Jürgen Thome <
juerge...@gmail.com>:
>Am Sonntag, 1. Oktober 2017 14:41:25 UTC+2 schrieb Wolfgang Strobl:
>> Am Sun, 1 Oct 2017 01:22:52 -0700 (PDT) schrieb Jürgen Thome
>> <
juerge...@gmail.com>:
>>
>> >Mein elendes Windows-Phone erlaubt kein gescheites Zitieren, weil dann der Editor Amok läuft.
>>
>> Nicht ärgern, nur wundern. Sei froh, so eine Möglichkeit der
>> Kommunikation zu haben. Vor Jahren fand ich es bei einer ähnlichen
>> Gelegenheit recht hilfreich, per Androidhandy Emails mit der Familie und
>> mit Kollegen austauschen zu können.
>Ich schätze es sehr, hier mit der Welt, Freunden, Kollegen und vor allem der Familie per WhatsApp verbunden zu sein. Das funktioniert auch bei dümmsten Datenrinnsalen.
>Bilder hoch laden geht dagegen fast nicht. Außer wieder per WhatsApp.
Kenne ich, benutze ich aber nicht. In der Familie nutzen wir Threema,
wenn's sicher und privat sein soll, aber weiterhin auch Email, auf den
Handies mit K9 Mail. Mit beiden Apps ist das Verschicken von Bildern
möglich und simpel. Email hat aber den Vorteil, daß man den Kram auch am
Desktop/Laptop und von verschiedenen Orten aus komfortabel sortieren und
ausmisten kann. Was da beim Windows-Phone geht, weiß ich nicht. Vom
Windows-Phone habe ich Abstand gehalten, weil es - jedenfalls anfangs -
noch stärker zugelötet war als die Apple-Telefone.
Aber egal, das sind Geschmacksfragen. Wichtig ist, wie Du schreibst,
ohne große Umstände auch unter erschwerten Bedingungen mit Family &
Friends Kontakt halten zu können. Ich hab' grad mal nachgeschaut, die
erste Mail nach meinem Unfall hatte den Inhalt "Will mal schauen ob das
geht. Ultraschall ohne Befund. Darf jetzt trinken. So lang
W". Das war am nächsten Tag an meine Frau, um 0:55, noch auf der
Intensivstation. Das erste Foto habe ich dann um 9:30 gemacht, aber
nicht verschickt, völlig belangloses Bild, nur die Aussicht aus dem von
der Decke bis zum Boden reichenden Fenster.
Mag sein, daß es daran lag, daß ich da noch ziemlich zugedröhnt war mit
Schmerzmitteln, aber irgendwie hat nicht nur der Kontakt, sondern auch
das Fotografieren ein wenig dabei geholfen, die ganze Situation zu
bewältigen.
>
>> > Danke für Deine freundlichen Wünsche.
>> > Der Liste der Treppensturzopfer führt bei mir natürlich Fast-Landsmann
>> > Fritz Wunderlich an. Was für ein Verlust für die Kunst. Was
>> > für eine menschliche Tragik.
>>
>> Das ist aber schon über fünfzig Jahre her und in der Zeit sind einige
>> Tragödien passiert. Allein 1966 kamen in (West-)Deutschland 16868
>> Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben.
>
>Oh ja. Das ist mir sehr bewusst. Auch die unlust, hier mit Vehemenz einzugreifen. Das würde nun zu weit führen an der Stelle.
Dieser Treppensturz war mir nicht bekannt, aber ich habe es natürlich
nachgelesen. Ja, ein Verlust, mehr noch für die Famile als für die
Kunst. Das jüngste der drei Kinder war gerade mal zwei Jahre alt. Was
die Diskussion angeht, bin ich bei Dir, halt' Dich raus, vor allem, wenn
wie hier derart unter die Gürtellinie gezielt wird. Konzentrier' Dich
auf die positiven Elemente. Ich hab' damals viel gelesen. Mit E-ink und
Hintergrundbeleuchtung geht da heute im Krankenhaus viel mehr als mit
umständlichem Papier. Für mich war's damals ein paar Monate zu spät (das
Kindle 4 kam erst im Oktober, wenn ich mich recht erinnere).
Bei einem "frisch von Forstmaschinen ruinierten Waldweg" sollte man mit
Allem rechnen. Klar, nachher ist man immer schlauer. Aber jetzt ist ja
nachher. :-)
>Nun kenne ich seit meinem Umzug nicht alle möglichen Strecken
> zwischen Wohnung und Arbeitsplatz. Auch diese war mir nur bis
>dahin in der Theorie bekannt als reizvolle Abkürzung, die mir zwei
>Ampeln ersparen konnte. Ich wurde durch den Zustand
>überrascht. Man scheut sich dann einfach kehrt zu machen
>und es hatte mir ja auch keine Angst gemacht, weil ich wirklich
>glaubte, die Sache im Griff zu haben.
Ja klar. So etwas ist mir in den Anfangsjahren (sprich, von 1990) auch
immer wieder passiert, wenn auch nicht in genau der Weise. Es gibt schon
Gründe, warum die harten Downhiller z.T. ähnlich wie manche
Motorradfahrer nur mit Rückenprotektor resp. Wirbelsäulenschutz
rumfahren (sieht aus wie Teenage Mutant Ninja Turtles, nur noch
bekloppter). Genau so, wie es Gründe gibt, solche Wege zu meiden, wenn
man nicht explizit auf den Kick aus ist. Insbesondere sparen sie i.A.
auch keine Zeit, wenn man, was durchaus möglich wäre, so aufmerksam,
langsam und mit angespannter Muskulatur fährt, wie das nötig wäre, auch
dann, wenn es nicht so aussieht, als ob es nötig wäre.
Einmal, im Winter, bin ich mit dem Winterrad auf einer Nebenstrecke, die
nicht mal eine Abkürzung darstellte, sondern nur "verkehrsarm" war, auf
eine besonnte Eisplatte geraten.
1996 schrieb ich dazu in der anderen drf " Beim letzten Mal habe ich
gelernt, daß man auch dann, wenn man mit am Rad festgeklemmten
SPD-Schuhen auf einer schmelzenden Eisplatte mit beiden Reifen
gleichzeitig zur Seite wegrutscht, erstens nicht mit dem Kopf
aufschlägt, zweitens die Wirbelsäule das am stärksten gefährdete
Körperteil ist, und man drittens aus den Pedalen durchaus herauskommt -
wenn auch mit einer ziemlichen Belastung der Bänder."
Als Konsequenz habe ich dann aber nicht einen Schildkrötenpanzer
gekauft, sondern diese Nebenstraße vermieden und bin die Hauptstraße
gefahren. Die war immer gut gestreut und selbst wenn nicht, reichen
i.d.R. ein Dutzend Pkw, um Gefahrstellen dieser Art wieder griffig zu
fahren.
>
>Ich werde mich bei meinen Dienstfahrten jedenfalls umstellen
> und nicht mehr wie jahrelang gemacht, nachts durch den Wald
> fahren, wo einen keiner so schnell finden würde im Notfall.
Das ist vernünftig.
> Wobei mir bewusst ist, dass man mit dem Schicksal keinen
> Pakt schließen kann. Dafür bin ich zu alt.
Ja sicher. Es geht aber auch gar nicht um Gewissheit, sondern nur um
Risikominimierung. Wenn Du Spaß dran hast, duch den dunklen Wald zu
fahren, mach es, so groß ist das Risiko nicht, so lange man sich dessen
bewußt ist. Aber für den Arbeitsweg, zeitlich fremdbestimmt, evtl. mit
allem Möglichen im Kopf, aber nicht der Fahrt als solcher? Das ist es
nicht wert.
>
>Und zu gern würde ich jetzt meine sportlichen Meriten aufzählen. Die Kunst des Fallens. Aber verdammt, die sind mit 62 lanf verjährt.
Ernsthaft? Ich trau mich mit meinen einseitig kaputten Knochen ja nicht
mehr ohne Not, bin mir aber ziemlich sicher, daß ich den entsprechenden
Bewegungsablauf noch drauf hätte, zwar unter Schmerzen, aber gut genug.
Daß es beim letzten Sturz nicht geklappt hat, lag an den konkreten,
ziemlich ungewöchnlichen Umständen. Wie gesagt, niemand stürzt gerne
oder gar freiwillig auf Asphalt. Jedoch ist es durchaus nützlich, wenn
die Reflexe gelegentlich aufgefrischt werden, was ich in den Jahren vor
dem Unfall ziemlich regelmäßig hatte. Im Sommer ist das i.d.R. ohne
irgendwelche Spuren abgegangen und wurde schnell vergessen, im Winter
eher nicht (letztes Mal war 2006, glaube ich, blaues Auge,
Abschürfungen), aber ohne Folgen. Da kenn' ich Kolleginnen und
Kollegen, deutlich jünger als ich, die sich beim Skifahren oder auf der
Treppe die Bänder zerrissen oder beim gelegentlichen Fußballspielen eine
künstliche Hüfte gewonnen haben, ohne sich diesbezüglich Gedanken oder
Selbstvorwürfe zu machen.
Mit 62 würde ich nicht mehr anfangen,gelegentliche Stürze als
beherrschbaren Teil der Fortbewegung einkalkulieren zu wollen, generell
halte ich das aber für den besseren Weg.
Dein primäres Ziel ist jetzt, wie Du schriebst, rauszukommen. Wie lange
sollst Du die Orthese denn tragen? Rumpforthese? Wichtig ist IMHO
jedenfalls, so bald und so intensiv wie möglich mit Krankengymnastik und
dann Muskelerhalt bzw. -aufbau der Muskulatur rund um die Wirbelsäule zu
beginnen. Es ist erstaunlich, was Muskeln zur Stützung auch und gerade
eines geschädigten Skeletts beitragen können. Das bedarf aber einer
Unterstützung durch Fachleute, Anleitung bzw. anfängliche Unterstützung
ist wichtig.
Halt' die Ohren steif.