Thorsten Gretenkordt <
grete...@gmx.net>:
> Also, diese Styroporhüte entzaubern und deutlich machen, wie wenig
> Schutz die wirklich bieten. Und aufzeigen, wie groß das
> Verletzungsrisiko ohne Styropor im Vergleich mit anderen Tätigkeiten
> des Alltags ist.
Es könnte ruhig etwas deutlicher gesagt werden, dass es in erster Linie eine
überzogene Projektion von Konsumentenerwartungen ist, vom Blickwinkel der
Betrachtung her.
Dabei handelt es sich um die Erwartung, dass die Segnungen der Warenwelt
dermaßen allumfassend seien, dass man gegen absolut alles und jedes ein
Gegenmittel kaufen könne.
In der motorisierten Massentonnage trifft das bis zu einem gewissen Punkt
zu, dort wurde die ganze Lebenswelt auf eine entsprechende Materialschlacht
hin ausgerichtet. Hinzu tritt dort die Bereitschaft, ein unmenschliches Maß
an Disziplin zu verinnerlichen, um den Umgang mit den schweren, gefährlichen
Vehikeln für den Alltagsgebrauch zu bändigen.
Zur Rettung dieser beiden Punkte sind genug Fanatiker für entfremdete
Lebensformen sprungbereit, dass ein Unfug zu deren Verteidigung auch in
einem globaleren Sinn viel zu leicht Recht bekommt, per Klamauk &
Akklamation - solange nicht gravierende andere Argumente hinzutreten.
So hilft nicht alleine, in Form gravierender Argumente zu sagen, dass da
Länge mal Breite destruktiver Unfug verzapft wird, man muss es auch immer
wieder und immer wieder sagen, oder man muss Gelegenheit finden, die
Argumente derart in Ruhe ausbreiten zu können, dass dem Glauben an Unsinn an
seinen Wurzeln das Wasser abgegraben ist.
Wo man es mit Mechanismen zur Verteidigung von Entfremdung zu tun hat, muss
man wohl leider mit rigider Halsstarrigkeit rechnen, mit der Abwehr von
Argumenten, mit purem Zynismus, und was das Repertoire zur Verdrängung von
Wahrnehmung so alles hergibt. In einer Form von Lebensgestaltung, wo
Verhaltensbereiche als aggressive Veräußerlichung strukturiert sind, wo
ruhigerer Einsicht eher verächtlich begegnet wird, kommt man Leuten
eigentlich nicht mehr selbst bei, kann höchstens suchen, dass der Unsinn,
der gestiftet wird, nicht weitere Kreise zieht.
Die Skepsis angesichts der Krakeelerei solcher Minderheiten ist eher leise
und lässt sich dann zu leicht zur Verunsicherung anstiften, besonders, wenn
da namhafte Institutionen sich noch mit einklinken. Genau da ist der erste
Platz für gravierende Argumente, um aufzuzeigen, auf welche Weise da eine
inhaltsleere Schaumschlägerei betrieben wird.
So mal auf die Ebene von Interaktion heruntergebrochen.
Die Argumente sind ja alle da und gut geordnet verfügbar.
Ich sehe da eher die Motivationen, sowie die Art, wie sich daraus Strukturen
bilden. Das geht ja oft dann soweit, dass Leute ihre berufliche Situation
an entfremdete Krakeelerei ketten - wie ich etwa in Fortsetzung jenes Links
aus Australien lesen konnte, nachdem Sidney die Narrenkappenpflicht dort
massiv in Frage gestellt hatte. Anfang dieses Jahres war wohl eine offene
Debatte gewesen, wo man ablesen kann, wie mir vorkommt, dass die Proponenten
deutlich an einem Universitätsinstitut konzentriert sind, und von dort aus
sich auch nicht scheuen, ganz offen Missbrauch mit ihrem wissenschaftlichen
Ruf zu betreiben, wie der Berichterstatter nachweist, Etikettenschwindel zum
einen, um stichhaltige Untersuchungen quasi per Tagesordnungstricks
auszubooten, und sie berufen sich irgendwo auf die Niederlande, als ob es
dort offizielle Bemühungen um Einführung einer Narrenkappenpflicht gäbe,
erfinden Titelschwindeleien, wo ihnen die Argumente ausgehen, nachdem dies
ja nur eine haltlose Unterstellung ist ... solche Entgleisungen zum
Übertünchen eines dann nurmehr herrschaftsorientierten Hickhacks meine ich
auch mit Mechanismen zur Verteidigung von Entfremdung.
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Vielleicht hilft es, hier die Motivation etwas klarer zu machen: Die
Fraktion der Krakeeler möchte wohl gerne Details aus dem Umgang mit der
schweren rollenden Tonnage verabsolutieren, in erster Linie den Glauben an
die Wundermittel der Warenwelt, ein wenig aufgepeppt mit Vekleisterungen aus
der Rubrik der Imagebilnerei.
Kürzlich kam mir hierzu die Gegenfrage unter: wenn für die schweren Vehikel
seinerzeit die hilfreiche Erfindung der Knautschzone Furore machte, wo denn
dann die schwere Masse abgeblieben ist, an der sich Teile impulswandelnd
verformen können, zum Segen der relativ leichtgewichtigen Insassen? (Die
Vokabel "energieverzehrend" setzt die Denkfiguren da auf eine falsche
Fährte.)
Sobald nennenswert Kräfte ins Spiel kommen, ist die Übertragung der
Denkfigur zu einer dünnen Leichtschaumknautschzone der blanke Irrsinn - und
eine Zumutung für den Verstand, wenn da zugleich von der Gesundheit von
Leuten die Rede ist.
Im Spiel der Abwägung von Motivationen offenbart sich der Zynismus, dass
bewusst die Denkblockade ins Kalkül genommen wird, den Verstand nicht weiter
mit Fragen zu belästigen, sobald ideologische Figuren dazukommen. Unbedingt
und vorrangig ist hier die Hoffnung, dass der Glaube an die Segnungen der
Warenwelt zu retten sei.
Die freche Grafik hab ich dann irgendwie nicht realisiert (ist nicht ganz
mein Metier, und die reale Brutalität von abgründiger Verhasstheit gekaufter
Söldner in realen Kriegshandlungen würde da ihr böses Licht darauf werfen) -
dennoch, weil es den Irrsinn der vorsätzlichen Vermeidung von Verstand so
schön karikiert: Eine aufrecht stehend Figur mit der Axt in einer Hand hält
den eigenen abgeschlagenen und narrenkappenbesetzten Kopf am ausgestreckten
Arm, bereit, ihn fallenzulassen, mit der Bildunterschrift: Helfen Sie dem
Helfer beim helfen! Funktioniert sicher bei 1,5 Meter Fallhöhe und Gewicht
von 5 kg!