Am 24.11.2016 um 23:35 schrieb Werner Schmidt:
> Ralf Koenig schrieb am 24.11.2016 um 21:43:
>
> [ioniq electric]
>> Ist halt schon recht groß für die Stadt und Pendelei, finde ich.
>
> Golf-Klasse von den Außenmaßen her. Halte ich für durchaus akzeptabel.
4,47m sind schon 20 cm mehr als ein Golf. Eher Golf Variant (4,57m).
Oder eben "Prius-Klasse". :-)
>> Ich denke, bei dem hätte Hyundai-Kia Schwierigkeiten, den in die
>> 15.000 EUR Richtung zu bekommen.
>
> Im Moment liegt er da bei mehr als dem Doppelten ...
Eben - der ioniq electric bei ca. 33.300 EUR Listenpreis.
Aber der ioniq Hybrid bei 23.900 EUR - also schon knapp 10.000 EUR weniger.
Wenn man nun dem Argument glaubt, dass bis 250 km Reichweite es an sich
möglich ist, dass der BEV in der Herstellung so viel kostet wie ein HEV,
dann dürfte im Listenpreis des ioniq electric beträchtlich was an Luft sein.
> ich sehe das nicht.
Eben. Ein Preiskracher wird der ioniq also nicht werden. Eher so ein
Mischfahrzeug: halbwegs günstig, aber auch halbwegs gut an Größe und
Reichweite. Gerade dann in der 40 und 60 kWh Version.
> Vom Preis her etwas unter dem E-Golf
Wobei mir persönlich der E-Golf sehr überteuert vorkommt, wenn man die
Differenz zum Verbrenner-Golf sieht. Als hätte VW da einen Aufschlag
einbezogen, um die Leute abzufinden, die im Verbrennermotoren- und
Komponentenbau gehen müssen.
> - aber auch etwas besser
> ausgestattet in der Basisversion, wenn ich das richtig sehe. Ich denke,
> dass sie am Preis in dem Sinne was machen werden, als das Upgrade auf
> etwa 40-42 kWh den Basispreis wahrscheinlich kaum nach oben treiben
> wird.
Ja, so ist das zu erwarten. Es hält aber den Einstiegspreis hoch, man
bekommt nur "mehr" dafür.
> Nennenswert *runter* wird es so schnell aber nicht gehen. Aus
> meiner SIcht steht der ioniq nicht so sehr in Konkurrenz zu Autos wie
> einer Zoe oder einem Leaf (schon gar nicht einem Drilling) als viel mehr
> zu E-Golf, evtl. Ampera-E und Model3 (ein weiters Upgrade auf um 60 kWh
> soll gerüchteweise auch schon angedacht sein).
Mal schauen, was da kommt und wie sich das so einsortiert.
>> Ich glaube, BEVs begeistern heutzutage alle Käufer, die sich
>> durchgerungen haben. Teils aus Zweckoptimismus (ein bisschen
>> schönreden hilft beim Verdauen des doch recht hohen Preises), teils
>> wirklich wegen des neuen Fahrgefühls. Gerade wer vorher von einem
>> Auto mit Handschaltung kam - für den ist es plötzlich leichter zu
>> fahren und leise.
>
> Auch wer von einer Automatik kommt dürfte den Unterschied zu schätzen
> wissen.
Mein Eindruck ist, dass der gefühlte Unterschied dann bedeutend kleiner
wird. Wer vorher 6- oder 8-Gang-Automatik fuhr oder auch so ein
7-Gang-DKG, der hat bei normaler Beschleunigung von den Stufen kaum was
mitbekommen. CVT-ler mit echter CVT auch wenig.
> Das Schalten an sich hat mich ja schon gar nicht mehr gestört,
> das spielt sich doch komplett im Kleinhirn ab nach all den Jahren.
Für erfahrene sicherlich, aber für Fahranfänger eben anders. Und
Millionen Chinesen, Inder wollen Auto fahren, aber nicht lang lernen. In
den USA beginnt mit ihrer hohen Automatik-Quote 1-2 Jahre eher das
Autofahren.
> Also leichter? Nein.
Für dich nicht, für andere schon. Z.B. Anfahren am Berg ist was völlig
anderes, wer vorher noch nicht mal nen Hill-Holder hatte. Ach so, Berge
gibt's bei dir nicht. :-)
> Aber bis so eine moderne Automatik an der Ampel erst mal
> in die Gänge kommt - pun intended :-D - da ist man mit dem Handschalter
> 2x weg und mit dem E-Auto 3x :-) ... halt leise dazu. Und ruckfrei.
"Quasi ruckfrei" macht die moderne Automatik auch. Und leise auch. Die
kleine Latenz sehe ich dann eher beim Verbrenner an sich (Start-Stopp
muss aus dem Kram kommen, kleines Turboloch, dann zoom-zoom).
> Sanft und zugleich unaufdringlich dynamisch, so würde ich es
> beschreiben. Macht einfach Spaß :-)
Das glaub ich! Wobei oben heraus - gerade in DE - die BEVs gern noch
einen oder zwei zusätzliche Gänge haben könnten für den "ultimativen
Komfort" auch bei höherer Geschwindigkeit.
>> Das muss man differenzierter betrachten. Tesla hat sich da beim
>> DC-Laden einen Zoo geschaffen, den sie erstmal wieder aufräumen
>> müssen.
>
> Ich hab' halt mal nur auf Europa geschaut.
Das ist eben nur ein Teil der Sicht, die Tesla als Hersteller macht. Der
Hersteller muss immer die versch. Weltmärkte betrachten. Für den Kunden
hat das auch Rückkopplungen, weil ja der Weltabsatz für die
Weltproduktionsmenge zählt und damit für die Preise. Und die
Weltanforderungen auch ihre Anforderungen an z.B. die Karosserie ergeben.
> Da haben sie Typ2, und CCS
> brauchen sie nicht weil es die SuC gibt. Also hier finde ich's schön
> einfach :-)
Tesla braucht IMHO **zwingend** eine Anbindung an die sich abzeichnenden
nationalen DC-Ladestandards. An CCS Typ1 in den USA und an CCS Typ2 in
Europa. An öffentliches DC in China, und an 100 kW oder 150 kW ChaDeMo
in Japan. Sonst packen die ihre Absatzziele nicht - und haben auch
Wettbewerbsnachteile.
Schau mal auf die Zahlen: aktuell macht Tesla ca. 50.000 Einheiten im
Jahr. Schon 2018 sollen es 500.000 Einheiten pro Jahr sein.
Das ist Faktor 10 in der jährlichen Menge!
Alle anderen Autohersteller schaffen keine eigene proprietäre
Ladeinfrastruktur, sondern lassen sich das schön von den Staaten
sponsern, aber halten sich auch an die national oder international
vereinbarten Standards. Und ausgerechnet Tesla soll jeden SC selbst
bezahlen?
Ich sehe die erste Riege Tesla SC's als Demonstrator und Eigeninitiave
von Tesla. "Autohersteller und Politiker der Welt: Schaut her: das
Prinzip BEV mit großen Batterien und DC-Schnellladen mit 90-135 kW
funktioniert!" Gebraucht und installiert von Tesla, um Meinungen zu
ändern, um Dinge praktisch zu erproben und zu demonstrieren, um ihre
Vision praktisch zu zeigen. Mit ihrem proprietären Weg mit
Time-to-Market-Vorteil. Aber mit ihrem proprietären Weg eben nix für die
Masse oder die Ewigkeit.
Ich denke, spätestens in 2-5 Jahren (vielleicht mit Produktionsstart von
Model 3) werden die Tesla SCs zwingend technisch auf die
Standard-Lade-Stecker und Inlets im jeweiligen Markt umschwenken müssen.
Die Tesla SCs in Europa bekommen dann einen CCS-Typ2-Stecker.
Die Tesla SCs in USA den CCS Typ1-Stecker.
Die Tesla SCs in Japan einen CHAdeMO-Stecker.
Die Tesla SCs in China den China-DC-Stecker.
An EU-Teslas kommt dann ein CCS-Typ2-Inlet.
An US-Teslas ein CCS Typ1-Inlet.
An Japan-Teslas ein CHAdeMO-Inlet und ein Typ1-Inlet.
An China-Teslas ein China-DC-Inlet und ein China-AC-Inlet.
Ihre Tesla-Beschränkungen (z.B. Nicht-Teslas an den SCs abwehren) machen
sie in Software (wie heute schon in der EU). Die dann "alten
Legacy-Teslas" (also heutige Model S und X) müssen dann mit Adaptern an
den neuen Tesla SCs laden (und/oder bekommen ein Retrofit-Angebot). Alle
neuen Teslas passen gleich zu den Tesla SCs aber auch zum öffentlichen
AC- und DC-Ladestandard des jeweiligen Marktes.
Warum: damit sich Tesla von der engen Bindung an ihr SC-Netz freimacht.
Denn sonst müssten sie dieses Netz ja selbst in dem Maße mit ausbauen,
wie ihre Produktionszahlen steigen.
> Was sie anderswo machen ist doch ihr Problem. Mir ging es mehr um die
> Anwenderseite. Und hiesige Verhältnisse.
Selbst für hier und die Anwenderseite.
>> Nimmt man alles zusammen, ist nicht mehr so klar, was in Zukunft an
>> die Autos kommt und was an die Tesla-SCs als Ladestecker kommt.
>
> Jupp. Gilt aber für andere auch. CCS ist doch mit Sicherheit nicht das
> letzte Wort. Mal sehen, was wir in 10 Jahren an neuen Standards haben ...
Also für die nächsten 10 Jahre sehe ich die oben genannten als recht
sicher gesetzt für die genannten Märkte. In Ausprägungen bis 44 kW AC
und bis 300 kW DC.
>> Auch wenn in einer Flotte sowohl Teslas wie auch andere BEVs sind,
>> nervt es doch ziemlich, dass das alles nicht zusammenpasst.
>
> Na, wenn man am Firmenstützpunkt nicht auf einer Wallbox mit fest
> angeschlagenem Kabel besteht (sondern eine WB mit
> Typ2-Installationsbuchse montiert und jedes Auto sein Kabel mitbringen
> darf) geht doch alles mit Typ2.
Nur fest angeschlagene Kabel (DC+AC) oder Induktivlader (AC) sind IMHO
wirklich interessant. Der Rest wird wieder verschwinden, weil das
Gematsche und Hantieren mit den selbst verstauten Kabeln (täglich ja
mehrfach!) einfach erbärmlich unpopulär sein wird, wer mal die
Alternative erfahren hat. Und mit den festen Kabeln wird das
Gesamtsystem einfacher zu verstehen und zu handhaben, sowie sicherer und
verlässlicher (z.B. kann kein falsches Ladekabel mehr die
AC-Ladegeschwindigkeit runterziehen, weil es nur 1Phase und
Leiterquerschnitt für 16A hat, obwohl Auto und Säule mehr können, an der
Ladesäule ist hingegen immer was dran, was du dem Vermögen der Säule passt).
Tesla macht schon heute nur fest angeschlagene Kabel an allen seinen
Ladelösungen: Tesla Home Charger, Tesla Destination Charger, Tesla
Supercharger, immer ist das Kabel (mal dünn, mal dick) auf der
Infrastrukturseite fest dran.
Mein Aha-Erlebnis dazu: Berlin, DriveNow. Ein i3. Ein High-Tech-Auto.
CFK-Karosse, innen alles spacig, neuester Hipster-Chic. Und dann im
Kofferraum ein AC-Ladekabel, das gegen Diebstahl mit einem
Fahrrad-Bowdenzug festgekettet war, der dann durch die geschlossene
Heckklappendichtung ging. Sorry, aber das ist doch Mist.
Lose Ladekabel (zumal wenn 300 EUR teuer und dann muss deren
Vorhandensein ja im Flotteneinsatz auch kontrolliert werden) machen sich
im Flotteneinsatz also einfach mal richtig shice. :-) *Das* will man
nicht. Sondern das Prinzip Tanke ist gesetzt: hinfahren, Rüssel
anschließen. Wenn fertig: Rüssel wieder raus, Rüssel zurück,
weiterfahren. Aber immer der Verlass darauf, dass der Rüssel/das Kabel
fest auf der Infrastruktur-Seite sein wird. Egal ob zuhause oder
unterwegs. Egal, ob AC oder DC. Egal, ob man 30 min lädt oder über Nacht.
> Da seh' ich jetzt das Problem nicht. Für
> die ggfs. nötigen Schnellladungen hat der Tesla die SuC eh im Navi. Die
> anderen bekommen halt die ChaDeMo oder CCS als POI ins Navi.
Firmenwagen/Flottenwagen an öffentlichen Tesla SCs laden? Finde ich viel
zu umständlich fürs erste Stück. Ich denke, da kommen auch einige
DC-Schnelllader auf das Firmengelände - neben die Wallboxen mit den
festen Ladekabeln mit Typ2-Stecker vorn dran (für EU).
Und da will keiner 2x Tesla SC, 2x CHAdeMO, 2x CCS, 2x AC 44kW
hinstellen. Oder 2x Tesla SC und 4 Triplecharger. Sondern es wäre schon
chic, wenn da dann einfach 6x CCS stehen und man frei aussuchen kann
(für größere Firmen). Für alle die, die in der jeweiligen Situation auf
AC-Schnarchladung nicht warten können oder wollen.
>> Aber welchen Stecker machen sie an die SC-Säulen? Pro Markt? Um dem
>> Anwender insgesamt so selten als möglich mit Adaptern zu
>> konfrontieren.
>
> Hierzulande halt ihren modfizierten Typ2-Stecker. Passt doch.
Aus meiner Sicht passt es auf mittlere Sicht eben nicht. Denn so kommen
die Teslas nicht an CCS. Sie müssen aber zwingend an CCS. Und so haben
es die Teslas schwer, in Flotten rein zu kommen. Beides brauchen sie für
Stückzahl.
>> Ich denke, dass Tesla sehr darauf angewiesen sein wird, auch alles an
>> öffentlicher Ladeinfrastruktur mit zu nutzen. Und diese Abhängigkeit
>> macht ihre eigenen proprietären Stecker und Buchsen unattraktiv.
>
> Für das Laden zu Hause oder wohnortnah reicht doch Typ2 und das können
> sie ja problemlos. Und zum schnell Laden haben sie doch ihre SuC. Ich
> sehe Deinen Punkt irgendwie nicht. Also jedenfalls nicht aus Anwendersicht.
Wenn Tesla bei seinem proprietären Ansatz bleibt, haben sie
Kostennachteile, weil sie alles an Ladeinfrastruktur selbst schaffen und
bezahlen müssen. Und das heißt: der Anwender muss bei Tesla für die
Autos mehr zahlen. Und ich denke: das wird er in einigen Jahren nicht
mehr machen. Und damit ist das auch ein Thema indirekt aus Anwendersicht.
>> Naja, 45-50 Mio Bestand in DE, pro Jahr ca. 3 Mio Neuzulassungen. Da
>> der Bestand etwa gleich bleibt, fallen auch jedes Jahr ca. 3 Mio
>> raus.
>
> Die 3 Mio. beziehen sich aber auf den gesamten PKW-Bestand.
Klar.
> Nicht etwa
> nur auf die Fraktion "Stadtautos, Pendlerfahrzeuge, Zweitwagen für
> Kurzstrecken." - das dürfte einen eher kleinen Anteil daran haben.
Denke ich nicht. Die Autos, die verschwinden, sind die Letzthand-Autos.
Und die machen eher nur noch die Gelegenheitsfahrten. Ich denke, dass es
da eine recht große Überdeckung mit "Stadtautos, Pendlerfahrzeuge,
Zweitwagen für Kurzstrecken" gibt. Für wichtiges und für verlässliches
werden doch jeweils gängig jüngere Autos gekauft.
> Eine
> insgesamt aber doch auch noch erkleckliche Zahl, gewiss. Aber bis man
> auch nur die in BEV umgemünzt haben wird geht wohl noch einige Zeit ins
> Land.
Klar. Die BEVs werden genau so "von oben" durchtröpfeln. Erst kommen sie
in 2-5% Anteil in die Flotten. Dann von da irgendwann in den Gw-Markt,
dann bis zur letzten Hand. Entscheidend ist also, wann die Flotten mal
so auf 10-25% BEV-Quote gehen. *Dann* tut sich richtig was in DE.
Grüße,
Ralf