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epd: Interaktives Fernsehen in Berlin geplant

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Martin Recke

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Mar 16, 1995, 1:16:19 AM3/16/95
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Hier folgt nun die nicht redaktionell bearbeitete Fassung einer Meldung
von mir für den Evangelischen Pressedienst/Kirche und Rundfunk (epd/Kifu).
Sie erscheint, wenn nichts dazwischen kommt, in Nummer 21/95.
Kommerzielle Weiterverwertung nur Beziehern des epd/Kifu gestattet. Diese
Meldungen liegen auch unter http://fub46.zedat.fu-berlin.de:8080/~mr94/epd

[Followup-To: de.comm.internet]

Arbeitstitel: EMG plant interaktives Fernsehen in Berlin -
Start zur Funkausstellung im August angepeilt - Breite
Einführung digitaler Dienste?

Die in Berlin ansässige Elektronische Medien- und
Forschungsgesellschaft (EMG) will zur Internationalen
Funkausstellung im August auf acht digitalen Kanälen das
Interaktive Fernsehen starten. Ein Lizenzantrag liegt seit Ende
vergangenen Jahres der MABB vor. Die Lizenz kann jedoch nach
Auffassung der MABB nicht ohne Ausschreibung vergeben
werden. Sollte zugunsten eines regionalen Service-Providers
entschieden werden, erklärte die Koordinatorin für digitale
Projekte bei der MABB Carmen Jentzsch gegenüber epd, dann
sei dies auch eine Entscheidung über die »breite Einführung
digitaler Dienste«. Dies könnte dem Engpaß im Berliner
Kabelnetz Abhilfe schaffen. Eine Entscheidung sei jedoch nicht
ohne Zusammenhang zur überregionalen Entwicklung denkbar.
Grundsätzlich werde der EMG-Antrag »positiv betrachtet«. Die
EMG gehört zu achtzig Prozent dem East German Investment
Trust (EGIT), der auch mit 14 Prozent am Nachrichtenfernsehen
n-tv beteiligt ist. Den Rest der Anteile hält der Geschäftsführer
Wolfgang Wenzel.

Für das Berliner Projekt sieht die EMG Investitionen in Höhe von
rund zwanzig Millionen Mark vor. Nach drei bis vier Jahren will
Wenzel die Gewinnzone erreichen und 50 000 Teilnehmer im mit
rund 1,1 Millionen angeschlossenen Haushalten bundesweit
größten Kabelnetz angeschlossen haben. 150 000 Teilnehmer
nimmt die EMG als mögliche Zielgruppe an. Die EMG will sich
auf technische Dienstleistungen beschränken. So sollen Server-
Kapazitäten bereitgestellt und Kabelkanäle für die Verbreitung
angemietet werden, Smart Cards (Chip-Karten im Kreditkarten-
Format) für die Endanwender-Identifikation produziert und die
Programme der Anbieter als Dienstleistung auf die EMG-Server
übertragen werden. Keineswegs will die EMG das
Netzmanagement übernehmen oder Set-Top-Boxen für die
Endverbraucher vertreiben. Unklar ist noch, ob die EMG auch die
Abonnentenverwaltung übernehmen wird. Als Programmformen
plant die Firma interaktive Videospiele, einen Teleshopping-Kanal
für mittelständische Unternehmen, Near-Video-on-Demand und
(kostenfreie) türkische oder israelische Programme.

Das Unternehmen will seinen Dienst nur in Berlin anbieten. EMG-
Chef Wenzel rechnet damit, daß es künftig mehrere derartige
Anbieter in Deutschland geben dürfte. Der Plan, eine Media
Service GmbH als Tochter von Bertelsmann, Kirch, Telekom
sowie ARD/ZDF zu gründen, scheiterte im vergangenen Jahr am
Einspruch der EU-Fusionskontrolle (Kifu 89/94). Sollte die MABB
das EMG-Vorhaben mit einer Lizenz versehen, könnte in Berlin
interaktives Fernsehen auch außerhalb des Telekom-Pilotprojekts
angeboten werden, das im Februar mit 50 Teilnehmern gestartet
worden war (Kifu 13/95). Die Telekom baut zur Zeit bundesweit
das Hyperband im Breitbandkabelnetz auf sechs Kanäle aus, im
Berliner Kabelnetz wird es Ende des Jahres insgesamt 18 Kanäle
geben. Drei davon sind bereits mit Fernsehen im PAL-Format
belegt, sieben nutzt das Telekom-Pilotprojekt. Es bleiben acht
Kanäle, die zum Beispiel mit jeweils mehreren TV- oder Hörfunk-
Programmen im digitalen Paket belegt werden könnten. Für ein
solches bundesweit geschnürtes Paket aus vier türkischen und
zwei italienischen Programmen laufen zur Zeit Gespräche
zwischen der Telekom-Generaldirektion in Bonn und den
Landesmedienanstalten, teilte Uwe Werner (Telekom Berlin) dem
epd mit. Diese Pläne werden bei der MABB kritisch gesehen, da
die Telekom hier quasi als Programmanbieter auftrete.

Die Elektronische Medien- und Forschungsgesellschaft (EMG)
entstand 1990 mittels eines Kredits der PDS in Höhe von rund
zwölf Millionen Mark, der inzwischen zurückgezahlt ist. Das
Unternehmen erzielte 1994 einen Gewinn von einer Million Mark,
unterhält in Oberhausen eine Produktionsstätte für die Produktion
hochauflösenden Fernsehens (HDTV) und produziert für
öffentlich-rechtliche wie für kommerzielle Anbieter. Am
Haupteigentümer EGIT aus London sind in der Hauptsache
Banken und Versicherungen beteiligt, darunter die Deutsche
Handelsbank und die Berliner Bank. EMG-Geschäftsführer
Wenzel zufolge soll seine Firma demnächst durch weitere
Investoren verstärkt werden. Im Gespräch ist laut Branchenblatt
Kabel & Satellit der US-Medienkonzern Time Warner. (mr)

--
--Martin Recke...@zedat.fu-berlin.de
--http://fub46.zedat.fu-berlin.de:8080/~mr94

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