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ÖBB-Abenteuerreisen

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Hans Goebl

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Jul 24, 2004, 5:33:47 AM7/24/04
to
Mit rekordverdächtiger Verspätung von 230 Minuten kam ich gestern
von meinem Osttirolurlaub zurück.

Die Reisedaten:
Pünktlich um 12:14 verließ "GmP" 4607 den Bahnhof Lienz - eine
1044 zog die 3 Schlieren (B, B, BD) und mehrere Güterwagen.
In Villach Hbf Umsteigen in OEC 630. Nach einem etwas längeren
Aufenthalt in Klagenfurt Ankunft in St.Veit an der Glan um
15:10 (+6).
Dort nach einigen Minuten Durchsage des Zugchefs: wegen schweren
Unwettern ist die Strecke zwischen Treibach und Friesach
unterbrochen, daher Weiterfahrt mit Bussen.
Um 15:25 kommen die ersten beiden Busse am Bahnhofsvorplatz an,
vollgestopft bis zum letzten Stehplatz lassen sie noch gut 100
Fahrgäste zurück. Wenig später treffen 3 weitere Busse ein, im
letzten ist auch noch Raum für 10 Fahrräder.
Friesach wird auf der B317 zügig erreicht, von Unwetterschäden
ist auf der Straße nichts zu merken. Auch die Bahnstrecke ist
wieder frei, bevor der letzte Bus ankommt.
Weiter geht es mit der Garnitur des IC 535 (1044 + 5 rot/grau
lackierte Waggons), der A an der Zugspitze wird mangels Gepäckwagen
zum Fahrradtransporter umgewidmet. Friesach ab etwa 16:20 Unzmarkt
an ca. 16:55. Zunächst längerer Aufenthalt ohne weitere
Erklärungen. Um 17:10 wird die Lok abgekuppelt, danach Durchsage:
Streckenunterbrechung zwischen Thalheim Pöls und Judenburg, daher
Schienenersatzverkehr zwischen Unzmarkt und Zeltweg vom
Bahnhofvorplatz. Dort steht ein mit Judenburg beschilderter
Postbus, Reisende mit diesem Ziel werden aufgefordert, darin
einzusteigen.
Die Lok wird inzwischen an das andere Zugende umgesetzt.
Etwas später passiert ein Eilzug den Bahnhof Unzmarkt, dieser
fährt laut Lautsprecherdurchsage bis Thalheim Pöls.
Was nicht erscheint, sind weitere Busse. Um 18:05 trifft auch
noch der von Taurus-Tandem gezogene EC 30 Carlo Goldoni in Unzmarkt
ein, die gut gefüllten ca. 13 Wagen lassen mich ein veritables
Gedränge in den allenfalls noch eintreffenden Schienenersatzbussen
erwarten.
Knapp darauf entscheidet man sich aber dazu, das Ende der Sperre
abzuwarten und schickt die Reisenden zurück in den Zug.
Die 1044 wird abermals umgestzt, der Zugchef hat sich dabei als
Kuppler zu bewähren. Bis zur Weiterfahrt um ca. 19:30 vergeht
nochmals ein gute Stunde.
Als Entschädigung gibt es Gratisgetränke aus dem mobilen
Bordservice. Allerdings ist bereits im ersten Wagen die Auswahl
auf Kamillen- und Hagebuttentee geschrumpft.
Zwischen Thalheim Pöls und Judenburg wird am falschen Gleis gefahren,
die Ursache der Streckenunterbrechung kann ich aus dem fahrenden Zug
nicht erkennen.
Die Verspätung von dreieinhalb Stunden wird noch vermehrt durch
einen längeren Aufenthalt in Leoben (Abwarten von OEC 633),
sowie Halte in Breitenstein und Ternitz (vermutlich Personalablöse).
Von den Schaffnern ist lange nichts mehr zu hören und sehen.
Erst nach 22:00 kommt wieder ein Schaffner am Abteil vorbei,
zu spät um für eine Mitreisende noch das Abwarten des Anschlusses
an den Chopin zu organisieren.

Dass wir nach Liesing auf den vorausfahrenden Schnellbahnzug
auflaufen und vor Meidling noch die Ausfahrt eines Gegenzuges
abwarten müssen, fällt dann schon in die Kategorie aschowurscht.
Ankunft des OEC 630 in Meidling um 22:45, EC 30 folgte eine
Minute darauf.

Hans

Wolfgang Burkard-Hartl

unread,
Jul 28, 2004, 2:02:15 AM7/28/04
to
Mit dem Rekord muss ich dich enttäuschen: Vor einigen Jahren kam ich auf
der Fahrt von Wien West über Selzthal nach Schladming mit 451(!) Min.
Verspätung an! Dafür ohne umsteigen.

Grund war damals ein schwerer Unfall im Bahnhof Melk. Unser Zug führ
damals um 7:45 von West bis St. Pölten, von dort nach längerem
Aufenthalt wieder retour nach Wien West und sollte anschließend über die
Südbahnstrecke ins Ennstal fahren. Als sich der Zug 3 Stunden nach der
ursprünglichen Abfahrt wieder in Bewegung gestezt hatte, kam die
Durchsage dass wir nicht über die Südbahn sondern über die Wachau
umgeleitet werden. Es ging eimal rund um Wien, nach Meidling ein Stück
Schnellbahnstrecke, dann vmtl. Donauländebahn und bei Kahlenbergerdorf
auf die Franz-Josefs Bahn. Bis Krems ging es eigentlich ganz gut voran,
dort Abwarten eines Vorspanntriebfahrzeugs - zumindest damls war die
Strecke nach St. Valentin noch nicht elektifiziert. Von einer Diesellok
(2143?) wurden wir bis St. Valentin befördert, was zur Folge hatte, dass
es in den Wagen furchtbar kalt wurde (war damals Februar). Die Leute an
der Strecke haben sich damals ziemlich über die offenbar ungewohnten
langen Züge gewundert. Von St. Valantin gings retour nach Amstetten und
anschließend wie vorgesehen via Selzthal nach Schlaming. Ankunft war
statt um 12:07 um 19:38.

Wolfgang

----- Hans Goebl wrote: -----

Wolfgang Burkard-Hartl

unread,
Jul 28, 2004, 2:11:04 AM7/28/04
to

Wolfgang

Hans
--
========================================
Wolfgang Burkard-Hartl

Siemens AG Oesterreich, PSE PRO CDA2
phone :+43-51707-35969
fax :+43-51707-56014
mailto:h...@pn5srv02.erd.siemens.at
mailto:wolfgang.bu...@siemens.at
========================================

Andreas Ren? Klement

unread,
Jul 28, 2004, 1:57:31 PM7/28/04
to
Wolfgang Burkard-Hartl:

> Mit dem Rekord muss ich dich enttäuschen: Vor einigen Jahren
> kam ich auf der Fahrt von Wien West über Selzthal nach
> Schladming mit 451(!) Min. Verspätung an! Dafür ohne umsteigen.
>
> Grund war damals ein schwerer Unfall im Bahnhof Melk.

Tja, und genau an diesem Tag habe ich meinen Rekord aufgestellt,
leider habe ich die genauen Daten nicht bei der Hand. Um ca. 18 Uhr
ging es noch pünktlich mit dem IC von Linz weg, angekündigt war eine
Verspätung von ca. 2 Stunden bis Wien. In Enns langer, langer
Aufenthalt (keine Dieselloks verfügbar), dann ging es über die
Donauuferbahn. Die Klimaanlage blies nur mehr kalte Luft ins Abteil,
konnte aber laut Schaffner nicht abgestellt werden. Essen oder Trinken
gab es sowieso schon lange nicht mehr. Mit vielen, z.T. sehr langen
Kreuzungshalten erreichten wir Krems. Dort mussten wir ca. eine Stunde
auf einen streckenkundigen Lokführer waren. Während wir nach Enns noch
rätselten, ob wir zumindest die letzte U-Bahn in Wien erwischen, war
es nach der Abfahrt in Krems die Frage, ob sich die erste schon
ausgeht. Locker, denn um ca. halb sechs Uhr in der Früh erreichten wir
Heiligenstadt, auf den Rest der Fahrt via Hütteldorf zum Westbahnhof
habe ich verzichtet. Fazit: ca. 9 Stunden Verspätung auf der Strecke
Linz - Wien (ohne die halbe, dreiviertel Stunde zum Westbahnhof), wer
bietet mehr? Ach ja: seitdem besitze ich keinen Halbpreispass mehr,
weil ich meine Fahrten mit den ÖBB extrem eingschränkt habe.

Ciao
Andreas René

Patrick Segalla

unread,
Jul 29, 2004, 3:39:54 AM7/29/04
to
Andreas Ren? Klement wrote:

> Ach ja: seitdem besitze ich keinen Halbpreispass mehr,
> weil ich meine Fahrten mit den ÖBB extrem eingschränkt habe.

Seitdem ist aber bei den ÖBB auch nie wieder was vergleichbares (derart
hohe Verspätungen in derart großer Häufigkeit) passiert, insofern war
die Maßnahme voreilig:)

lg Patrick

Patrick Segalla

unread,
Jul 29, 2004, 3:45:06 AM7/29/04
to
Andreas Ren? Klement wrote:


À propos: Das war ja in Wahrheit jener Anlass, bei dem man überdeutlich
gesehen hat, dass die Donauuferbahn als Umleitungsstrecke nicht taugt.
Andere Züge wurden über Süd und Ennstal umgeleitet und hatten nur 2-3
Stunden Verspätung - zwar auch nicht lustig, aber bei weitem nicht so
schlimm.

Heutzutage würden mit Sicherheit fast alle Züge im SEV geführt werden
(mit wohl kaum mehr als 60 min Verspätung), mit Ausnahme einiger
internationaler und der Nachtzüge (wohl auch übers Ennstal oder die
Pyhrnbahn). Wobei IIRC damals erschwerend hinzukam, dass die
Streckenunterbrechung am Beginn der Wiener Semesterferien passierte, mit
entsprechend hohem Fahrgastaufkommen.

lg Patrick

Walter H.

unread,
Jul 29, 2004, 5:46:32 PM7/29/04
to
Andreas Ren? Klement wrote:

> Fazit: ca. 9 Stunden Verspätung auf der Strecke
> Linz - Wien (ohne die halbe, dreiviertel Stunde zum Westbahnhof), wer
> bietet mehr?

Linz - Wien in 9 stunden macht rund 190 km / 9 h > 20 km/h
ich biete noch was langsamers an, und Grund war das Zugunglück in
Marchtrenk vor rund 10 Jahren, wo dummerweise auch die Ausweichstrecke via
Traun nicht herhalten konnte und so dauerte meine Schulheimfahrt von Linz
ins 45 km entfernte Grieskirchen mehr als 3 Stunden, macht < 15 km/h
Reisegeschwindigkeit

mein IC kam in Hörsching an und da bot sich das Bild eines totalen Chaoses
an, EC Budapest - Salzburg - ... (Bartok Bela) stand da und dem hattens
die Lok in die andere Seite angekoppelt; ebenso der IC von einer Stunde
vorher - wartend auf die Passagiere vom Schienenersatzpendelverkehr; und
meiner kam an => a bissi viel für die Hundehütte Hörsching; und da hieß es
dann per Schienenersatzverkehr, nur 1 (!) ÖBB-Bahnbus, der immer hin und
herfuhr zwischen Hörsching und Wels Hbf;

Gruß,
Walter


Andreas Ren? Klement

unread,
Jul 29, 2004, 6:36:01 PM7/29/04
to
Patrick Segalla:

>
> > Ach ja: seitdem besitze ich keinen Halbpreispass mehr,
> > weil ich meine Fahrten mit den ÖBB extrem eingschränkt habe.
>
> Seitdem ist aber bei den ÖBB auch nie wieder was
> vergleichbares (derart hohe Verspätungen in derart
> großer Häufigkeit) passiert, insofern war die
> Maßnahme voreilig:)

Diese Fahrt war weniger die Ursache als der Auslöser. Ich bin früher
sehr viel mit der Bahn gefahren, aber die Informations-, Fahrkarten-
und Wegeketten sind i.d.R. schlechter geworden. Als Wanderer habe ich
oft die Regionalbahnen benutzt. Die Fahrplaneinschränkungen und
Einstellungen zugunsten des Busses bewirkten, dass der Halbpreispass
(damals hieß es Umweltticket) dort nicht mehr galt. Meinen Urlaub
verbrachte ich gerne im Südtiroler Pustertal - früher gab es einen
direkten Zug, heute kommst Du nicht einmal mit Umsteigen mehr von Wien
nach Bruneck. Oder fahr vom Hochficht im Mühlviertel nach Wien. Bus
nach Aigen, Zug nach Urfahr, Tramway zum Linzer Hbf, Zug nach Wien
(eben die erwähnten 9 Stunden), U-Bahn nach Hause - und das ganze mit
Wintergepäck und 5 verschiedeen Fahrkarten. Ohne eigenes Auto nimmst
Du das gerade noch in Kauf, aber seit ich CarSharing habe, reissen die
ÖBB auf solchen Relationen bei mir kein Leiberl mehr... Mit der Bahn
fahre ich trotzdem gerne, aber halt nicht mehr so oft und nur auf
ausgewählten Distanzen. Die nächsten zwei Wochen verbringe ich meinen
Urlaub auf Schienen - aber in der Schweiz, wo Bahn fahren noch Nervern
sparen heisst.

> Wobei IIRC damals erschwerend hinzukam,
> dass die Streckenunterbrechung am Beginn der
> Wiener Semesterferien passierte, mit
> entsprechend hohem Fahrgastaufkommen.

Es war das Ende der Semesterferien im Osten. Und genau das war ja
zusätzlich das unangenehme. Der Zug war g'steckt voll, Füße
ausstrecken war nicht drinnen. Allerdings gebe ich eines zu: gegen die
17-Stunden-Reise Wien - Schottland war diese Zugfahrt noch harmlos -
aber seither vermeide ich Flugreisen mit der BA und mit kleinen
Kindern. Es sind also nicht nur die ÖBB... *;-)

Ciao
Andreas René

Michael Suda

unread,
Jul 30, 2004, 3:31:43 PM7/30/04
to

"Andreas René Klement" <a...@gmx.at> schrieb im Newsbeitrag
news:f0f44bf5.04072...@posting.google.com...

> Patrick Segalla:
> >
> > > Ach ja: seitdem besitze ich keinen Halbpreispass mehr,
> > > weil ich meine Fahrten mit den ÖBB extrem eingschränkt habe.
> >
> > Seitdem ist aber bei den ÖBB auch nie wieder was
> > vergleichbares (derart hohe Verspätungen in derart
> > großer Häufigkeit) passiert, insofern war die
> > Maßnahme voreilig:)
>
> Diese Fahrt war weniger die Ursache als der Auslöser. Ich bin früher
> sehr viel mit der Bahn gefahren, aber die Informations-, Fahrkarten-
> und Wegeketten sind i.d.R. schlechter geworden.

[hier gekürzt]

> ........, reissen die


> ÖBB auf solchen Relationen bei mir kein Leiberl mehr... Mit der Bahn
> fahre ich trotzdem gerne, aber halt nicht mehr so oft und nur auf
> ausgewählten Distanzen. Die nächsten zwei Wochen verbringe ich meinen
> Urlaub auf Schienen - aber in der Schweiz, wo Bahn fahren noch Nervern
> sparen heisst.

[Rest gekürzt]

Du sprichst mir irgendwie aus der Seele. Eigentlich wollte ich den Rest
meines Lebens als Nicht-Pkw-Eigentümer verbringen, aber ich habe es auch
so gut wie satt. So macht das keinen Spaß mehr. Ich zahle nicht immer
unverschämtere Bahntarife, damit sich nachher irgendein
FPÖ-Speichellecker im ÖBB-Management aufplustern und auf steigende
Umsätze verweisen kann, während eine Regionalstrecke nach der anderen
vom bescheidenen Rest des ÖBB-Regionalnetzes zusperrt, weil irgendein
ÖVP-Landesrat das Geld lieber in den siebenhundertdreinundneunzigsten
Luxusgüterweg zu irgendeinem Huberbauern steckt.

--
Michael Suda
A-1150 Wien, Oesterreich/Austria/Autriche

Patrick Segalla

unread,
Aug 6, 2004, 8:02:40 AM8/6/04
to
Michael Suda schrieb:

> "Andreas René Klement" <a...@gmx.at> schrieb im Newsbeitrag
> news:f0f44bf5.04072...@posting.google.com...
>

>>Diese Fahrt war weniger die Ursache als der Auslöser. Ich bin früher
>>sehr viel mit der Bahn gefahren, aber die Informations-, Fahrkarten-
>>und Wegeketten sind i.d.R. schlechter geworden.

>>........, reissen die


>>ÖBB auf solchen Relationen bei mir kein Leiberl mehr... Mit der Bahn
>>fahre ich trotzdem gerne, aber halt nicht mehr so oft und nur auf
>>ausgewählten Distanzen. Die nächsten zwei Wochen verbringe ich meinen
>>Urlaub auf Schienen - aber in der Schweiz, wo Bahn fahren noch Nervern
>>sparen heisst.
>
>
> [Rest gekürzt]
>
> Du sprichst mir irgendwie aus der Seele. Eigentlich wollte ich den Rest
> meines Lebens als Nicht-Pkw-Eigentümer verbringen, aber ich habe es auch
> so gut wie satt. So macht das keinen Spaß mehr. Ich zahle nicht immer
> unverschämtere Bahntarife, damit sich nachher irgendein
> FPÖ-Speichellecker im ÖBB-Management aufplustern und auf steigende
> Umsätze verweisen kann, während eine Regionalstrecke nach der anderen
> vom bescheidenen Rest des ÖBB-Regionalnetzes zusperrt, weil irgendein
> ÖVP-Landesrat das Geld lieber in den siebenhundertdreinundneunzigsten
> Luxusgüterweg zu irgendeinem Huberbauern steckt.

Ich kann Euch an und für sich gut verstehen, und ich bin selbst ja
wirklich nicht unkritisch gegenüber dem, was bei der Bahn passiert.
Trotzdem meine ich, man muss ein bisschen relativieren. Irgendwie klingt
da ein bisschen die Wehmut nach der guten alten Zeit durch. Es mag ja
sein, dass ich zu jung bin, um das zu verstehen (Baujahr 75), aber
meiner Erinnerung nach hat es in jüngerer ÖBB-Geschichte genau eine
Periode gegeben, in der man wirklich davon sprechen kann, dass alles
besser war als heute (nämlich während des NATs).
Natürlich hat es früher einmal mehr Regionalbahnen etc gegeben, aber mit
was für einem Angebot? Für Städter, die alle heiligen zeiten in den
Urlaub zuckeln wollten vielleicht ok, aber für den Großteil der
Bevölkerung sicher nicht. Und dieses schlechte Angebot hats ja nicht nur
auf Nebenbahnen gegeben, sondern de facto überall, wenn man Wien -
Salzburg und Wien - Bruck viellicht ausnimmt. Die Südbahn zwischen Wien
und Wiener Neustadt zB war für Pendler vor 1991 unbrauchbar.
Wenn man die Periode 1991-94 ausnimmt, war noch nie ein so großer Teil
der österreichischen Bevölkerung so gut mit für sie nützlichen
Bahnleistungen versorgt, wie heute (und in manchen Landesteilen, v.a. im
Osten, ist das Angebot heute deutlich besser, als im NAT). 1985 ist man
zwar vielleicht noch zu viel mehr Orten mit dem Zug gekommen, aber das
dafür nur 1x am Tag und im Schneckentempo. Heute ist die Lokalbedienung
wesentlich schlechter, aber die verschiedenen Landesteile erreicht man
besser und öfter und schneller als vorher.

Was mich heutzutage trotzdem stört, und insofern kann ich mich eurer
Kritik anschließen:
- Die Stagnation im Fernverkehr außerhalb der Westbahn, entweder weil
bestimmte Personen sinnvolle Investitionen verhindern (eh schon wissen),
oder aber weil niemand daran denkt, das man überhaupt investieren könnte
(zB Ausbau im Ennstal, oder aber mein Lieblingsprojekt: Eine NBS
Salzburg - Bischofshofen, die eine Fahrzeit von 25 Minuten ermöglicht
und das gesamte österreichische Fahrplansystem revolutioneren könnte:)
- Die Verschlechterungen im Regionalverkehr außerhalb der Ballungsräume,
wegen diesem komischen Bestellerkompetenzwirrwarr von Bund und Ländern,
und weil niemand auf die Idee kommt, zumindest Teile des Betriebs
einmal auzuschreiben und an Private zu vergeben. Dass sich dadurch Geld
sparen lässt, ist aus .de mittlerweile wirklich hinreichend bewiesen.

Ach ja, und die mit dem Bahnstrukturgesetz eingeleiteten Entwicklungen
sind nun wirklich geeignet, dass gesamte System Bahn massiv zu
schwächen. Mittlerweile schreiben das ja sogar die Zeitungen.

lg Patrick

Michael Suda

unread,
Aug 13, 2004, 9:03:57 AM8/13/04
to

"Patrick Segalla" <patrick...@wu-wien.ac.at> schrieb im
Newsbeitrag news:cevs11$1pm$1...@bird.wu-wien.ac.at...

> Ich kann Euch an und für sich gut verstehen, und ich bin selbst ja
> wirklich nicht unkritisch gegenüber dem, was bei der Bahn passiert.
> Trotzdem meine ich, man muss ein bisschen relativieren. Irgendwie
> klingt
> da ein bisschen die Wehmut nach der guten alten Zeit durch. Es mag
> ja
> sein, dass ich zu jung bin, um das zu verstehen (Baujahr 75), aber
> meiner Erinnerung nach hat es in jüngerer ÖBB-Geschichte genau eine
> Periode gegeben, in der man wirklich davon sprechen kann, dass alles
> besser war als heute (nämlich während des NATs).

[Rest gekürzt]

Die Kritik bezog sich auch nicht so sehr auf den
Berufs(Pendler-)Verkehr, sondern auf die Erschließung der Fläche durch
den Schienenverkehr im Allgemeinen und im Freizeit- und
Ausflugsverkehr im Besonderen.

Und in diesen beiden Sparten vollzieht sich, von ganz wenigen
Ausnahmen abgesehen, ein seit Jahrzehnten gleichbleibender linearer
Niedergang. Symptomatisch ist für mich etwa das Schicksal der
Rudolfsbahn zwischen Villach Hbf und St. Veit an der Glan Hbf. entlang
des Ossiachersees. Das ist nun wirklich keine schlecht ausgebaute
Lokalbahn in der Einschicht à la Gmünd - Litschau sondern eine
elektrifizierte Bahn in einer im Sommer (und Winter, siehe Schigebiet
Gerlitzen) belebten Fremdenverkehrsregion, die zwei regionale Zentren
verbindet und an beiden Streckenenden Anschluss ans Hauptstreckennetz
hat. Welche Regionalstrecke, wenn nicht eine solche, sollte eine
Überlebenschance haben? Trotzdem wird zug'sperrt, das geht einfach
über mein Fassungsvermögen. Na ja, wen wundert's, bei einem 'ständig
blauen' Porschefahrer mit Herz für die Eventkultur als
Landeshauptmann....

Fazit: man ist immer mehr der Blöde, wenn man auf ein Auto verzichtet.
Das hat auch psychologische Ursachen. Wer möchte schon zu einem
Verkehrsmittel stehen, das fast überall auf dem Rückzug ist? Da ist
man doch dauernd auf der Verliererseite.

Und ich sehe z.B. nicht ein, weshalb ich eine Vorteilscard bezahlen
soll, wenn ich bei Reisen außerhalb von Ballungsräumen ohnehin den
vollen Bustarif löhnen muss und mich zum Drüberstreu'n mit den sattsam
bekannten
'An-Schultagen-während-der-Ferien-bei-Schönwetter-Fahrplänen'
mancher Landbuslinie herumschlagen darf. [1]

Man könnte jetzt lange über die Ursachen diskutieren, hauptsächlich
sind das jahrzehntealte Versäumnisse. Aber das Ergebnis steht fest:
die Bahn, ja der ganze ÖV wird immer mehr nur mehr dann benützt, wenn
die Alternative a) sehr teuer (etwa manche Linienflüge) oder b)
unzumutbar (etwa die Parkplatzsituation für Pendler in manchen Wiener
Bezirken und bei manchen Arbeitsplätzen) ist. Und das Marktsegment,
das damit bleibt, ist eng und wird noch enger. Billigflieger sind auf
dem Vormarsch, Straßen wie die Südautobahn werden ausgebaut, immer
mehr Betriebsstätten werden an den Stadtrand verlagert, was i.d.R.
heißt, dass den Arbeitnehmern Parkplätze zur Verfügung stehen. Dazu
kommt der gefährliche Strukturwandel im Handels- und
Dienstleistungssektor, der, machen wir uns nix vor, auf eine
Suburbanisierung, eine 'Flucht' aus den - parkplatzarmen - Zentren der
Bebauung ins zunehmend zersiedelte Umland hinausläuft. Sind solche
Strukturen aber erst einmal etabliert, können sie ohne MIV-Bevorzugung
nicht mehr erschlossen werden, siehe SCS.

Mit anderen Worten: die 'Kalifornisierung' Österreichs und des ganzen
europäischen Kontinents ist jetzt erst so richtig in vollen Schwung
gekommen. Die Folgen sind jedem, der es wissen will, bekannt, aber
seit Autolobbyisten wie Frank Stronach ganz ungeniert und
schippelweise aktive und Ex-Politiker mit Jobs und Aufsichtsratsposten
kaufen - ich warte nur auf den ersten Grünpolitiker, der sich vom
Magna-Konzern füttern lässt -, ist wohl auch dem Vernageltsten klar,
wo der Hammer hängt.

--
Michael Suda
A-1150 Wien
Österreich/Austria/Autriche


[1] Im Semmeringgebiet gibt es diesbezüglich das wohl bekannteste
Kuriosum: eine Postbuslinie mit Haltestellentafeln, Fahrplanaushängen
und allen drum und dran. Einziger Verkehrstag: der 15. August, einmal
hin und zurück, letztmals gefahren wurde 2003, dieses Jahr ist
anscheinend Sense. Offenbar ein reiner Pseudo-Gelegenheitsverkehr für
Wallfahrer, da das Fahrziel Maria Schutz heißt und der 15. August
meines Wissens ein Marienfeiertag ist, vielleicht sind aber früher
auch öfter Busse gefahren. Wozu man sich da die Haltestellenschilder
geleistet hat? Da wäre ein Taxiunternehmer wirklich wirtschaftlicher
unterwegs.


Patrick Segalla

unread,
Aug 13, 2004, 9:47:39 AM8/13/04
to
Michael Suda schrieb:

> [Rest gekürzt]
>
> Die Kritik bezog sich auch nicht so sehr auf den
> Berufs(Pendler-)Verkehr,
> sondern auf die Erschließung der Fläche durch
> den Schienenverkehr im Allgemeinen und im Freizeit- und
> Ausflugsverkehr im Besonderen.

Da könnte man jetzt auch darüber diskutieren. Mein Standpunkt war ja
der, dass diese These auch nur bedingt zutrifft, weil zwar theoretisch
ein größerer Prozentsatz der Fläche mit der Bahn erreichbar war, in der
Praxis die zur VErfügung stehenden Verbindungen für alle mit Ausnahme
einiger Bahnfanatiker unzumutbar waren.
Ich weiß schon, dass das nicht für alle Strecken und alle Verbindungen
galt, aber im Grundsatz sind die meisten jener Verbindungen, die damals
im Ausflugs- und Freizeitverkehr wirklich brauchbar waren, auch heute
noch vorhanden und akzeptabel. Oft ist das Angebot sogar besser. Wenn Du
zB in die Thermenregion, zum Schneeberg, auf den Semmering, nach Krimml,
ins Kamptal etc etc willst, tust Du Dir heute mit Sicherheit leichter
als 1987.

> Und in diesen beiden Sparten vollzieht sich, von ganz wenigen
> Ausnahmen abgesehen, ein seit Jahrzehnten gleichbleibender linearer
> Niedergang. Symptomatisch ist für mich etwa das Schicksal der
> Rudolfsbahn zwischen Villach Hbf und St. Veit an der Glan Hbf. entlang
> des Ossiachersees. Das ist nun wirklich keine schlecht ausgebaute
> Lokalbahn in der Einschicht à la Gmünd - Litschau sondern eine
> elektrifizierte Bahn in einer im Sommer (und Winter, siehe Schigebiet
> Gerlitzen) belebten Fremdenverkehrsregion, die zwei regionale Zentren
> verbindet und an beiden Streckenenden Anschluss ans Hauptstreckennetz
> hat. Welche Regionalstrecke, wenn nicht eine solche, sollte eine
> Überlebenschance haben?

Da komt das von mir ohnehin angesprochene Bestellerwirrwarr zum tragen.
Ganz allgemein trifft das von mir oben geschriebene übrigens auch auf
Verbindungen über bestimmte Landesgrenzen hinweg nicht zu (zB Zeltweg -
Wolfsberg). Das zeigt aber alles nur die große Rolle der lokalen Politik
- wer will, kann heutzutage noch immer gut Bahn spielen, wer nicht
will, halt nicht. Das war aber niemals anders.

Die von Dir genannte Strecke Gmünd - Litschau ist aber eine derjenigen
Bahnen, wo ich die Verschlechterung für den Großteil der Bevölkerung
(egal ob lokal oder zua'graste Wiener Ausflügler) als nur sehr bedingt
gegeben ansehe. Im Lokal- und Zubringerverkehr war das Angebot
unbrauchbar, im reinen Tourismusverkehr kann man jetzt auch noch fahren
(zugegebenermaßen selten, aber das seh ich an und für sich noch nicht
als massives Problem).

Was in der Tat traurig ist, ist dass seit 4-5 Jahren das Pendel wieder in
dieselbe Richtung wie in den achtziger Jahren schlägt, und in diesem
Fall wirklich beginnt, in einem Kahlschlag auszuarten. Seit kurzem
triffts nämlich auch jene Strecken, die aus gutem Grund früher von
Einstellungen verschont geblieben sind.

Ansonsten: Ich habe zwar den Rest Deines Textes aus
Übersichtlichkeitsgründen gelöscht, das hat aber nichts damit zu tun,
dass ich Deinen Aussagen nicht zustimmen würde. Wobei auch hier schon zu
sagen ist, dass diese Entwicklung für die betroffene Bevölkerung auch
ordertliche Vorteile hat; sonst würde sie ja nicht stattfinden.

LG Patrick

Hans Goebl

unread,
Aug 16, 2004, 4:30:56 PM8/16/04
to
Michael Suda schrieb:

>[1] Im Semmeringgebiet gibt es diesbezüglich das wohl bekannteste
>Kuriosum: eine Postbuslinie mit Haltestellentafeln, Fahrplanaushängen
>und allen drum und dran. Einziger Verkehrstag: der 15. August, einmal
>hin und zurück, letztmals gefahren wurde 2003, dieses Jahr ist
>anscheinend Sense. Offenbar ein reiner Pseudo-Gelegenheitsverkehr für
>Wallfahrer, da das Fahrziel Maria Schutz heißt und der 15. August
>meines Wissens ein Marienfeiertag ist, vielleicht sind aber früher
>auch öfter Busse gefahren. Wozu man sich da die Haltestellenschilder
>geleistet hat? Da wäre ein Taxiunternehmer wirklich wirtschaftlicher
>unterwegs.

Glaube nicht, dass das etwas mit einem Marienfeiertagsangebot zu tun
hat. Habe schon einmal den Terminus Konzessionserhaltungsfahrt
für diese Fahrplangestaltung gelesen.
Heuer betrifft der singuläre Verkehrstag 15.8. z.B. die Linien
Payerbach - Preiner Gscheid - Niederalpl - Mariazell (die verkehrte
zuvor donnerstags Juli und August) Wien - Melk - Gutenbrunn und Wien -
Feistritzsattel - Birkfeld.

Wäre wohl Aufgabe des Verkehrsministers, diesen Unfug per Weisung zu
unterbinden.

Hans

Hans Goebl

unread,
Aug 16, 2004, 4:19:09 PM8/16/04
to
Patrick Segalla schrieb:

>Michael Suda schrieb:
>
>> [Rest gekürzt]
>>
>> Die Kritik bezog sich auch nicht so sehr auf den
>> Berufs(Pendler-)Verkehr,
>> sondern auf die Erschließung der Fläche durch
>> den Schienenverkehr im Allgemeinen und im Freizeit- und
>> Ausflugsverkehr im Besonderen.
>
>Da könnte man jetzt auch darüber diskutieren. Mein Standpunkt war ja
>der, dass diese These auch nur bedingt zutrifft, weil zwar theoretisch
>ein größerer Prozentsatz der Fläche mit der Bahn erreichbar war, in der
>Praxis die zur VErfügung stehenden Verbindungen für alle mit Ausnahme
>einiger Bahnfanatiker unzumutbar waren.

Einige Einträge aus meinem Tourenbuch (teilweise deutlich) vor 1991:
Pfaffensattel - Stuhleck - Alpl
Postauto Semmering Rettenegg wurde nach gezielter Fahrgastvertreibung
ersatzlos gestrichen, übers Alpl fährt man nur mehr werktags

Tasshof - Hocheck/Steinwandklamm/Peilstein
Haltestelle wurde aufgelassen.

Hinternasswald - Schneealm - Neuberg
Frein - Schneealm (Hinteralm)
Bahn Mürzzuschlag - Neuberg eingestellt, Sonntags verkehren die
Postbusse nur noch im Hochsommer (wenn es normalerweise zum Wandern
zu heiß ist).

Kernhof - Göller/Gippel
Bahnlinie in St Aegyd gekappt, Bus nur mehr alle 14 Tage im August
und September.

Gösing - Trübenbach - Ötscher - Lackenhof
letzte Rückfahrmöglichkeit in Lackenhof 16:20 zu früh

Ausflüge von Lienz nach Kals, Defereggental, Virgental
kein Busverkehr von Samstag Mittag bis Sonntag Abend

Ausflüge vom Matreier Tauernhaus
Buslinie eingestellt

Niederleis - Leiser Berge - Asparn
Leobendorf - Kreuzenstein - Rohrwald - Karnabrunn
Bahn eingestellt, kein brauchbarer Busersatz

Westlicher Wienerwald (Hegerberg etc.)
Busse Böheimkirchen - Stössing/Michelbach nur mehr Werktags

Schitouren Rax -> Höllental
im Winter kein Busverkehr am Wochenende

Weitental, Ysperklamm
kein Busverkehr am Wochenende

Türnitz - Türnitzer Höger / Eisenstein
Bahn eingestellt, Busfahrplan sonntags sehr dünn und bereits
mehrmals unterhalb des Fahrplanjahres geändert.

>Ich weiß schon, dass das nicht für alle Strecken und alle Verbindungen
>galt, aber im Grundsatz sind die meisten jener Verbindungen, die damals
>im Ausflugs- und Freizeitverkehr wirklich brauchbar waren, auch heute
>noch vorhanden und akzeptabel. Oft ist das Angebot sogar besser. Wenn Du
>zB in die Thermenregion, zum Schneeberg, auf den Semmering, nach Krimml,
>ins Kamptal etc etc willst, tust Du Dir heute mit Sicherheit leichter
>als 1987.

Es ist halt schon so, dass die Möglichkeit, jetzt alle 15 Minuten
zum Anninger zu fahren, die oben aufgezählten Verluste nicht
aufwiegt.

Natürlich gibt es auch zusätzliche Angebote, so waren etwa Wanderungen
im Gesäuse früher schwieriger zu planen, als mit dem jetzt vorhandenen
Regionaltaxiangebot im Bezirk Liezen (Anschlüsse nach Wildalpen,
Johnsbach, Buchauer Sattel)

Auch Neusiedlersee und Seewinkel sind besser erreichbar, als je zuvor,
allerdings sind die Modalitäten der Fahrradbeförderung noch
verbesserungsbedürftig (letzter Zug mit offiziell zulässiger
Fahrradmitnahme ab Pamhagen 16:16)

Eine Wanderung im Hochleithenwald (Wolkersdorf - Groß Schweinbarth)
war für mich früher ein Vorwand, um einen der letzten Dampfzüge
zu benutzen, oder später einen der 2 bis 3 mal täglich verkehrenden
Dieseltriebwagenveteranen. Heute sind die Endpunkte zumindest
stündlich zu erreichen.

>Was in der Tat traurig ist, ist dass seit 4-5 Jahren das Pendel wieder in
>dieselbe Richtung wie in den achtziger Jahren schlägt, und in diesem
>Fall wirklich beginnt, in einem Kahlschlag auszuarten. Seit kurzem
>triffts nämlich auch jene Strecken, die aus gutem Grund früher von
>Einstellungen verschont geblieben sind.

Bleibt die Frage, was man dagegen tun kann. Wenn selbst der in
Umweltangelegenheiten engagierte Alpenverein einen
Peilsteinkletterführer herausgibt, in dem sinngemäß zu lesen ist, man
möge mit dem Auto anreisen, weil's öffentlich zu kompliziert ist, habe
ich kaum Hoffnung auf eine Trendwende.

Hans

Patrick Segalla

unread,
Aug 17, 2004, 3:41:55 AM8/17/04
to
Hans Goebl schrieb:
> Patrick Segalla schrieb:

>>Da könnte man jetzt auch darüber diskutieren. Mein Standpunkt war ja
>>der, dass diese These auch nur bedingt zutrifft, weil zwar theoretisch
>>ein größerer Prozentsatz der Fläche mit der Bahn erreichbar war, in der
>>Praxis die zur VErfügung stehenden Verbindungen für alle mit Ausnahme
>>einiger Bahnfanatiker unzumutbar waren.
>
>
> Einige Einträge aus meinem Tourenbuch (teilweise deutlich) vor 1991:
> Pfaffensattel - Stuhleck - Alpl
> Postauto Semmering Rettenegg wurde nach gezielter Fahrgastvertreibung
> ersatzlos gestrichen, übers Alpl fährt man nur mehr werktags

[Liste gekürzt]

Ich gebe zu, dass ich den Busverkehr selten beobachte, und vor 1991
keinerlei Erinnerungen daran habe.
Mit ist auch völlig klar, dass bestimmte Personengruppen (und
Wanderer/Bergsteiger gehören da mit Sicherheit dazu, schließlich will
man ja nicht immer diesselbe Route gehen, und bewegt sich zwangsläufig
in dünn besiedeltem Gebiet mit entsprechend marginalem öV-Angebot) mit
Sicherheit durch die Veränderungen im öV in den vergangenen 2
Jahrzehnten verloren haben.
Dennoch denke ich, dass heutzutage ein größerer Prozentsatz der
Österreicher seine Ziele mit dem öV erreichen kann (bzw könnte), als zB
1987. Das will ich nur, bei aller legitimer Kritik an den
Verschlechterungen, zu bedenken geben. Das ändert nichts daran, dass
auch ich einen guten Teil der seit jener Zeit stattgefundenen
Verschlechterungen nicht verstehe. Zwar ist die Kosten-Nutzen-Abwägung
eines öV-Angebots immer notwendig, ich halte aber das Sparpotential, das
mit der Einstellung von 20 km Eisenbahn oder einer Buslinie verbunden
ist, in Wahrheit für sehr gering (wobei es natürlich Ausnahmen gibt).


>>Was in der Tat traurig ist, ist dass seit 4-5 Jahren das Pendel wieder in
>>dieselbe Richtung wie in den achtziger Jahren schlägt, und in diesem
>>Fall wirklich beginnt, in einem Kahlschlag auszuarten. Seit kurzem
>>triffts nämlich auch jene Strecken, die aus gutem Grund früher von
>>Einstellungen verschont geblieben sind.
>
>
> Bleibt die Frage, was man dagegen tun kann. Wenn selbst der in
> Umweltangelegenheiten engagierte Alpenverein einen
> Peilsteinkletterführer herausgibt, in dem sinngemäß zu lesen ist, man
> möge mit dem Auto anreisen, weil's öffentlich zu kompliziert ist, habe
> ich kaum Hoffnung auf eine Trendwende.

Schwierig.
Natürlich gäbe es Ansätze, zB im Bahnverkehr die Abschaffung der
Pauschalbgeltungen durch den Bund (oder eine Bestellung der
Verkehrsleistungen durch den Bund), bei Bahn und Bus Ausschreibung
gemeinwirtschaftlicher Verkehrsdienste, etc.
Das sind aber alles nur Instrumente, die man erst mal nutzen muss. Und
solange das Bewusstsein bei den Entscheidungsträgern und der Bevölkerung
nicht vorhanden ist, wird sich nur wenig ändern. Das gilt ganz besonders
auf lokaler Ebene - es ist nicht Aufgabe irgendeines Verkehrsministers
oder gar des ÖBB-Generaldirektors, ein Dorf von der Sinnhaftigkeit der
Bahn zu überzeugen - die dortigen Bewohner müssen zu dieser Überzeugung
schon selbst gelangen, und ihre Interessen vertreten.
Ich habs glaub ich hier schon einmal geschrieben: Solange die an der
Pinzgaubahn lebende Bevölkerung nicht in ein einstimmiges Protestgeheul
wegen der angedachten Einstellung [1] anstimmt , sondern
Straßenausbaupläne und ähnliches wälzt, hat sie die Bahn in Wahrheit
nicht verdient.

lg Patrick

[1] Offenbar will - zumindest liest man das auf www.bahnforum.info -
(und wird wohl) die Landesregierung die Einstellung verhindern. Das wäre
schön, wird aber immer nur eine kurzfristige Lösung sein, wenn sich an
der lokalen Einstellzung nichts ändert.

Hans Pesserl

unread,
Aug 27, 2004, 8:23:46 PM8/27/04
to
Hallo,

Michael Suda schrieb:

> Wozu man sich da die Haltestellenschilder
> geleistet hat? Da wäre ein Taxiunternehmer wirklich wirtschaftlicher
> unterwegs.

Kann man heute mit einer bestehenden linienkonzession noch immer einen
konkurrenzierenden betrieb blockieren?

Frueher durfte zb. kein bus auf der strecke zwischen Graz und
Gratkorn/Gratwein halten, weil Matzer immer die alleinige konzession
hatte. Darum bist dort auch ohne auto hoffnungslos verloren!

Liebe gruesse

Hans

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