fällen kann man auch auf direkte Kurvensteuerung
zurückgreifen bzw. sie zusätzlich anwenden, ist aber viel kniffliger.
> 5. Einen Raw-Konverter verwenden, der Einstellungen in LAB erlaubt (der
> Punkt ist redundant und implizit in 3.?).
Hat ACR offenbar nicht, könnte man denn in PS nacharbeiten, dann
allerdings im gewählten Zielfarbraum (kann von Prophoto bis sRGB,
dazwischen AdobeRGB, vielfach gewählt werden, in 8-Bit oder als
Zwischenstufe auch 16 Bit usw.
> 6. + 7. noch mal ein Loblied auf Raw, LAB und Kurven ;)
> 8. Überschärfen wie die Pest meiden.
> 9. Sich an die Idee gewöhnen, daß nicht jedes Bild den gesamten Helligkeits-
> wertebereich von 10-250 ausfüllt.
>
> Was haltet ihr davon? Vieles sehe ich auch so (ich bin kein großer Freund
> des Kontrastschiebereglers oder Überschärfens. Mit LAB aber z.B. hab ich
> mich noch nie beschäftigt.