Osterspazierfahrt
Achim Lerch
da einerseits Ostern unmittelbar vor der Tür steht, andererseits draußen
vor dem Bürofenster abwechselnd die Sonne scheint und dann wieder
"Schauer körnigen Eises" niedergehen, passt es grad' einfach so gut,
dass ich nicht widerstehen kann:
Osterspazierfahrt
(sehr frei nach Johann Wolfgang v. Goethe)
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorten sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Biker dulden kein Weißes,
Überall regen sich Schrauben und Streben,
Alle wollen die Straßen beleben;
Doch an Sportlern fehlt's im Revier,
S´gibt viele geputzte Chopper dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen, finstern Tor
Dringt ein lautes Gedröhne hervor.
Jeder gibt heute mächtig Gas.
Sie feiern die Auferstehung des Krads,
Denn sie sind selber auferstanden;
Aus ihren Autos und dumpfen Gemächern,
Aus der Garagen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich Enduros
Durch die Gärten und Felder zersägen,
Wie sich Tourer, so breit und groß
behäbig in weite Kurven legen,
Und bis zum Umfallen überladen
Entfernt sich dieser mit Kardan.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Crosshelme an.
Ich höre schon der Landstraß´ Getümmel,
Hier ist des Bikers wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein.
In diesem Sinne: frohe Ostern.
(Und für alle, die vom Wetter gefrustet sind, noch'n Gedicht):
Und dräut der Winter noch so sehr,
mit trotzigen Gebärden,
und streut er Eis und Schnee umher,
es muss doch Frühling werden!
(Emmanuel Geibel)
--
Achim Lerch
Motorrad- und Reiseseiten
www.kradventure.de
hwicht
"Achim Lerch" <le...@wirtschaft.uni-kassel.de> schrieb
> Osterspazierfahrt
> (sehr frei nach Johann Wolfgang v. Goethe)
na dann:
Der Tragödie erster Teil
Faust, unruhig in seiner Garage
"Habe nun, ach! Schrauberei,
Reparatur und Umbauerei
(und leider auch manchen Murks)
durchaus betrieb'n, mit heissem Bemüh'n.
Da steh ich nun, ich armer Tor:
und's ist so kalt als wie zuvor.
Schon ist es März, April bald gar,
und nass und kalt, wie Februar..
Das will mir bald das Herz verbrennen:
ach, die Kräder könnten rennen!
Doch ich erkenne, was die Welt
im Innersten zusammenhält:
Scheisswetter."
--
Helmut Wicht
wicht(klammeraffe)em.uni-frankfurt.de
www.wehklagen.de
www.gehirn-und-geist.de (-> Wichts Winkel)
Christoph Baurichter
On Thu, 20 Mar 2008, "hwicht" <lob...@gmx.de> wrote:
>Scheisswetter."
ich weiss gar nicht was Ihr habt. 's Mopped ist wieder in der Garage,
die Ski liegen wieder in der Dose. Überall hier hats 1-2m _Neu_schnee
in den Bergen.
Scheiswetter gibs ned!
Ciao
CeBe
--
Christoph Baurichter mailto:cba...@gmx.de
91er GSX600F, 84er RD500LC, 89er GSX1100R JRF#650 AfbbiA#1
Chopper sind nichts fuer Ahnungslose.
Chopper sind was fuer komplett Ahnungslose. JS in mo 5/98
Achim Lerch
> Doch ich erkenne, was die Welt
> im Innersten zusammenhält:
> Scheisswetter."
Na dann, Auftritt Mephistoles:
Mein guter Freund, das wird sich alles geben;
Sobald dem Klimawandel du vertraust, sobald weißt du zu leben.
hwicht
"Achim Lerch" <le...@wirtschaft.uni-kassel.de> schrieb
>
> > Doch ich erkenne, was die Welt
> > im Innersten zusammenhält:
> > Scheisswetter."
>
> Na dann, Auftritt Mephistoles:
>
> Mein guter Freund, das wird sich alles geben;
> Sobald dem Klimawandel du vertraust, sobald weißt du zu leben.
Faust:
Zwar weiss ich viel,
doch möcht' ich gerne alles wissen,
vor allem, weshalb so beschissen,
der Märzen heuer sich geriert,
weshalb es Ostern noch gefriert.
Du sagst, dass sich die Welt erhitze?
Werter Teufel, Du machst Witze!
Hitze, die mag glühen, dort
drunt', an Deinem Herrschaftsort.
Drum, Satan, fahr' hinab zur Hölle,
und bring er Wärme - aber schnölle!
--
Helmut Wicht
wicht(klammeraffe)em.uni-frankfurt.de
www.wehklagen.de
www.gehirn-und-geist.de (-> Wichts Winkel)
wo Deiner Herrschaft
Achim Lerch
> Drum, Satan, fahr' hinab zur Hölle,
> und bring er Wärme - aber schnölle!
Mephistoles:
Mein Freund, nun sprichst du wieder klug!
Dich zu erwärmen, gibt’s auch ein natürlich Mittel;
Ein Mittel, ganz und gar nicht fad
Und ohne Zauberei zu haben:
Begib dich gleich hinaus aufs Krad,
Fang an, dich an seiner Kraft zu laben,
Fahr sinnlos munter große Kreise,
Verbrenn den Sprit, die Götterspeise,
Leb’ auf dem Krad als Kradler, und stell dich taub,
beim emittieren, rasen, lärmen;
Das ist das beste Mittel, glaub’,
Auf dreißig Grad es zu erwärmen!
hwicht
"Achim Lerch" <le...@wirtschaft.uni-kassel.de> schrieb
> > Drum, Satan, fahr' hinab zur Hölle,
> > und bring er Wärme - aber schnölle!
>
> Mephistoles:
>
> Mein Freund, nun sprichst du wieder klug!
> Dich zu erwärmen, gibt’s auch ein natürlich Mittel;
> Ein Mittel, ganz und gar nicht fad
> Und ohne Zauberei zu haben:
> Begib dich gleich hinaus aufs Krad,
> Fang an, dich an seiner Kraft zu laben,
> Fahr sinnlos munter große Kreise,
> Verbrenn den Sprit, die Götterspeise,
> Leb’ auf dem Krad als Kradler, und stell dich taub,
> beim emittieren, rasen, lärmen;
> Das ist das beste Mittel, glaub’,
> Auf dreißig Grad es zu erwärmen!
>
Faust:
So gib' mir doch, Du Herr der Plagen,
der Jugend Gaben erst zurück!
Gern ich will mein Glück erjagen
zu Krade - doch mein Buckel zwickt.
Schmählich schmerzt mich's in den Lenden,
grausam beisst der Kälte Pein,
in die alten, knoch'gen Hände,
die Kälte zieht hinauf das Bein,
hoch hinauf zu jenen Teilen
die doch zu feuchter Wärme eilen,
so dass bald völlig ausser Sichtung
das Hauptteil der Geschlechtsverrichtung...
Ach, gib' mit die Jahre wieder!
Der prallen Jugend schwellend Glieder!
Der hitz'gen Jungend inn'res Glühen!
Dann will ich freudig mich bemühen,
mein Mütchen rasch zu kühlen ab,
in rasend' Fahrt auf heissem Krad!
Achim Lerch
> Ach, gib' mit die Jahre wieder!
> Der prallen Jugend schwellend Glieder!
> Der hitz'gen Jungend inn'res Glühen!
> Dann will ich freudig mich bemühen,
> mein Mütchen rasch zu kühlen ab,
> in rasend' Fahrt auf heissem Krad!
Mephistoles:
Hör auf, mit deinem Gram zu spielen,
Der wie der Frost an Deinen Lenden frißt;
Der häßlichste Chopper läßt dich fühlen,
Daß du ein Kradler unter Kradlern bist.
Hör auf zu Greinen wie ein Weib,
Vergiss der Jugend sündig Steife,
Genieß vielmehr des Alters Reife,
und wärm' mit Wolle Deinen Leib.
Kannst kradfahrnd aller Kälte trotzen,
spöttisch auf den Winter rotzen,
das alles kannst Du ohne Reu,
denn schließlich gibt es Thermo-Boy!
hwicht
"Achim Lerch" <le...@wirtschaft.uni-kassel.de>
> > Dann will ich freudig mich bemühen,
> > mein Mütchen rasch zu kühlen ab,
> > in rasend' Fahrt auf heissem Krad!
>
> Mephistoles:
>
> Hör auf, mit deinem Gram zu spielen,
> Der wie der Frost an Deinen Lenden frißt;
> Der häßlichste Chopper läßt dich fühlen,
> Daß du ein Kradler unter Kradlern bist.
> Hör auf zu Greinen wie ein Weib,
> Vergiss der Jugend sündig Steife,
> Genieß vielmehr des Alters Reife,
> und wärm' mit Wolle Deinen Leib.
> Kannst kradfahrnd aller Kälte trotzen,
> spöttisch auf den Winter rotzen,
> das alles kannst Du ohne Reu,
> denn schließlich gibt es Thermo-Boy!
>
Faust:
Dein Metron - Teufel -
es wird besser!
Doch miss ich hier des Dramas Kern.
Verjüngen muss der Satan Fausten!
'Nen Thermo-Boy - den hätt' ich gern.
Doch lieber noch tät mit ihm decken
der Jugend schamlos' Schwellung ich.
Auch musst Du mir das Gretchen liefern!
Holla, Satan, spute Dich!
Achim Lerch
> Dein Metron - Teufel -
> es wird besser!
> Doch miss ich hier des Dramas Kern.
> Verjüngen muss der Satan Fausten!
> 'Nen Thermo-Boy - den hätt' ich gern.
> Doch lieber noch tät mit ihm decken
> der Jugend schamlos' Schwellung ich.
> Auch musst Du mir das Gretchen liefern!
> Holla, Satan, spute Dich!
>
Mephostoles:
Des Dramas - und des Pudels! - Kern,
sind weder Gretchen, noch Dein Jugendwahn,
bin's vielmehr selbst, der arme Satan,
und der dreiste Betrug des Herrn!
Drum kauf' ich nunmehr keine Seelen,
hör' auf, mich mit dem Faust zu quälen,
nehm Gretchen selber auf den Sozius,
und sag zu Fausten leise: Servus!
hwicht
"Achim Lerch" <le...@wirtschaft.uni-kassel.de> schrieb
> und sag zu Fausten leise: Servus!
...oooch.
Schon dacht' ich:
Ha! Jetzt hab' ich ihn!
Jetzt ist er da!
Jetzt krieg' ich's hin!
Schon dacht' ich:
Jetzo! Der Kontrakt!
Die Seel' getauscht
gegen die Macht,
endlich doch die Zeit zu stoppen!
Ach, wie sehr tat man mich foppen!
Ach, wie hat man mich beschissen!
Ach, ich hätt's ja wissen müssen:
Ein Teufel, der in Kassel lebt
der ist ganz gewiss "gefaked."
(und wech..)
Achim Lerch
> Ein Teufel, der in Kassel lebt
> der ist ganz gewiss "gefaked."
In Kassel ist die Hölle nicht,
wusste Fausten das denn nicht?
Man weiß doch schließlich allgemein:
Die Hölle, das ist Frankfurt a. Main...
> (und wech..)
...auch wech, frohe Ostern und danke ;-)
Michael Jaeger
> hwicht schrieb:
>
> ...auch wech, frohe Ostern und danke ;-)
Achim und Helmut,
danke für diesen köstlichen Meinungsaustausch.
Euch auch schöne Ostertage.
Michael
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www.majaeger.de
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The shortest answer is doing.
Clemens Gleich
> Osterspazierfahrt
> (sehr frei nach Johann Wolfgang v. Goethe)
>
> Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Sorry, hier hab ich abgebrochen. Du warst heute ganz offenbar nicht auf der
Straße, zumindest keine weiteren Strecken. Werde Dein Post nach Ostern
verköstigen.
Gruß,
Clemens
Achim Lerch
>> Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
>
> Sorry, hier hab ich abgebrochen. Du warst heute ganz offenbar nicht auf der
> Straße,
Doch, war ich. Mit dem Krad natürlich.
> zumindest keine weiteren Strecken.
Gut, das stimmt.
Richard Anacker
> Die Hölle, das ist Frankfurt a. Main...
*clapcl"bravo!"apclap* </standingovations>
Das habt ihr beide ganz fein gemacht! Der Abschluss ist dann dem Fass
sogar die Krone ins Gesicht geschlagen - oder so.
Mithin habt ihr mich sogar dran erinnert, dass ich eine noch orschinol
eingeschweißte DVD der Quadfligschen Aufführung hier liegen habe, die
werde ich mir auf euer Wohl an einem der freien Tage zu Gemüte führen.
richie
--
Hier könnte auch Ihr Werbetext stehen!
Michael Frotscher
> *clapcl"bravo!"apclap* </standingovations>
Aber hallo (mitaufsteh)!
YMMD, alle beide!
--
Gruß,
Michael
Georg Notni
> hwicht schrieb:
> ...auch wech, frohe Ostern und danke ;-)
Wie wohl ist dem, der dann und wann,
sich etwas Schönes dichten kann.
Doch guter Menschen Hauptbestreben
Ist, andern auch was abzugeben.
In diesem Sinne: Danke!
Gruß,
Georg