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Sinn haben oder machen ???

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Tom Winkler

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Dec 19, 1995, 3:00:00 AM12/19/95
to
Hallo Leute !

Einem Verwandten von mir ist aufgefallen, dass viele Leute "Es MACHT Sinn"
sagen. Er meinte dazu, daß früher in der DDR sowas nicht üblich war. Er
meinte daß früher (in der DDR )nur "Es HAT Sinn" gesagt wurde.
Kann das jemand bestätigen ???
Ich kann das nähmlich weder bestätigen noch widerlegen.
Und vorallem wie ist es grammatikalisch richtig ?
Ist eins davon nur Umgangssprache oder ist beides richtig ?

Ich hoffe es gibt welche, die sich mit diesem Problem widmen.
Falls ich eine fachliche Antwort bekaeme, wuerde das eine
Familiendiskussion beenden, also gebt euch Mühe ! :-)

Grüße, Tom Winkler.

## CrossPoint v3.1 ##

ga...@grapool8.rz.uni-frankfurt.de

unread,
Dec 22, 1995, 3:00:00 AM12/22/95
to
Tom Winkler (t...@elektron.east.de) wrote:
> Hallo Leute !

> Einem Verwandten von mir ist aufgefallen, dass viele Leute "Es MACHT Sinn"
> sagen. Er meinte dazu, daß früher in der DDR sowas nicht üblich war. Er
> meinte daß früher (in der DDR )nur "Es HAT Sinn" gesagt wurde.
> Kann das jemand bestätigen ???

Das ist wieder so ein Anglizismus, der sich langsam einschleicht.

Bye,
Markus

Ulrich Klauer

unread,
Dec 26, 1995, 3:00:00 AM12/26/95
to
ga...@grapool8.rz.uni-frankfurt.de schrieb:

> Tom Winkler (t...@elektron.east.de) wrote:
> > Einem Verwandten von mir ist aufgefallen, dass viele Leute "Es MACHT Sinn"
> > sagen. Er meinte dazu, daß früher in der DDR sowas nicht üblich war. Er
> > meinte daß früher (in der DDR )nur "Es HAT Sinn" gesagt wurde.

> Das ist wieder so ein Anglizismus, der sich langsam einschleicht.

Es gibt drei solche Wendungen:
- Es ergibt Sinn.
- Es macht Sinn.
- Es hat Sinn.

"Es macht Sinn" ist tatsächlich ein Anglizismus zu "it makes sense", der
allmählich "es ergibt Sinn" verdrängt. "Es hat Sinn" kenne ich eigentlich
nur in verneinter Form: "Es hat keinen Sinn [weiter zu suchen/sie anzurufen]."
im Gegensatz zu "Es ergibt keinen Sinn [, was man mir gesagt hat/, was in der
letzten Zeit passiert ist]."

Ich kann mir durchaus vorstellen, daß regional die bejahte Form "es hat Sinn"
anstelle von "es ergibt Sinn" verwandt wird.

UVK
--
Die, die sich dumm stellen, sind gefährlicher als die, die dumm sind.
(Manfred Rommel)

Thomas Hettmann

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Jan 1, 1996, 3:00:00 AM1/1/96
to
ga...@grapool8.rz.uni-frankfurt.de () wrote:
>Tom Winkler (t...@elektron.east.de) wrote:
>> Hallo Leute !
>
>> Einem Verwandten von mir ist aufgefallen, dass viele Leute "Es MACHT Sinn"
>> sagen. Er meinte dazu, daß früher in der DDR sowas nicht üblich war. Er
>> meinte daß früher (in der DDR )nur "Es HAT Sinn" gesagt wurde.
>> Kann das jemand bestätigen ???
>
>Das ist wieder so ein Anglizismus, der sich langsam einschleicht.
>

"Es hat Sinn" klingt fuer mich noch seltsamer als "Es macht Sinn". Ich wuerde
sagen "Es ergibt Sinn".
Ob "Es macht Sinn" wirklich ein Anglizismus ist, wage ich zu bezweifeln. Diese
Formulierung scheint mir hier im Norden so weit verbreitet zu sein, dass ich
eher auf einen Einfluss vom Plattdeutschen her tippen wuerde. Leider kann ich
selbst kein platt, habe also keinen Beleg fuer diese These.

Tschuess,
Thomas

--
/\___/\ Thomas Hettmann / Institut fuer Biochemie / Med. Univ. zu Luebeck
| o o | email: hett...@physik.mu-luebeck.de
__\_^_/__
(__/ \__) Manche Politiker benutzen Statistiken so
_| . |_ wie Betrunkene Laternenpfaehle benutzen:
(__\___/__) Mehr zur Unterstuetzung als zur Erhellung.


Tom Winkler

unread,
Jan 2, 1996, 3:00:00 AM1/2/96
to
> ga...@grapool8.rz.uni-frankfurt.de () wrote:
> >Tom Winkler (t...@elektron.east.de) wrote:
> >> Hallo Leute !
> >
> >> Einem Verwandten von mir ist aufgefallen, dass viele Leute "Es MACHT
> >> Sinn" sagen. Er meinte dazu, daß früher in der DDR sowas nicht üblich
> >> war. Er meinte daß früher (in der DDR )nur "Es HAT Sinn" gesagt wurde.
> >> Kann das jemand bestätigen ???
> >
> >Das ist wieder so ein Anglizismus, der sich langsam einschleicht.
> >
>
> "Es hat Sinn" klingt fuer mich noch seltsamer als "Es macht Sinn". Ich
> wuerde sagen "Es ergibt Sinn".
Hat es Sinn ein neues Haus zu bauen oder macht es Sinn ein neues Haus zu
bauen ?
Es haben mir mehrere Leute geschrieben. Sie meinten alle gemein, dass es
an der deutschen Philosophie liegt, dass Dinge einen Sinn an sich *haben*.
Im Englischen hingegen meint man eher das was daraus folgt, sozusagen das
was aus dem Sinn gemacht wird.

> Ob "Es macht Sinn" wirklich ein Anglizismus ist, wage ich zu bezweifeln.
> Diese Formulierung scheint mir hier im Norden so weit verbreitet zu sein,
> dass ich eher auf einen Einfluss vom Plattdeutschen her tippen wuerde.
In der DDR war das zumindest nie üblich.
Erst seit 5 Jahren, sagen viele es macht Sinn. Und es bürgert sich so
langsam ein.

> Leider kann ich selbst kein platt, habe also keinen Beleg fuer diese These.
Ich weiss nicht, ob evtl. in manchen Gegenden Deutschlands, die
Philosophie etwas anders gelaufen ist. Immerhin soll das Plattdeutsche ja
so einiges mit dem Englischen gemein haben.

Vielleicht kann irgendein Norddeutscher (oder sonsteiner) seine
Grosseltern fragen, ob sie sich noch daran erinnern koennen, wie es
frueher war.

> Tschuess,
> Thomas
>
Tschuess Tom.
--------------------------------------------------------------------------+
| T...@Elektron.east.de | *Tom Winkler* | Tom Winkler @ 2:249/999 |
+-------------------------------------------------------------------------+

## CrossPoint v3.1 ##

Georg Schulz

unread,
Jan 3, 1996, 3:00:00 AM1/3/96
to
Thomas Hettmann <hett...@physik.mu-luebeck.de> wrote:
>"Es hat Sinn" klingt fuer mich noch seltsamer als "Es macht Sinn".

Es heisst ja auch: "Die Sache hat einen(!) Sinn oder eben keinen".
Das Gegenteil zu obigem, falschen Satz muesste dann heissen:
Die Sache hat nicht Sinn. Und bei diesem Satz verbiegen sich einem die Ohren.
Was das Sinn machen betrifft, hat die Sache wahrscheinlich keinen Sinn mehr.
Es ist ein Anglizismus. Es gibt uebrigens noch mehr Anglizismen, von denen
wir das nur nicht mehr wissen:
-Valentinstag (nicht ganz ernst, aber auch nicht ganz unernst gemeint),
-weisse Luegen (ganz neu),
-eine weisse Weste (Quelle: W. Lansburgh, "Dear Doosie" oder "Wiedersehen mit
Doosie", Erscheinungsort und -jahr sind mir bei beiden Titeln im Moment nicht
bekannt),
- ganz cool sein.

Gerolf Wendland


Arno Eigenwillig

unread,
Jan 5, 1996, 3:00:00 AM1/5/96
to
In article <4ce2r1$f...@millie.scn.de>, Georg Schulz writes:

> -weisse Luegen (ganz neu),

Ist das nicht durch eine Star-Trek-Folge (TOS) popularisiert worden?
Wenn ich mich recht erinnere, spricht Spock da über weiße (zur Ver-
folgung eines guten) und schwarze (eines schlechten Ziels) Lügen.

-- __
__/// Arno Eigenwillig /\ <ar...@yaps.rhein.de> \/ PGP key available.
\XX/ V+49-2225-5870 /\ <Arnooo @ #amigager> \/ MIME 8bit welcome.

Georg Schulz

unread,
Jan 8, 1996, 3:00:00 AM1/8/96
to
ar...@yaps.rhein.de (Arno Eigenwillig) wrote:
>> -weisse Luegen (ganz neu),
>
>Ist das nicht durch eine Star-Trek-Folge (TOS) popularisiert worden?
>Wenn ich mich recht erinnere, spricht Spock da über weiße (zur Ver-
>folgung eines guten) und schwarze (eines schlechten Ziels) Lügen.

Nee, das war ein Radiomoderator. Ich denke, dass er "white lies" wort-
woertlich uebersetzt hatte - kam schliesslich in irgeneinem Lied vor.
Im Woerterbuch (Webster) steht dazu:
"causing no harm", was immer das eigentlich sein soll (Notluege oder
Luege fuer einen guten Zweck?).
Wenn's nur oft genug gebraucht wird, kommt's auch in "Die Minister-
praesidenten" (vormals Duden).

Gerolf Wendland


Arno Eigenwillig

unread,
Jan 10, 1996, 3:00:00 AM1/10/96
to
In article <4cr7aq$i...@millie.scn.de>, Georg Schulz writes:

> Nee, das war ein Radiomoderator. Ich denke, dass er "white lies" wort-
> woertlich uebersetzt hatte - kam schliesslich in irgeneinem Lied vor.

> Wenn's nur oft genug gebraucht wird, kommt's auch in "Die Minister-
> praesidenten" (vormals Duden).

Hmm, spüre ich da eine gewisse unterschwellige Verbitterung? :->

Ist doch eigentlich sehr literarisch, diese Farbmetaphorik. Hätte
Goethe sie geprägt, gälte sie bestimmt als sprachlich hochwertig.

Georg Schulz

unread,
Jan 15, 1996, 3:00:00 AM1/15/96
to
ar...@yaps.rhein.de (Arno Eigenwillig) wrote:

>Ist doch eigentlich sehr literarisch, diese Farbmetaphorik. Hätte
>Goethe sie geprägt, gälte sie bestimmt als sprachlich hochwertig.

Das ist allerdings nicht ganz von der Hand zu weisen.

Gerolf Wendland


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