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Faust, der Komödie erster Teil - 12 - Valentin ist eifersüchtig

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Walter Anger

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May 28, 2009, 9:05:08 AM5/28/09
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Restaurant mit einer Bar. Faust, Mephisto, Michaela, Gabriela und
Raffaela sitzen zu Tisch.

Mephisto: (vor sich ein Steak, hebt ein Glas Rotwein und prostet Faust
zu) <goethe>Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran, wo wir was
Guts in Ruhe schmausen mögen.</goethe>

Michaela: (mit leuchtenden Augen das Hühnerbein in ihrer Hand
betrachtend, leckt sich die Lippen) ... Die saftige Todsünde der
Völlerei! (beißt herzhaft ins Hühnerbein)

Raffaela: (leicht maulig, zu Mephisto) In letzter Zeit kommen wir so
selten zum völlern.

Mephisto: Jetzt wird gevöllert, nicht gemeckert!

Faust: Das friedliche Schmausen, die kultivierte Gefräßigkeit - lassen
wir's uns nicht vermiesen! (ißt den ersten Bissen seines Schnitzels)

Gabriela: (zu Faust) Hast du denn kein Mitleid mit dem armen
Schweinchen, das du da gerade völlerst?

Faust: Warum sollte ich?

Gabriela: (mitleidzerfließend) Das arme Tierchen! geschlachtet!
hingerichtet! gemordet! (anklagend) Du bist kein Tierfreund!

Faust: Doch, bin ich! Ich wünsche jedem Schweinchen bis zu dessen
grausam grunzenden Ableben ein quiekend glückliches Leben.

Gabriela: (anklagend) Du bist ja so böse!

Faust: ... Wir _sind_ böse - wir töten Tiere zu unserem Vorteil. Das
ist unsere Natur und völlig normal. (haut rein)

Auch Gabriela beginnt gierig ihren Braten zu essen.

Michaela: (zu Mephisto) Das war schon ein genialer Wurf, als du die
Gutheit als achte Todsünde erfunden hast!

Mephisto: Die neueste Innovation aus dem Haus des Bösen - damit verderb
ich den Menschen den Appetit. (lacht häßlich)

Gretchen kommt herbeigeeilt.

Gretchen: Tut mir leid, die Verspätung! (setzt sich an einen freien
Platz) Valentin wollt mich nicht auslassen.

Raffaela: (leise, zu Mephisto und Michaela) Den schmerzt jede Minute,
da er sie nicht unter seiner Kontrolle hat.

Gabriela: (zu Gretchen) Wie war die erste Arbeitswoche?

Gretchen: Viel Arbeit, aber ich mach's gern. Ich hab die Ablage neu
organisiert.

Faust schaut leicht säuerlich.

Michaela: (leise, zu Mephisto und Raffaela) Jetzt findet er nichts mehr,

Raffaela: (leise, zu Mephisto und Michaela) Sie ist strohdumm.

Gretchens Handy läutet.

Gretchen: (schaut aufs Display) Valentin! Was will der schon wieder?

Gretchen nimmt das Gespräch an.

Valentin steht beim Eingang, heimlich die Runde beobachtend, das Handy
am Ohr.

Valentin: (zu Gretchen, ins Handy) Wann ist es vorbei?

Gretchen: (zu Valentin, ins Handy) Ich hab noch nichtmal bestellt! ...
Du bist in der Nähe?

Faust: (zu Gretchen) Er ist auch gern eingeladen.

Gretchen: (zu Valentin, ins Handy) Du bist auch eingeladen - ...
Valentin, red nicht so biestig! ...

Gretchen beendet verärgert das Gespräch und schaltet das Handy aus.


Zeitsprung: Faust und Gretchen haben fertig gegessen. Die anderen
trinken noch, oder essen Desserts. Valentin hat sich im Restaurant eine
abgelegene Ecke gefunden. Er stiert von hinter einem Vorhang aus auf
die Runde.

Valentin beobachtet, wie Faust und Gretchen an die Bar gehen. Sie
setzen sich nebeneinander; sie trinken und unterhalten sich angeregt.

Ein Gast geht an Gretchen vorbei; schaut sie im Vorbeigehen
wohlgefällig an; er kommt bei Valentin vorbei. Valentin stürzt sich auf
ihn und drückt ihn an eine Wand.

Valentin: (rasend eifersüchtig) Begaffe nie wieder einen Arsch, auf den
ich die Exklusivrechte habe!


Zeitsprung: Valentin beobachtet weiterhin Gretchen und Faust, stiert
schwer atmend, ein Glas Whisky in der Hand. Faust nähert sich Gretchen,
um ihr etwas zu sagen. Gretchen lacht. Valentin läßt absichtlich das
Glas durch die Finger gleiten; es zerbirst am Boden; Valentin rennt
raus. Ein Kellner schaut ihm indigniert nach.

Michaela: Valentin könnte zum Problem werden.

Mephisto: Oder zum Glücksfall, lassen wir uns überraschen.

Gabriela: Es wird schon werden. Man muß nur Gottvertrauen haben. -

Die anderen schauen sie entsetzt an.

Gabriela: (verhustet sich) ... Tschuldigung! Ist mir so rausgerutscht!


Ortswechsel, Zeitsprung: Fausts Schlafzimmer. Halb eins in der Nacht.

Faust schläft; das Handy läutet; Faust wacht auf; schlaftrunken macht
er Licht; er nimmt das Gespräch an.

Valentin: (eifersüchtig) Ist die Schlampe bei dir?!

Faust: (schlaftrunken) Wenn eine Schlampe hier wäre, würd ich es spüren.

Valentin: (eifersüchtig) Hast du Gretchen angerührt, dann... !

Faust: (begreifend, verärgert) Ich hab kein Gretchen nicht angerührt!

Valentin: (eifersüchtig) Und wo ist sie?!

Faust: (boshaft) Sie hat irgendwas von einer Swingerparty gesagt. Keine
Ahnung, was ist sowas eigentlich? (Valentin schimpft) ... (laut) Und es
ist halb eins in der Nacht!

Faust beendet das Gespräch; schaltet das Handy aus; das Licht; und legt
sich wieder schlafen.


Zeitsprung: Die selbe Nacht, eine Stunde später.

Faust schläft; das Festnetztelefon läutet; Faust macht das Licht an; er
schlurft schlaftrunken zum Telefon; er hebt ab.

Valentin: (im Hintergrund schimpft Gretchen auf ihn ein) Äh, tut mir
leid, das vorhin. ... (zu Gretchen) Ja, mach ich! ... (zu Faust) Ich
hab ganz vergessen, daß Gretchen Damenabend hat. ... (zu Gretchen)
Gretchen, Gretchen, bleib da!

Faust: (murmelt düster) Es ist halb zwei.

Faust legt auf; nimmt den Hörer wieder ab und legt ihn neben das
Telefon; er schlurft wieder zu seinem Bett zurück.

--
Walter Anger

moviemaster.at

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