Tobias Schuster schrieb:
> Ja, es geht gesellschaftlich ein Strudel nach unten, der immer mehr Platz
> greift, wo früher mal die nicht mehr existierende gesellschaftliche Mitte
> versammelt war.
Ich sehe das auch im Geschäftsleben. Meine (zum Teil wesentlich) jüngeren
Kollegen duzen sich sofort mit Mitarbeitern von Kunden. (BTW: Wir sprechen
vom ältesten SAP-Beratungshaus Deutschlands). Ich halte da eher die
respektvolle, kritische Distanz. Und ja, in Einführungsprojekten, in denen
man Mitarbeiter des Kunden motivieren muss und Wünsche und Anregungen
einsammelt, kommt es nach einer Phase der Annäherung nahezu zwangsläufig zum
Du. Aber dann bin ich Teil dieser (mir nicht mehr fremden) Gruppe und bin
häufig Vermittler zwischen Arbeiter/Angestellten auf der einen Seite als
auch Geschäftsführung beim Kunden auf der anderen Seite. Die
Geschäftsführugn wird kaum in das "Du" verfallen, je nach Unernehmenskultur.
Wenn es allerdings mit Softwarepartnern (z.B. Mitarbeitern der SAP) in ein
Meeting geht, dann wird grundsätzliche geduzt, auch wenn man sich vorher
kaum kannte, denn wir sind ja eine Familie.
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass eine zu schnelle Duzerei mit
Kunden ganz schnell dazu führt, kostenlos für den Kunden (als den guten
Freund) zu arbeiten. Und das sehe ich kritisch. So gern ich mich in
Kundenprojekte einbringe, aber einen Kunden, der mich nicht bezahlen will,
den brauche ich nicht.
Bei Apple empfinde ich es auch als komisch schriftlich geduzt zu werden. Ich
bin nicht die minderjährige Handelsschülerin, die ihr hyppes IPhone
anhimmelt, ich bin ein Mittfuffziger, der gerade Geld für ein Arbeitsgerät
ausgegeben hat.