Am 2011-12-10 14:14, schrieb Dirk Weber:
> Vor kurzem (i. e. innerhalb der letzten 2 Wochen) habe ich sowas in
> einigen Baumärkten gesehen, sowohl bei dem orangenen Riesen als auch
> diesen Projekt-Fans.
RGB-LEDs (habe ich heute auch bei Promarkt gesehen, aber nicht gekauft),
oder solche mit durchstimmbarer Farbtemperatur?
> Mit Sicherheit. Wenn man sich ansieht, was sich im Bereich der
> KFZ-Beleuchtung tut, dann gibt es durchaus Grund zur Hoffnung.
Wie sieht es eigentlich mit der Verfügbarkeit von Rohstoffen für die
LED-Herstellung aus? Da werden doch seltene Erden u.a. benötigt. Sind
diese Vorkommen ausreichend, bzw. in absehbarer Zeit mit geeigneten
Recyclingmethoden zu rechnen? Wäre schon ziemlich sch****, wenn man zwar
Energie sparen kann, aber die benögten seltenen Elemente bald nur noch
mit einem Vielfachen der eingesparten Energie abgebaut werden können...
> Es ist leider immer noch zu beobachten, dass die Leuchtstärke der
> jeweiligen Lampen/LEDs nur sehr schwer nachvollziehbar angegeben wird.
> In ein paar Jahren wird der Vergleich zu einer antiken Glühlampe keine
> relevante Aussage mehr darstellen - so wie heute der DM-Preis anstatt
> des EUR-Preises. Ich hoffe, dass die Angabe der Lumenzahl sich weiter
> verbreitet, das wäre schon besser.
Bisher habe ich die Lumenangabe eigentlich fast immer gefunden. Wobei
auch da u.U. getrickst wird. Z.B. habe ich schon Kompaktleuchstofflampen
gesehen, die nicht nur, wie üblich, eine Anlaufzeit benötigen, sondern
auch dann ein Zwischenhoch am Ende der Aufwärmphase erreichen, sich
danach aber auf einen geringeren Wert (z.B. ca. 80% der
Peak-Leuchtkraft) einpendeln. Wird nun die Lumenzahl für das kurzzeitige
Maximum statt für die stabile Endhelligkeit angegeben, hat man auf dem
Papier gleich mal 20% Verbrauch eingespart...
>> und die Masse nicht mehr wie die Lemminge dieser
>> "warmweiß"-Illusion nacheilen ("warm" ist Licht tatsächlich nur, wenn
>> man seine Wärme spüren kann, also etwa bei Feuer, aber ebenso bei,
>> lichttechnisch "kaltweißem", natürlichen Sonnenlicht).
>
> Das ist so eine Sache. Ich meine auch gelesen zu haben, dass in der tat
> Sonnenlicht ein relativ kaltes Licht qua Farbtemperatur darstellt.
Ja. Die Sonne hat typischerweise eine die *korrelierte* Farbtemperatur
(CCT) um 5000 K. Die "nackte" Sonne hat etwa gleiche Temperatur und
Farbtemperatur, jeweils um 5800 K (ist halt in einigermaßen guter
Näherung ein Planckstrahler), aber durch die Atmosphäre wird sie
rötlicher, bleibt dabei aber erstaunlich nah an der Planck-Kurve im
CIE-Farbraum. Selbst im Winter erreicht sie in unseren Breiten noch über
4000 K. Nur bei tiefstehender Sonne fällt die CCT unter 3000 oder gar
2000 K. Das globale Tageslicht enthält aber auch viel des von gestreuten
blauen Lichts, daher kann dessen CCT durchaus 7000 K übersteigen. Siehe
auch Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Farbtemperatur
> Auf der anderen Seite spielt die Farbtemperatur für mich als Laien ja
> doch eine Rolle. Unser erster LED-Halogenlampenersatz strahlte noch ein
> sehr kaltes Licht aus, das war schon fast blau. Sch**, nix für den
> Wohnbereich.
Die frühen LEDs hatten meist auch einen miserablen Farbwiedergabeindex,
der m.E. noch wesentlich wichtiger als die Farbtemperatur ist. So hat
Natriumdampf-Licht laut Wikipedia etwa die gleiche CCT wie eine gedimmte
Glühlampe oder der Sonnenuntergang, aber die Farbwiedergabe ist jenseits
von gut und böse. Solches Licht wirkt auch sehr "kalt" bzw. fahl.
> Warmes Licht, also mit einem subjektiv höhreren Gelb- oder Rotanteil
> wird im Wohnbereich als angenehmer empfunden.
Meiner Meinung nach ist dies gerade auf die Konditionierung durch
Glühlampen (die physikalisch bedingt nicht heißer als ca. 3000 K können)
und zuvor durch Feuer (Gaslaterne, Fackel, Lagerfeuer...) im Bereich der
künstlichen Beleuchtung zurückzuführen und kein Naturgesetz. So liefert
der Mond ein ähnliches Licht wie eine neutralweiße Leuchtstoffröhre/LED
(ca. 4000 K laut Wikipedia; offensichtlich bedingt durch die leicht
bräunliche Tönung der Mondoberfläche, die etwas mehr von dem blauen als
vom roten Sonnenlichtanteil schluckt). Aber die meisten Leute, mich
eingeschlossen, empfinden das Licht des Mondes als angenehmer als
Leuchtstofflicht gleicher CCT.
Interessant ist, dass Menschen in Südeuropa sowie in Asien offenbar eher
weißes bis blauweißes Licht bevorzugen. Das steht nicht nur in
Wikipedia, sondern das bestätigen auch asiatische Kollegen von mir. Mir
scheint sogar, als sei die Bevorzugung von "warmweiß" im wesentlichen
auf die abendländische Kultur beschränkt. Und auch dort kein Dogma.
Für mich ist Licht bestimmter Farbe erst einmal weder warm noch kalt,
sondern es kommt immer auf die Umstände an. Die einfache Formel, je mehr
Kelvin, desto kälter, stimmt so einfach nicht (abgesehen davon, dass es
der Physik widerspricht). Ich persönlich empfinde "warmweißes" Licht im
allgemeinen auch nicht als gemütlich, sondern eher als ein trübes und
kraftloses Licht (und würde auch nicht auf die Idee kommen, es als
"weiß" zu bezeichnen), und damit beleuchtete Räumlichkeiten bekommen
IMHO dadurch ein gewisses "Räuberhöhlen-Ambiente". Im Winter wirkt
dieses Licht sogar regelrecht melancholisch. Ich überlege sogar, bei
meiner nächsten Dienstreise eine weiße LED mitzunehmen, um das Licht im
Hotelzimmer "aufzuwerten" (nur sie dann dort zu vergessen, wäre ziemlich
ärgerlich, bei dem Preis...).
Auch empfinde ich "kaltweißes" Licht nicht als per se kalt, sondern es
hängt auch hier immer von den Umständen ab. So habe ich mit
6500-K-Beleuchtung im Bad sehr gute Erfahrung gemacht, und die erste
Assoziation war nicht die Arktis, sondern der Strand von Teneriffa, wo
ich letztes Jahr auf Konferenz war :-), während das gleiche Licht in
einer Garage eher kalt wirkt (das tut dort allerdings auch eine
Glühlampe). Daher benutze ich zuhause, zumindest in der dunklen
Jahreszeit, meist Lampen mit >=4000 K; Lampen unter 3000 K eigentlich
nur noch am späten Abend, kurz vorm schlafengehen, weil man sich danach
schneller an die Dunkelheit gewöhnt, sowie Glühbirnen dort, wo Licht nur
kurz brennt. Einen störenden Einfluss auf den Melatoninhaushalt (aka
Schlafstörungen) habe ich bei abendlichem Weißlicht bisher nicht
beobachtet; dafür ist die Beleuchtungsstärke wohl zu gering.
Übrigens scheine ich damit nicht allein zu sein, wie z.B. die Rezension
der Parathom CLA 80 vom 3. Dezember 2011 auf Amazon zeigt:
http://tinyurl.com/cknzq85
Unterm Strich ärgert es mich mittlerweile ziemlich, dass fast alle
Leuchtmittelhersteller sich in "warmweiß" verbeißen, und sich im Bereich
>4000 K bislang recht wenig tut. OK, es gibt die "Daylight"-Variante
der Osram Parathom, allerdings nur mit müden 365 lm (bei 6 Watt
Verbrauch), die damit eher in den Bereich Deko-Lampe fällt. Die von
"test" mit "sehr gut" benotete 2700-K-Parathom schafft bei 12W mehr als
die doppelte Helligkeit.
Interessanter Nebenaspekt: Die Farbwahrnehmung verschiebt sich bei
niedriger Lichtstärke zum Blauen hin, so dass "weiß" dort bei
niedrigerer CCT auftritt (
http://de.wikipedia.org/wiki/Purkinje-Effekt).
Der Verlauf ist ähnlich der Kruithof-Kurve
(
http://en.wikipedia.org/wiki/Kruithof_curve), jedoch flacher. Bei
niedriger Lichtstärke empfinde ich persönlich ca. 4000 K als weiß,
während die 5500 K CCT bei hochstehender Sommersonne immer noch ganz
leicht gelblich wirken (vgl. Sonnenlicht auf weiße Fläche), und der
Weißpunkt bei hoher Lichtstärke am ehesten bei leicht bedecktem Himmel
(um 6500 K) erreicht wird. Eine 6500 K "nature color"-Lampe wirkt
hingegen leicht bläulich bei niedrigem Lichtlevel. Bei extrem niedrigem
Lichtlevel (Mondlicht) wirken auch 4000 K ganz leicht bläulich. Kann
aber auch ein Kontrastproblem sein (Mondschein in Konkurrenz zu
Na-Dampf-Straßenbeleuchtung in Sichtweite).
> Im Werkstattbereich werden
> kalte Farbtemperaturen bevorzugt. Nicht umsonst gibt es auch
> Vorschriften zur Farbtemperatur von Leuchtstoffröhren für den
> Bürobereich, die durchaus von der im Werkstattbereich abweicht.
Hmm, was besagen diese Vorschriften bezüglich der Farbtemperatur? Wie
verbindlich sind sie? Gibt es ähnliche Vorschriften auch für das
Gaststätten-/Hotelgewerbe (und was sagen die über die CCT aus)?
In meinem Büro sind neutralweiße Röhren (ich schätze mal 840er, d.h.
CCT=4000 K) in der Decke installiert, und in meiner Schreibtischlampe
habe ich die Original-60-Watt-Birne durch eine 4000K-LED (die erwähnte
Toshiba) ersetzt. Bei bedecktem Winterhimmel bevorzuge ich stattdessen
gar eine 6500 K "daylight"-Kompaktröhre (eine gleichwertige LED wäre mir
ganz klar lieber, aber leider noch nicht verfügbar) als
Tages(rest)lichtunterstützung.
> Wir sollten uns allerdings darüber klar sein, dass LEDs ein anderes
> Licht produzieren als herkömmliche Glühlampen. Von daher kann das Ziel
Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es einmal möglich sein wird, das
Lichtspektrum "baukastenmäßig" zusammenzustellen. Letztendlich würde das
bedeuten, auf optischer Ebene das zu machen, was in der Akustik längst
möglich ist: Man kann Schall zwar einerseits durch Kombination endlich
vieler Klangkörper mit jeweils einer spezifischen akustischen
"Spektralbande" kombinieren (= Musikinstrument) oder eine Membran in
fast beliebiger spektraler Charakteristik schwingen lassen (=
Lautsprecher). Was wir bräuchten, wäre ein optisches Pendant zur
Lautsprechermembran, und das Designerspektrum kann kommen ;-)
--
Gruß,
Ingo